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Transdisziplinarität
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Der Begriff Transdizplinarität bezeichnet die Disziplinen (Fachrichtungen[wp]) übergreifende[wp], wissenschaftliche Lehr- und Forschungstätigkeit.
Was Feministinnen und Genderisten unter "Transdisziplinarität" verstehen:
Transdisziplinarität ist ein akademisches Konzept der Wissensproduktion, das versucht mit traditionell nicht-disziplinärem Wissen[wp] umzugehen.[1] Transdisziplinäres Arbeiten geht dabei über innerwissenschaftliche Grenzen hinaus und strebt nach einer problemorientierten, kritisch-produktiven Erweiterung disziplinärer Perspektiven bei der Wissensproduktion.
Transdisziplinarität gilt den einen als Beginn eines neuen Wissenstyps, den anderen als Korrektiv und Motor wissenschaftlicher Modernisierung. Geschichte und ProblemfeldEin Blick in die Wissenschaftsgeschichte zeigt, dass disziplinenübergreifende und kritisch-selbstreflektierende Wissenschaftkonzepte, wie Inter- und Transdisziplinarität[2], immer dann Konjunktur haben, wenn größere gesellschaftliche Umbrüche, Krisen und unübersichtliche Problemlagen zu meistern sind. Im 20. Jahrhundert zeichnete sich innerhalb des Wissenschaftsbetriebs vor dem Hintergrund breiter gesellschaftlicher Umbrüche eine solche Krise ab.[3] Konstruktivistische[wp] und poststrukturalistische Ansätze erlebten mit ihrer Idee von der Konstruiertheit bzw. der politische und sozialen Situiertheit von Wissen einen kräftigen Aufschwung. Entsprechend gerieten auch die Vorstellung von der Einheit des gesellschaftlichen Wissens und einem zusammenhängenden Wissenschaftssystem, sowie die Regeln der Wahrheitsfindung und die postulierte Objektivität, Neutralität und der universelle Geltungsanspruch wissenschaftlichen Wissens in eine Legitimationskrise. Es begann eine neue Suche nach neuen Qualitätsstandards für die akademische Wissensproduktion. Auch rückten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die gesellschaftlichen Formationen Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Staat immer enger zusammen, so dass die erklärte wissenschaftliche Autonomie zusehens nicht mehr haltbar wurde. Wissen wurde zu einem umkämpften Gut und die Wissenschaften zunehmend in die Pflicht genommen, auch bezüglich ihrer Legitimität. Neues und mehr Wissen sollte helfen die wachsenden Anforderungen und Unsicherheiten der Wissensgesellschaft und die sich abzeichnenden Folgeerscheinung dieses wissenschaftlich-technischen Wissens zu bewältigen.[4] Sowohl innerwissenschaftliche Kritik, als auch Kritik von außerhalb des Wissenschaftsbetriebes an der Organisationsstruktur der Universitäten und Hochschulen wurden laut, beispielweise von der Studentenbewegung und sozialen Bewegungen, wie der Umweltbewegung, der Friedensbewegung und innerhalb derer die Frauenbewegung. Innerwissenschaftlich setzte sich vor allem auch die Einsicht durch, dass viele neuere und gesellschaftlich relevante Problemlagen und Fragen sich nicht mehr durch Zugriff mittels einer Disziplin lösen lassen, wie beispielsweise Fragen des Umweltschutzes und der Nachhaltigkeit oder solche zum Geschlechterverhältnis. Dazu kam eine fortschreitende Unübersichtlichkeit des Wissenschaftssystems durch die rasche Zunahme von Wissen und der disziplinären Spezialisierung und Partikularisierung und deren institutionelle Abgrenzungen (Mittelstraß 2005). Es mangelte in Folge dessen zusehens an der Fähigkeit und Möglichkeit miteinander zu kommunizieren oder gar zu kooperieren.[5] Daraus ergaben sich die erwähnten Probleme bestimmte außerwissenschaftlich relevante Fragen disziplinär zu fassen und zu bearbeiten. Ebenso stießen Wissenschaftler ganz grundsätzlich an Grenzen der Erkenntnisfähigkeit[ext]. Inter- und Transdisziplinarität war (und ist) in diesem Zusammenhang ein Versuch die Wissensbestände und das Wissenschaftssystem kritisch zu hinterfragen und drängende gesellschaftliche Probleme zu lösen, da sie fähig scheinen disziplinäre Verengungen durch ihren grenzüberschreitenden und kritischen Impetus aufzuheben und innovative Milieus zur Erneuerung des Wissen(schaft)ssystems zu gestalten. BegriffIn der Literatur über Transdisziplinarität wird vielfach von einem nicht einheitlichen Verständnis von Transdisziplinarität gesprochen. Charakteristisch für transdisziplinäre Ansätze ist jedoch meist die Nichteinordbarkeit des vorhandenen und des produzierten Wissens in traditionelle wissenschaftliche Disziplinen und dessen disziplinenübergreifender Zusammenarbeit. Dies kann einerseits wissenschaftsimmanent durch das kritische und nachhaltige Infragestellen und Überschreiten bisheriger Disziplinengrenzen bedingt sein und andererseits durch das enge Zusammenspiel von wissenschaftlichen und außerwissenschaftlichen Akteuren und deren Wissensbestände. Der Fokus transdisziplinären Arbeitens liegt jedenfalls nicht auf dem disziplinären Zugriff, sondern auf einem speziellen Gegenstand, einer gemeinsamen Fragestellung oder einem zu lösenden Problem. Je nach Anwendungskontext kann es verschiedene, nicht festgelegte Aspekte, Zugänge, Theorien und Methoden beinhalten. Diese werden erst im Prozess der Wissensproduktion kooperativ ausgehandelt und generiert. Transdisziplinäres Arbeiten findet mittlerweile in weiten Teilen der wissenschaftlichen Wissensproduktion Beachtung und Anwendung. Konstitutiv ist dieses Arbeitskonzept jedoch vor allem für die Nachhaltigkeitsforschung und die Frauen- und Geschlechterforschung, streckenweise auch für die Kunst.[6] KonzeptionenIdealtypisch lassen sich zwei Konzepte unterscheiden, anwendungsorientiert-partizipative Transdisziplinarität und disziplinenorientiert-dekonstruktive Transdisziplinarität (vgl. Hark 2005, Maasen 2008). Beide Konzepte verbleiben im Wissenschaftsbetrieb. Anwendungsorientiert-partizipative TransdisziplinaritätDieser Ansatz hat sich vor allem im Umfeld der Nachhaltigkeitsforschung entwickelt und sieht sich an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Die spezifischen Erwartungen an dieses Konzept sind einerseits angemessene und innovative Problemanalysen und andererseits die Akzeptanz seitens sozial relevanter Gruppen. Im Zentrum stehen Fragen, Probleme und Problemlösungen der Anwendungen wissenschaftlichen Wissens. Die entstehenden Verschiebungen innerhalb der Wissensproduktion sind eher struktureller bzw. institutioneller Art. Dabei werden die Grenzen von Wissenschaft und Nicht-Wissenschaft (Privatwirtschaft, Produkt- und Technologieentwicklung, Interessenverbände) oder zwischen verschiedenen Wissensformen (institutionalisiertes und/oder wissenschaftliches Wissen, Erfahrungs- und Alltagswissen, lokales Wissen, Kunst) versucht zu überbrücken und potentielle Nutzer und Akteure partizipativ in die Wissensgenerierung und Gestaltung von Lösungsvorschlägen eingebunden. Das erzeugte Wissen entsteht und entwickelt sich im Kontext der Anwendungsbereiche und bleibt auf diese bezogen, es wird nicht wissenschaftlich disziplinär differenziert und definiert. Zu diesem Bereich gehört u.a. die so genannte Mode2-Konzeption, welche als außer- bzw. postuniversitäre Wissensorganisation beschrieben wird (Hark 2005). Die Wissensproduktion selbst ist stark vernetzt (Forschungszentren, Regierungsbehörden, Industrielaboratorien, Think-Tanks, Beratungsbüros und Wissenschaftsbetrieben) und hat ihre eigenen (nicht diszplinären) theoretischen Strukturen und Forschungsmethoden.[7] Betont wird hierbei die gesellschaftliche Eingebundenheit und Verantwortlichkeit. Zu den wissenschaftsimmanenten Qualitätskriterien treten damit weitere soziale, politische und ökonomische Kriterien hinzu, da sich verstärkt an sozialen und ökonomischen Werten, politischen Zielen und den Medien orientiert wird. Dieser Mode2 der Wissensproduktion wird von einigen Vertretern auch als epistemologische Umwälzungen der Wissenschaft verstanden.[8] Diese These der grundlegenden Veränderung der traditionellen Disziplinenstruktur und der Organisationsstruktur des Wissenschaftsbetriebs ist allerdings umstitten (zur Kritik vgl. Weingart 1999[ext]). Disziplinenorientiert-dekonstruktive TransdisziplinaritätDieser Ansatz hat sich vor allem innerhalb der Frauen- und Geschlechterforschung etabliert, wird aber auch in anderen Disziplinen (bspw. Wissenschaftsgeschichte) vor allem aus wissenschaftskritischen Positionen heraus diskutiert. Das Konzept konzentriert sich nicht auf die Grenzüberschreitungen von wissenschaftlichem und nicht-wissenschaftlichem Wissen, sondern auf einen innerwissenschaftlichen wechselseitig reflexiven Austausch zwischen verschiedenen Disziplinen und streckenweise die Systematisierung von spezialisiertem Wissem. Auch hier geht es darum spezielle (meist erkenntnistheoretische[wp]) Problemlagen entlang von disziplinär bestimmten Gegenständen, Methoden, Definitionen, Technik(en) und Selbstverständnissen zu thematisieren, gemeinsam kritisch ins Gespräch zu bringen und bearbeitbar zu machen. Fokussiert wird dabei die Historizität und erkenntnistheoretische Kontingenz der jeweiligen Wissenschaftskulturen zum Zweck der kritisch-innovativen Fortentwicklung disziplinärer Wissenschaft (→ Situiertes Wissen[ext], Haraway 1995, → Methodische Transdisziplinarität, Mittelstraß 2005). Die disziplinäre Organisation des Wissens soll dabei nicht aufgehoben werden, sondern es geht vielmehr um die Schaffung einer innovativen Umgebung in der Wissen überprüft, neu kontextualisiert und formuliert werden kann. Der rhetorisch implizite Gegensatz von Disziplinarität und Transdisziplinarität ist dabei ein eher funktionaler (vgl. Hark 2005). Zentral ist eher der auf Dominanzverhältnisse gerichtete reflexive und emanzipative Impetus, der die disziplinäre Situierung der Akteure deutlich machen soll. Vertreter der deutschsprachigen Gender Studies verstehen Transdisziplinarität demnach vielfach als "machtsensible Transdisziplinarität (...) als ein Dialog mit sich selbst und dem eigenen Anderen (...) ein epistemologisches Projekt, das die hegemonialen Bedingungen von Wissenserzeugung kritisch reflektiert." (Walgenbach/Dietze/Hornscheidt/Palm 2008, 20f.) Methodische TransdisziplinaritätDer Begriff und das Konzept der Methodische Transdisziplinarität stammt von Jürgen Mittelstraß[wp] und taucht immer wieder in den Debatten um Transdisziplinarität auf, daher soll er hier exemplarisch vorgestellt werden. Mittelstraß gilt Transdisziplinarität als ein leitendes Forschungs- und Wissenschaftsprinzip (kein Theorieprinzip), das komplexe und disziplinär nicht einordbare Frage- und Problemstellungen, sowie Lösungsansätze und Handlungsstrategien fähig ist zu entwickeln. Er versteht Transdisziplinarität als Versuch die disziplinär enger werdenden Grenzen des Wissenschaftssystems[9] zu übertreten und zu überwinden, die Asymmetrie zwischen wissenschaftlicher und außerwissenschaftlicher Problementwicklung und der disziplinären Entwicklung[10] zu überbrücken und die disziplinäre Engführung aufzuheben hin zu einem produktiven Forschungshandeln. Als wissenschaftliche Arbeits- und Organisationsform verstanden soll Transdisziplinarität also fachliche und disziplinäre Perspektivenverengungen als Resultat institutioneller Routinen aufheben helfen. Transdisziplinarität basiert dabei auf einer andauernden Kooperation, welche die disziplinären Grundlagen und Kompetenzen benötigt und im Arbeitsprozeß soweit verändert, dass ein neues disziplinenübergreifendes Wissen und Forschungshandeln entsteht. Transdisziplinarität leitet die Problemwahrnehmung und deren Lösung, Aufgabenfelder und Forschungsgegenstände können damit abgesteckt und definiert werden, aber sie verfestigen sich nicht in einem Theorie- oder Methodengebäude. Vielmehr muß die konkrete transdisziplinäre Arbeitsweise je nach faktischer Problemlage in einem Prozeß von dialogischer Aushandlungen zu eigens dafür geeignten Arbeitsformen und letztlich zu einem gemeinsamen Text zusammengearbeitet werden. Nach Mittelstraß sind dafür vier chronologisch geordnete und methodisch rekonstruierbare Stufen der Wissensproduktion notwendig:
Entscheidend für Mittelstraß ist vor allem die "argumentative Einheit" - die gesuchte Wissenseinheit als Antwort auf eine komplexe, transdisziplinär entwickelte Fragestellung. Sie liegt in der gemeinsamen argumentativen Erzeugung des gesamten Forschungs- und Wissenschaftsprozesses samt seiner Methoden und Arbeitsweisen über die beteiligten Disziplinen hinweg und durch diese hindurch. Das Methodische an der Mittelstraß'chen Transdisziplinarität sind die wohlunterscheidbaren und rekonstruierbaren Stufen dieses Prozesses. Die beteiligten Disziplinen sind jedoch nicht einfach nur Ressourcen einer Transdisziplinären Zugangsweise, sondern sie überwinden ihre eigenen methodischen Zugänge und theoretischen Grundlagen und gehen als Disziplinen ebenso verändert aus dem Arbeitsprozeß hervor - eine neue (Trans-)Disziplinarität entsteht. (Mittelstraß 2005) Damit geht Mittelstraß über eine rein kompensierende und additive Funktion (vgl. multi- oder interdisziplinäre Ansätze) zur Disziplinarität hinaus. AbgrenzungIn den verschiedene Versuchen Transdisziplinarität zu definieren, finden sich immer wieder sehr enge Bezüge zu den anderen Wissenschaftspraxen, wie Disziplinarität, Multi- oder Pluridisziplinarität, Interdisziplinarität, Postdisziplinarität und angewandeter Forschung. Die hier kurz vorgestellten Definitionen dieser Praxen sollen das Konzept Transdisziplinarität besser fassbar machen. Sie sind letztlich jedoch nur Annäherungen, die Übergänge zwischen den einzelnen Ansätzen sind fließend und befinden sich selbst in einem ständigen Prozess von Aushandlung und Veränderung. DisziplinaritätDie zum jetzigen Zeitpunkt dominante Form der akademischen Wissensproduktion und -organisation ist die Disziplinarität. Disziplinen sind Strukturelemente der wissenschaftlichen Ordnung bzw. je spezifische Wissenschaftskulturen. Sie gelten als historisch gewachsene Einheiten, deren Grenzen das Ergebnis fortwährend komplexer sozialer Interaktionen sind, welche sich nicht eindeutig und abschließend definieren lassen. Disziplinen sind soziale Konstrukte, Effekt und Spiegel ihrer Zeit und entsprechend eingebunden in die herrschenden Machtstrukturen. Disziplinarität bedeutet also einen je spezifischen Blick auf ein wissenschaftliches Feld zu haben. So durchlaufen Wissenschaftler während ihrer akademischen Ausbildung einen disziplinenspezifischen Formierungsprozeß und erlangen dabei ebendiese disziplinäre Sicht auf die Welt, methodische Kompetenzen und Begriffe und akzeptieren bestimmte Wissenschaftsstandard. So erschließen sich dem disziplinär arbeitenden Wissenschaftler bestimmte Sachverhalte besonders deutlich, andere hingegen gar nicht. Disziplinarität hat also vor allem "(...) die Funktion, die geistigen Kräfte zu disziplinieren und die wissenschaftliche Energie zu kanalisieren." (Wallstein u.a. 1996: 101) Disziplinen orientieren sich an und gruppieren sich zwar um spezielle Gegenstände, Theorien, Methoden und Zwecke, sind aber oft von disziplinären Überschneidungen geprägt. Disziplinäre Identität konstituiert sich anhand:
Multi-/ PluridisziplinaritätBei dieser Wissenschaftspraxis wird der Gegenstand bzw. die Fragestellung durch die Vertreter der beteiligten Disziplinen autonom mit ihren je fachspezifischen Perspektiven, Methoden und Terminologien bearbeitet, ohne dass ein disziplinenübergreifender Austausch stattfindet. Die Ergebnisse und Erkenntnisse dieser Form der wissenschaftlichen Kooperation werden schließlich additiv und ohne gegenseitigen Bezug zusammengebracht. Eine Veränderung disziplinärer oder theoretischer Strukturen wird dabei nicht angestrebt, es soll lediglich von der Expertise der Spezialisten und ihrer disziplinären Fokussierung profitiert werden. InterdisziplinaritätDiese Form der Wissensproduktion ist eine zeitlich begrenzte Kooperation von mindestens zwei verschiedenen Disziplinen. Sie gilt als koordinierte wissenschaftliche Zusammenarbeit, die vom einfachen Ideenaustausch über situative Synthese von Methoden und Kompetenzen bis zur gegenseitigen Integration oder Fusion von Theorien und Methoden reichen kann. Dabei geht es im Allgemeinen um die Erweiterung wissenschaftlicher Wahrnehmungsfähigkeit, welche eingeengt durch disziplinäre Sichtweisen die Komplexität bestimmter Gegenstände und Problemfelder nicht mehr fassen und adäquat bearbeiten kann. Somit versteht sich der interdisziplinäre Ansatz als Reaktion auf die zunehmende disziplinäre Spezialisierung und spiegelt die Einsicht in die Vielschichtigkeit wissenschaftlich bearbeitbarer Phänomene. Interdisziplinarität weist historische und erkenntnistheoretische Parallelen zum Konzept der Transdisziplinarität auf, teilweise werden beide Konzepte zusammengeführt (vgl. Mittelstraß 2005). Werden die beiden Konzepte jedoch unterschieden, dann verweist Interdisziplinarität explizit auf die integrative Zusammenführung verschiedenen disziplinäre Kompetenzen und Perspektiven. Im offenen Dialog zwischen den beteiligten Disziplinen wird versucht einen Einblick in die verschiedenen Ausrichtungen und Zugänge zu erlangen und Schnittstellen ausfindig zu machen, um einen produktiven Wissenstransfer im Disziplinenfeld der Wissenschaft zu fördern. Es fehlt jedoch meist der Anspruch die "Herkunftsdisziplinen" und deren theoretische und methodische Grundlagen grundlegend und nachhaltig zu hinterfragen und zu verändern. PostdisziplinaritätDiese Form der Wissensproduktion löst sich von jeglicher disziplinärer Eingrenzung, d.h. sowohl der disziplinäre Ausgangspunkt, als auch die Ergebnisse sind nicht mehr bestimmbar.[11] Angewandte ForschungDie angewandten Forschung ist ebenfalls eine wissengenerierende Kooperationsform zwischen verschiedenen Disziplinen und der Produkt- & Technologieentwicklung der freien Wirtschaft. Meist wird durch eine Forschergruppe problembezogen ein wissenschaftlicher Beitrag zur Lösung lebensweltlicher Fragestellungen in Form von Praxisbegleitung oder Wissensbündelung erbracht. Die theoretischen und methodischen Grundlagen werden dabei nicht reflektiert, da die etablierten disziplinären Perspektiven und Methoden für die Forschungsarbeit ausreichen. Die erarbeiteten Fragestellungen können, müssen aber nicht wissenschaftlich anschlußfähig sein. Transdisziplinäre KompetenzUnter dem Begriff transdisziplinärer Kompetenz wird die erkenntnisorientierte methodische Fähigkeit verstanden, sich als einzelne Wissenschaftler konstruktiv-dialogisch und handlungs- und anwendungsorientiert in den Arbeitsprozeß einzubringen. Dabei geht es vor allem um die Fähigkeit mit verschiedenen Wissensformationen, unsicherem Wissen und Nicht-Wissen umzugehen, dieses einschätzen, bewerten und disziplinenunabhängig systematisieren zu können. Transdisziplinäre Kompetenz gilt als eine Schlüsselqualifikation[12] in der heutigen stark ausdiffenrenzierten Wissens- und Informationsgesellschaft, da sie spezielle analytische, kommunikative und soziale Kompetenzen erfordert. Dazu gehören die Fähigkeiten (vgl. Baer 2005):
Akademischer Feminismus und TransdisziplinaritätDer akademische Feminismus als wissenschaftlich institutionalisiertes Standbein[13] der queer-feministischen Bewegung versteht sich selbst grundsätzlich als (inter- und) transdisziplinär. Geschichtlich kann die feministische Intervention in die Wissenschaft bereits auf das 19. Jahrhundert datiert werden, als der bürgerliche Flügel der damaligen Frauenbewegung für die Zulassung von Frauen zur akademischen Ausbildung kämpfte und sich erste Ansätze zur Frauenforschung entwickelten.[14] Jedoch erst mit wachsendem Bedeutungsgewinn sozialer Bewegungen in den 1960er und 1970er Jahren entwickelte sich aus der quantitaiven und qualitativen Kritik der Frauenbewegung eine stetige Etablierung der Frauen- und Geschlechterfrage und des akademischen Feminismus in den verschiedenen Institutionen der Wissenschaft.[15] Diese grundlegende feministische Wissenschaftskritik umfasst(e) fünf Aspekte:[16]
Dieser Kritik folgend boten sich vor allem interdisziplinäre Ansätze an, um die feministischen Forderungen zur personellen, inhaltlichen wie institutionellen Partizipation von Frauen am akademischen Diskus und für lebensweltliche Veränderungen der Gesellschaft zu plausibilisieren und zu legitimieren. Seit den 1980/90er Jahren verbreitet sich zunehmend der Begriff und das Konzept Transdisziplinarität innerhalb der feministischen Wissenschaftsdebatten.[17] Diese fünf Aspekten umreißen bereits den Gegenstand feministischer Wissenschaft - die vergeschlechtlichte (disziplinäre) Ordnung des Wissens. Die Kategorie Geschlecht ist hierfür der wesentliche Fokus und wird in ihren verschiedenen Bedeutungen, Dimensionen und auf den unterschiedlichen Ebenen multiperspektivisch erforscht. Es existiert dabei kein festgelegter Begriff von Geschlecht, sondern es geht viel mehr um die Analyse und kritische Befragung der etablierten Begrifflichkeiten zur Kategorie Geschlecht und wie diese Einfluß haben auf soziale Strukturen, die Verteilung politischer Macht und die Produktion von Wissen. Es geht darum die (oft unsichtbar gewordenen) disziplinären Querverbindungen entlang der Kategorie Geschlecht, sowie weiterer verknüpfter Ungleichheitskategorien wie Rasse [18], Klasse, Sexualität, Beeinträchtigung, ...[19] wahrzunehmen und die jeweiligen und gegenseitigen Plausibilisierungs- und Legitimierungsstrategien zu begreifen. Es wird beispielsweise danach gefragt, inwiefern Geschlechtsstereotype und andere gesellschaftliche Rollen- und Statuszuschreibungen die verschiedenen disziplinären Denkformen strukturieren oder wie bestimmte vergeschlechtliche und/oder rassifizierte Metaphern zwischen den einzelnen Disziplinen hin- und herwechseln und so Erkenntnisse über Natur und diese wiederum hierarchische Gesellschaftskonstellationen, Privilegierungen und Diskriminierungen naturalisieren und plausibilisieren. Der Gegenstand feministischer Wissenschaft wird also als ein transdisziplinär zu erfassender betrachtet - hier fließen die verschiedenen Auffassungen von Geschlecht in Form einer transdisziplinären Kategorie zusammen(vgl. Kahlert 2005). Dazu bedarf es einer dezidierten Methodenvielfalt und breiter theoretischer Grundlagen. Ebenso wie es dabei keinen fest definierten und einheitlichen Begriff von Geschlecht gibt, existiert auch keine genderspezifische Methodik. Es sind gerade transdisziplinäre Arbeitsweisen in Forschung und Lehre und die entsprechenden Handlungskompetenzen, welche feministische Wissenschaft quasi disziplinär eint. Ebenso wird versucht Positionen zu berücksichtigen, die keinen wissenschaftlichen/disziplinären Status haben, jedoch ebenfalls systematisch am Gegenstand arbeiten. Im deutschsprachigen Raum wird versucht mit Hilfe transdisziplinärer Arbeitsweisen die systematische Berücksichtigung von Frauen- und Geschlechterfragen in der Forschungspraxis zu verankern. Dies geschieht einerseits durch formale Regulierungen (Quoten, Sprachgebrauch, Genderperspektiven) und anderseits durch die konzeptionelle Integration der Geschlechterverhältnisse als transdisziplinäre Wissenskategorie (problemorientiert, partizipativ, geschlechterdifferenzierend). So ergeben sich in der transdisziplinären Forschungspraxis mehrere mögliche Ebenen der Berücksichtigung von Geschlecht:
Transdisziplinäres Arbeiten ist dabei nicht nur ein wesentliches Element feministischer Forschung, sondern gehört neben den disziplinären Zugängen zur universitären Ausbildung der Frauen- und Geschlechterforschung. Dabei wird versucht gleichzeitig und einen sich wechselseitig ergänzenden und reflektierenden disziplinären und transdisziplinären Kompetenzerwerb umzusetzen. Die curriculare Palette der Frauen- und Geschlechterforschung[20] soll das breite und vielfältige Spektrum feministischen Forschens repräsentieren. Die Studierenden erfahren eine Vielzahl verschiedener disziplinäre Zugänge, Besonderheiten und Unterschiede, die verschiedenen theoretischer Verortungen und lernen die unterschiedlichen fachspezifischen Ansätze in der Auseinandersetzung kennen.[21] So sind beispielsweise fast alle Lehrveranstaltungen für Studierende unterschiedlicher Disziplinen konzipiert, was spezielle (transdisziplinäre) Kompetenzen auf Seiten der Lehrenden und Studierenden (er)fordert. Oft werden auch so genannte Teamteaching-Seminare mit mehreren Lehrenden aus unterschiedlichen Fächern angeboten, in den aus den verschiedenen fachspezifischen Perspektiven der Gegenstand der Frauen- und Geschlechterforschung erschlossen wird. Dabei wird in diesen Veranstaltungen viel Wert auf den wechselseitigen theoretischen, methodischen und praktischen Austausch zwischen den Teilnehmern gelegt. Weiterhin gibt es Veranstaltungen die klar einer Disziplin zugeordnet sind, andere befassen sich ausschließlich mit der Frauen- und Geschlechterforschung an sich und sind entsprechend nicht disziplinär erfassbar.
Ein Problem der Institutionalisierung der Frauen- und Geschlechterforschung als wissenschaftliche Disziplin ist u.a. die Wahrscheinlichkeit von zu starker disziplinärer Klarheit und zu festen kognitiver Wissensstrukturen und damit verbunden die Beförderung von Hierarchie- und Dominanzbildung, methodischen und erkenntnistheoretischen Ein- und Ausschlüssen bzw. perspektivischen Verengung. Es spricht jedoch einiges dafür, dass die Frauen- und Geschlechterforschung bereits einen eigenen disziplinären Status hat. So gibt es beispielsweise heute fortgeschrittene Institutionalisierungen, eine Kanonbildung und eine Geschichtsschreibung des akademischen Feminismus. Die Frauen- und Geschlechterforschung bringt zudem eigenen wissenschaftlichen Nachwuchs hervor und verfügt über eigenen fachspezifischen Kommunikationszusammenhänge in Form von Publikationen, Tagungen und Konferenzen. Kritische Stimmen bemerken, dass mit zunehmender Institutionalisierung und Disziplinierung bzw. dem starker Druck sich innerhalb der Disziplinenstruktur zu positionieren dem akademischen Feminismus das kritisches Potential und der explizit politische Anspruch verloren geht. Das Agieren im hierarchisch organisierten Wissenschaftsbetrieb führe zur Reproduktion der bisher kritisierten Positionen. Marginalisiertes und "unsichtbares" Wissen finde in der institutionalisierten Frauen- und Geschlechterforschung schwieriger Beachtung, beispielsweise durch dogmatische Kanonisierung oder veränderte Legitimationszwänge. Einigen VertreterInnen zufolge bewegt sich die Frauen- und Geschlechterforschung ständig und unabdingbar in einem Spannungsverhältnis zwischen traditioneller (Herkunfts-)Disziplin und dem Selbstverständnis als eigenständige (Trans)Disziplin (Kahlert 2005). Gerade dieses Spannungsverhältnis gilt dabei als produktiv, vor allem hinsichtlich selbstkritischer Reflexion. Transdisziplinarität ist eben gerade nicht nur ein wissenschaftspolitisches, sondern auch ein erkenntnistheoretisches Projekt, bei dem es darum geht die örtliche und zeitliche Abhängigkeit produzierten Wissens immer wieder (neu) zu verhandeln. Frauen- und Geschlechterforschung kann als aktuelles Beispiel für die These der Neu- und Umordnung im Wissenschaftssystems gelten, da sich hier u.a. zeigt wie transdisziplinäres Arbeiten Disziplinengrenzen nicht nur überschreitet und neues Wissen produziert, sondern den Konstitutionsprozess der Disziplinen, die Herausbildung neuer Disziplinen und eventuell die Neustrukturierung des Wissenschaftssystems fördert (Kahlert 2005). Kritik und offene FragenDas gerade beschriebene Ringen um eine (transdisziplinäre) Position im Wissenschaftsbetrieb ist gezeichnet von den verschiedenen Ansprüchen, einerseits der (autorisierenden/finanzierenden) Instituionen und andererseits vom Selbstverständnis der jeweiligen Akteure. Im öffentlichen und wissenschaftspolitischen Diskurs wird Transdisziplinarität oft als Metaphern für Innovation und Modernisierung verwendet; auch in der Frauen- und Geschlechterforschung. Zudem gilt sie hier (durchaus zu Recht) als Strategie um feministisch-kritische Positionen zu institutionalisieren und Fragen der Geschlechtergerechtigkeit auch im akademischen Diskurs zu etablieren. Dabei sollte aber nicht aus den Augen verloren werden, das auch diese Perspektive nicht per se eine kritische und innovative sein kann. Transdisziplinarität hat ihre Ambivalenzen und sie bleibt eingebunden in gesamtgesellschaftliche, zeitlich wie lokal spezifische Diskurse und kann die hegemoniale Wissensproduktion ebenso stützen wie in Frage stellen. Im Kontext der Umstrukturierung der Universitäten nach ökonomischen Standards wird beispielsweise deutlich, wie Transdisziplinarität sowohl von marktorientierten, wie auch marktkritische Positionen positiv adaptiert wird (Hark 2003). In diesem Zusammenhang bemerkt Hark bezüglich der momentanen Umsetzung von Transdisziplinarität einen "Verlust von politischen Ansprüchen und theoretischer Radikalität" (Hark 2005). So wirf die stärkere privatwirtschaftliche Einbindung und Verwertung transdisziplinär gewonnenen Wissens zunehmend ethische Fragen auf, welche vormals unter staatlicher Kontrolle eher Beachtung fanden und zumindest unter deren regulierender Kontrolle stand. Im privatwirtschaftlichen Kontext spielen ethische Fragen jedoch oft eher nachgeordnete Rollen. Machbarkeitswahn, finanzielle Anreize und Wettbewerbsdruck dominieren das Feld und es gibt selten einen Bezug auf wissenschafts- und gesellschaftstheoretische Debatten zur Bedeutung und zum Wandel wissenschaftlich-technischen Wissens in Zeiten globaler Transformation (Kahlert 2005). Konkretes reales transdisziplinäres Arbeiten ist vor allem auch abhängig von finanziellen Ressourcen (Hark 2003). Wissenschaft wird dabei zunehmend als (Quasi-)markt verstanden, in dem Dienstleistungen erbracht werden und Kunden und Produkte agieren. Gerade transdisziplinäres Arbeiten erweist sich in diesem marktorientierten Kontext als besonders anschlußfähig, da ja ein Teil transdisziplinärer Methodik die Orientierung an Anwendungen und Nutzern darstellt. Entspechend wird transdisziplinäre Kompetenz von einer akademisch-intellektuellen Fähigkeit zu einer strategischen Komponente der Fertigung von marktgerechten und konkurenzfähigen Angeboten (Maasen 2008). Auch der versteckten Streichungspolitik ist Transdisziplinarität bereits verdächtig geworden (Hark 2005). Desweiteren kann eine Projektifizierung vor allem transdisziplinärer Wissensarbeit beobachtet werden, was unter anderem Auswirkungen auf die Organisation von Wissensarbeit hat. Problematisch dabei ist vor allem die stärker werdende Tendenz zur Präkarisierung und Informalisierung von Arbeitsverhältnissen, die Ausweitung und Verdichtung von Aufgaben, ein andauernd geforderter Kompetenzerwerb und eine überzogene Verantwortungszuweisung an den Einzelnen. Auch auf dieser Ebene kann zunehmend eine Deregulierung der Arbeitsverhältnisse und -beziehungen beobachtet werden, Maasen spricht von Feminisierung der Wissenarbeit (Maasen 2008).[23] In der Forschungspraxis ist transdisziplinäres Arbeiten wie bereits erwähnt nicht so einfach, wie es sich theoretisch darstellt. Ein erstes konkretes Problem transdisziplinärer Arbeiten ist die zunehmende Komplexität, mit der in Forschung und Lehre umgegangen werden muß. Viele Projekte haben zwar den expliziten Anspruch transdisziplinär zu arbeiten, in der Nachbetrachtung zeigt sich jedoch, dass dieser nicht bzw. schleppend und wenigsagend umgesetzt werden konnte. Dabei ist das Hauptproblem die systematische Überforderung der am Forschungsprozeß Beteiligten (vgl. Maasen 2008 bzgl. Geschlecht). Beispielsweise wirft der Einigungsprozeß bezüglich Terminologie und Methodologie nicht selten heftige Probleme auf und bedarf vielfach zusätzlicher professioneller, externer Expertise. Auch Forschungsförderung transdisziplinärer Projekte muß oft zusätzlich begleitet werden, da deren Begutachtung eher multidisziplinär erfolgt und die jeweiligen Gutachter entsprechend "disziplinär abgeholt" werden müssen (Kahlert 2005). Hier gilt es also Strategien zu entwickeln. Ebenso wurden die bisherige Konzeption von Transdisziplinarität und deren organisatorische und politische Konsequenzen auf die wissenschaftliche Praxis zu wenig durchdacht bzw. problematisch in wissenschaftsferne Diskurse eingebunden. In der alltäglichen wissenschaftlichen Praxis ergeben sich vor dem Hintergrund bestehender akademischer Regelungen beispielsweise folgenden Fragen[24]:
Quellen
Fußnoten
Weblinks |
– GenderWiki[1] |
Kommentare
Zitat: | «Absurderweise nennen sich die Feministinnen ja auch gerne inter- oder transdisziplinär, meinen damit aber nur, dass sie weder die eine, noch die andere Disziplin beherrschen, und nicht wie hier beide.» - Hadmut Danisch[2] |
Die berüchtigte Heinrich-Böll-Stiftung der Grünen - Kampfstation der Gender-Ideologie - setzt zum großen Krieg gegen Wissenschaft an und versucht, den Staat seine eigene Sabotage finanzieren zu lassen. [...] Es geht letztlich um den Vorwurf gegenüber den Gender Studies, dass sie unwissenschaftlich seien. [...] Der Text trieft - wie so vieles bei Gender - vor dem Dunning-Kruger-Effekt, denn sie nehmen für sich Wissenschaftlichkeit in Anspruch und offenbaren dabei, dass sie gar nicht wissen und begriffen haben, was das eigentlich ist:
Mag sein, dass naturwissenschaftliche Methode nicht alle Wissenschaft abdeckt, und dass wissenschaftliches Arbeiten die Auseinandersetzung voraussetzt, aber eine Auseinandersetzung alleine ist noch lange keine Wissenschaft. Genau dieser Fehler ist aber symptomatisch für Gender Studies: Eine der häufigsten Floskeln, die ich in den Gender Studies Texten gefunden habe (und glaubt mir, die bestehen fast nur aus den immerselben Floskeln, die in Endlosschleifen wiederholt werden), ist, dass sie "forschen" und "hinterfragen". Sie tun aber weder das eine, noch das andere. Das einzige, was sie tun, ist Zeit und Geld zu verbrauchen, und sich einzureden, dass jedes Gerede, egal welcher Qualität, bereits Forschung und Wissenschaft sei, einfach weil man es so nennt. [...] Villa schreibt auf ihrer Webseite sogar:
Sie gehen einfach davon aus. Sie suchen sich einfach irgendeine willkürliche Behauptung und gehen davon aus, dass es so sein. Aber nehmen für sich in Anspruch, Wissenschaftler zu sein, und stellen jeden Vorwurf der Unwissenschaftlichkeit als böswillig und unberechtigt hin. Man merkt hier (und an anderen Schriften) sehr deutlich, dass die gar nicht erst begriffen haben, was wissenschaftliches Arbeiten, was Wissenschaft ist, und maßen sich trotzdem an, anderen sagen zu wollen, was wissenschaftlich und was unwissenschaftlich sei. Beide sind typische Beispiele dafür, dass Frauen heute dank Quote ohne jede wissenschaftliche Befähigung Professorinnen werden können und dank Verbeamtung auch bis ins Grab nie wieder in den Leistungsdruck kämen, lernen zu müssen, was Wissenschaft ist. Freibrief für lebenslanges inhalts- und geistloses Geplapper auf Steuerzahlerkosten. Und genau das wird ja in vielen feministischen Schriften (u.a. der Verfassungsrichterin Susanne Baer) gefordert wird: Abschaffung jeglicher Qualitätsanforderungen für Frauen. Genderistinnen wollen gleichzeitig Wissenschaftlerinnen sein, aber von allen Qualitätsanforderungen und Lernpflichten befreit sein. Sie lehnen Wissenschaft als männlich dominiert und konstruiert komplett ab, wollen aber selbst Wissenschaftlerinnen sein, ohne dabei aber eine Ersatzwissenschaft aufbauen zu können. Letztlich ist es nur leeres, beliebiges Gelaber. (Was von den Gender Studies häufig hinter dem Begriff "Epistemologie"[wp] versteckt wird, sie definieren leeres Geschwätz ohne jegliche Herleitung oder Verifikation nach dem Schema "Ich mach mir die Welt wie sie mir gefällt" einfach als weibliche Form des "Wissens" und gleichwertig.) [...] Man merkt, dass der Vorhalt, dass die Gender Studies wissenschaftlich gar nichts zu bieten haben und frei erfundener Käse sind (und damit die Verbeamtung von rund 200 Professorinnen für dieses Thema Produkt organisierter Kriminalität ist), langsam zu wirken beginnt. Sie werden sehr dünnhäutig.
Gleich in der Einleitung kommen sie übrigens auf die Serie "Gehirnwäsche" von Harald Eia, die ihnen doch zugesetzt zu haben scheint. Kapitel 1 bringt eine Typologie der Gender-Kritiker, in durchgehend despektierlichem Tonfall. Natürlich kommen darin religiöse Eiferer und Rechtsradikale vor. Gängige Praxis, Kritiker in die rechte Ecke stellen zu wollen. Kapitel 2 geht - wirr, sprunghaft, ungeordnet - auf den Vorwurf ein, Gender sei nicht klar definiert, alles irgendwie unscharf. Beachtlicherweise wird die Schuld daran den Gegnern zugewiesen, als ob das an deren Fragestellung läge. Die Definition für Gender (ich bin fast vom Stuhl gefallen) entnehmen sie dabei dem Brockhaus. Sie wollen Wissenschaftler sein, wehren sich gegen den Vorwurf der Unwissenschaftlichkeit, und brauchen für eine Definition einen Satz aus dem Brockhaus. Kann eine Fachrichtung deutlicher belegen, dass sie nicht eigendefinitionsbefähigt ist? Wie auch immer, sie bauen daraus gleich einen Zirkelschluss[wp]. Sie erklären seit Jahren den (im Deutschen) Kunstbegriff Gender als soziologisches Konstrukt, dann schreiben sie es irgendwie in den Brockhaus, zeigen dann darauf mit dem Argument "Da im Brockhaus steht's", also muss es ja wissenschaftlich so sein. [...] Kapitel 3 behandelt den Vorwurf der "Ideologie". Auch darin werden wieder die Kritiker angegriffen. [...] Die Schuld für die Unwissenschaftlichkeit läge also bei den Kritikern, die nicht bereit sind, Gender einfach so hinzunehmen. Was kurios ist, denn Gender Studies lehnen es doch stets ab, irgendeiner bestimmten Disziplin zugeordnet zu sein, und die Disziplinlosigkeit hinter dem Begriff des "Interdisziplinären" verstecken. Bevor man Kritikern solche Ressentiments vorwerfen könnte, müsste Genderisten erst einmal den Beweis antreten, überhaupt eine Disziplin zu sein. Denn gerade das sind sie schon nach ihren eigenen Erklärungen gerade nicht. Und auch die Rhetorik und Polemik trieft wieder, denn wenn man Kritik pauschal als "Ressentiments" darstellt, hat man das als Problem des Kritikers dargestellt, ohne jemals inhaltlich auf den Vorhalt (und darauf, ob er zutrifft) eingegangen zu sein. Zitat ein paar Zeilen weiter:
Sie geben also auch hier zu, keine Disziplin zu sein (vgl. Vorwurf oben gegen Kritiker, Ressentiments gegen die "Disziplin" zu haben). Sie geben sich als interdisziplinär, letztlich lehnen sie die anderen Disziplinen aber nur ab. Als wäre es schon Wissenschaft, keiner bestehenden Wissenschaftsdisziplin anzugehören. Der Vorwand für grenzenloses Gelaber. Wie daraus Wissenschaft erwachsen können soll, das verraten sie nicht. Weder wäre ersichtlich, dass sie überhaupt irgendeiner disziplinspezifischen Erkenntnistheorie gefolgt wären, noch wurde jemals gezeigt, dass ein solches Hin- und Herspringen (wenn sie es denn überhaupt täten) wissenschafts- und erkenntniserhaltend wäre. Würde man jemandem eine Aussage glauben, der darin zu deren Beleg zwischen Physik, Soziologie, Rechtswissenschaft und Landwirtschaft springen muss? Es ist überhaupt nicht belegt, dass verschiedene Disziplinen fehlerfrei kombinierbar sind, und ob ein solches Springen nicht gerade Symptom der Unfähigkeit ist, etwas einheitlich zu zeigen. Sie unterstellen immer, dass Interdisziplinarität ein Wissenschaftsbeleg sei. Naheliegender ist, dass darin eher ein Unwissenschaftsbeweis liegt, denn es belegt ja, dass Aussagen mit keiner Disziplin einheitlich belegbar wären. Letztlich ist das alles nur Rhetorik, um Murks und Pfusch, und die Unfähigkeit wissenschaftlichen Arbeitens irgendwie gutreden zu wollen. In Kapitel 4 greifen sie den Vorwurf der Unwissenschaftlichkeit als "Alleinvertretungsanspruch eines speziellen Wissenschaftsverständnisses" an. Sie geben also zu, nicht wissenschaftlich im bestehenden Sinne zu sein, sondern wollen irgendwie anders wissenschaftlich sein. [...] Außerdem meinen sie, dass der Vorwurf mit dem Versuch verbunden sei, ganze Fächer und Themen aus der Wissenschaft auszuschließen. Mit der Logik kann man natürlich jede Esoterik schützen, weil man diesen Vorwurf gegen jeglich Kritik erheben und damit jeglichen Humbug verteidigen kann. [...]
Was nicht nur als Aussage so nicht stimmt, aber eben auch zeigt, wo es da langgehen soll. Es geht gar nicht darum, wissenschaftlich zu sein, sondern den Begriff der Wissenschaft so auszudehnen, dass jede beliebige Tätigkeit nach dem Lustprinzip als wissenschaftlich gelten solle. Die völlige rhetorische Entleerung des Wissenschaftsbegriffs, so wie sie alle Begriffe zu Worthülsen entleeren. Sie meinen, dass sie nicht objektiv sein müssten, weil es Objektivität ja so gar nicht gäbe, um den Freibrief für Subjektivität einzuholen. Und auch das "Moving-Target-Prinzip" taucht wieder auf:
Als ob Gender Studies generell gegen jede Kritik immun wären. Dass aber gerade darin, dieser Inhomogenität, die Unwissenschaftlichkeit liegt, merken sie nicht. Und dann schwurbeln sie herum, dass es Wissenschaftlichkeit eigentlich nicht gäbe. [...] Außerdem seien die wissenschaftstheoretischen Positionen einiger Gender-Gegner "veraltet", etwa weil sie sich auf Isaac Newton[wp] bezögen. Dieses Wissenschaftsverständnis sei jenseits der wissenschafts- und erkenntnistheoretischen Debatten immer noch sehr verbreitet. Dazu:
Das muss man sich mal klarmachen, was da abgeht: Wissenschaftlichkeit und Objektivität gäbe es gar nicht. Wer das glaubt, sei sich der eigenen Subjektivität nur nicht bewusst. Als Freibrief für grenzenlose Subjektivität. Wer wissenschaftlich sein wolle, sei sich nur seiner gesellschaftlichen Einbindung nicht bewusst. "Better Science" müsse sogar subjektiv sein. [...] Fazit Das Ding ist grotesk. Schier grotesk. Sie wollen sich gegen den Vorwurf der Unwissenschaftlichkeit wehren, belegen aber nur, dass sie tatsächlich unwissenschaftlich sind. Sie sagen, sie liegen außerhalb des bestehenden Wissenschaftsbegriffs. (Was ist das, wenn nicht unwissenschaftlich?) Sie geben keinerlei Erklärung, worauf sie ihren Anspruch auf Wissenschaft gründen oder was daran wissenschaftlich sein soll. Sie beschimpfen einfach nur die Kritiker im Sinne von "Bäh! Selber doof!", lehnen den Wissenschaftsbegriff ab, und fordern dessen Ausdehung auf - ja, was eigentlich? Das sagen sie nicht mal, halt auf alles, was Frauen machen. Alles was subjektiv ist. Sie nehmen also nicht in Anspruch, wissenschaftlich zu sein, sondern erheben gegenüber anderen den Vorwurf, dass diese nicht blanko und blind den Wissenschaftsbegriff so weit ausdehnen, dass qualitäts-, anspruchs- und inhaltslos einfach alles darunterpasst. Das Ziel ist, den Begriff der Wissenschaft komplett und völlig zu entleeren und bedeutungslos zu machen, um sich dann "Wissenschaftler" nennen zu können. Letztlich die völlige intellektuelle Kapitulation. | ||||||||||||
– Hadmut Danisch[6] |
Zitat: | «Hat es das überhaupt schonmal nach 1933 gegeben, daß eine Ideologie in ihrem Größenwahn "transdisziplinär" alle Fachbereiche zu infiltrieren versucht?
Warum funktioniert die Selbstreinigung an den Universitäten nicht? Warum dreht niemand diesen Gender-Quacksalbern den Geldhahn zu und jagt sie vom Hof?» - Hadmut Danisch[7] |
Einzelnachweise
- ↑ GenderWiki: Transdisziplinarität (Version vom 25. Juli 2011)
- ↑ Hadmut Danisch: Das Ende von Gender und Queer?, Ansichten eines Informatikers am 12. Dezember 2012
- ↑ Sabine Hark und Paula-Irene Villa: Streit um Genderstudies: Biologistische Grenzziehungen, taz am 14. Juni 2013 (Die Unterstellungen sind bekannt: Genderstudies sind unwissenschaftlich. Das "Zeit-Magazin" versucht diese Debatte neu zu entfachen - eine Replik.)
- ↑ Lehrstuhl V - Prof. Dr. Paula-Irene Villa - Soziologie und Gender Studies, abgerufen am 12. Juli 2013
- ↑ 5,0 5,1 5,2 5,3 Gender, Wissenschaftlichkeit und Ideologie. Argumente im Streit um Geschlechterverhältnisse. - Eine Expertise für die Heinrich-Böll-Stiftung von Regina Frey, Marc Gärtner Manfred Köhnen und Sebastian Scheele, Hrsg. von der Heinrich-Böll-Stiftung, ISBN 3-86928-113-8, Juli 2013 (74 Seiten)
- ↑ Hadmut Danisch: Der offene Krieg gegen die Wissenschaft bricht aus, Ansichten eines Informatikers am 12. Juli 2013
- ↑ Schwärmgeist am 17. Juli 2015, 17:06 Uhr
Netzverweise
- Wikipedia führt einen Artikel über Transdisziplinarität