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völkisch

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Ethnos - Der Nebel um den Volksbegriff (2014)

Das Beiwort völkisch bedeutet "das Volk betreffend" oder "mit Bezug zum Volk". Das von dem Begriff Volk abgeleitete Beiwort völkisch wird ihm im deutsch­sprachigen Raum aus ideologischen Gründen entfremdet.

Zitat: «Der Begriff völkisch bedeutet deutsch und steht für die Ausgrenzung von jedem, der nicht hier geboren wurde. Wer ihn nutzt, will faschistische Gedanken hoffähig machen. [...]

Der Begriff völkisch ist ein Synonym für extremen Nationalismus und eben für Rassismus. Er ist bis heute ein Symbol für den Nationalsozialismus und seine Ideologie, alles auszurotten und umzubringen, was nicht deutsch ist.» - Kai Biermann[wp][1]

Das deutsche Wort völkisch bedeutet dasselbe wie das Fremdwort ethnisch.

Meinungen

Zitat: «"Völkisch" - Ein Wort ohne Bedeutung

Die Presse schreibt hin und wieder vom "völkischen Flügel" innerhalb der AfD als ob das irgendeine Bedeutung hätte. [...]

Was soll "völkisch" überhaupt sein? Was soll "völkisch" in einer Partei bedeuten, wenn ein Angeblicher Vertreter davon ein Schwabe aus Rumänen ist und dann in der Öffentlichkeit das Russland­fähnchen schwenkt[anm 1] und die Satrapen[wp] des Kremls in der Ostukraine bereist?[anm 2]

Völkisch bedeutet gar nichts. Völkisch ist, wenn jemand anderes als die CSU versucht Bierzelt­scheisse abzuziehen.

Was heute als "völkisch" gilt, sind vielleicht die Cosplay-Reste von Bauern­bräuchen aus einer Zeit, als das bereits selbst am Verschwinden war. Das Dirndl[wp] als Live-Action-Roleplay-Kostüm für süddeutsche Städter, die Hipster[wp] der Gründerzeit. [...]

Völkisch ist eine Fantasie der unteren Mittelschicht, die aufkommt, wenn die Moderne einem zu schnell wird und überholt, sich zurückzuträumen in eine scheinbar einfachere Zeit, als Peasant ohne scheinbar ohne die Verantwortung sein eigenes Leben bestimmen zu müssen, weswegen auch niemand Rotwein mit Pfeffer oder das Tragen geschlitzter Kleidung als völkisch betrachtet, sondern immer nur dieses Bauern-Cosplay, angesiedelt in derselben Epoche wie die Amisch[wp]. Und so gehen sie durch die Motions der Volkstänze, feiern Erntefeste ohne Ernte, und starren auf ihren eigenen Bauchnabel anstatt den Blick der Zukunft zuzuwenden.»[2]

Anmerkung der Redaktion
  1. Das öffentliche Zeigen der Russlandfahne durch AfD-Mitglieder ist keine Geste der Unterwerfung, sondern ein symbolischer Ausdruck von Verständigungs­bereitschaft und Solidarität mit dem russischen Volk und dessen legaler und rechtmäßiger Regierung, wohingegen das Bekenntnis zur NATO durch Politiker der Kartellparteien eindeutig eine Unterwerfungs­handlung und Bekundung der Gefolgschafts­treue gegenüber dem globalen Führungs­anspruch der USA darstellt.
  2. Die Machthaber der Protostaaten im Donbass sowie der Sezessions­regionen Cherson und Saporischschja sind keine Statthalter Russlands, sondern lokale Gegner des Euromaidan-Regimes. Im Falle der ersteren handelte sich um legitime Widerständler gegen ein illegitimes Klientelregime, die ihrerseits als Partei in einem von selbigem begonnenen Bürgerkrieg zunächst einen Verbleib des Donbass im ukrainischen Staatsverband unter der Bedingung der Gewährung eines territorialen Autonomie­status für die beiden Oblaste Donezk und Lugansk oder einer Föderalisierung der Ukraine im Nachgang einer gleichberechtigten Verhandlung befürworteten und sich erst im späteren Bürgerkriegs­verlauf für die Sezession von der Ukraine und den Anschluss an Russland als politische Endziel­setzung entschieden, wohingegen die letzteren Regimegegner waren, die nach der militärischen Besetzung ihrer Heimat­oblaste im Rahmen des russischen Militär­einsatzes die von Russland offerierte Option einer Eingliederung nach Einholung der Zustimmung der betroffenen Bevölkerung in einem Plebiszit wahrnahmen. Die Zurverfügung­stellung als Beobachter zur Überwachung einer Volksabstimmung im Ausland als solche stellt auch keinen Akt des Verrats am eigenen Volk bzw. Land oder dessen Interessen dar.
Ein Leser fragt an:
Zitat: «Hallo Herr Danisch,

aktuell ist es sehr schlimm, wenn man eine völkische Gesinnung hat.

Wissen Sie was das ist?
Gruß»

Weiß ich nicht.

Keine Ahnung, was die damit meinen. Außer dass es sprachlicher Unfug ist.

Das fängt damit an, dass man den Begriff "völkisch" den Nazis zuschreibt. Das ist an sich auch nicht ganz falsch, weil die den Begriff ausgiebig verwendeten. Aber nicht erfanden. Laut Wikipedia kam der schon Ende des 19. Jahrhunderts auf. Heißt soviel wie "Das Volk betreffend", eine Adjektivierung von "Volk".

Der Knackpunkt daran ist aber, dass das Nazi-hafte daran nicht der Inhalt, sondern die Wortwahl ist. Es geht nicht um die Bedeutung des Begriffs, sondern um den Begriff als solchen. Denn dass es Völker gibt und die sich unterscheiden, war ja - bis zum jüngsten Aufkommen linker Ideologie - allgemeine Überzeugung. Ich erinnere nur an die berühmte Rede von Ernst Reuter[wp] 1948:

Zitat: «Ihr Völker der Welt, schaut auf diese Stadt!»[3]

Reuter war in der SPD, wurde von den Nazis des Amtes enthoben und saß zweimal in Konzentrationslager-Haft. Es darf wohl als gesichert gelten, dass sich Reuter ganz sicher nicht eines Nazi-Jargons oder der Nazi-Ideologie bedient hätte, um 1948 einen Hilferuf an die Welt in die Kamera zu sprechen.

Man kann aber nicht "völkischer Gesinnung" sein, weil es bei "völkisch" um die Wortwahl und nicht den Inhalt geht, während sich die Gesinnung auf den Inhalt bezieht. Die Bezeichnung an sich ist also schon Unsinn weil die Begriffe nicht zusammengehen. Man kann nicht "völkischer Gesinnung" sein, weil sich das widerspricht. Davon abgesehen: Welche Gesinnung sollte das auch sein? Jede mir bekannte Weltsicht außer der woke-linken geht selbstverständlich davon aus, dass es Völker gibt, und die sich auch kulturell und genetisch unterscheiden. Also meint der Begriff soviel wie "irgendwas, nur nicht links". Es könnte auch "chinesisch" meinen - oder vom Stamme der Shoshonen[wp]. Denn die sind ja auch der Ansicht, dass es verschiedene Völker gibt.

Letztlich geht es darum, dass man damit jemanden bezeichnet, der sich nicht der Ideologie anschließt, dass es überhaupt keine Unterschiede zwischen Menschen gebe, die man wahrnehmen oder gar äußern darf. Es ist also ein Schimpfwort für jemanden, der nicht vorbehaltlos dem linken Diktat tagesaktueller Diskurse folgt.

Ich hatte neulich mal einen Blogartikel dazu, dass - jetzt so ungefähr aus der Erinnerung - nach Ansicht von Juristen "rechtsextrem" sei, wer sich dem Umbau der Gesellschaft nicht anschließe. Es bezeichnet also jemanden, der nicht einfach alles Bestehende aufgibt, um sich jeder tagesaktuellen Schnapsidee anzuschließen.

Im Ergebnis bedeutet der Begriff, dass der, der ihn benutzt, dumm daherschwätzt. Es ist eine inhaltslose Worthülse, ein Kampfbegriff. Es dient dazu, jemanden als Feind zu markieren.

Übrigens: Wer Leuten so etwas wie Kolonialismus oder "cultural appropriation" (Kulturelle Aneignung), Diskriminierung von Minderheiten unterstellt, geht selbst von Völkern aus, ist also selbst "völkischer Gesinnung". Denn wären alle Menschen gleich und gleichberechtigt, könnte man ja gar nicht kolonialisieren oder diskriminieren.

Hadmut Danisch[4]

Literatur

  • Christian Böttger: Ethnos. Der Nebel um den Volksbegriff., Lindenbaum Verlag 2014, ISBN 3-938176-50-4[5]

Videos

Einzelnachweise

  1. Kai Biermann[wp]: Frauke Petry: "Völkisch" ist nicht irgendein Adjektiv, Zeit Online am 11. September 2016
  2. "Völkisch" - Ein Wort ohne Bedeutung, Post Collapse am 25. September 2023
  3. Sven Felix Kellerhoff: Ernst Reuter 1948: "Ihr Völker der Welt, schaut auf diese Stadt!", Die Welt am 9. September 2023
    Anreißer: Als aus dem Politiker ein demokratischer Volkstribun wurde: Am 9. September 1948 traf, zehn Wochen nach dem Beginn der Blockade West-Berlins, der Sozialdemokrat Ernst Reuter vor dem Reichstag genau die richtigen Worte. Ein Mythos war geboren.
  4. Hadmut Danisch: "Völkische Gesinnung"?, Ansichten eines Informatikers am 11. Juni 2024
  5. 5,0 5,1 Dr. Christian Böttger: Ethnozid und Genozid sind keine Kavaliersdelikte (Interview), Colportage am 1. März 2016
  6. Bezug: Frauke Petry: Wir wollen keinen Bürgerkrieg in Deutschland, Welt am Sonntag am 11. September 2016
    Anreißer: Im Interview mit der "Welt am Sonntag" erklärt Petry, wie die AfD bei der Bundestagswahl Erfolg haben soll.
    Anmerkung: "Welt am Sonntag" bringt selbst und in voller Absicht den Begriff "völkisch" ins Spiel und behauptet in der Folge: AfD-Chefin: Petry verharmlost Begriff "völkisch", Welt am Sonntag am 11. September 2016:
    Anreißer: Der Begriff "völkisch" sollte nach Auffassung der AfD-Chefin Frauke Petry positiv aufgeladen werden. Man müsse "daran arbeiten, dass dieser Begriff wieder positiv besetzt ist", sagte Petry im Interview mit dieser Zeitung. Der Begriff "völkisch" ist historisch durch die Nazi-Ideologie aufgeladen und rassistisch motiviert, Petry dagegen will darin lediglich "ein zugehöriges Attribut" zum Wort Volk sehen.

Querverweise