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Erotische Demütigung
Der Begriff erotische Demütigung bezeichnet in der BDSM-Szene summarisch Handlungsweisen, die darauf abzielen, eine devote oder masochistisch veranlagte Person durch Demütigung und/oder Erniedrigung in einen erotischen oder sexuellen Erregungszustand[wp] zu versetzen, und häufig Bestandteil von sexuellen Rollenspielen darstellen, deren Zweck darin besteht, die sexuelle Stimulation eines oder beider Partner bei der Ausübung einschlägiger Praktiken zu erhöhen.
Ausführung
Bei einer Demütigung, allgemeiner einem Statusspiel, zwingt der Top den Bottom dazu erniedrigende Handlungen an der eigenen vornehmen zu lassen oder an einer anderen Person vorzunehmen, oder behandelt ihn entwürdigend. Eine demütigende Komponente kann de facto bei der Ausübung jedweder Praktik, von Bondage bis Schlagspielen, essenziell sein. Die Einordnung des demütigenden oder erniedrigenden Charakters einer Praktik hängt im Regelfall vom subjektiven Urteil der Beteiligten selbst ab, weshalb ein Tierrollenspiel (Petplay), je nach Gestaltung desselben, stark demütigend sein oder auch überhaupt nicht. Es ist daher auch möglich, dass bei ein- und demselben Spiel ein Partner eine demütigende Komponente wahrnimmt, wohingegen dies beim anderen nicht der Fall ist. Bestimmten Spielen wird allgemein eine demütigende Komponente zugeschrieben, wie bei Scat[wp].
Es gibt eine Reihe von Spielen, bei der eine bestimmte Form der Demütigung im Vordergrund steht, wie Cuckolding. Ein weiblicher Top, der bei Ausübung entsprechender Praktiken bevorzugt demütigende Handlungen an seinem Partner vornimmt, wird im Englischen auch Humiliatrix genannt.
Formen der Demütigung
Wegen der oben beschriebenen Gründe ist es unmöglich, einen vollständigen Katalog von Demütigungsspielen aufzustellen. In dieser Liste sind nur die häufigsten Spiele aufgeführt, die eine demütigende Komponente beinhalten können.
Identität des Bottoms
Eine die Identität des passiven bzw. submissiven Partners betreffende Praktik besteht in der Zuweisung erniedrigender Rollen an denselben (Sklave, Zofe, Zögling, Gefangener, Tier); Änderung des Geschlechtes (Erzwungene Feminisierung), der Spezies (Petplay) oder des Alters (Adult Baby); Umwandlung in ein Objekt (Lebendmöbel, Puppe).
Verhalten des Tops gegenüber dem Bottom
Dressur des Bottoms zu bestimmten Verhaltensweisen (siehe unten) durch verbale Demütigung ("Dirty Talk"), Cuckolding, der Verwendung seiner Person als Objekt, beispielsweise als Toilette (siehe Scat und Natursekt[wp]), oder die einschlägig inszenierte Vorführung desselben vor Dritten.
Verhalten des Bottoms gegenüber dem Top
Der Bottom muss den Top mit einem Titel wie "Sir/Mylady" oder "Herr/Herrin" ansprechen, darf ihm nicht ins Gesicht sehen, darf von sich selbst nicht in der Ich-Form sprechen, muss ihm die Schuhe oder den Anus lecken[wp], diverse Dienste verrichten (Fußmassagen, Oralsex[wp] etc.). Der Bottom muss unterwürfige Körperhaltungen (Knien) einnehmen und auf die eigene Befriedigung (Keuschheit, Orgasmuskontrolle) verzichten.
Aussehen des Bottoms
Zurschaustellung des passiven bzw. submissiven Partners in völlig entkleidetem Zustand, spezieller Kleidung wie Chaps[wp], die die Geschlechtsorgane frei lassen oder Kleidung und Schmuck (Ring der O[wp], Halsband), die seinen niedrigeren Status (als Zofe, TV-Zofe, Prostituierte) deutlich machen oder mit einschlägigen Kennzeichnungen in Form von Tattoos[wp], Piercings, Branding etc.
Faszination
Eine Demütigung demonstriert die Macht des Tops über den Bottom. Daher stammt auch die große Bandbreite an Praktiken, die eine demütigende Komponente haben können: Ein Bottom kann es als demütigend empfinden, dass der Top ihn nach Belieben schlagen kann.
Manche Sadomasochisten spielen mit Demütigungen, um bei ihrem Gegenüber eine Gegenwehr hervorzurufen. Das kann zum Beispiel der Start für eine spielerische Rauferei oder Ähnliches sein, in der die Teilnehmer bestimmen, wer Top sein wird oder weil der aktive Teilnehmer den Kampfsubbie in seinem Gegenüber wecken will. Damit sind Demütigungen ein Mittel der (spielerischen) Provokation und gleichzeitig eine Einladung zum Spielen.
Ein anderer Teil derjenigen, die mit Demütigungen spielen, nutzen sie als Mittel, um in ein Spiel hineinzugelangen oder um sich (oder den Partner) während eines Spiels von abschweifenden Gedanken zurückzuholen. Das markanteste Beispiel hierfür dürfte wahrscheinlich die Ohrfeige sein: Für einige sadomasochistisch-interessierte Menschen ist es undenkbar, sich ohrfeigen zu lassen oder jemanden zu ohrfeigen. Für andere kann dies eine Handlung sein, die sie abrupt aus dem Alltag herausreißt und sie auf sich und den Partner konzentrieren lässt.
Literatur
- Untersuchung der Motivik in ausgewählten Werken Dolorosas alias Maria Eichhorns mit kurzen Ausblicken auf Rachilde und Leopold von Sacher-Masoch[ext] - Anna Magdalena Siblik, Februar 2011, 12ff., 129ff.
Netzverweise
- Commons: erotische Demütigung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien