AfD Nürnberg - Welche sachliche Debatte?
Der Begriff Diskurs bezeichnet ursprünglich ein kritisch-reflexives Gespräch über eine Thematik (wie in Descartes'[wp] Diskurs über die Methode oder Machiavellis[wp] Discorsi über die ersten zehn Bücher des Livius), erfuhr aber im Zuge der Etablierung des Postmodernismus eine Umdeutung zu einem bloßen Füllwort, dessen Gebrauch in staatlich kontrollierten und gelenkten öffentlichen Debatten die rhetorische und kommunikationspolitische Kompetenz sowie das Interesse an für die Öffentlichkeit relevanten Themen der Teilnehmer suggerieren soll.[1]
Diskurs ist einfach ein hochgestochenes Wort für "höheres Geschwätz" beziehungsweise "Geschwätz, das bestimmte Tatsachen von vornherein als politisch unkorrekt ausklammert".[2]
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«Als ich 2009 in Leipzig einmal zwei Stunden bei einer wissenschaftlichen Tagung über Demographie zuhörte, fiel in dieser Zeit mindestens dreißigmal der Begriff "Diskurs". Im selben Sitzungssaal der Universität hatte 25 Jahre lang der Arbeitskreis Sozialgeschichte unter Leitung von Prof. Hartmut Zwahr getagt, und ich kann mich nicht erinnern, dass jemals der Begriff "Diskurs" gefallen wäre. Im Unterschied zu mir wusste offensichtlich auch jeder der durchschnittlich eine Generation Jüngeren, was damit gemeint sei, während es mir nur gelang, "Diskurs" in eine mir verständliche Sprache mit "höherem Geschwätz bzw. Geschwätz, das bestimmte Tatsachen von vornherein als politisch unkorrekt ausklammert" zu übertragen.» - Volkmar Weiss[3]
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«Zwischenmenschliche Herrschaft besteht nicht ausschließlich aus "Zwang" (Gewaltandrohung und -anwendung), sondern immer auch - in jeweils unterschiedlicher Anteilsgröße - aus Hegemonie[wp] im Sinne der weitreichenden Möglichkeit, das Denken und Fühlen der beherrschten Gesellschaftsmitglieder in herrschaftskonforme Bahnen zu lenken. Im Resultat entsteht somit eine relativ stabile geistig-moralische Führung der Beherrschten durch die Herrschenden. Erodiert diese Hegemonie infolge aufbrechender Krisen und Systemwidersprüche, so gerät dieser von oben erzeugte Konsens unter Druck und die ideologische Disziplinierung der Beherrschten wird brüchig.
Ein wesentlicher Teilbereich der ideologischen Herrschaftsausübung ist die Begriffshoheit und damit die Regelung der öffentlichen Sprache in Verbindung mit der Vergabe von Teilnahmerechten und Zugangschancen in Bezug auf den öffentlichen Diskurs. Wer sich diesen zuteilenden Diskursregeln nicht unterwirft, bestimmte herrschaftskonforme Signalbegriffe im Sinne von sprachlichen Demutsgesten nicht verwendet, grundsätzliche Kritik am Systemganzen erkennen lässt, Gegen-Begriffe[wp] einführt et cetera, bleibt vom herrschaftlich kontrollierten Diskurs ausgeschlossen und wird - gemäß der jeweiligen konkreten Herrschaftsformen - als "Ketzer", "Ungläubiger", "Kommunist", "vaterlandsloser Geselle", "Klassenfeind", "Volksschädling", "Rassist" et cetera verpönt und stigmatisiert.
Das Anheften von Etiketten ohne rational überzeugende Begründung ist untrennbarer Bestandteil von Diskursherrschaft - auch in nichttotalitären Herrschaftssystemen wie dem postdemokratischen Kapitalismus. "Politische Korrektheit" im Allgemeinen ist demnach sprachlich domestizierte und öffentlich ausgedrückte Herrschaftskonformität via Diskursanpassung.» - Hartmut Krauss[wp][4]
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«Die (extreme) Linke war schon immer Meister im Besetzen der Begriffe und damit der Köpfe - beginnend mit Marx und Lenin. (...) Es ist ihnen gelungen, den eigenen politischen Standpunkt und Willen als den allein "demokratischen" auszugeben und die Gegner mit den Begriffs-Keulen "Faschismus", "Rassismus", "Fremdenfeindlichkeit" etc. zu belegen und damit a priori aus dem politischen Diskurs auszuschalten. Wer heute bei der Ausländer- und Asylpolitik anderer Meinung ist, wer dem EU-Europa als dem Europa der Konzerne und Banken misstraut, wird automatisch als "undemokratisch", "rechtsextrem" usw.usf. diffamiert und gerät in den Ruch des Verfassungsfeindes. Der Linksfaschismus marschiert im Gewand der antifaschistischen Demokratie.» - Klaus Hornung[5]
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Diskursvermeidung
Ein Leser weist mich gerade noch auf ein Detail zu der NDR-Tagesschau-Aktion "Sag's mir ins Gesicht" hin:
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«Der Artikel zur Aktion "sag's mir in's Gesicht" ist an sich gut, jedoch fehlt mir eine wesentliche Komponente: Aus meiner Sicht wird hier nämlich auf das rabulistische Stilmittel der Brunnenvergfitung zurückgegriffen. Damit werden a priori alle Personen, die Ihren Unmut bekunden, per definitionem als Verfasser von Hass-Post diskreditiert.
Das ist auch eine Art, sich substantieller Kritik zu entledigen: "wir stellen uns der Diskussion, und meldest Du Dich, bist Du Hassprediger". Vielleicht bin ich da mittlerweile überempfindlich, aber mein (Sprach-)Gefühl sagt mir, dass das eine besonders perfide Strategie ist, die eigentlich eher den Unwillen zur einvernehmlichen Kommunikation auf Augenhöhe weit vor dem eigentlichen Gespräch verkündet.»
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Stimmt.
Wer auch immer da irgendwas Kritisches sagt oder nicht zustimmt, steht sofort als Hassprediger oder zumindest deren Verteidiger da.
Immer dran denken: Diese Leute machen unsere Fernsehnachrichten.
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– Hadmut Danisch[6]
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Siehe auch Cartoon rechts.
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«Political correctness ist die diskur]ive Schranke, die im 21. Jahrhundert verhindert, dass Blödsinn auch als Blödsinn benannt wird.» - Anabel[7]
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Diskurs fordern, aber dann doch vermeiden, ein Beispiel in Deutschland:
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«In Wuppertal haben Vertreter vieler Parteien den Bau einer Ditib-Moschee genehmigt. Eine Zentrale, die finanziell an #Erdogan gebunden ist. Sie sind von der Entscheidung so überzeugt, dass keiner von ihnen Zeit hat, mit mir darüber zu diskutieren.» - Ahmad Mansour[wp][8]
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«Sehr geehrter Herr Mansour,
die Einladung zum Gespräch ist bisher bei uns nicht angekommen. Die muss wohl bei der Post abhandengekommen sein!
Wir kommen natürlich gerne und freuen uns auf Sie!
Mit freundlichen Grüßen» - AfD-Fraktion Wuppertal[9]
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«Ich möchte mit Ihnen nicht diskutieren.» - Ahmad Mansour[10]
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«Wie Sie sicherlich mitbekommen haben, haben wir gegen die Erweiterung der Moschee gestimmt. Wir sind doch auf derselben Seite, oder etwa nicht?» - AfD-Fraktion Wuppertal[11]
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«Sind wir nicht, werden wir niemals sein.» - Ahmad Mansour[12]
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«Ach, Herr Mansour, wir kommen bestimmt auf einen gemeinsamen Nenner! So extrem sind Sie doch gar nicht, dass Sie nicht mit uns zusammenarbeiten könnten. Sie können sich bestimmt etwas mäßigen!» - AfD-Fraktion Wuppertal[13]
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«Warum sollte Herr Mansour das machen? #AfDVerdachtsfall» - Susanne Sonntag[14]
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«Weil Herr Mansour sich über die kaputte Debattenkultur beschwert, weil nicht mehr über Inhalte diskutiert, sondern moralische Vorwürfe hervorgebracht werden. Und darüber, dass ihn Linke so behandeln, wie er die AfD hier behandelt. Er ist einfach ein Heuchler in dem Punkt.
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«Unsere kaputte Debatten-Kultur funktioniert durch gegenseitige Beschuldigungen. Wir wollen nicht mehr Argumente austauschen, sondern delegitimieren alles, was uns nicht gefällt. Dann kommt da der Nazi-Stempel drauf.
- web.de
- Ahmad Mansour: "Ich war mal der Liebling, jetzt gelte ich als umstritten"
- Extremismusforscher Ahmad Mansour verrät im Gespräch mit unserer Redaktion, warum er nicht mehr der öffentliche Liebling ist.[15]
» - Ahmad Mansour[16]
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» - Modern Karl Martell[17]
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«Herr Mansour ist schon jetzt persona non grata: Er beklagt, dass die Leute, die er für seine Seite hält, nicht mit ihm sprechen wollen. Jetzt kann er nur auf die AfD draufschlagen, in der Hoffnung, dann doch wieder mitspielen zu dürfen. Sowas ist zwar mies, aber auch menschlich.» - Ursula Prem[18]
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WikiMANNia-Kommentar
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Ahmad Mansour gehört zu den vom woken Mainstream Verstoßenen, die viel Zeit damit verbringen, sich in ihrer Rolle als die Verstoßenen zu rechtfertigen und - zumeist vergeblich - auf die Wiederaufnahme im heiligen Gral des Mainstreams zu hoffen.
Das hat Feroz Khan in seinem Beitrag
- Die politische Hierarchie der Linken - Teil 3: Die Verstoßenen - achse:ostwest (25. April 2023) (Länge: 24:27 Min.)
trefflich beschrieben. "Der Verstoßene bettelt wie ein verstoßenes Kind um die Liebe seine Eltern, ahnend, dass das vergebens ist."
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Linker "Diskurs"
Einzelnachweise
- ↑ Josef Joffe, Dirk Maxeiner, Michael Miersch, Henryk M. Broder: Schöner Denken. Wie man politisch unkorrekt ist., Piper Verlag 2008, ISBN 3-492-2536-4; jj, S. 51-52
- ↑ frei nach Volkmar Weiss
- ↑ Volkmar Weiss: Der Totalitätsanspruch der Gleichheitsideologie in der Wikipedia: Der exemplarische Fall Andreas Kemper alias Schwarze Feder, 22. Mai 2009 (Zuletzt bearbeitet: 5. März 2011, 10:01 Uhr)
- ↑ Reinhard Jellen: "Gut gemeinte Absicht, die ihre selbstkritische Kontrolle verliert" (Der Sozialwissenschaftler Hartmut Krauss[wp] über Political correctness, postmodernen Feminismus und die die Errichtung wahrheitswidriger Tabuzonen. Teil 1), Heise/Telepolis am 7. April 2012
- ↑ Klaus Hornung: Kolumne: Begriffshoheit, Junge Freiheit am 13. Oktober 2000
- ↑ Hadmut Danisch: Die Strategie des vergifteten Brunnens, Ansichten eines Informatikers am 28. Mai 2017
- ↑ Twitter: @ainyrockstar - 9. Apr. 2019 - 05:14 Uhr
- ↑ Twitter: @AhmadMansour__ - 16. Mai 2023 - 22:33 Uhr
- ↑ Twitter: @AfDRatWuppertal - 16. Mai 2023 - 23:29 Uhr
- ↑ Twitter: @AhmadMansour__ - 16. Mai 2023 - 23:33 Uhr
- ↑ Twitter: @AfDRatWuppertal - 17. Mai 2023 - 0:02 Uhr
- ↑ Twitter: @AhmadMansour__ - 17. Mai 2023 - 12:20 Uhr
- ↑ Twitter: @AfDRatWuppertal - 17. Mai 2023 - 12:56 Uhr
- ↑ Twitter: @Sonntag1410 - 17. Mai 2023 - 3:40 Uhr
- ↑ Ahmad Mansour: "Ich war mal der Liebling, jetzt gelte ich als umstritten", web.de am 3. April 2023 (Ein Interview)
- Jan-Henrik Hnida: Herr Mansour, Sie werden hin und wieder als Nazi beschimpft. Wie erklären Sie sich das?
- Ahmad Mansour: Das hat mit zwei Gruppen zu tun. In der Migrationsdebatte nach den Silvesterausschreitungen[wp] wurde ich von linken Ideologen, linken Aktivisten mit dem Wort beschimpft. Sie waren der Meinung, dass die Benennung von Herkunft, Sozialisation und Erziehungsmethoden rassistisch sei. Die zweite Gruppe waren aktivistische Migranten, die für islamistische Organisationen arbeiten und kritische Stimmen wie mich durch Rassismus- und Islamophobie-Vorwürfen diffamieren wollen.
- ↑ Twitter: @AhmadMansour__ - 7. Mai 2023 - 13:12 Uhr
- ↑ Twitter: @modernkarlm - 17. Mai 2023 - 11:14 Uhr
- ↑ Twitter: @Ursula_Prem - 17. Mai 2023 - 9:52 Uhr
- ↑ Einer muss den Stahl biegen, Global Echo am 1. März 2018
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