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Geschlechterdemokratie

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Hauptseite » Sprache » Gender » Fachbegriffe des Genderismus » Geschlechterdemokratie

Das aus den Wörtern Geschlecht und Demokratie gebildete Kofferwort Geschlechter­demokratie ist ein ideologischer Kampfbegriff des Feminismus/Genderismus.[1] Der Begriff soll unter anderen von der lesbischen Feministin Halina Bendkowski[wp] entwickelt und geprägt worden sein[2], die den GRÜNEN nahe steht.[3] Geschlechterdemokratie ist als "Gemeinschafts­aufgabe" in der Satzung der Heinrich-Böll-Stiftung verankert.[4][5] Aus dem Umkreis der HBS stammt eine Vielzahl der Publikationen zu diesem Begriff.

Der Begriff Geschlechterdemokratie ist bedeutungsähnlich wie Gender Mainstreaming oder Gleichstellungs­politik.

Geschlechterdemokratie als Männlichkeitskritik

Hier setzt Männlichkeitskritik an, die unter Verneinung einer überhistorisch fixierten, essentialistischen Männlichkeit Geschlechter­demokratie nicht nur als den Abbau der quantitativen Dominanz von Männern in wichtigen gesellschaftlichen Bereichen und als Veränderung von Männern auf individueller Ebene, sondern vor allem als Ablösung von Männlichkeit als dominantem gesellschafts­strukturierendem Prinzip - als Norm - fasst.[6]

Es geht natürlich, wie in der Gleichstellungspolitik üblich, nur um den "Abbau von männlicher Dominanz", aber nicht um einen "Abbau weiblicher Bevorzugung und weiblicher Privilegien".

Im Zentrum steht dabei insbesondere der Umbau der Arbeits­strukturen und des Arbeits­marktes.[7] Denn nicht die globalisierte Erwerbs­arbeits­gesellschaft mit ihren männlich geprägten Leistungs- und Karriere­mustern kann das Ziel von Geschlechter­demokratie darstellen, sondern die Aufwertung bisher weiblich konnotierter Verhaltens­muster und Tätigkeiten mit der Perspektive von Diversity, d. h. ihrer Gleich­wertigkeit jenseits aller körperlichen und sozio­kulturellen Unterschiede der sie ausführenden Personen.[8]

Dieses Geschwurbel stellt letztlich nichts anderes dar, als eine getarnte Rechtfertigung von Frauenquoten und Frauenförderung.

Geschlechterdemokratie als Männlichkeits­kritik beinhaltet weiterhin ein neues Leitbild von wirtschaftlichem Handeln, welches mehr auf Kooperation statt Konkurrenz zwischen den Wirtschafts­subjekten abhebt und die Erhaltung der natürlichen Ressourcen für nachkommende Generationen als vordringlich sieht.[9][10]

Der Feminismus im alten wie im neuen Gewande kultiviert das Niedermachen des Mannes und die Überhöhung des Weibes. Das ist inhaltlich nichts Neues.

  • Juliette Wedl und Jutta Bieringer zielen mit dem Begriff Geschlechter­demokratie auf einen Perspektivwechsel mit dem Ziel, Männer in ihren verschiedenen Positionen (als Täter ...) stärker in die Verantwortung zu nehmen und diskutieren Geschlechter­demokratie als Alternative zur herkömmlichen Frauen- und Gleich­stellungs­politik. Als feministische Utopie steht der Begriff Geschlechter­demokratie für eine Vielzahl an feministischen Visionen.[11]

Geschlechterdemokratie als Frauenbevorzugung

  • In der Bundessatzung der Linken ist unter der Überschrift Geschlechter­demokratie reine Frauenbevorzugung festgeschrieben. Darin haben nur Frauen das Recht, innerhalb der Partei eigene Strukturen aufzubauen und Frauen­plenen einzuberufen. Nur Frauen haben das Recht, ein die Versammlung unter­brechendes Frauen­plenum durchzuführen. In Vorständen, Kommissionen, Arbeits­gremien und Delegierten gibt es eine eingebaute Mehrheit für Frauen. Grundsätzlich sind mindestens zur Hälfte Frauen zu wählen, wo das nicht möglich ist, sind die den Frauen vorbehaltenen Mandate unbesetzt zu lassen. Auf Wahl­vorschlag­listen sind einer der beiden ersten Listenplätze und im Folgenden die ungeraden Listenplätze Frauen vorbehalten.[12]

Geschlechterdemokratie als Euphemismus für Feminismus und Genderismus

  • Gabriele Schambach und Barbara Unmüßig setzen die Geschlechterdemokratie in Beziehung zum Instrument des Gender Mainstreaming.[13]
  • Claudia Neusüß verortet die Neuartigkeit des Konzeptes in der Demokratie. [Anmerkung: Demokratie ohne demokratische Legitimation?!??] Halina Bendkowski verweist auf die ursprünglich feministische Verortung des Konzeptes. In einem Streitgespräch warnen Halina Bendkowski, Sabine Hark und Claudia Neusüß davor, die Geschlechter­demokratie gegen den Feminismus auszuspielen.[14]
  • Christa Karras beschreibt den Einzug des Konzepts der Geschlechterdemokratie in die Politik von Bündnis 90/Die Grünen als Paradigmen­wechsel der herkömmlichen Frauenpolitik.[15]
  • Sheila Meintjes beschreibt die Dimensionen sozialer Ungerechtigkeit von Frauen und Männern als Defizit der Demokratie.[16]
  • Die Bundeszentrale für politische Bildung beschreibt unter "Geschlechterdemokratie im europäischen Kontext" die "Konzepte der Europäischen Union zur Förderung der politischen Beteiligung von Frauen".[17]

Geschlechterdemokratie als Dekonstruktion

Da es eine Vielzahl von geschlechtlichen Identitäten gibt, wird auch die Dichotomie[wp] Mann / Frau (die Zwei­geschlechtlich­keit des Menschen) abgelehnt, da jeder Mensch, unabhängig davon, welches Geschlecht er hat, die Möglichkeit haben müsse Lebensweg und Beziehungen selbstbestimmt zu gestalten - und das jenseits von stereotypen Vorstellungen über "die" Männer beziehungsweise "die" Frauen.[18]

Die Rede von "Vielzahl von geschlechtlichen Identitäten" (Sexual Diversity) ist typischer "Gendersprech". Da der Begriff von der lesbischen Feministin geprägt wurde, überrascht es nicht, wenn sich hinter dem Begriff Geschlechterdemokratie die Dekonstruktion von Geschlechtlichkeit verbirgt. Geschlechter­demokratie klingt einfach schöner und weniger sperrig als "Gender Mainstream". Unter Geschlechter­demokratie wird letztlich die Idee verstanden, dass das Mannsein und Frausein nur eingebildet ist im Sinne des beauvoirschen Satzes "Man wird nicht als Frau geboren, man wird dazu gemacht."

Das Gunda-Werner-Institut - Feminismus und Geschlechterdemokratie - beklagt den gescheiterten Versuch, die sexuelle Identität in das Grundgesetz einzufügen.[19]

Vortäuschen von Demokratie

Zitat: «Geschlechterdemokratie ist ein offener Dialog über Gerechtigkeit, Partizipation und Gleichheit zwischen den Geschlechtern.» - Gunda Werner[20]
Zitat: «Geschlechterdemokratie gehört zur philosophischen Kultur der Heinrich-Böll-Stiftung - Gunda Werner[21]

Der Begriff Geschlechterdemokratie dient auch der plumpen Täuschung. Genderismus (auch Gender Mainstreaming genannt) ist ein Konzept, dass als diktatorische Strategie "von oben" (top down) konzipiert und 1999 über den Amsterdamer Vertrag[wp] auch installiert wurde. Es gab keine, irgendwie geartete Aussprache, etwa vor dem Parlament. Wenn Gunda Werner nun also in Bezug auf Genderismus/Gender Mainstreaming von "offenem Dialog" spricht, dann ist das schlicht gelogen und eine plumpe Täuschung.

Das "Gunda-Werner-Institut - Feminismus und Geschlechterdemokratie" führt schon im Namen den Begriff Feminismus, welches einen irgendwie gearteten Dialog über Gleichheit zwischen den Geschlechtern ausschließt, weil diese Ideologie Frauen auf die Opferrolle und Männer auf die Täterrolle festgelegt hat. Bei einer Ideologie mit einem derartig dichotomischen[wp] Verständnis der Geschlechter kann es weder Gerechtigkeit noch Gleichheit geben. Deshalb sind Begriffe wie Geschlechter­demokratie und Geschlechter­gerechtigkeit als Tarnbegriffe anzusehen. Genderismus/Gender Mainstreaming ist ein Herrschafts­konzept, welches undemokratisch von oben durchgesetzt wird und worin für einen offenen Dialog im Sinne von Beteiligung von unten gar kein Platz ist. Das bestätigt sich auch immer schnell, wenn ein Dialog nicht im Sinne von Feminismus und Herrschaft verläuft. Das zeigt beispielsweise die in von der Heinrich-Böll-Stiftung herausgegebenen Expertise "Die antifeministische Männerrechtsbewegung - Denkweisen, Netzwerke und Online-Mobilisierung", worin anderslautende Denkansätze als "rechtsextrem" abgebügelt werden und eine "Beobachtung durch den Verfassungsschutz" angeraten wird. Bei Widerspruch ist der vorgeblich "offene Dialog" dann sehr schnell am Ende.

Kritik

Zitat: «Geschlechterdemokratie ist eine ideologische Begriffsfindung, die leugnet, dass Feminismus und Genderismus totalitäre Ideologien sind.»[22]

Die Prägung des Begriffs Geschlechterdemokratie stellt den Versuch dar, in Verruf geratene Begriffe wie Feminismus und Gleich­stellungs­politik durch einen positiv konnotierten zu ersetzen. Der darin enthaltene Begriff Demokratie suggeriert, dass etwa die Gender Mainstreaming-Programme eine demokratische Legitimation hätten.

Die Verwendung des Ersatzbegriffs Geschlechterdemokratie ist durchaus erfolgreich. So konnte die ehemalige Gleichstellungsbeauftragte in Goslar, Monika Ebeling, sich einer starken Unterstützung aus der Männerbewegung erfreuen, obwohl sie Geschlechter­demokratie vertritt.[23]

Auch Vereine wie Agens e.V.[24], MANNdat[25], Väterradio[26] und IGAF[27] haben den Begriff leider übernommen, ohne sich mit einer eigenen Definition des Begriffs von seinen grünen und lesbischen Urhebern abzugrenzen.[28] MANNdat hat bereits 2005 die Geschlechterdemokratie gefordert und eine "echte" Gleichstellungspolitik von einer anderen (feministischen?) Gleichstellungspolitik unterschieden und liegt mit der Aussage "Eine nachhaltige Geschlechterpolitik im Hinblick auf eine echte Geschlechterdemokratie muss jedoch die legitimen Interessen beider Geschlechter berücksichtigen. Echte Gleichstellungspolitik kann keine Einbahnstraße sein." [29] voll auf der Linie der Gleichstellungsbeauftragten Monika Ebeling. Auf dem 2. Internationalen Antifeminismus-Treffen in der Schweiz wird Monika Ebeling die Gelegenheit erhalten, vor einer großen Zahl von Antifeministen von der Idee der Geschlechter"demokratie", einer "echten" Gleichstellungspolitik und von "richtigen" Gleichstellungsbeauftragten zu sprechen.[30]

Die lesbischen Feministinnen und Grünuchen wachen auch eifersüchtig darüber, dass der Begriff Geschlechterdemokratie von Männerrechtlern nicht "in einen konservativen Kontext gestellt" wird.[31] Die Artikel in der FAZ von Volker Zastrow[32] ("angewandte Kaderprinzip der feministischen Lobby") werden beispielsweise als "Hijacken" des Begriffs Geschlechterdemokratie durch Männerrechtler gewertet.[33]

Einzelnachweise

  1. Selbst Wikipedia beschreibt Geschlechterdemokratie als einen "dem Gender Mainstreaming verwandten Begriff. (WikipediaGeschlechterdemokratie (Stand: 30. Mai 2011))
  2. Jenseits von EMMA. Oder: Wie werden das Wissen und die Diskussionen des Feminismus, in: UTOPIE kreativ, Nr. 158, Dezember 2003, S. 1144-1146
  3. Wikipedia: Halina Bendkowski
  4. Satzung der Heinrich-Böll-Stiftung
  5. "Geschlechterdemokratie ist ein normativer Begriff, der gleiche Rechte, gleiche Chancen, gleiche Zugänge von Männern und Frauen zu wirtschaftlichen Ressourcen und politischer Macht postuliert.", in: Das geschlechter­demokratische Leitbild der Heinrich-Böll-Stiftung
  6. Vgl. Peter Döge, Die Erforschung der Männlichkeit. Neue wissenschaftliche Ansätze in der Debatte um Geschlechter­demokratie und was Männer dazu beitragen können, in: Frankfurter Rundschau vom 31. Juli 1999, S. 9; s. a. John MacInnes, The End of Masculinity. The confusion of sexual genesis and sexual difference in modern society, Buckingham 1998, S. 2f.
  7. Vgl. Peter Döge, Neue Männer - Neue Männerpolitik. Ansätze geschlechter­demokratischer Politik im Zeichen des "neuen Mannes", in: Martin Rosowski/Andreas Ruffing (Hrsg.), MännerLeben im Wandel. Würdigung und praktische Umsetzung einer Männerstudie, Ostfildern 2000, S. 119ff.
  8. Vgl. M. Kimmel (Anm. 47), S. 334. 51
  9. Ein Ansatz in diese Richtung findet sich bei: Adelheid Biesecker, Für eine vorsorgende Wirtschaftsweise notwendige (neue?) Institutionen, in: Elisabeth Allgoewer (Hrsg.), Ökonomie weiterdenken! Beiträge von Frauen zu einer Erweiterung von Gegenstand und Methode, Frankfurt am Main - New York 1997, S. 53-77.
  10. Peter Döge: Geschlechterdemokratie als Männlichkeitskritik. Männerforschung, Männerpolitik und der "neue Mann"., Aus Politik und Zeitgeschichte (B 31-32/2000)
  11. Geschlechterdemokratie - Begriffsgeschichte und Problemfelder
  12. Bundessatzung der Partei Die Linke: § 10 Geschlechterdemokratie
  13. Geschlechterdemokratie - Das Konzept der Heinrich-Böll-Stiftung
  14. Geschlechterdemokratie: Feministischer Aufbruch oder institutionelle Anpassung?
  15. Sollte die Gender-Strategie doch erfolgreich sein? Geschlechterdemokratie in der politischen Arbeit der Partei Bündnis 90/Die Grünen.
  16. Democracy and Gender: Reflections from the South
  17. Geschlechterdemokratie im europäischen Kontext, Aus Politik und Zeitgeschichte (B 31-32/2000)
  18. Pdf-icon-extern.svg Die Gemeinschaftsaufgabe: Geschlechterdemokratie in der Heinrich-Böll-Stiftung[ext] - Heinrich-Böll-Stiftung, Dezember 2002
  19. Gunda-Werner-Institut: Sexuelle Identität nicht im Grundgesetz!
  20. Gunda-Werner-Institut: Die Namensgeberin des Instituts: Gunda Werner
  21. Pdf-icon-extern.svg Geschlechterdemokratie 2000 - Zehn Thesen zur Diskussion[ext] - Gunda Werner, Oktober 1999 (4 Seiten)
  22. WGvdL-Forum (Archiv 2)Mus Lim am 30. Mai 2011
  23. Monika Ebeling betreibt einen eigenen Blog mit dem Namen Geschlechterdemokratie: geschlechterdemokratie.wordpress.com
  24. Agens e.V. nennt sich eine "Arbeitsgemeinschaft zur Verwirklichung der Geschlechterdemokratie", in: Unsere Basis; "Das langfristige Ziel: eine Geschlechterdemokratie!", in: Unsere Geschichte; "Auf dem Weg zur Geschlechterdemokratie", Untertitel des Buches "Befreiungsbewegung für Männer", Psychosozial-Verlag 2009, ISBN 3-83792003-8, Herausgegeben von den Gründern von Agens
  25. MANNdat: "Eine nachhaltige Geschlechterdemokratie kann es nur mit, nicht gegen Männer geben.", in: Gemeinsame Pressemeldung: Seid fordernd, Männer!; "Eine echte, nachhaltige Geschlechterdemokratie braucht aber Chancengleichheit in der Bildung auch für Jungen.", in: Pdf-icon-extern.svg Jungen und Geschlechterpolitik. Von der Verantwortung und der Verantwortungslosigkeit der Politik.[ext] - Oktober 2007
  26. beispielsweise Väterradio-Newsletter vom 13. Januar 2012
  27. IGAF: Auch die IGAF will "eine Verwirklichung der Geschlechterdemokratie." Wohl in Unkenntnis des Bedeutungsinhaltes will sie das als "Gegenposition zur Dekonstruktion der Geschlechter" verstanden wissen., in: Pdf-icon-extern.svg Medieninformation[ext] - 18. April 2011
  28. Gemeinsame Pressemeldung: Pdf-icon-extern.svg Seid fordernd, Männer![ext] - 3. November 2010
  29. MANNdat: Pdf-icon-extern.svg Petition betreffend Gleichstellung von Männer und Frauen - Landesgleichberechtigungsgesetz[ext], 24. März 2005
  30. IGAF: Pdf-icon-extern.svg Medieninformation: 2. Internationales Antifeminismus-Treffen am 25. Juni 2011[ext], Luzern/Zürich, 18. April 2011
  31. Pdf-icon-extern.svg "Männerrechtler hijacken Geschlechterdemokratie" Workshopinput zur Sommerwerkstatt des Gender Diversity Fachverbandes[ext] - Gunda-Werner-Institut in der Heinrich-Böll-Stiftung, 17.-19. Juni 2010, Berlin-Konradshöhe
  32. "Gender Mainstreaming" - Der kleine Unterschied, FAZ am 7. September 2006; "Gender Mainstreaming" - Politische Geschlechtsumwandlung, FAZ am 20. Juni 2006
  33. Aus diesem Reflex wird nochmals deutlich, dass Geschlechterdemokratie als Synonym für Gender Mainstreaming zu verstehen ist.

Querverweise

Netzverweise