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Fall Relotius

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Der Fall Relotius hat die Person und das Wirken des deutschen Journalisten Claas-Hendrik Relotius[wp] zum Gegenstand, der für seine Reportagen mehrfach ausgezeichnet wurde und über den im Dezember 2018 bekannt wurde, dass Inhalte seiner Texte in erheblichem Umfang erfunden waren.

Nach wochenlangem Leugnen gab Relotius Manipulationen zu und reichte am 17. Dezember 2018 seine Kündigung beim Spiegel ein. Der Spiegel gab am am 19. Dezember 2018 bekannt, dass Claas Relotius "in großem Umfang eigene Geschichten manipuliert" habe. Die Fälschungen wurden aufgedeckt, weil der Spiegel-Reporter Juan Moreno, der gemeinsam mit Relotius an der Reportage "Jaegers Grenze" gearbeitet hatte, im November Unstimmigkeiten im Text bemerkte, Angaben überprüfte und seinen Verdacht der Ressort­leitung mitteilte. Nach eigenen Angaben reichen Relotius' Arbeiten von korrekt recherchierten Texten über die Erfindung von Figuren, Szenen, Zitaten und anschaulichen Details bis hin zu komplett erfundenen Geschichten.[1]

Zitat: «Im selben Jahr, in dem das Wort "Lügenpresse" zum Unwort des Jahres gewählt wurde, wurde #Relotius von CNN zum Journalisten des Jahres gekürt.» - Gottfried Curio (AfD)[2]

Reaktionen auf die Manipulationen

Der Spiegel bat öffentlich für die Fälschungen um Entschuldigung und kündigte an, die Affäre durch eine auch mit externen Mitgliedern besetzte Kommission auf­zu­klären. Brigitte Fehrle[wp] (ehemalige Chef­redakteurin der Berliner Zeitung), Clemens Hoeges (stell­vertretender Chefredakteur im Spiegel-Verlag) und Stefan Weigel (stell­vertretender Chefredakteur der Rheinischen Post) sollen unter­suchen, weshalb die Prüf­systeme des Nachrichten­magazins nicht gegriffen haben, und ihre Ergebnisse öffentlich dokumentieren.

Georg Altrogge[wp] (Meedia) kritisierte, zwar handle es sich beim Fall Relotius um einen "redaktionellen Betriebs­unfall (...) der andere hoch­angesehene Medien genauso hätte treffen können", doch bliebe die Frage, ob nicht speziell Der Spiegel "einen Nährboden für einen Fake-Reporter geliefert" habe. Das Magazin sei dafür bekannt, Lesern zu suggerieren, seine Reporter seien unmittelbare Zeugen des Geschehens oder könnten sich auf Informationen aus erster Hand berufen; dafür sei "das Magazin häufig in die Kritik geraten, vor allem aufgrund des tendenziösen Charakters solcher oft nicht einmal gegen­darstellungs­fähiger Passagen". Stefan Niggemeier, selbst ehemaliger Spiegel-Autor, attestierte dem Magazin im Zusammenhang mit dem Fall Relotius eine "gefährliche Kultur des Geschichten-Erzählens".

Jörg Thadeusz[wp] kommentierte, bei der Auswahl für Journalisten­preise "stünde ein gewisses Weltbild fest". Einen Preis erhielte, wer dieses Bild "mit einer süffigen Geschichte möglichst prachtvoll bestätigt". Er fragte, auf welches Wohlwollen sich ein Fälscher wohl verlasse, wenn er Geschichten über eine amerikanische Kleinstadt erfinde, in der "die Dumpfen unter sich" seien, oder ein Gespräch mit einer Überlebenden der Weißen Rose manipuliere, die angeblich über die erneut in Deutschland gezeigten Hitlergrüße entsetzt sei.[1]

Krsto Lazarević auf Twitter:

Zitat: «Ich habe drei "Reportagen" von #Relotius aus Bosnien und Albanien gelesen und sie stehen stellvertretend für alles was in der Bericht­erstattung über Südosteuropa falsch läuft. In diesem Thread versuche ich zu erklären, warum ich das so sehe.[3]

Die Themen: Klar, in Albanien geht es um ein­geschworene Jungfrauen und Blutrache, in Bosnien um Krieg. Genau die Klischee­themen, die der mittel­europäische Leser mit dem Balkan verbindet. Statt Komplexität darzustellen, werden die Klischees der Leser bestätigt.[4]

#Relotius hat offensichtlich keine Ahnung von der Region, trotzdem gibt er sich als großer Welterklärer. Er schafft ein Balkanbild, dass mit der Realität vor Ort nichts zu tun hat. Edwards Saids Orientalism lässt grüßen.[5]

Zu den Blutfehden: Ja, es gibt sie noch. Sie sind aber bei weitem nicht so verbreitet, wie in #Relotius Artikel beschrieben. Solche Sätze sind rassistisch, weil sie suggerieren, Albaner seien alle wie Tiere die sich nicht unter Kontrolle hätten.[6]

Die Schwurjungfrauen. Fast alle Reportagen, die ich über das Thema gelesen habe, sind Bullshit. Es gibt nur noch wenige sehr alte Personen, die das machen. Um mit ihnen zu drehen, muss man sie bezahlen. Bis zu 400 € am Tag. Davon leben sie.[7]

Dafür machen Sie dann eine Show für Reporter und Kamera, der nichts mit ihrem Alltag zu tun hat. Das Angebot gibt es auch für Touristen. Das ist keine Recherche, das ist Zirkus.[8]

Als mir die "eingeschworenen Jungfrauen" angeboten wurden, habe ich natürlich abgelehnt und die Reportage nicht gemacht, sondern einen Text geschrieben, in dem ich das Phänomen beschreibe. Leute wie #Relotius ziehen es vor ihre Leser zu verarschen.[9]

Das Veteranentreffen: Die Story ist komplett erfunden. Es würde Stunden dauern alle Un­gereimt­heiten aufzuzählen. Aber jeder mit Grund­kenntnissen zu der Region merkt sofort, dass der Autor keine Ahnung von dem hat und viele Szenen fragwürdig sind.[10]

Ich konkurriere mit Leuten wie #Relotius um Platz, Aufmerksamkeit und Geld in den Medien. Seine Texte sind Unterhaltung, die Leser in ihren Vor­urteilen bestätigen. Es geht ihm gar nicht darum, zu erklären was auf der Welt passiert.[11]

Leute wie #Relotius bekommen die großen Reportagen im Spiegel, ich muss um jede Seite kämpfen. Frustrierend. Vor allem weil die Realität in Reportagen aus Südost­europa oft etwas "angepasst" wird, damit eine Geschichte sich schöner liest. Das merke ich verdammt oft.[12]» - Aus Twitter

Zitat: «Sagen wir es, wie es ist: Relotius ist der Karl May[wp] des 21. Jahrhunderts. Und möglich wurde es durch eine redaktionelle "I want to believe"-Haltung.» - mostly harmless[13]

Analyse

Eine umfangreiche Analyse hat der Blogger Hadmut Danisch vorgelegt, der darauf hinweist, dass es um mehr geht als nur um den Spiegel und Claas Relotius, der dazu ermahnt, Abstand zu nehmen und sich die Gesamtheit der Fälle anzusehen:

Spieglein, Spieglein, an der Wand, wer ist der größte Schwindler im ganzen Land?

Man erinnere sich daran, wie arrogant, überheblich und selbstgerecht die Presse, das Fernsehen, die Medien schlechthin in den letzten Jahren ihren Krieg gegen die angeblichen "Fake-News" geführt haben. Mit welcher herablassenden selbst ernannten Richterlichkeit sie über jeden, der ihnen nicht gefiel, mit "Fakten­checks" und ähnlichen Herab­würdigungen richtete, urteilte, sich selbst auf die inhaltliche und moralische Stufe des Maßgeblichen stellte. Und nie bereit war, die Sicht des anderen zu betrachten, die Möglichkeit eines einfachen Irrtums - auf eigener oder fremder Seite - einzuräumen. Was immer man an echter oder vermeintlicher Unwahrheit fand, es war immer gleich der totale Beweis für die grenzenlose Verkommenheit und Verlogenheit all derer, die nicht der einzigen heiligen Meinung waren. Der Angeklagte wurde dazu nie gehört, das Urteil stand von vornherein fest. Schuld­mindernde Gründe oder Pardon wurden nie gewährt, Gefangene machte man auch nicht. Man gefiel sich in der Rolle des Ermittlers, Anklägers, Richters und Scharfrichters in einer Person. Und wie ich es auf diversen Konferenzen erlebt habe, füllte man diese Rolle mit einer Überheblichkeit, Arroganz und Selbst­gefälligkeit aus, die ich nicht angemessen auf Papier oder Webseite zu bannen vermag - der Monitor würde trüb.

Es wäre zwar in seiner Gesamtheit falsch, aber immerhin noch von einer inneren Stringenz gewesen, hätte man sich nun nach der Causa Relotius selbst mit denselben Maßstäben gemessen, die man die letzten Jahre an andere angelegt hat.

Doch wie immer erweist sich der Journalismus als notorischer Anwender der Doppelmoral, gelten für sich und andere immer so ganz unter­schiedliche Maßstäbe.

Der SPIEGEL macht sich nun selbst zum Thema seiner morgigen Ausgabe, mit der Titelzeile "Sagen, was ist", und gibt den zugehörigen redaktionellen Teil ausnahmsweise mit dem Werbe-PDF kostenlos heraus[ext]. Man hat es sehr eilig, sich als Opfer darzustellen, und die geschrumpfte Schar zahlender Leser reicht nicht mehr als Adressaten.

So heißt es im Editorial nicht etwa "Wir haben das Schlimmste getan, was eine Redation tun kann", sondern '"Uns ist das Schlimmste passiert, was einer Redaktion passieren kann." Oooh, uns armen Hascherln ist sowas Schlimmes passiert. Könnt Ihr uns nicht in den Arm nehmen und trösten?

Wer, bitte, ist denn die Redaktion, wenn nicht die, die die Texte schreiben? Ist es nicht quer durch Anspruch und Rechtsprechung der Punkt, dass die Redaktion nicht nur für den Inhalt und dessen Geschreibe zuständig und verantwortlich ist, sondern erst dadurch überhaupt zum "Redaktionellen" wird? Wenn ich als Blogger vor einem Verwaltungs­gericht Auskunfts­ansprüche durchsetzen will, muss ich darlegen, dass ich den Inhalt meiner Webseiten selbst schreibe und den Inhalt selbst steuere, nicht nur fremde Texte durchreiche, damit ich rechtlich als "redaktionell" angesehen werde und Auskunfts­ansprüche geltend machen kann. Für mich als kleinen einzelnen Feierabend­blogger gilt die Anforderung, dass ich Auskunft nur bekomme, wenn ich redaktionell arbeite, und das nur tun kann, wenn ich die Inhalte selbst festlege, selbst Sachverhalte (wie etwa durch Auskunfts­klagen) prüfe.

Wie kann das sein, dass die Rechtsprechung an einen kleinen, einzelnen Hobby­blogger, der dies nicht als Beruf erlernt oder studiert hat, und der nicht mal einen Presseausweis bekommt, soviel höhere Anforderungen stellt, als die Redaktion des SPIEGELs an sich selbst?

Warum bin ich für das, was auf meinen Webseiten steht, voll verantwortlich, während die Redaktion des SPIEGELS als weltweit publizierende Entität mit großem Verlagshaus die Verantwortung für sich selbst von sich weist?

Zitat: «Juan Moreno haben wir viel zu verdanken. Er zeigte eine der wichtigsten Eigenschaften von Journalisten: Misstrauen. Manchmal braucht man sie leider auch gegenüber Kollegen.»

So?

Wird uns nicht seit 5, 10, 20 Jahren völlig ungeprüft und kritiklos jeder noch so dämliche "links-versiffte" Blödsinn aufgetischt? Gender Pay Gap, der ganzen Gender­schwachsinn, das Migrations­hurra? Wo man jedes Misstrauen sofort attackiert, verboten, mit Hinrichtung bestraft hat? Jeder ein Sexist, ein Nazi, ein Rechtspopulist, der an irgendwas auch nur das leiseste Misstrauen erkennen ließ?

War es nicht Stammthema weiter Teile der Presse, dass man etwa einem Vergewaltigungsvorwurf niemals misstrauen dürfe, dass man immer der Frau, dem Opfer blind glauben müsse? Hätte überhaupt jemals jemand in der Mainstream-Journaille Misstrauen gegenüber Feminismus, Genderismus, oder überhaupt diesem ganzen linken Mainstream-Komplex aufgebracht? Wenn Misstrauen doch eine der wichtigsten Eigenschaften eines Journalisten ist, warum halten sie sich dann für Journalisten?

Muss man unserer ideologisierten Presse nach deren Erzeugnissen der letzten 10 Jahre nicht generell eine tief­greifende Faktophobie, die schiere Realitäts­ablehnung, die Utopie als Maßstab der Wahrheit unterstellen?

Schaut man sich die Seiten an, die der SPIEGEL gerade als kostenlosen Auszug der neuen Ausgabe herausgibt, kommt man sich vor wie im falschen Film: Der SPIEGEL stellt sich als das betrogene Opfer dar, dass nur durch helden­haften hoch­qualitativen Super­journalismus in der Lage war, sich selbst aufzuklären. Als hätte Nixon[wp] Watergate[wp] als seine Leistung gefeiert.

Hätte man Donald Trump zugestanden, dass er nur das Opfer seiner Informationen ist? Oder hält man da daran fest, dass der Präsident für sich selbst verantwortlich ist?

Diente nicht das ganze Fakten- und Fake-News-Gequatsche letztlich nur der Diffamierung anderer und der Selbsterhöhung des Journalismus? Hoch gepokert und nichts auf der Hand?

Der SPIEGEL-Auszug endet mit einem Interview der Bewohner von Fergus Falls[wp] in Minnesota, die sich die Lügen nicht gefallen lassen wollten und die Unwahrheiten aufgedeckt haben.[14][15] Sie sagen, er sei "mit einer vorgefertigten Idee im Kopf" gekommen. Ich habe Journalisten, eigentlich alle Geisteswissenschaftler, auch Richter, fast nie anders erlebt.

Die Süddeutsche ballert heute auch einen Artikel nach dem anderen zur Causa raus. Und so heißt es in einem:

Zitat: «Seine Geschichten erfüllen auf elegante Art Erwartungen und Vorstellungen, und sie haben vor allem immer einfache Erklärungen. Wenn man als Reporter aber eines lernt: Es ist immer grau, nie schwarz oder weiß. Aber so wütend ich war, dass ich da gegen Wände gerannt bin: Wäre mir das als Chef auch passiert? Vielleicht. [...]

Das fällt alles wunderbar zusammen in seinen Geschichten, die haben etwas Tröstendes. Es ist totaler Zeitgeist. Die Reportage hat sich in den letzten Jahren massiv Richtung Kurzgeschichte, Richtung Literatur entwickelt. Wenn man in eine Geschichte wie "Jaegers Grenze" schreibt, die Zahl der Flüchtlinge hat sich in den letzten Jahren aber um 85 Prozent reduziert, zerstört das den ganzen Mood.»[16]

Erfüllen Erwartungen und Vorstellungen. Ich habe gestern geschrieben: "Gelogen, nicht betrogen. Geliefert wie bestellt".[17] (Ich bezog das auf die Redaktion, nicht die Leser, die hat er schon betrogen, aber der Redaktion hat er einfach geliefert, was die haben wollten.) Egal, ob es stimmt. Man will Safe Spaces, man will nicht mit der garstigen Realität konfrontiert werden, sondern sich wohlfühlen, das lesen, was einem passt und schmeckt. Dazu hat er nicht nur die Unwahrheit geschrieben. Er hat auch Mails gefälscht.

Die Widerlichkeit der Sache ergibt sich, wenn man etwas Abstand nimmt und sich die Gesamtheit der Fälle ansieht. Denn die Lügen gingen, soweit ersichtlich, immer in dieselbe politische Richtung: Das heilige Linke gegen alles, was man für das garstige Rechte hielt. Es war, was der Mainstream verlangte, synthetische Bestätigungen der Utopie, die in der Realität nicht zu finden waren. Man hat regelrecht dafür gezahlt und Preise vergeben, dass man belogen wurde. Wahrheit wird nicht mehr honoriert, sie wird im Gegenteil gekündigt und gefeuert. Schaut Euch nur all die widerlichen Preis­verleihungen in Presse und Rundfunk an, bei der es nur noch um Political Correctness geht. Diese widerliche schmierige Lubrikanz, diese ölige Selbst­gefälligkeit und Selbst­gerechtigkeit, die sich durch den gesamten Journalismus und vor allem dessen Preis­auszeichnungen zieht. Die Branche ist im Ganzen so widerlich, und findet sich darin auch noch gut. Widerlich über das beschreibbare Maß hinaus.

Mit welchen Mitteln - die in der Moral­überschwemmung als durch den Zweck geheiligt erschienen - man dabei vorging, wird etwa am Interview mit der uralten, letzten Über­lebenden der Wider­stands­gruppe "Weiße Rose" deutlich, der man Aussagen in den Mund legte, die sie nie gesagt hatte und das auch ausdrücklich bestritt.

Zitat: «Auf Neonazis in Chemnitz bezogen, zitiert Relotius sie so: "Deutsche, die streckten auf offener Straße den rechten Arm zum Hitlergruß, wie früher." Die Sätze in der vierten Antwort habe sie nie benutzt, sagt Lafrenz. Sie habe auch nie aktuelle Fotos in US-Zeitungen von entsprechenden Aufmärschen in Deutschland gesehen.»[18]

Der heilige Kreuzzug gegen alles, was man für "rechts­populistisch" oder sowas hält, adelt, heiligt, erlaubt alles und selbstverständlich auch die Moralkeule mit unanzweifelbaren Autoritäten wie einer Überlebenden einer Wider­stands­gruppe gegen den Nationalsozialismus. Wenn die sagt, dass es in Chemnitz wie bei Hitler ist, dann ist das moralisch absolut und nicht mehr anzugehen. Nur dass sie es eben nicht gesagt hatte. Man sah eben an Chemnitz, dass das Monopol des linken Mainstreams bröckelte und dann war kein Hammer groß genug, um draufzuhauen.

Vielleicht ist das auch einfach das technologische Ende des Print-Journalismus, eben des indirekten Journalismus, der immer nur indirekt wiedergibt, was jemand gesagt haben soll. Man wird in Zukunft Video­aufnahmen fordern - bis auch da die Deep Fakes und faulen Schnitte überhand nehmen. Ein Journalist erklärte mir mal unter der Hand, dass man zur Negativ­darstellung von Pegida unbedingt einen brauchte, der sich bedroht fühlte, möglichst schwarz, aber keinen gefunden hat. Also hat man einen dafür bezahlt, dass der ihnen vor der Kamera einen armen Angst­neger darstellt, der um Leib und Leben fürchte. Allzuweit bringen einen im Zeitalter der Miet- und Gewerbs­opfer auch Video­aufnahmen nicht in Richtung Wahrheit.

Telepolis gilt gemeinhin als nicht gerade journalistisch. Obwohl auch das als linksgrün versifft verschrien ist, war da immerhin eine gesottene Kritik am Umgang der Presse mit sich selbst zu finden: Die Aufregung um Claas Relotius ist Heuchelei liegt sicherlich daran, dass es von einem Anwalt und nicht von einem Journalisten geschrieben ist, Markus Kompa.

Zitat: «Relotius tut nichts anderes als das, was von ihm erwartet wurde: Geschichten zu liefern, die das erwünschte Narrativ bedienen, regelmäßig Klick­zahlen zu liefern und unerwünschte Beiträge zu vermeiden. Letzteres ist fundamental, denn nicht ein einziger deutsche Journalist erwähnte die Kriegs­verbrechen eines US-Präsidenten, dem Deutschland die Reibungs­losigkeit der Wieder­vereinigung mitzuverdanken hat (Auf den Hund gekommen[ext]). So bedachte man etwa Relotius mit dem Deutschen Reporterpreis für ein wohlfeiles Rührstück über einen syrischen Jungen, der angeblich meinte, durch einen Streich den Bürgerkrieg ausgelöst zu haben.

Mit seiner kreativen Bericht­erstattung bewegte sich Relotius sogar innerhalb der Maßstäbe des Deutschen Presserats[wp], dem eine sehr ähnliche Geschichte über ein syrisches Kind vorgelegt wurde, nämlich die infame und für jeden professionellen Journalisten sofort durchschaubare Propaganda mit dem angeblichen Twitter-Mädchen im Syrienkrieg[ext][19]

Das Twitter-Mädchen im Syrienkrieg. Das war auch so eine Story, für die man die an die Wand nagelte, die aufzeigten, dass es nicht wahr sein konnte. Das Moralische war schon länger wichtiger als das Wahre.

Zitat: «Statt sich bei den Lesern für das unkritische Durchreichen von Kriegspropaganda zu entschuldigen, zerrte der Stern einen insoweit kritischen Blogger vor die berüchtigten Hamburger Presse­gerichte. Dabei hatte der Stern - der eigentlich für die Pressefreiheit kämpfen sollte - den Erlass einer einstweiligen Verfügung mit einem sechs­stelligen Streitwert beantragt, die anfangs sogar dem Landgericht Hamburg vermessen erschien. Ohne, dass der Blogger in Kenntnis vom Antrag gesetzt worden war, wurde über die Beschwerde bis hin zum Oberlandes­gericht Hamburg verhandelt.

Ohne, dass dem Blogger über insgesamt eineinhalb Monate Gelegenheit zur Rechts­verteidigung gegeben worden war, flatterte dem Blogger dann die teure Unter­lassungs­verfügung ins Haus. Kürzlich urteilte das Bundesverfassungsgericht, dass solche "einseitigen Geheim­verfahren" ab sofort als verfassungswidrig gelten. Der stern verfolgt seine Klage gegen Blogger unerbittlich weiter, denn selbstverständlich sind Stern-Geschichten­erzähler keine "Fake-News-Produzenten", sondern gewissenhafte Qualitäts­autoren, die sich auf verlässliche Quellen stützen (z. B. Twitter).

Auch im kommenden Jahr werden die Journalisten hierzulande Hunderte Medien­preise einander gegenseitig verleihen und uns damit die Wahrheit weisen.»[19]

Auch das gerne auf linksaußen gebügelte und propagandistische Mitternachts­dramatikum des ZDF heute+ brachte gestern einen Beitrag dazu[ext], aus dem ich ein paar Stückchen zitieren möchte:

Videozitat: «[...]»

Ach.

Jeder im Haus sei sehr betroffen, es gebe einen Schock.

Sowas aber auch. Jahrelang hat man auf jedem herum­getrampelt, der vom Mainstream abwich. Der SPIEGEL leistet sich sogar eigene Hetz­granaten wie Stokowski oder Lobo, die im Prinzip die Tätigkeit eines von Schnitzler fortführen und gegen alles hetzen, was vom Mainstream abweicht. Die sind zwar vor allem auf SPIEGEL Online zugange, aber allzuweit auseinder sind SPIEGEL und SPIEGEL Online nicht. Und dieser ideologisierte selbstgefällige arrogante Sauhaufen, für den nie etwas zählte als die eigene Meinung, der will jetzt mit Tränchen geschockt und betroffen sein?

Videozitat: «[...]»

Wie bitte!?

Wir brauchen Leute, die sich frei bewegen können, und es sei Menschenwerk, und damit müsste man leben?

Denen, über die der SPIEGEL und der ganze Mainstream-Journalismus so schreiben, hat man nie das Recht eingeräumt, Mensch zu sein und Fehler zu machen. Bei anderen nimmt man jedes noch so geringe Fehlerchen als Beleg für moralische Verkommenheit. Und oft wird dann auch gleich auf dem Rechtsweg abgemahnt. So etwas wie einen einfachen Hinweis auf einen Fehler oder eine Unrichtigkeit kennen die da auch eigentlich nicht. Jeder noch so geringe Ansatzpunkt wird da gerne gleich für Krieg verwendet.

Videozitat: «[...]»

Ach, gar?

Jetzt soll man nicht von diesem einen Fall auf große Mechanismen schließen?

Hat man nicht genau das ständig in Bereichen wie Sexismus, Rassismus, Trump-Jagd und so weiter getan?

Hat man nicht ständig alles, was nicht stramm links­main­stream­konform ist, gejagt und grenzenlos aus­beschuldigt? Wann hätte man jemals einer anderen als der eigenen Seite zugestanden, dass es da mal Fehler oder schwarze Schafe gab, die man nicht verallgemeinern dürfte? Schaut man sich an, worüber Presse und Rundfunk die letzten Jahre so berichtet haben, Pay Gap, Vergewaltigung, Pegida, AfD, Rassismus, Chemnitz und so weiter, dann galt da immer pars pro toto[wp]. Könnt Ihr Euch noch an das Chemnitz-Video erinnern? (Hase, Du bleibst hier!) Das, wo man den Abgestochenen ignorierte, aber aufgrund eines kurzen Video­schnipsels unklarer Herkunft, auf dem einer einem anderen 10 Meter hinter­her­läuft, gleich eine ganze Stadt, ein Bundesland zu Massen-Nazis erklärte? Wegen zehn Metern, auf denen eigentlich gar nichts passiert ist? Wochen- und monate­lang Presseterror?

Oder den Mann mit dem Deutschlandhut, für den man gleich eine ganze Behörde, eine Landesregierung, ein Bundesland hinhängte, weil der in seiner Freizeit unterwegs war?

Oder wie wär's mit Harvey Weinstein[wp] oder Dieter Wedel[wp]? Hat man da nicht ganze Branchen wegen eines Einzelnen hingehängt, und dem noch nicht mal was bewiesen? Ist da nicht schon eine Weinstein-Beschuldigerin aufgeflogen?

Und diesselbe Journaille beansprucht nun, nicht für einen hingehängt zu werden, obwohl der das über längeren Zeitraum, systematisch, bewusst, geplant, mit enormer krimineller Energie und komplexen Handlungen, nicht im Affekt getan hatte, und sämtliche Kontrollen und alle die vielen Leute, durch deren Hände so ein Artikel geht, komplett versagt haben?

Dieser ganze Medien- und Presse­komplex ist so abgrundtief verlogen, verkommen, korrupt, intrigant, einfach so generell widerlich. Und es fällt mir gar nicht mal so sehr daran auf, dass der Typ da gelogen hat. Journalisten beim Lügen habe ich schon oft gesehen. Sondern wieder mal diese eklige Doppelmoral, dieses Anlegen völlig anderer Maßstäbe an sich selbst als an andere. Denkt mal drüber nach, welche Maßstäbe diese Presse allein in diesem Jahr (Chemnitz-Video, Mann mit Hut, Trump und die Spiegel-Titel­blätter dazu, Weinstein, Wedel und so weiter) an andere angelegt hat. Und wie weich und selbst­mitleidig sie sich jetzt zum armen Opfer erklärt und sich für ihre hohen journalistischen Maßstäbe und Leistungen auf die Schulter klopft.

Diese Leute sind so absolut widerlich.

Wer kauft diesen Leuten noch etwas ab?

Wer glaubt diesen Leuten noch etwas?

Hadmut Danisch[20]

Ergänzend zu empfehlen sind Danischs Berichte über die Konferenzen "Netzwerk Recherche".[21][22]

Zitat: «Der Skandal um den Fälschungsjournalisten Claas Relotius liegt nicht alleine beim "Spiegel". Er trifft ebenso eine ganze Branche, ihre Berufs­verbände und Stiftungen, die diesen Hochstapler honorierten, ihn als Shooting Star vom Schlage eines Egon Erwin Kisch[wp] oder Hunter S. Thompson[wp] feierten und zum journalistischen Vorbild erhoben.

Was Relotius ablieferte, war zu keinem Zeitpunkt außer­gewöhnlicher Journalismus; schreiben wie er konnten viele, womöglich sogar besser. Nein, wofür man ihm die Meriten verlieh, das waren die Themen seiner "Reportagen". Relotius dachte sich Storys aus, die direkt ins limbische System[wp] seiner Vorgesetzten und all jener Haltungs­journalisten spielten, die in diesem Land tagtäglich die Wirklichkeit umformen:

Es waren stets Storys, die ins Weltbild passten und das soziale, ökologische oder pazifistische Gewissen der "Spiegel"-Redaktion stimulierten[ext]: Über Todesstrafe oder Waffen­fanatiker in den USA. Über syrische Flüchtlings­kinder. Über Bürger­kriegs­soldaten. Über rechte Hetz­jagden. Themen eben, die so "wichtig" schienen, die Balsam für die eigene, tagtäglich von der Realität malträtierten Weltsicht weidwunder Medien­vertreter waren.

Richtige Haltung wichtiger als Fakten

Kein Wunder, dass hier bereits von vornherein blinde Augen zusätzlich zugedrückt wurden und plausibel erdichtete Details in Relotius' Reportage­märchen durch das Kontroll­system schlüpfen konnten. Und weil die meisten deutschen Journalisten - nach statistischen Erhebungen nicht umsonst mehrheitlich "Grünen"-Wähler - den unprofessionellen Bias der "Spiegel"-Redaktion teilen, wurden auch die Laudatoren Relotius' bei dessen diversen Preis­verleihungen zu keinem Zeitpunkt stutzig, ob seine Stücke vielleicht nicht etwas zu schön waren, um wahr zu sein; einfach "touch to much", eben zuviel des Guten.

Doch die richtige Gesinnung, ein makelloses Gewissen und "Haltung" sind heute für Reporter und Schreiber weit wichtiger als solides redaktionelles Grund­handwerk, als objektive Recherche oder kritische Fakten­würdigung.

So gesehen war der Grund, aus dem die "Spiegel"-interne Kontrolle in Gestalt der vermeintlich untrüglichen Abteilung für Dokumentation so kläglich versagte, letztlich derselbe, aus dem Relotius mit Preisen überschüttet wurde.» - Gastkommentar von Daniel Matissek[23]

Über 50 Geschichten soll ein preisgekrönter SPIEGEL-Journalist teilweise oder komplett erfunden haben. Angeblich täuschte er sehr geschickt. Auch das stimmt nicht: er manipulierte grob - weil er sich sicher sein konnte. Auch die Bewertung von Chemnitz ist: erfunden.

Der SPIEGEL-Journalist Claas Relotius war in der Zeit nach 2015 nicht nur der Mann der Stunde, sondern der Jahre. Er lieferte die perfekten Geschichten ab. Über einen syrischen Asylbewerber Mahmoud Abdullah, der in Deutschland auf der Straße ein Sparbuch mit zwei eingelegten 500-Euro-Scheinen findet, aber den Finderlohn ablehnt:

Zitat: «Da, wo er herkomme, sagt er, sei man nicht ehrlich, um eine Belohnung zu bekommen, "sondern um ein guter und gerechter Mensch zu sein". Mahmoud Abdullah hat seine Heimat verloren, seine Freunde, seine Arbeit und sein Haus, aber er sagt, er habe sich nie reicher gefühlt als in diesem Moment.»  ("Verlust", 2. Oktober 2015)[24]

Oder über zwei syrische Flüchtlingskinder:

Zitat: «Ahmed und Alin sind zehn und elf Jahre alt, als ihre Eltern in Aleppo starben. Sie fliehen in die Türkei und arbeiten hier, getrennt voneinander, als Schrottsammler und Näherin. Manchmal, im Traum, erscheint ihnen Angela Merkel  ("Königskinder", 9. Juli 2016)[25]

[...] Auch Relotius war eine Investition. Hoch bezahlt, hoch dekoriert mit Journalisten­preisen. In der Laudatio des Reemtsma-Preises hieß es, seine Texte läsen sich eigentlich "wie Literatur".

Claas Relotius war der Dealer, der die moralin­süchtige Chefredaktion des SPIEGEL mit hoch­reinem Stoff versorgen konnte. Er wusste, dass sie ab 2015 ihre Dosis brauchten. Und er kannte offenbar den Satz aller begabten Händler: "Ich hab genau das Zeug, das du brauchst."

– Alexander Wendt[26]
Rund 60 Artikel alleine im "Spiegel" sind davon betroffen. Die Fälschungen tauchen dabei vor allem in Artikeln auf, zu deren Themen die deutsche Mainstream-Presse ohnehin einseitig berichtet [...] Richtig fragt Burkhard Ewert (Chefredaktion NOZ-Medien):
Zitat: «Aber kann es sein, dass ihm auch darum geglaubt wurde, da seine Texte vielen ins Weltbild passten? Dass zum Thema also auch die Frage zählt, ob es in Mode gekommen ist, erwünschtes statt reales Geschehen abzubilden? Um Haltung zu zeigen und so?»[27]

Dabei waren die Geschichten jeweils so von Relotius erfunden, dass sie genau ins Weltbild der links­grünen Medien­macher passten. Gleich viermal wurde er deshalb mit dem Deutschen Reporter­preises ausgezeichnet.

Wikipedia lobt ihn: "2017 wurde er für seine Spiegel-Reportagen über einen Jemeniten im US-amerikanischen Guantanamo-Gefängnis und zwei syrische Flüchtlings­kinder mit dem Liberty Award und dem European Press Prize ausgezeichnet."

Der Skandal kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Glaubwürdigkeit der deutschen Medien durch die weitgehende freiwillige Gleichschaltung mit dem System Merkel ohnehin auf einem einmaligen Tiefpunkt angekommen ist. [...] Auch die Frage, warum unsere emsigen Fake-News-Jäger von "Correctiv" und Co[ext] hier offensichtlich versagt haben, stellt sich mit großer Dringlichkeit.

– Philosophia Perennis[28]
Zitat: «Mich macht bei den rührseligen Geschichten schon misstrauisch, dass die Interviewten und Zitierten uniform exakt das nachplappern, was den neu­eingeführten Narrativen entspricht, die von der Mainstream-Presse exakt so propagiert werden, die jedoch der eigenen Wahrnehmung und allen Kenntnissen und Erfahrungen widersprechen, und oft auch dem gesunden Menschenverstand. Und die wie aus dem Nichts auf einmal überall auftauchten, so dass man sich überrascht fragte, ob über Nacht eine neue Parole ausgegeben wurde, von der man selbst nichts bekommen hat.

Wie oft hatte man in den letzten Jahren den Eindruck, dass derartige Berichte und Geschichten konstruiert und wie aus einem Drehbuch für die gesellschaftlich-politische Volkserziehung des derzeitigen Gesinnungs­zeitgeists klingen? Ich für meinen Teil sehr oft. Und da bin ich sicher nicht alleine.» - Gabriele Kremmel[29]

Blogger Hadmut Danisch beschreibt, warum der Fall Relotius kein Einzelfall sein kann und dahinter System stecken muss:

Ich möchte mal zwei Zitate aus dem Müllpresseblatt SPIEGEL gegen­über­stellen, die wohl sehr gut zeigen, was da schief läuft.

Auf das erste Zitat bin ich durch einen Tweet gekommen, in dem jemand fragte, wie der SPIEGEL auf so etwas überhaupt kommt.[30] Über den grünen, gleichwohl migrations­kritischen Tübinger Ober­bürger­meister Boris Palmer[wp] schreibt der SPIEGEL:

Zitat: «Deutschland lacht über Oberbürgermeister Boris Palmer und seine Tiraden, seine Parteifreunde schimpfen. Seine Heimatstadt aber verteidigt ihn gegen jede Kritik.»[31]

Ich kenne niemanden, der über Palmer lacht.

Aber ich kenne Leute, die ihn für den einzigen Grünen mit Hirn halten. Ich kenne noch weitere, die ihn und Kretschmann für die einzigen zwei halten, aber da gibt es dann schon Gegen­meinungen.

Wie und auf welcher "Faktenlage" kommt also der SPIEGEL zu so einer Aussage? Woher wollen die wissen, dass "Deutschland über Palmer lacht"? Und wie will man das nachprüfen? Wer oder was ist da Deutschland? Soll ich auf die Straße gehen und die nächsten zwanzig Leute fragen "Entschuldigung, lachen Sie über Boris Palmer?" Ein gefühltes Viertel würde die Frage schon sprachlich nicht verstehen, und mindestens ein weiteres Viertel, eher die Hälfte, wüsste nicht, wer Boris Palmer ist. Ab wann wäre die Aussage denn gerechtfertigt?

Ist es nicht so, dass der SPIEGEL hier Hetze und Emotional­dünn­schiss schreibt, um Leute gegen Palmer emotional aufzuwiegeln, ohne konkret etwas zu sagen?

Diese Sprachfigur habe ich ja schon öfters mal kritisiert. Man kann ja durchaus sagen, der X hat das und das gemacht, und dann eine Wertung hinter­her­schieben, und deshalb ist der X doof. Es ist eine Frage der Reihenfolge. Gebe ich dem Leser zuerst die "Fakten" (und ich erinnere mal daran, was der Begriff "Fakten" eigentlich meint), kann er sich eine eigene Meinung bilden und dann seine mit meiner ver- und abgleichen. Fängt man aber mit "Der X ist so doof" an, und hier war es ja der erste Aufmachersatz, dann hat der Leser zu diesem Zeitpunkt noch keinerlei Informationen bekommen, auf denen eine Wertung beruhen könnte. Das gehört so in den Bereich Framing. Der Leser wird zuerst mal gesinnungs­synchronisiert, der Palmer ist eine Witzfigur. Fakten kommen, wenn überhaupt, a) später und b) nur gegen Bezahlung, ist nämlich hinter Paywall.

Da geht es um reine Aufwiegelung und darum, eine "Volkes­meinung" zu verkünden, die keine reale Grundlage hat, sondern aus ihrem utopischen Weltbild gemolken wird. Es geht nicht darum, was Deutschland tatsächlich meint, sondern Deutschland muss als Platz­halter, als Fake-Zeuge für die Richtigkeit linker Utopien herhalten. Es wird einfach verkündet, Deutschland wäre so.

Inzwischen hat, wie die WELT schreibt, der SPIEGEL den ersten Text des Lügenbarons Relotius von der Webseite gelöscht[32], es ging um den Text "In einer kleinen Stadt" über die Kleinstadt Fergus Falls[wp], der wohl weitgehend erstunken und erlogen war, sich nur an ein paar Namen entlang­hangelte. Gesunden Leuten schwere Krankheiten nachsagte, Leuten ohne Wahlrecht unterstellte, Trump gewählt zu haben. Und so fort. Die Einwohner von Fergus Falls hatten sich beschwert, deshalb habe man den Text offline genommen. Und natürlich sofort einen Korrespondenten hingeschickt, der die Lügen aufdecken und das wahre Fergus Falls zeigen soll: "In einer fantastischen Stadt", wobei das "fantastisch" wohl auch nicht viel näher an der Wahrheit ist, aber als Seelen­balsam gedacht war. Immerhin waren sie nun gezwungen, doch mal einen in echt dahin­zu­schicken. Und so heißt es im letzten Absatz:

Zitat: «Drei Tage im echten Fergus Falls, nicht im erfundenen, sind eine Lektion in Demut. Natürlich hat auch diese Stadt ihre Probleme, aber die Leute strengen sich an, sie sind freundlich, sie arbeiten hart. Die Mehrheit hat für Donald Trump gestimmt, ja, und die Menschen sind wesentlich interessanter, vielschichtiger als die Karikaturen, die Relotius aus ihnen gemacht hat.»[33]

Man hält es für eine Lektion in Demut, dass diese Trump-Wähler nicht die tumben, primitiven Deppen sind, als die man sie dargestellt hat.

Auf mich wirkt das nicht, als hätte da (nur) Relotius gelogen. Auf mich wirkt das, als habe die SPIEGEL-Redakation nach all ihren Trump-Hetz-Titel­bildern zum allerersten Mal überhaupt mit Trump-Wählern gesprochen, und erstaunt festgestellt, dass sie nicht alle die Höhlenorks aus Herr der Ringe[wp] sind. Relotius wäre damit nicht durchgekommen, wenn man im SPIEGEL auch nur irgendwo ein realistisches Bild von Trump-Wählern gehabt und diese als Menschen anerkannt hätte. Sowas funktioniert nur, wenn eine ganze Redaktion in ihrem Ideologie­wahn abgerutscht ist und den Trump-Wähler als das imaginäre Böse ansieht, ohne Bezug zur Realität. Sie sonnen sich zwar immer in der subjektiven Gewissheit, durch (auch nur symbolische) Teilnahme an der Weltrettung einfach zu den Besser­menschen und den moralischen Sieger­mächten zu gehören (ungefähr so wie mir neulich ein Psychologe schrieb), und natürlich sind sie alle gegen "Rechts", faktisch aber arbeiten sie wie die Hetzer der National­sozialisten. Man macht irgendeine Menschen­gruppe aus, die man als das Böse und für alles Übel Verantwortliche skizziert, und dazu gehört natürlich die übliche Abwertungs­rhetorik. Auf dem Schulhof heißt es "Iiih, riech mal, wie die stinken", und in der NS-Rhetorik hatten dann Juden eben alle verschlagene Gesichter und riesige krumme Nasen. Und Trump-Wähler sind eben Höhlenorks, es ist immer das gleiche Prinzip. Letztlich geht es dabei immer darum, über die Tribalismus-Schiene zu fahren, abweichende Körper­merkmale über­zu­betonen oder zu phantasieren, damit das Hirn der Zuhörer diese Leute dann unwillkürlich und unterbewusst als Stammes­fremde, als zum Konkurrenz­stamm gehörige einzuordnen, auszusondern, abzuschieben, und dann letzlich in Tribalismus zu verfallen, also genau das zu tun, was man so gerne als "Rassismus" bezeichnet. Es zieht sich nicht nur durch die heutige Presse, sondern durch die Geschichte Europas vor hundert Jahren, dass es immer darum geht, alles, was der eigenen Utopie nicht passt, als Leute vom anderen Stamm zu stilisieren, die man durch äußere Merkmale unterscheidbar macht (blond, blauäugig, oder eben nicht), weil das eben den archaischen Mechanismen im Hirn zur Freund-Feind-Identifikation dient. Und in diesen Müll haben sich die Redaktionen tief vertrickt. Man baut sich Bevölkerungs­gruppen als Feindbilder auf und steigert sich dann in die Tribalismus-Mechanismen, die ich mal mit "Guck mal, wie die stinken!" kategorisieren würde. Wir sind die Guten und die sind die Bösen vom Feindstamm.

Ein einzelner Relotius hätte das gar nicht gekonnt, weil eine seriöse Redaktion so einen "Das Höhlenork-Dorf der Trump-Wähler"-Artikel gar nicht angenommen hätte. Schaut man sich aber die Titel­blätter des SPIEGELs zu Trump/USA an, dann funktionierten die genau so.

Letztlich hat der heutige Schmieren­journalismus mit Realität nichts mehr zu tun. Es geht um sekten­artiges Brain-Engineering, ähnlich Social Engineering, und es kommt nicht von ungefähr, dass die Geistes- und Sozial­wissen­schaften tief darin stecken und den Mist produzieren. Der einzige greifbare Inhalt von Gender Studies, den ich je feststellen (aber nicht besuchen konnte, weil meist nur für Frauen zugänglich), sind Rhetorik-Übungen. Ständiges Wiederholen von "Ich-bin-Opfer und der-ist-vom-bösen-anderen-Stamm"-Arien. Das Grundschema "Unser Stamm leidet unter diesem bösen Stamm, also lasst sie uns vernichten". So funktionierten der Kommunismus, die Oktoberrevolution[wp], die chinesische Kulturrevolution[wp], der Nationalsozialismus. Alles gleich. Das ist auch der Grund, warum mich die heutigen Linken in ihrer Methodik und Taktik so sehr an die Nazis erinnern. Es sind dieselben Mechanismen im Hirn, die sie ausnutzen. Ich habe das ja schon oft geschrieben, dass ich fast die gesamte Geschichts­schreibung und den ganzen Ausstellungs- und Erinnerungs­zirkus für grob verfälschend und irreführend halte. Man reduziert, man konzentriert die Nazis immer auf ihre Symbolik, auf das Ober­flächliche, auf Hakenkreuze, Uniformen, Armbinden, Aufmärsche, natürlich den extrem-symbolischen Hitlerbart, von denen ich ja schon geschrieben hatte, dass das eigentlich Bullshit ist, weil nichts davon echt oder charakteristisch war. Diese ganze Nazi-Symbolik der NS-Zeit war von vorne bis hinten zusammen­geklaut und plagiiert, an denen war gar nichts echt. Die haben sich wie aus einem Baukasten aus der ganzen Welt zusammen­geklaut, was ihnen gerade passte, einschließlich des Nazi-Grußes und "Heil Hitler", selbst das Hakenkreuz.

Man tut heute so, als gäbe es eine 1:1-Beziehung zwischen Nazis und Haken­kreuzen, als wäre alles Nazi, wo ein Hakenkreuz prangt und als würde jeder Nazi mit Hakenkreuzen rumrennen (was die längst nicht mehr tun, irgendwo kam mal raus, dass 80-90% der Hakenkreuze von ganz anderen Leuten geschmiert werden, und das auch noch meistens falsch[herum]).

Tatsächlich aber führt man die Nazi-Methode einfach weiter.

Die Nazis hatten das zwar zusammengeklaut, aber doch sehr gut erkannt, dass man die Leute über die Tribalismus­mechanismen steuern kann. Deshalb arbeiteten die so stark mit Symbolik und Eigenschaften. Deshalb waren die so scharf auf Gleichschritt und Massen­aufmärsche, auf Uniformen, Armbinden, Flaggen, Symbole, Körper­merkmale (blond, blauäugig, kühner Blick, kantiges Kinn und so weiter) einheitliche Grußformeln, Bindung an die Autoritätsperson, weil man damit signalisiert hat, ein zusammen­gehöriger Stamm zu sein. Und dann gibt’s den fremden Stamm, den mit den kleinen krummen Typen mit großen Nasen, verschlagenem Blick, die kleine Kinder fressen und uns allen schaden. Und los geht’s.

Die moderne Presse heutiger Tage arbeitet genauso so einfach weiter. Nur aus der Sicht des anderen Stammes. Dieselben Symbole - Hakenkreuze und so weiter - werden immer noch verwendet, um die Stammes­zugehörigkeit zu markieren, nur heute aus der Sicht eines anderen Stammes, diesmal nämlich, um den Gegner zu markieren und als Feind zu brandmarken.

Natürlich nun mit Anpassungen und Ergänzungen, weil halt doch nicht mehr alle mit der Haken­kreuz­binde am Arm rumlaufen.

Wenn es gleich einleitend über Boris Palmer heißt, dass Deutschland über ihn lache, dann heißt es effektiv "Der gehört nicht zu unserem Stamm, der ist fremd". So wie man damals schrieb, dass einer eine hässliche Hakennase habe. Es geht immer nur um diesen "der gehört zu uns" und "der gehört nicht zu uns"-Mechanismus.

Und deshalb fühlen die sich auch alle moralisch so erhaben oder als "Social Justice Warrior". Denn was ist schon Moral? Soziale Gerechtigkeit? Objektiv-empirisch-physikalisch gibt es keine Moral. Chemisch auch nicht (oder doch, siehe unten). Es ist ein evolutionär erworbener und damit genetisch bedingter Satz von Verhaltens­regeln, die dem sozialen Verhalten und Zusammenhalt im Stamm dienen, quasi die hart­codierte Version der zehn Gebote. Und für deren Einhaltung uns das Gehirn mit schönem Gefühl belohnt, und für deren Verletzung mit schlechtem Gewissen. (Womit wir wieder an meiner Hypothese über Drogen rauskommen, dass sich Raucher so sozial fühlen, obwohl sie es nicht sind, weil sie sich eben dieses Belohnungs­zentrum chemisch reizen, das sie für soziales Wohlverhalten lobt, obwohl es keines gab.)

Oder anders gesagt: Moral und Social Justice einerseits und Nazitum andererseits sind eigentlich das Gleiche oder zumindest eng verwandt, zwei Seiten derselben Medaille. Es geht immer nur um die Herden- und Stammes-Mechanismen im Hirn. Wir die Guten und dort die Bösen.

So entsteht dann dieser "Haltungs-Journalismus", den viele gerade so propagieren.

Haltungsjournalismus heißt nichts anderes, als dass der Tribalismus die Kontrolle über das Hirn und die Priorität gegenüber der Realität übernommen hat, nämlich dass die Loyalität[wp] zum eigenen Stamm und das gemeinsame Ablehnen anderer Stämme an erster Stelle steht. Und man sich deswegen auch in Freund-Feind-Propaganda reinsteigert und sich darin wohlfühlt. Wir, die Guten, und da drüben die Dumme, Bösen, Rechten. Gefällt dem Hirn so gut, weil es der Erhaltung des eigenen Stammes dient und deshalb als Verhaltensmuster[wp] festgelegt ist.

Und damit sind sie jetzt eben gegen die Wand gefahren. Eine Wand namens Fergus Falls.

Was belegt, dass diese Mechanismen griffen und wirkten. Nur: Diese Mechanismen funktionieren prinzip­bedingt nicht mit einem einzigen. (Zumindest nicht im geistig noch funktions­fähigen Bereich. Mir ist ein Fall bekannt geworden, in dem jemand "wahnsinnig" im Wortsinne wurde. Man hat ihm nämlich inzwischen Verfolgungs­wahn attestiert und hält ihn nicht mehr für geschäfts­fähig, weil er mit wirklich jedem in Streit verfällt und sich von wirklich allen verfolgt, hinter­gangen, bestohlen fühlt. Ich habe schon überlegt, ob das vielleicht eine krankhaft und noch weiter übersteigerte Form von Tribalismus sein könnte, nämlich der Ich-Stamm im Stammeskrieg mit allen anderen. Große Ähnlichkeit mit modernem Journalismus hat es schon. Auch bei Narzissmus[wp] und Egozentrik überlege ich noch, ob das in dieses Schema passen würde.)

Nach meiner Sicht der Dinge kann es einen einzelnen Relotius nicht, höchstens kurzzeitig geben, der wäre nicht stabil. Erst in Zusammenarbeit mit einem Stamm, einer Herde, einem Tribe, einer Redaktion könnte der funktionieren. Nicht als Einzelfall.

Deshalb halte ich es für Unfug, wenn der Chefredakteur der WELT am Sonntag, Peter Huth, von dem ich eh keine hohe Meinung habe, schreibt, dass Relotius ein extremer Einzelfall ist.[34]

Das kann er nicht.

Relotius kann nicht mehr Einzelfall gewesen sein als ein Drogen­dealer. Der existiert auch nicht ohne seine Abnehmer. Zu einem Anbieter gehört auch ein Markt.

– Hadmut Danisch[35]
Zitat: «Der Spiegel mal wieder. Ich kenne niemanden der über Palmer lacht. Warum wird ein Artikel mit einem Satz eröffnet, der nicht belegbar ist und nur Stimmung machen soll?

Der #Relotius-Journalismus lebt beim Spiegel munter weiter.» - Ali Utlu[30]

Weiteres Beispiel, warum das weder Zufall noch Einzelfall ist:

Zitat: «Sehr sehenswert: W. Bosbach erklärt anhand eines einfachen Beispieles, wie Medien Fakten ignorieren und verzerren.

Der Fall #Relotius ist keine unrühmliche Ausnahme, sondern immanenter Standard!» - Hartes Geld[36]

Und auch die Politiker hängen mit drin:

Zitat: «Es stellt sich aber auch die Frage, warum damals die Politik zu dieser Bericht­erstattung geschwiegen hat. Auch Hr. Bosbach hätte das bereits damals in die Öffentlichkeit tragen können. Hat er aber nicht, sondern er redet erst jetzt.» - Daniel Rödding[37]

Ein Problem ist der "Haltungsjournalismus":

Zitat: «Mit Blick auf eine Reportage über die US-amerikanische Kleinstadt Fergus Falls[wp], die vor unpräzisen und teilweise schlicht falschen Darstellungen nur so strotzte, erklärt Alexander Will[ext]:
"Es verdichtet sich: Relotius kam damit durch, weil er die beim Spiegel herrschenden Narrative und politischen Vorurteile besonders geschickt (und infam) bediente. Wenn einem seine Überzeugungen so bedient werden, dann fragt man natürlich nicht mehr nach. Besonders interessant: Selbst die Lage der Stadt - Prairie statt Wald - hat die Dokumentation nicht entdeckt, obwohl das die leichteste Übung gewesen wäre. Es ist erschütternd."

Es sei zwar nicht leicht, von Deutschland aus Ungereimtheiten über die Lage vor Ort zu verifizieren. Gewisse Stilmuster hätten jedoch auffallen müssen [...] Vor allem aber sei die links­liberale Konsens-Filterblase in der Branche ein Problem:

"Da wird halt das überlagernde Narrativ nicht hinterfragt. Bei ihm sind die ländlichen Südstaaten-Amerikaner waffen­süchtige, fremden­feindliche Hinter­wäldler. Wahlweise auch christlich-fundamentalistische Deppen, die an der Todesstrafe hängen. In jedem Fall aber rück­ständige Dumpf­backen. Guantanamo-Insassen sind in jedem Fall Opfer, egal was. Im syrischen Bürgerkrieg wird vor allem gegen Kinder gekämpft. Die politischen Interessen sind kein Thema. Es ist für denjenigen, der diese Narrative teilt, und das sind wohl 99 Prozent aller Spiegel-Journalisten, unheimlich schwer, den Betrug zu erkennen, der ja zu den eigenen Überzeugungen perfekt passt."

Deutschlands Redaktionen hätten Zweifler nötig, diese seien aber nicht vorhanden. Will zeigt sich zudem skeptisch, ob der nunmehrige Skandal die erforderlichen Einsichten befördern werde. Der "Spiegel" werde nicht Pluralismus herstellen, indem er sich von der als absolut gesetzten Wahrheit verabschiede und sich abweichenden Groß­erzählungen öffne. Gleiches gelte, wenn es darum gehe, dies personell sicher­zu­stellen, indem "auch hier eine Öffnung für Haltungen und Sichtweisen jenseits des links­liberalen Mainstreams stattfindet".

Der Haltungsjournalismus, zu dem sich namhafte Größen der Branche selbst­bewusster denn je bekennen, ist nach Einschätzung Wills Teil des Problems und nicht der Lösung:

"Es gilt für die Branche insgesamt, sich von Restle-&-Co.-Anwandlungen zu befreien, wonach Journalismus nicht der Kampf um Richtig oder Falsch, die Erzählung von 'was ist' darstellt, sondern nur dann wertvoll ist, wenn er eine bestimmte Haltung transportiert und das vermeintlich Gute unterstützt."»[38]
Zitat: «"Wenn's ins Bild passt, schreib es so." Das ist die neue Berufs­auffassung, die immer mehr Journalisten zum Mantra erheben wollen. "Haltungsjournalismus" ist ihr Credo. Und sie meinen, was sie sagen: Journalisten sind Bürger wie alle anderen, sie sollten sich für Entwicklungen und Pläne einsetzen, die sie für gut halten, und sie sollten - vor allem politische - Entwicklungen, die sie für schädlich halten, bekämpfen. Mit dieser Auffassung werden - wenn sie sich durchsetzen sollte - Chronisten und Anwälte ihres zahlenden Publikums zu Aktivisten und zu schreibenden Kreuz­rittern diverser Weltanschauungen.

Man stelle sich nur einmal kurz vor, Nahrungs­mittel-Konzerne verhielten sich so gegenüber ihrer Kundschaft: Sie werfen einfach Zutaten in ihre Produkte ein, die sie selbst für richtig (weil billig und schnell zu verarbeiten, wenn auch nicht gesund) halten, ungeachtet etablierter Standards, gesetzlicher Vorschriften und des Regelwerks von Aufsichts­behörden.

Ein Lügenmärchen nach dem anderen

Wohin das im Journalismus führt, haben wir in dieser Woche gesehen, als ein Lügenmärchen nach dem anderen des (inzwischen ehemaligen) Spiegel-Journalisten Claas Relotius bekannt wurde. Wenn man ihn verteidigen wollte, worauf kein vernünftiger Mensch kommt, müsste man Relotius als "äußerst kreativ" bezeichnen. Aber am Ende war er ein Betrüger, Manipulator und - nach immer noch gültigen Berufs­standards - ein Krimineller, der seine Leser mit erfundenen Figuren, Geschichten und Zusammen­hängen täuschte.

Man muss im Internet nur die erschütternden Schilderungen in dem Bericht "Der Spiegel journalist messed with the wrong town" (Der Spiegel-Journalist, der sich mit der falschen Stadt anlegte) von Michele Anderson und Jake Krohn aus Fergus Falls[wp] in Minnesota aufrufen, wo die beiden seit Jahren leben und wo sie jetzt akribisch aufgeschrieben haben, wie sich Relotius wochenlang in ihrer Stadt aufhielt, um anschließend die Geschichte "In einer kleinen Stadt" aufzuschreiben, das Tagebuch - laut Relotius - eines trostlosen Ortes im US-Hinterland mit hoffnungslos Trump-ergebenen und abgehängten, welt-unerfahrenen Land­banausen und Waffen­narren, die 2016 halfen, Donald Trump ins Weiße Haus zu befördern.

Erfindungen am Fließband

Mit bitterer Ironie schreiben Michele Anderson und Jake Krohn auf, wie Relotius von der Schilderung der Landschaft bis hin zu Figuren in seiner Geschichte quasi am Fließband Menschen und Verhaltens­weisen erfand, ohne mit einem Teil dieser Menschen überhaupt gesprochen zu haben. "Relotius wurde für sein mutiges Unterfangen gepriesen", schreiben Anderson und Krohn in ihrem Bericht, "für mehrere Wochen mitten unter uns zu leben. Und trotzdem hat er wenig Wahres über das Leben in Fergus Falls aufgeschrieben. In 7.300 Wörtern hat er lediglich unsere Einwohnerzahl und die jährliche Durch­schnitts­temperatur korrekt berichtet und ein paar andere grundlegende Fakten wie die Namen von Geschäfts­leuten und Amtsträgern, Dinge, die ein Kind mit einer simplen Google-Suche hätte heraus­finden können. Der Rest ist grenzenlose Fiktion." Allein dieser letzte Satz ist nicht nur ein berufliches Todesurteil für Relotius, er erschüttert auch eine ganze Branche, die jetzt noch mehr Vertrauen verloren hat.

Man fühlt sich bei dieser vernichtenden Kritik an Karl May[wp] erinnert, dessen Bücher ich als kleiner Junge verschlungen habe. Der Unterschied zwischen May und Relotius ist jedoch: Bei dem einen wusste man, dass er eine blühende Phantasie hat und selbst Länder beschrieb, die er nie besucht hatte. Der andere Geschichten­erzähler hat dagegen weite Teile der Branche und seine komplette Leserschaft getäuscht und ist jahrelang mit seinen Erfindungen davongekommen.

Nun kann man sich streiten, wie viel Schaden angerichtet wird, wenn eine Beschreibung wie die von Fergus Falls durch Relotius so völlig daneben­geht und so rabiat zurecht­geschrieben wurde, um die Anhänger von Donald Trump aus nieder­trächtigen Gründen falsch zu plakatieren. Die Einwohner von Fergus Falls jedenfalls sehen sich mit einem ziemlichen Rufschaden konfrontiert. Acht Flug­stunden entfernt, mitten in Deutschland, kann man das für ein Unglück halten, das sicher nicht das größte der Welt ist. Doch es steht weitaus mehr auf dem Spiel, wenn Journalisten die Realität der Menschen - ihrer Leser, die Bürger, Steuerzahler und Wähler sind - so zurecht­biegen und bösartig manipulieren, damit sie ins vorherrschende Narrativ ihrer Zunft passen.

Gravierende Folgen für die Demokratie

In einer Demokratie wie unserer - mit all den Blessuren, die sie längst erlitten hat - hat solcher Verrat an der Wahrhaftigkeit allerdings gravierende Folgen. In einer parlamentarischen Demokratie ruht alle Macht auf dem Volk, das Abgeordnete (Gesetzgeber) repräsentieren, die versuchen, sich mit den ausführenden Organen, der Exekutive, und den Recht­sprechenden, gegenseitig in Schach zu halten. So weit der Idealfall, von dem wir uns schon ziemlich weit entfernt haben. Die Medien spielen in diesem heiklen und nicht wirklich stabilen Gefüge eine zentrale Rolle, weil sie - im Idealfall - wichtige Ereignisse, Entwicklungen und Trends mit all ihren Facetten darstellen und sie von allen Seiten ausleuchten, damit der Souverän sich ein umfassendes Bild machen kann.

Wer Menschen diese Möglichkeit nimmt und ihre freie Meinungs­bildung hintertreibt, weil er die Welt in seinen Berichten nicht so wiedergibt wie er sie als Reporter vorfindet, sondern so, wie er sie gerne hätte, wie sie seinen politischen Klischees und Vorlieben besser entspricht, der macht sich des Verrats an seinem Publikum schuldig, er sabotiert nicht weniger als den demokratischen Prozess. Er schadet direkt der Demokratie, weil er/sie Bürgern und Wählern im Erscheinungs­gebiet seiner Publikation eine falsche Entscheidungs­grundlage für die nächsten Wahlen liefert.

Relotius ist kein Einzelfall

Und das ist weitaus gravierender als wenn man einem Stadtverwalter (wie Andrew Bremseth, der zentralen Figur in der Fabel­reportage von Relotius über Fergus Falls) eine nicht vorhandene 9 Millimeter Beretta und eine angebliche Allergie gegen weibliche Präsidenten andichtet, und vieles mehr.

Dass Relotius kein Einzelfall ist, kann man sich angesichts krasser kollektiv-journalistischer Falsch­darstellungen wie die Bilder, die im Migranten­strom bevorzugt Familien mit Kindern zeigten (und dann fast gar keine mehr) denken. Tatsächlich werden in diesen Tagen aber weitere journalistische GAUs bekannt, darunter der Yahoo-News-Journalist Michael Isikoff, der in dieser Woche zugeben musste: das explosive Dossier, das angebliche Verbindungen zwischen dem Team von Donald Trump und Russland bewies - und als Recht­fertigung für Spionage gegen einen Trump-Assistenten diente - enthält Isikoff zufolge Behauptungen, die "wahrscheinlich falsch" sind. Isikoff hatte als einer der ersten darüber berichtet. Zumindest einige der damals als verheerende "Fakten" gepriesenen Vermutungen und Unter­stellungen erscheinen schon seit einiger Zeit immer mehr als heiße Luft, die Journalisten dem verhassten, aber in einer freien Wahl siegreichen US-Präsidenten medial ins Gesicht bliesen, um ihn - entgegen dem Willen der Wähler - zu Fall zu bringen.» - Markus Gärtner[39]

Therapeutisches Schreiben

Sagt Euch der Name Claas Relotius[wp] noch was? Der Fake-Reporter vom Spiegel?

Der hat nun sein erstes Interview gegeben und in gewissem Maß zum Boden zurückgefunden.

Zitat: «Ich habe als Journalist gearbeitet, aber über Jahre hinweg Dinge geschrieben, die nicht stimmten.»[40]

Ist aber leider hinter Paywall. Andere schreiben aber frei zugänglich daraus ab.

Zitat: «Der frühere "Spiegel"-Reporter Claas Relotius hat zweieinhalb Jahre nach Bekanntwerden des Betrugs­skandals bei dem Nachrichten­magazin erstmals ausführlich in einem Interview über seine gefälschten Texte gesprochen. Der Zeitschrift "Reportagen" aus der Schweiz sagte er auf die Frage, wie viele seiner insgesamt 120 verfassten Texte in seiner Journalistenzeit korrekt gewesen seien: "Nach allem, was ich heute über mich weiss, wahrscheinlich die aller­wenigsten." Er habe "in der unverrückbaren Überzeugung geschrieben, es würde bei der Erzählform Reportage keinen Unterschied machen, ob alles 1:1 der Realität entspricht oder nicht".»[41]

Weil die Quelle sehr lang ist, schreibt jeder was anderes ab. Die TAZ hat die Stelle mit dem Selbstbetrug und der psychischen Erkrankung:

Zitat: «Im 26 Seiten langen Interview schildert Relotius, wie das Schreiben therapeutisch war. "Das hemmungslose Schreiben hatte für mich eine ganz egoistische Funktion. Es hat mir geholfen, Zustände, in denen ich den Bezug zur Realität verloren habe, zu bewältigen, zu kontrollieren und von mir fernzuhalten. Schon lange vor dem Journalismus. Ich habe diesen Beruf auf eine Art von Anfang an missbraucht."

Schonungslos berichtet Relotius von Denk- und Wahrnehmungs­störungen, die er schon vor der Zeit beim Spiegel hatte. "In meinem Alltag waren die Grenzen über Monate verschwommen. Die Grenze in einem Text war für mich in dieser Zeit nicht existent. Ich habe das Schreiben benutzt, um wieder Klarheit zu bekommen. Später habe ich mich nicht gefragt, ob wirklich alles so gewesen ist. Ich habe meinen Text in der Zeitung gesehen, mich daran festgehalten und hochgezogen, mich normal gefühlt. Ich hatte es ja hinbekommen, einen Text zu schreiben, der in der Zeitung stand." [...]

Das bedeutet Schreiben als Therapie und Selbstbetrug. Am Ende ergibt sich eine Art sich selbst erfüllende Prophezeiung, bei der der Fälscher an die Echtheit seines Werkes glaubt, weil es da schwarz auf weiß steht. [...]

Nachdem die Bombe beim Spiegel geplatzt war, ging Relotius für längere Zeit Wochen in psychologische Behandlung. Hier musste und konnte er sich seinen psychischen Problemen stellen. Angefangen hätten diese schon im Zivildienst, lange vor seiner Tätigkeit als Journalist.

Er habe sich aber erst in den vergangenen zwei Jahren und nur mit professioneller Hilfe damit aus­einander­setzen können. "Ich hatte all das auch nach dem Skandal nicht einfach präsent, sondern musste lernen, diese Dinge überhaupt zu sehen." Er habe andere Menschen mit psychischen Erkrankungen gekannt, "aber ich habe mich selbst nicht als krank wahrgenommen".»[42]

Und dann, das ist - für die TAZ ungewöhnlich - sehr interessant, denn sie berichten auch über einen Lügner der New York Times:

Zitat: «"Ich log und log - und dann log ich noch mehr." So einfach war das also. Der Journalist, der damit ein renommiertes Blatt in eine mittlere Existenzkrise stürzte, packt aus. Beruflicher Stress im Newsroom des legendären Titels, Schreibsucht und eine psychische Krankheit hätten ihn dazu gebracht, systematisch und über Jahre hinweg Zitate, Interviews, atmosphärisch dichte Beschreibungen aus vielen Versatz­stücken zusammen­zufassen - oder gleich ganz zu erfinden[ext].

Nein, die Rede ist hier nicht von Claas Relotius[wp] und dem Skandal beim Spiegel vor drei Jahren. Sondern von Jayson Blair[wp], der 2003 bei der New York Times[wp] aufflog. "Ich war schließlich nicht der Erste, der [...] bei der New York Times verrückt geworden ist", schrieb Blair später im Enthüllungsbuch in eigener Sache über seinen Fall. [...]

Relotius' Arbeitstechnik bei seinen Texten entsprach dabei der von Jayson Blair. Der Reporter der New York Times erfand nie die komplette Geschichte, aber immer wieder wesentliche Handlungs­stränge, Personen, Fakten.»[42]

– Hadmut Danisch[43]

Relotiusiaden

Zitat: «Ich könnte jetzt Dutzende von Relotiusiaden von 2015-2018 verlinken, die behaupteten, wir hätten dank der Einladungs­politik und der offenen Grenzen von Frau Merkel ein neues Wirtschaftswunder[wp] - Don Alphonso[44]

Vergleiche

Man fühlt sich erinnert an Sokal Squared, wo Geistes- und Sozial­wissenschaftler feministisches Geschreibsel nicht von Hitlers "Mein Kampf" unterscheiden können oder an den gelernten Postboten und Hochstapler Gerd Postel, der als Oberarzt in einer psychiatrischen Klinik gearbeitet hatte, mehr als zwei Dutzend Gutachten fertigten konnte und vom damaligen sächsischen Kultusminister sogar für eine Professur ausgewählt worden war. Er sagte später:

Zitat: «Wer die psychiatrische Sprache beherrscht, der kann grenzenlos jeden Schwachsinn formulieren und ihn in das Gewand des Akademischen stecken!»[45]
Zitat: «Jens #Spahn hat Sparkassen-Kaufmann gelernt. Diese Lehre qualifziert ihn nach Auffassung seiner Partei für das Amt des Bundesministers für Gesundheit. Ich weiß nicht, weshalb mir, examinierter Postbote, dann die Tätigkeit als Oberarzt einer psychiatrischen Klinik untersagt ist.»[46]

Vorgeschichte

Die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) trennte sich bereits 2014 von Claas Relotius. Der Grund: Plumpe Fälschungen, die von Lesern aufgedeckt wurden. Danach ging der Autor zum SPIEGEL, wo er mit offenen Armen empfangen wurde.

Die SPIEGEL-Chefs tun so, als wenn sie auf Claas Relotius reingefallen wären. Mal abgesehen davon, dass die Texte schon für Laien erkennbar verdächtig "perfekt" waren, kam der Autor bereits mit einschlägigem "Fake News Register" zum SPIEGEL. Zuvor flog er wegen plumper Fälschungen bei "Neue Zürcher Zeitung" raus. Kaum zu glauben, dass dies den SPIEGEL-Verantwortlichen verborgen geblieben ist.

Bei der NZZ ging es beispielsweise um eine billige Story über eine finnische Friseuse. Auch hier stimmte fast alles nicht. Noch nicht mal der Vorname. Die Fälschungen waren so gravierend, dass sich Leser im Kommentar­bereich heftig beschwerten.

Kommentar unter dem Beitrag:

Bei diesem Bericht muss es sich um eine Fiktion handeln: Erstens ist der Name Hannu ein Männername (Hans), zweitens existiert dieser Coiffeur­salon in Lahti nicht, und drittens sind die Preise pro Haarschnitt bedeutend höher (z.B. Kinder bis 8-12 Jahre 26 €). Auch die Preise für Milch, Brot und Kino­billette sind höher. Ein Liter normale Milch kostet ungefähr 1,20 €. Vom NZZ Folio erwarte ich eigentlich recherchierte Berichte.

Die NZZ schreibt:

"Claas Relotius hat sich in den Jahren 2013 und 2014 bei uns gemeldet, um uns Beiträge für die Kolumne Beim Coiffeur anzubieten - wie das viele freie Journalisten getan haben. Eine aufmerksame Leserin wies uns gleich nach Erscheinen dieses Texts auf Unstimmigkeiten hin. Wir konfrontierten den Autor damit und sahen uns anschliessend zum bizarrsten Korrigendum veranlasst, das wir je veröffentlichen mussten (nachzulesen unten in den Kommentaren). Auf die weitere Zusammenarbeit, die Claas Relotius uns angeboten hat, verzichteten wir in der Folge."

Kommt es jetzt zu Konsequenzen?

Angesichts dieser Vorgeschichte stellt sich die Frage, wie dies Journalisten beim SPIEGEL verborgen bleiben konnte. Oder hat man in der Chefetage das bekannte Fake-News-Register von Relotius bewusst ignoriert, weil er die politischen Vorgaben so fantasievoll umsetzte?

Die "Bild" berichtet in ihrer Samstag­ausgabe über ein Schreiben des designierten Chef­redakteurs Steffen Klusmann an die Mitarbeiter, wonach Ullrich Fichtner und Matthias Geyer "ihre neuen Verträge erst mal aussetzen und ruhen lassen", bis die haus­interne Kommission die Relotius-Affäre "abschließend untersucht" habe.

Der Fälscher-Fall habe "bei einigen die Frage aufgeworfen, ob Ullrich Fichtner als Chefredakteur und Matthias Geyer als Blattmacher nach einem solchen Desaster eigentlich noch tragbar sind", schreibt Klusmann.

Der eine habe "Claas für den Spiegel entdeckt", der andere habe ihn fest angestellt und "bis zuletzt geführt". Beide hätten bereits ihren Rücktritt angeboten.

MMnews[47]
Zitat: «Bei uns in der lokalen Lumpenpresse berichtet man zwar ganz sachte darüber, aber das man selber solche Leute zu Hauf beschäftigt, darauf geht man gar nicht ein. Ich habe dazu in der lokalen Lumpenpresse einen Kommentar geschrieben, worin ich diese Zeitung zur Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit in dieser Sache aufforderte und wider meinem Erwarten wurde der Kommentar nicht gelöscht. Das muss jetzt nix heißen, das Löschteam ist vielleicht in den Weihnachts­ferien, da rutscht schon mal was durch.»[48]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Zusammenfassend aus WikipediaClaas Relotius in der Version vom 22. Dezember 2018
  2. Twitter: @GottfriedCurio - 15. Feb. 2019 - 12:56
  3. Twitter: @Krstorevic - 23. Dez. 2018 - 11:02
  4. Twitter: @Krstorevic - 23. Dez. 2018 - 11:02
  5. Twitter: @Krstorevic - 23. Dez. 2018 - 11:02
  6. Twitter: @Krstorevic - 23. Dez. 2018 - 11:02
  7. Twitter: @Krstorevic - 23. Dez. 2018 - 11:07
  8. Twitter: @Krstorevic - 23. Dez. 2018 - 11:09
  9. Twitter: @Krstorevic - 23. Dez. 2018 - 11:10
  10. Twitter: @Krstorevic - 23. Dez. 2018 - 11:12
  11. Twitter: @Krstorevic - 23. Dez. 2018 - 11:14
  12. Twitter: @Krstorevic - 23. Dez. 2018 - 11:17
  13. Twitter: @NikSput - 23. Dez. 2018 - 14:47
  14. Michele Anderson und Jake Krohn: Der Spiegel journalist messed with the wrong small town, Medium.com am 19. Dezember 2018 (englisch)
  15. Fergus Falls: US-Kleinstadt vom Fall Relotius betroffen, Spiegel Online am 20. Dezember 2018 (Claas Relotius hat über Fergus Falls eine SPIEGEL-Geschichte geschrieben. Zwei Einwohner haben seine Reportage überprüft. Ihr Urteil ist vernichtend. Dieser Fall zeigt exemplarisch, dass die Sicherheits­mechanismen der Redaktion versagt haben.)
  16. Fälschungen beim "Spiegel": Es war ja jenseits der Vorstellungskraft, dass jemand das macht, Süddeutsche Zeitung am 20. Dezember 2018
  17. Hadmut Danisch: Gesinnungsjournalismus, Ansichten eines Informatikers am 20. Dezember 2018
  18. Letzte Überlebende der "Weißen Rose": Lafrenz-Interview vom Fall Relotius betroffen, Spiegel Online am 20. Dezember 2018 (Kaum ein Text von Claas Relotius wurde so gelobt wie sein Gespräch mit Traute Lafrenz, der letzten Überlebenden der "Weißen Rose". Jetzt zeigen erneute Recherchen: Auch in diesem Text sind Passagen offenbar erfunden.)
  19. 19,0 19,1 Markus Kompa: Die Aufregung um Claas Relotius ist Heuchelei, Heise/Telepolis am 21. Dezember 2018 (Solange das Narrativ stimmt, ist Recherche entbehrlich)
  20. Hadmut Danisch: "Sagen, was ist", Ansichten eines Informatikers am 22. Dezember 2018
  21. Hadmut Danisch: Jahreskonferenz Netzwerk Recherche 2018, Ansichten eines Informatikers am 29. Juni 2018
  22. Hadmut Danisch: Auf der Jahreskonferenz von Netzwerk Recherche, Ansichten eines Informatikers am 9. Juni 2017
  23. Daniel Matissek: Relotius ist nur eine Spitze des rotgrünen Journalisten-Eisbergs, Philosophia Perennis am 22. Dezember 2018
  24. Claas Relotius: Eine Meldung und ihre Geschichte - Verlust, Spiegel Online am 2. Oktober 2015 (Ein Flüchtling aus Syrien findet 1000 Euro auf der Straße und übergibt das Geld der deutschen Polizei.)
  25. Claas Relotius: Schicksale - Königskinder, Spiegel Online am 9. Juli 2016
  26. Alexander Wendt: Kujau Relotius: Die Fälschungen gehen viel weiter als vom SPIEGEL zugegeben, Tichys Einblick am 22. Dezember 2018
  27. Twitter: @burkhardewert - 19. Dez. 2018 - 05:50
  28. Politisch korrekt gefaked: Spiegel & Co fielen über Jahre auf Geschichtenfälscher herein, Philosophia Perennis am 19. Dezember 2018
  29. Gabriele Kremmel - Aus den Kommentarspalten von Tichys Einblick
  30. 30,0 30,1 Twitter: @AliCologne - 23. Dez. 2018 - 15:27
  31. Felix Bohr, Anna Clauß: Umstrittener Grünen-Politiker: Warum die Tübinger Boris Palmer lieben, Spiegel Online am 21. Dezember 2018 (Anreißer: "Deutschland lacht über Oberbürgermeister Boris Palmer und seine Tiraden, seine Parteifreunde schimpfen. Seine Heimatstadt aber verteidigt ihn gegen jede Kritik." - Der Rest des Artikels "Exklusiv für Abonnenten" hinter der Bezahlschranke)
  32. Fall Relotius: Warum der "Spiegel" jetzt den ersten erfundenen Text löscht, Die Welt am 24. Dezember 2018 (Der "Spiegel" hat einen ersten Artikel von Claas Relotius aus dem Netz genommen. Die Reportage "In einer kleinen Stadt" über die Bewohner von Fergus Falls in Minnesota ist nicht mehr abrufbar.)
  33. Christoph Scheuermann: Fergus Falls: In einer fantastischen Stadt, Spiegel Online am 23. Dezember 2018
  34. Peter Huth: Spiegel-Reporter: Der Betrug, den Claas Relotius begangen hat, ist einzigartig, Die Welt am 22. Dezember 2018
  35. Hadmut Danisch: Der SPIEGEL, das Volk und das Hirn, Ansichten eines Informatikers am 24. Dezember 2018
  36. Twitter: @Hartes_Geld - 24. Dez. 2018 - 02:04
  37. Twitter: @dan_roedding - 24. Dez. 2018 - 02:13
  38. Reinhard Werner: Will: Für 99 Prozent aller Spiegel-Journalisten ist es schwer den Betrug zu erkennen - da er perfekt zu den eigenen Überzeugungen passt, Epoch Times am 20. Dezember 2018 (Die Enttarnung des mehrfach preisgekrönten Nachwuchs­journalisten Claas Relotius als Urheber von Fake-News hat die deutsche Medienszene erschüttert. Nun stellt sich die Frage, ob es auch systemische Faktoren gibt, die solche Erscheinungen begünstigen.)
  39. Markus Gärtner: Haltungs-Journalismus ist eine Gefahr für die Demokratie, 5. Februar 2017
  40. Erfundene Wirklichkeit: Ich hatte nicht mehr das Gefühl, eine Grenze zu überschreiten, reportagen.com am 1. Juni 2021 (Anreißer: Claas Relotius stürzte im Dezember 2018 den deutschsprachigen Journalismus in eine Krise. Nun äussert er sich erstmals öffentlich im Interview mit Margrit Sprecher und Daniel Puntas Bernet.)
  41. Steffen Grimberg: Claas Relotius im Interview: Ich habe den Journalismus missbraucht, Neue Zürcher Zeitung am 1. Juni 2021 (Anreißer: Er war ein gefeierter Journalist, dann stürzte er das Nachrichtenmagazin "Spiegel" Ende 2018 in eine tiefe Krise. Der Reporter hatte immer und immer wieder mit seinen Texten betrogen. In einem ersten Interview erklärt er sich.
  42. 42,0 42,1 Steffen Grimberg: Ex-"Spiegel"-Reporter Relotius: Schreiben als Selbstbetrug, taz am 2. Juni 2021 (Anreißer: Ex-Journalist Claas Relotius hat seine Reportagen zum Teil frei erfunden. Jetzt begründet er es mit seiner psychischen Krankheit. Ist das glaubwürdig?)
  43. Hadmut Danisch: Ist Annalena Baerbock psychisch krank?, Ansichten eines Informatikers am 4. Juni 2021
  44. Twitter: @_donalphonso - 6. Feb. 2019 - 01:44
  45. Gert Postel - Wie ein Postbote die Psychiatrie überführt ...
  46. Twitter: @PostelGert - 16. Dez. 2018 - 06:06
  47. Wegen Fake News: Relotius flog schon 2014 bei NZZ raus, MMnews am 29. Dezember 2018
  48. WGvdL-Forum: Interessant sind die Reaktionen der Partnermedien, Mordor am 30. Dezember 2018 - 13:29 Uhr

Netzverweise

Weitere Fälle
  • Neuer "Relotius" beim WDR: Sender räumt "journalistische Mängel" ein, JournalistenWatch am 18. Januar 2019 (Auch beim WDR ploppt nun ein "Relotius" hoch: Der öffentlich-rechtliche Sender räumte am Dienstag Unstimmigkeiten und Fehler in drei Filmen der Dokureihe "Menschen hautnah"[wp] ein. Die Autorin präsentierte in drei Sendungen des Format jeweils dasselbe Paar. In Relotius-Manier verpasste sie den Akteuren jedes Mal unterschiedliche Namen, Alters­angaben und nicht identischen Beziehungs­geschichten. Aufgefallen waren die Ungereimtheiten dem Journalisten Paul Bartmuß, der via Twitter die "Fehler" in den zusammen­gestöpselten Dokumentationen detailliert auflistete und den öffentlich-rechtlichen Sender darauf aufmerksam machte. [...] Bartmuß fragt den mit Zwangsgebühren finanzierten Sender: "Sind öffentlich-rechtliche Dokus journalistisch? Oder sind sie wie Doku-Soaps auf RTL zu verstehen?" Der Sender reagierte auf die Fake-Dokus im Relotius-Stil und teilte auf Twitter am Donnerstag mit, dass man feststellen musste, dass es "Fehler bei Jahreszahlen und Altersangaben im Film" gebe. [...])
  • Doku-Reihe "Menschen hautnah": WDR räumt Fehler und Verstöße gegen Standards ein, Spiegel Online am 18. Januar 2019 (Recycelte Protagonisten, geänderte Namen, falsche Altersangaben: Bei drei Folgen des Doku-Formats "Menschen hautnah"[wp] hat der WDR "nicht akzeptables" Vorgehen zugegeben. Die Hinweise kamen via Twitter.)
  • Udo Ulfkotte:
    • Gekaufte Journalisten. Wie Politiker, Geheimdienste und Hochfinanz Deutschlands Massenmedien lenken., Kopp-Verlag 2014, ISBN 3-86445-143-4
    • So lügen Journalisten. Der Kampf um Quoten und Auflagen., Bertelsmann 2001, ISBN 3-570-00199-7. (vollständige Taschenbuchausgabe, Goldmann 2002, ISBN 3-442-15187-2)
      • Youtube-link-icon.svg So lügen Journalisten (21. November 2014) (Länge: 115:54 Min.) (4:20-6:45 Min.: Über die Kriegsberichterstattung in den 1980er Jahren aus dem irakisch-iranischen Kriegsgebiet. 7:35-8:25 Min.: Viele, die sich als Journalisten ausgeben, arbeiten in Wirklichkeit für Geheimdienste.)