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Expertise

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Expertise bezeichnet eben nicht bedrucktes Papier, sondern eine Eigenschaft, und zwar eine Eigenschaft, die sich jemand nachweislich erworben hat und die deshalb nur beschränkt zuschreibbar ist.

Jemand also schreibt nicht Expertisen, sondern er hat Expertise - oder auch nicht. Bei dieser Eigenschaft handelt es sich darum, über besonders, mindestens: überdurchschnittlich hohe Kenntnisse und ein besonders, mindestens: überdurchschnittlich hohes Urteilsvermögen mit Bezug auf die Sache, über die man die Kenntnisse hat, zu verfügen.


Expertise erwirbt man sich nicht dadurch, dass man sich möglichst lange die immer gleichen oder ähnlichen und einschlägigen Betrachtungen irgendwelcher Art (z. B. essayistischer oder journalistischer oder ideologischer Art) zu einer Sache eingetrichtert hat, sondern dadurch, dass man über breites und tiefes und fest etabliertes Grundlagen­wissen theoretischer und methodischer Art verfügt, vor dessen Hintergrund das Sonderwissen zu einem Thema überhaupt erst auf ernst­zu­nehmende Weise aufgeschlossen, verarbeitet und dargestellt werden kann. Das Grundlagen­wissen wiederum sollte möglichst WISSEN sein, und was man nicht weiß, sondern als Prämissen an die Sache heranträgt, wird jemand, der über Expertise verfügt, identifizieren und zur Diskussion stellen (weil er um die prinzipielle Nicht-Letzt­begründbarkeit von Prämissen weiß). Das wiederum involviert Argumentationen (statt bloßer Behauptungen), die jemand mit Expertise klar und nachvollziehbar formulieren kann. Nur wer dies kann bzw. so vorgeht, wird über Urteilsvermögen verfügen, das vielleicht die wichtigste Dimension von Expertise ist und die man nicht herbei­wünschen kann, sondern systematisch und mit der Zeit entwickeln und kultivieren muss. Urteils­vermögen erwächst daraus, dass man sich den Dingen aus verschiedenen Perspektiven (z. B. Fachrichtungen, theoretischen Zugängen, evaluativen Stand­punkten etc.) nähert, die jeweiligen theoretischen Argumentationen und empirischen Evidenzen identifiziert und aufarbeitet, auf ihre Qualität hin prüft (hier kommt wieder das solide Grundlagen­wissen z. B. in Logik oder in der Anfertigung statistischer Analysen ins Spiel) und daraufhin eine Abwägung vornimmt.

Daher ist die Vorstellung davon, man könne jemanden mit (einer) Expertise BEAUFTRAGEN, unsinnig. Man kann nur jemanden damit beauftragen, einen Text zu einem bestimmten Thema zu verfassen, und hoffen, dass man jemanden damit beauftragt hat, der über Expertise verfügt, aber dafür gibt es ja immerhin Anhalts­punkte, die vor allem durch das geliefert wurden, was der Autor bislang verbal und schriftlich vorgelegt hat (siehe Kriterien oben). Aber dass sich jemand auf Zuruf und in kurzer Zeit Expertise aneignet oder aneigenen kann bzw. das, was er schreibt, vernünftig ist, nur weil man sich das wünscht und das Papier - anscheinend in der Überzeugung, Übertragungs­magie würde wirken - so nennt, ist gelinde gesagt äußerst naiv.

Es mag in Zeiten der behaupteten Gleichheit und des Glaubens an die Machbarkeit von Sozial­klempnerei schwierig zu akzeptieren sein, aber in der Realität hat die Eigenschaft, Expertise zu haben, etwas mit Investitionen über die Zeit und mit Lebens­leistung zu tun und vor allem mit der Fähigkeit, vom Gegenstand zurück­treten zu können, also Abstand herzustellen, wenn man ihn nicht (bewahrt) hat, damit das Urteils­vermögen zum Zug kommen kann.


Welche Chancen hat vor diesem Hintergrund Robert Claus, ein Papier zum ihm vorgegebenen Thema zu schreiben, das auch nur annähernd etwas anderes sein kann als mindestens irrelevant, wahrscheinlich peinlich?

Ja, er ist selbst schuld, wenn er meint, der Auftrag, ein als Expertise bezeichnetes Papier zu verfassen, würde ihm Expertise als Eigenschaft verschaffen, und sich aufgrund dieser Illusion kaufen lässt, um für Ideologen, die auf den Rängen sitzen und ihn anfeuern und ansonsten nur den Daumen hoch oder runter­halten, in die Arena geschickt und dort verletzt zu werden. Aber irgendwie führen Leute, die sich dermaßen kaufen lassen müssen, weil sie nur in ihrem engen, ideologischen Netzwerk eine Chance haben, den Broterwerb zu sichern, auch sehr bedauerns­werte Existenzen.

Netzverweise

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Kommentar zum Artikel "Der Maskulismus" von Dr. habil. Heike Diefenbach, 17. Juli 2014 um 12:53 Uhr.