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Geschwister Scholl

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Geschwister Scholl
Sophie Scholl, in Walhalla[wp] verehrt...
Gelebt 9. Mai 1921–22. Februar 1943
"Nichts ist eines Kulturvolkes unwürdiger, als sich ohne Widerstand von einer ver­antwortungs­losen und dunklen Trieben ergebenen Herrscher­clique 'regieren' zu lassen." - Aus dem Flugblatt 1 der Weißen Rose, 1942

Bei den Geschwistern Scholl handelt es sich nach üblicher Sprechweise um Hans[wp] und Sophie Scholl[wp]. Beide wurden bekannt als Mitglieder der "Weißen Rose"[wp], einer in ihrem Kern studentischen Münchener Gruppe, die während des Zweiten Weltkriegs[wp] im Widerstand gegen den Nationalsozialismus[wp] aktiv war, insbesondere bei der Verbreitung von Flugblättern gegen den Krieg und die Diktatur unter Adolf Hitler.

Hans und Sophie Scholl gelten seit der Nachkriegszeit[wp] bis in die Gegenwart als bedeutende Symbol­gestalten eines an humanistischen Werten orientierten Widerstands innerhalb Deutschlands gegen das totalitäre Nazi-Regime.

"Heiliger" Widerstand

Demgegenüber besteht in der öffentlichen Erinnerung ein unausgesprochenes Tabu, zu erwähnen, dass für die Zeit nach der Beseitigung des braunen Terrors bewusst eine andere Welt, ein vermeintlich freiheitlicher Kommunismus angestrebt wurde. Die Kontakte zur von der Sowjetunion gesteuerten Roten Kapelle[wp] werden verschwiegen. Weder in Vorträgen noch in Gedenk­vereinen noch in Schulen wird ihre linke Welt­anschauung, ihre Mit­glied­schaft in einer durchaus sozialistisch geprägten Gemeinschaft, jemals angesprochen. Gleich einer Diktatur herrscht diesen Punkt betreffend in Deutschland ein bleierner, sakrosankter[wp] Mantel des Schweigens. Jedwede kritische Betrachtung ihres politischen Weltbildes unterbleibt.

Im Gegensatz zum "heiligen" Widerstand der Sophie Scholl steht der "vergessene" Widerstand von Hans-Joachim Näther.

Zitat: «Hängt denn die besondere Verantwortung der Deutschen für die in ihrem Namen begangenen Untaten von deren Singularität ab? Sind die Massenmorde nur eine Spur weniger ver­abscheuungs­würdig, ist die Ver­pflichtung der Deutschen, aus den Untaten der National­sozialisten Lehren zu ziehen, geringer, wenn ver­gleichbare Untaten anderswo und zu anderen Zeiten auch begangen worden sind?» - Hagen Schulze[wp], 1987.

Elisabeth Hartnagel

Elisabeth Hartnagel, eine Schwester von Sophie, erklärte 2003 in einem Interview:

Zitat: «SPIEGEL:
Frau Hartnagel, Ihre Geschwister Hans und Sophie Scholl werden verehrt wie nur wenige Deutsche des 20. Jahrhunderts. Sie haben zu dem Kult um Ihre Familie stets Distanz gehalten. Warum?

HARTNAGEL:

Ich fand das immer ein bisschen übertrieben ...

SPIEGEL:

... im Sommer 1942 verschickten die "Weiße-Rose-Mitglieder" die ersten Flugblätter. Wissen Sie, was den Ausschlag dafür gegeben hat, in den aktiven Widerstand zu gehen?

HARTNAGEL:

Ich kann aus meiner Erinnerung nur berichten, dass wir im Frühjahr 1942 von der Verhaftung und Hinrichtung von zehn oder zwölf Kommunisten - wohl in Pforzheim - erfuhren. Und da hat mein Bruder gesagt: Es wird Zeit, dass auch von bürgerlicher und christlicher Seite etwas unternommen wird ...» - DER SPIEGEL (10.12.2003)

Flugblatt IV und V der "Weißen Rose"

Auszüge:

Zitat: «[...] Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die Weiße Rose nicht im Solde einer ausländischen Macht steht.[...]», aus Flugblatt IV
Zitat: «[...] Der bessere Teil des Volkes kämpft auf unserer Seite [...] Glaubt nicht der national­sozialistischen Propaganda, die Euch den Bolschewisten[wp]-Schreck in die Glieder gejagt hat. [...] Der imperialistische Machtgedanke muss, von welcher Seite er auch kommen möge, für alle Zeit unschädlich gemacht werden. [...] Die Arbeiterschaft muss durch einen vernünftigen Sozialismus aus ihrem Stand niedrigster Sklaverei befreit werden. Das Truggebilde der autarken Wirtschaft muss in Europa verschwinden. [...]», aus Flugblatt V

Die Studentin Sophie ist, obwohl sie keine führende Rolle in der Weißen Rose spielte, von deutlich höherem öffentlichen Interesse als etwa ihr Bruder Hans. Eigentlich war sie nicht viel mehr als eine Mitläuferin. Trotzdem steht sie, in zum Teil "feministischer Verehrung", fast alleine im Mittelpunkt des Gedenkens. Es existieren sehr viele Lehranstalten mit dem Namen "Sophie-Scholl-Schule"[ext] (die Widerständlerin), während Lehranstalten mit der Bezeichnung "Hans-Scholl-Schule" (der Widerständler) extrem selten vorkommen. Das trifft gleichfalls auf Straßennamen zu.

Frank McDonough

Frank McDonough[wp], Historiker und Autor des Buches Sophie Scholl: The Real Story Of The Woman Who Defied Hitler, erklärte 2013:

Zitat: «FRAGE:
Mit der "Weißen Rose" verbindet man vor allem Sophie Scholl. Die Kinofilme stellen sie in den Mittelpunkt und auch Ihr Buch trägt ihren Namen. Warum reden wir (im Interview) dann die ganze Zeit über Hans?

McDONOUGH:

Eine sehr gute Frage, denn tatsächlich war Hans der dominierende Charakter. Während ich an meinem Buch über Sophie schrieb, fürchtete ich sogar zeitweilig, er würde es übernehmen! Tatsächlich war Sophie keine führende Figur - tatsächlich folgte sie eher Hans und den anderen.

FRAGE:

Warum reden wir (im Interview) dennoch meist von ihr?

McDONOUGH:

Weil Hans Scholl eine Art Dorian Gray[wp] war, zu komplex. Helden müssen unkomplizierte Figuren sein, so wie Sophie, die Jeanne d’Arc[wp] der "Weißen Rose".»[1]
Zitat: «FRAGE:
Dabei war Sophie Scholl zunächst vom Nationalsozialismus begeistert.

McDONOUGH:

Absolut, ihr Bruder Hans war sogar HJ[wp]-Führer, er kommandierte 150 Hitler­jungen. Beide waren als Heran­wachsende Feuer und Flamme für die Hitlerjugend, begeisterten sich für die Idee der Volksgemeinschaft und stritten heftig mit ihrem Vater, einem überzeugten Nazi-Gegner. In Hitler sah die Jugend damals nicht das Böse, im Gegenteil. Ich erkläre das hier in England gerne so: Den National­sozialismus muß man sich als eine Art Beatlemania[wp] vorstellen: Hitler erschien als toller Typ, eine Art Popstar. Dazu kam der jugend­typische Gruppendruck[wp]. - Ganz ehrlich, als ich jung war, lief ich auch nur deshalb mit langen Haaren herum, weil das alle taten.

FRAGE:

Die Kinofilme über die "Weiße Rose" blenden die NS-Begeisterung der Scholls aus.

McDONOUGH:

Es gab sie aber. Allerdings, je älter sie wurden, desto mehr gerieten sie in Widerspruch zur Hitlerjugend, die kein Hort des Intellektualismus und der Eigen­ständigkeit war.

FRAGE:

In Deutschland wird die "Weiße Rose" gemeinhin als eine Art linker Widerstand dargestellt. Trifft das zu?

McDONOUGH:

Die Ursache für den Widerstand der Scholls war eigentlich nicht politischer, sondern persönlicher Natur. Er entsprang einer persönlichen Entfremdung vom National­sozialismus. Was Hans Scholl zunächst an den Nazis nicht paßte, war, daß sie sich in sein "Freizeit­verhalten" einmischten. Daß sie ihm dies­bezüglich Vorschriften machten, von ihm verlangten, mit seiner bündischen Jugendgruppe "dj.1.11"[wp] zu brechen. Das Wort, das später die "Weiße Rose" am häufigsten gebrauchte, war "Freiheit!". Freiheit gegenüber einem politischen und gesellschaftlichen System, das von ihnen totale Einordnung verlangte und ihnen verbot, das zu tun, zu lesen und zu denken, was sie wollten. Wir wissen zum Beispiel nicht, was der frühe Hans Scholl über den Antisemitismus dachte. Später verurteilte er ihn, aber zu Beginn? Das war offenbar nicht sein Problem.»[1]
Zitat: «Es war das einzige professionelle Frauentheater mit fester Bühne im deutsch­sprachigen Raum. Das Theater wurde im Februar 1986 mit dem Programm "Briefe der Geschwister Scholl" eröffnet.» (piccolo-theater.de)

Geschwister-Scholl-Preis

Zitat: «Sinn und Ziel des Geschwister-Scholl-Preises ist es, jährlich ein Buch auszuzeichnen, das von geistiger Unabhängigkeit zeugt und geeignet ist, bürgerliche Freiheit, moralischen, intellektuellen und ästhetischen Mut zu fördern, und dem gegen­wärtigen Verantwortungs­bewusstsein wichtige Impulse zu geben. Der Preis ist mit € 10.000,- dotiert.» - Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V.

Geschwister-Scholl-Verherrlichung

In Deutschland gibt es ca. 600 Geschwister-Scholl-Straßen / rund 200 Geschwister-Scholl-Schulen (als häufigster Name) / Scholl-Kirchen / Scholl-Kitas / Scholl-Bücher / Scholl-Fotos / Scholl-Filme / Scholl-CD / Scholl-Hörspiele / Scholl-Denkmäler / Scholl-Gemälde / Scholl-Oper / Scholl-Reisen / Weisse-Rose-Kulturcentrum / Sophie-Scholl-Zaun (München) / Hans-&-Sophie-Scholl-Pfad / Scholl-Wanderausstellung / Sophie-Scholl-Fischkutter / Sophie-Scholl-Porzellan­etiketten / Sophie-Scholl-Halsketten / Sophie-Scholl-Papier-Puppen / Sophie-Scholl-Comic-Bücher / Sophie-Scholl-Rosen / Sophie-Scholl-FemBio / Scholl-T-Shirts / Scholl-Büsten / Scholl-Briefmarken / Scholl-Sonderstempel / Wohnpark-Sophie-Scholl / Tagungshaus-Sophie-Scholl / Geschwister-Scholl-Schulen GmbH / Stiftung-Weiße-Rose e.V. / Institut-Weiße-Rose e.V. / Geschwister-Scholl-Institut / Quiz-Weiße-Rose (br2) / Weiße-Rose-Asteroid / Sophie-Scholl bei (Madame Tussauds[wp]) ...

Zitat: «Die Nazis haben ihre Absichten nie versteckt, die Kommunisten dagegen Ideale vorgetäuscht, was noch schlimmer ist, weil zum Verbrechen auch noch die Lüge kam.» - Jean-François Revel[wp] (Figaro, zitiert nach Focus, 48, 1997)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Moritz Schwarz: Deutschlands Ehre wiederherstellen, Junge Freiheit 09/13 / 22. Februar 2013 (Die Geschwister Scholl sind heute Heilige der "Zivilgesellschaft". Doch die Wahrheit ist komplexer. Muster­demokraten waren sie keineswegs, Sophie spielte nur eine Nebenrolle, und die "Weiße Rose" hatte auch nationale Motive, wie der Historiker Frank McDonough[wp] zurechtrückt.)

Querverweise

Netzverweise