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Nachhaltigkeit

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Der Begriff Nachhaltigkeit bezeichnet in der Forstwirtschaft[wp] das Ziel der möglichst ergiebigen wirtschaftlichen Nutzung der Wälder durch langfristige Sicherung ihres Bestandes unter besonderer Rücksichtnahme auf ihre Regenerations­fähigkeit. Der die umsichtige Wald­bewirtschaftung durch die Schaffung einer Balance zwischen Walderhaltung und wirtschaftlicher Nutzung bezeichnende Begriff erfuhr im Zuge des Aufkommens grüner Parteien und des wachsenden Einflusses der Umweltschutz­bewegung sowie deren Ideologisierung und politischer Vereinnahmung eine Umdeutung zu einem quasi-heils­geschichtlichen Schlüsselbegriff.

Weitere Begriffbestimmung

Der Begriff Nachhaltigkeit entstammt der Forstwirtschaft[wp] (um 1900) und bedeutet dort, dass nicht mehr geerntet wird als nachwächst. Heute steht das Wort für eine Art Umweltreligion, die mehr und mehr irrationale Züge annimmt. Das Prinzip der "nachhaltigen Entwicklung" wurde 1987 von der UNO-Weltkommission für Umwelt und Entwicklung unter der sozialistischen Vorsitzenden Gro Harlem Brundtland[wp] entworfen ("Brundtland-Kommission"[wp]). Es lautet in Kurzform: Nachhaltig ist eine Entwicklung, wenn sie "die Bedürfnisse der Gegenwart deckt, ohne zukünftigen Generationen die Grundlage für deren Bedürfnis­befriedigung zu nehmen".

"Agenda 21"

Im Jahre 1992 wurde auf der UNO-Konferenz in Rio[wp] die so genannte Agenda 21[wp] von 179 Staaten verabschiedet, wobei, nebenbei bemerkt, die Bürger in diesen Ländern nicht befragt wurden. Sie bildet den Handlungs­rahmen für nachhaltige Entwicklung[wp] der Bundes­regierung sowie des Amsterdamer Vertrages[wp] der EU, der alle Mitglieder zur Durchsetzung zwingt. Das Dokument enthält mehrere tausend Anweisungen, die nach und nach alle Lebens­bereiche der Bürger regeln sollen. Seither sind neben dem bürokratischen Moloch der "UNO-Kommission für nachhaltige Entwicklung unzählige weitere Institutionen eingerichtet worden, die sich alle für die nachhaltige Entwicklung einsetzen wollen.

Das war absehbar, geht es doch um den Aufbau einer riesigen Machtfülle (bis hin zu einer Öko-Welt­regierung) und um Steuern, Subventionen und Geschäfte im Umfang von tausenden Milliarden. Mit der Doktrin der nachhaltigen Entwicklung wird nahezu jeder Staats­eingriff zur heiligen Handlung und jeder beliebige Kosten­betrag zum geweihten Opfer. Neben der Machtgier und der Aussicht auf Billionen-Pfründe gibt es jedoch auch ideologische Motive, die dem Konzept der nachhaltigen Entwicklung eine fast schon religiöse Dynamik verleihen. Erstens wird behauptet, die Welt werde bald keine nicht-erneuerbaren Ressourcen mehr haben. Zweitens heißt es, die Zukunft der Erde sei vom Klimawandel bedroht (dieses Thema bleibt hier aus Platz­gründen ausgeblendet). Und drittens wird die Meinung vertreten, Nachhaltigkeit sei nicht nur aus Gründen unserer Existenz­erhaltung notwendig, sondern auch aus Gründen der moralischen Verpflichtung gegenüber zukünftigen Generationen.

Widerlegung der Konzeption der nachhaltigen Entwicklung

Genau besehen, ist die Konzeption der nachhaltigen Entwicklung[wp] ein völlig falsches Theorie­gebäude, das auf unbeweisbaren Hypothesen und irrigen Annahmen beruht. Der US-Wissenschaftler Jerry Taylor[wp] nennt es "Unsinn auf Stelzen". Weder können "nachhaltige" Mengen des gegenwärtigen und künftigen Verbrauchs und Bedarfs benannt werden, noch lässt sich ein Zeithorizont bestimmen, noch kann definiert werden, was "natürliche Ressourcen" sind, denn deren Art, Vorkommen, Bedarf, Verbrauch und Erzeugung hat sich in den letzten 100 Jahren (und in der gesamten Menschheits­geschichte) dramatisch verändert. Ressourcen sind - richtig besehen - gar nicht "natürlich", sondern ein Produkt des menschlichen Erfinder­geistes in Verbindung mit Technik, Wissenschaft und Investitionen. Deshalb ist der Vorrat an physischen Ressourcen auch im Zeitablauf nicht knapper geworden, sondern reichlicher.

Was überhaupt eine Ressource ist, hängt also vom menschlichen Erfindergeist ab. Bevor nämlich entdeckt wurde, dass man mit Öl Energie erzeugen kann, war Erdöl eine Katastrophe für den jeweiligen Landbesitzer, bei dem es aus der Erde trat. Es tötete das Vieh und machte den Ackerbau unmöglich. Erst mit dem Fortschreiten des menschlichen Erfinder­geistes wurde und werden mehr und mehr Substanzen zu Ressourcen, die vorher keine waren. Eine heute erzwungene Begrenzung des Erdöl­verbrauchs würde uns alle ärmer machen - und somit auch unsere Nachfahren. Und das alles um einer Substanz willen, die in 100 Jahren vielleicht gar nicht mehr benötigt wird. Armut ist kein Nachhaltigkeits­programm. Innovationen erfordern Investitionen, und Investitionen erfordern Reichtum (Kapital). Wenn wir den Reichtum senken, um Ressourcen zu schonen, senken wir die Investitionen und damit auch die Innovationen. Auf diese Weise kann es geschehen, dass wir als Folge kurzfristiger Einschränkungen den lang­fristigen Konsum einer Ressource nach oben treiben. Um wie viel höher wäre beispiels­weise unser heutiger Bedarf an Kupferdraht, wenn unsere Vorfahren das Telefonieren unterdrückt hätten, um Kupfer zu sparen - und wenn sich als Folge davon die Telefon- und Kommunikations­technik nicht durch zahlreiche Innovationen dramatisch verändert hätte?

Genau so wenig wie vergangene Generationen "auf unsere Kosten" gelebt haben, leben wir heute auf Kosten unserer Nachfahren. Diese werden den Lebens­standard und die technischen, medizinischen und hygienischen Errungen­schaften schätzen, die wir hervor­gebracht haben. Und sie werden viel wohlhabender sein als wir (vorausgesetzt, die freien Märkte können weiter wirken und werden nicht vom Wahn der nach­haltigen Entwicklung erstickt). Wenn unsere Ahnen vom Prinzip der nachhaltigen Entwicklung geleitet worden wären, dann hätte es weder Bergbau noch Industrie gegeben. Wenn man schon bei der Kohle auf "Nachhaltigkeit" bestanden hätte, dann würden wir heute noch mit Pferdewagen Güter und Menschen transportieren, und die Hälfte der Menschheit wäre verhungert und an Seuchen gestorben (oder gar nicht erst geboren worden). Für uns wäre das Leben genau so trist und entbehrungs­reich wie für unsere Kinder, Enkel und Urenkel.

Was steht uns bevor?

Wir können gar nicht wissen, welche Ressourcen künftige Generationen benötigen werden. Wenn unsere Vorfahren gefroren hätten, um uns mehr Kohle zu hinterlassen, dann würden wir heute darüber lachen, denn wir brauchen sie kaum noch. Warum also sollen wir heute Opfer bringen, obwohl vieles, was wir heute benötigen, in Zukunft unerwünscht ist oder in weit geringerem Umfang (oder gar nicht mehr) gebraucht wird? So wenig die Menschen in früheren Zeiten wissen konnten, welche Ressourcen wir heute benötigen (beispielsweise Aluminium für Autos, oder Uran für Atomstrom, oder Platin für Katalysatoren) - und wie viel davon, so wenig können wir wissen, was in 50, in 100 oder gar in 1000 Jahren gebraucht wird - und wie viel davon.

Auch bei Ressourcen, die über längere Zeiträume benötigt werden, lernen wir mithilfe des technischen Fortschritts, wie eine bestimmte Menge an Energie aus einer immer kleineren Ressourcen­menge gewonnen werden kann. Die ersten Dampf­maschinen hatten einen Wirkungsgrad von nur zwei Prozent. In seinem Welt-Klassiker "The Ultimate Resource II" hat Julian Simon gezeigt, dass die statistische Geschichte der Energie­erzeugung eine Geschichte des wachsenden Überflusses ist, nicht der zunehmenden Knappheit. Über die Jahrhunderte sind die Energie­preise - für Kohle, Erdöl und Elektrizität - gesunken statt gestiegen, und zwar sowohl relativ zu den Arbeits­kosten als auch relativ zu den Konsum­güter­preisen (zwischen­zeitlich eingetretene Steigerungen waren fast immer das Ergebnis staatlicher Eingriffe und Steuern sowie der Wirkungen der vom Staat und seinem Papiergeld­system erzeugten Inflation).

Wie fortschreitende Technik auch als regelrechter "Öko-Retter" funktioniert, kann man bei der amerikanischen High-Tech-Land­wirtschaft beobachten. In ihrem Buch "Das Mephisto-Prinzip" zeigen Maxeiner[wp] und Miersch[wp] auf, dass sich dort die land­wirtschaftliche Produktivität im 20. Jahrhundert vervierfacht hat - und dass sich zugleich die bewirtschaftete Fläche um 80 Millionen Hektar verringert und die Wälder um 40 Millionen Hektar ausgedehnt haben. Wäre der Rest der Welt ebenso produktiv, dann würde weltweit nur halb soviel Land verbraucht werden als derzeit bearbeitet wird. Stattdessen sind unproduktive Kleinbauern in der Dritten Welt gezwungen, die Tropen­wälder abzubrennen. Auch sind die großen Hungersnöte des 20. Jahrhunderts nie und nirgendwo aufgrund von "Markt­versagen" oder "zu hohem Verbrauch" aufgetreten, sondern durch sozialistische Politik.

In den letzten 50 Jahren konnte man beobachten und erkennen: Je höher entwickelt, je freier und reicher markt­wirtschaftliche Länder sind, desto besser sind ihre Umwelt­standards. Die schlimmsten Umwelt­verschmutzer waren die sozialistischen Staaten des vormaligen Ostblocks. Auch derzeit zeigen Satelliten­aufnahmen überall auf dem Globus Umwelt­katastrophen auf staatlichem Land, während Privat­eigentümer ihr Land grün und sauber halten. Armut und Sozialismus sind nicht nur menschliche Tragödien, sondern auch die schlimmste Umwelt­verschmutzung. In industriell und technologisch wenig entwickelten Staaten roden Menschen die Wälder aus schierer Armut und verschmutzen Luft und Wasser in Ermangelung entsprechender Technik. Die Entwicklungs­länder müssen Wohlstand schaffen, um aus diesem Teufelskreis herauszukommen. Deshalb müssen wir unsere Grenzen für ihre Waren öffnen und ihre Konkurrenz ertragen. Freie Marktwirtschaft und freier Handel sind die beste Nachhaltigkeit, die wir schaffen können.

Wenn wir eine moralische Verpflichtung gegenüber kommenden Generationen haben, dann ist es die, ihnen eine freie und friedliche und somit auch wohlhabende Welt zu hinterlassen. Was die politischen Eliten und die in deren Windschatten fahrenden Sonder­interessen-Lobbys und Parasiten-Organisationen unter "Nachhaltigkeit" verstehen und unter diesem Schlagwort an Beschränkungen und Kontrollen, Verboten und Steuern, bürokratischen Fesseln und Eigentums­verletzungen vorhaben, steht dem diametral entgegen.

Roland Baader[wp][1]

Der Begriff Nachhaltigkeit taucht erst in der Neuzeit auf, im forstlichen Sinne wird er erst im Barock, oder wenn man es geistes­geschichtlich einordnet, in der Aufklärung verwendet. Aber das gilt nur für das Wort an sich. Nachhaltiges Handeln und das Bewusstsein um das Prinzip der Nachhaltigkeit sind jedoch schon viel älter. Bereits in der Bibel sind solche Prinzipien genannt. Bei uns reichen sie, in Weistümern fassbar, weit ins Mittelalter zurück. Auch wenn dieses Handeln damals noch nicht mit einem eigenen Wort umschrieben wurde.

Man merkte schon in der damaligen Agrar­gesellschaft, dass auch das kräftigste Wachstum seine Grenzen in den beschränkt vorhandenen Ressourcen hat.[2]

Der Nachhaltigkeitsbegriff hat seit der Konferenz von Stockholm 1987 weltweit Karriere gemacht: Nachhaltige Entwicklung[wp] ("sustainable development") wurde auf der Konferenz in Rio 1992 als strategisches Prinzip für die weitere Entwicklung unseres Planeten durchgesetzt.[3]

Einzelnachweise

  1. Roland Baader[wp]: Erfindung und Entbehrung
  2. Nachhaltigkeit - eine Idee aus dem Mittelalter?, waldwissen.net (Noch bevor es ein Wort dafür gab wurde sie bereits praktiziert)
  3. Nachhaltigkeit - mehr als die Erhaltung des Waldes, waldwissen.net

Netzverweise

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Erfindung und Entbehrung von Roland Baader[wp], aus: Reflexion, Nr. 4/2007, S. 35-37 (Nachdruck aus Schweizer Monatshefte, Heft 12/1, Dezember 2007/ Januar 2008).