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Neue Rechte

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Wikipedia und die Kategorie "Neue Rechte"

André F. Lichtschlag[wp] beschreibt, wie Wikipedia-Autoren es schafften, seine Zeitung Eigentümlich Frei der Neuen Rechten zuzuordnen:

Zitat: «Die Biologen sind schon ein verrücktes Völkchen. Einen Apfel zum Beispiel definierten sie lange als Kernobst­gewächs an Bäumen und Sträuchern. Dann sagten plötzlich einige von ihnen, eine bestimmte Bananensorte müsse fortan auch zu den Äpfeln zählen. Schließlich seien manche Äpfel ja auch gelb. "Aber", sagten der Bananen­plantagen­farmer und seine Kunden als Bananen­liebhaber, "das passt doch gar nicht!". Äpfel seien auch geschmacklich ganz anders definiert. Also schrieben die Biologen ihre Definition für den Apfel um. Jetzt heißt es: "Manche Äpfel sind Kernobst­gewächse an Bäumen oder Sträuchern. Andere haben keine Kerne und wachsen an Stauden."

Tatsächlich geht es natürlich nicht um die Biologie, dort macht man so etwas nicht. Gemeint ist das seltsame Gewächs der Sozio- und Politologen beziehungsweise dessen Fußvolk in den Strukturen einer Internet-Enzyklopädie. Doch zunächst der gespielte Witz: Worin unterscheiden sich gewöhnliche Sozio- und Politologen von ihren anonymen Imitaten im Wikipedia-Einsatz? Die ersten schreiben von ihrem Beobachtungs­objekt ab und finden dessen Aussagen böseböse. Die zweiten schreiben von den ersten ab und finden das Beobachtungs­objekt dreimalböse (und das Abschreiben und Böseböse-Finden "enzyklopädisch relevant"). Dieses Eiapopeia könnte psychologisch erklären, warum gerade gebaute Sozio- und Politologen am Ende dann doch lieber Taxifahrer werden. [...]

Zurück zu Äpfeln und Bananen. Auf der Wikifarm hatte man also die libertäre (oder konservativ-libertäre) Zeitschrift eigentümlich frei der Gattung der Neuen Rechten zugeordnet. Die aber, so las der Nicht­sozio­politologe überrascht weiter, strebten einen völkischen Nationalismus an. Die Banane war aber nun mal kein Apfel und vertrat recht eigentlich das genaue Gegenteil. Was also tun, sprachen Sozio- und Politologen zu sich selbst. "Fiona Baine" rieb sich die Nase und rief: "Ich hab's!" Einmal so hingestellt, änderte sie einfach die Definition. "Manche Neue Rechte wollen einen völkischen Nationalismus erneuern", heißt es nun, und anti­völkische Nicht­nationalisten zählen jetzt korrekt dazu. Die Banane ist eben doch ein Apfel.

Das könne keiner ernst nehmen, meinen Sie? Nun, es geht um Sozio- und Politologen, deren - wie Michael Klonovsky es im "Focus" gestern so schön ausdrückte - "wesentliche wissenschaftliche Leistung darin besteht, zu zitieren und das Zitierte dann ganz schlimm zu finden". Eine Professorin dieser seltsamen Zunft zum Beispiel belegt das vermeintliche "Suchen nach Nähe zum Rechtsextremismus seit 2007" mit an Marxens Barthaaren herbei­gezogenen Apfel-Bananen-Beispielen aus den Jahren 2003 bis 2004. Jeder entsprechende Schulaufsatz wäre mangels Logik mit "ungenügend" bewertet worden - jedenfalls vor dem Einzug der Kuschel­pädagogik. Professorin Karin Priester[wp] aber, um die es hier geht, erhält mit solchen Blüten "enzyklopädische Relevanz".

Doch wir wollen nicht lästern. Erbarmen hat auch sie verdient. Denn kein Mensch will recht eigentlich lesen, was Sozio- und Politologen gewöhnlich so schreiben, da sie - Ausnahmen bestätigen die Regel - abgesehen von elementaren Problemen mit der Logik im sozial gerechten Normfall zuweilen über soviel Stil und Wortwitz verfügen wie ein Pausen­zeichen. Niemand käme in der freien Wirtschaft auf die Idee, solcherart "Leistung" auch nur im Ansatz nachzufragen, geschweige denn im Austausch auch noch eine Gegenleistung wie Geld dafür anzubieten. Solche Sozio- und Politologen schreiben diskriminierend ausschließlich für ihresgleichen in durch elektrisierende Titel bereits erkennbaren Aufreger-Journalen wie "Blätter für deutsche und internationale Politik"[wp] oder "Aus Politik und Zeitgeschichte"[wp]. Ersteres wurde lange von SED, Stasi und Co. finanziert, das zweite von den hiesigen Blockparteien und deren Geklüngel.

Wer hier Schreibdienst tun muss, für den hat es coolness­faktor­geschätzt leider nicht zum Trend-Journalisten gereicht und charakterlich nicht zum Taxifahrer. Stehen die gerade noch abgesprungenen Mainstream-Redakteure nur zu drei Vierteln linksaußen, so liegt der links­geschüttelte Anteil bei den Stamm­autoren von "Blättern" oder "APuZ" ganz­körperlich ideologisch korrekt im DDR-Wahl­ergebnis­wonne­bereich.

Wie ihre Genossen auf der Straße, die zum Beispiel immer dann zur Gegendemo andackeln müssen, wenn der als Feind kostümierte Geistes­bruder Lust verspürt, eine rotbraune Party zu schmeißen, leben auch die stiller "beobachtenden" Sozio- und Politologen ein von ihren menschlichen "Objekten" zins- und spaßfrei geliehenes Leben. Muss man persönlich sehr beladen sein, um ein solcher "Second Hander" zu werden, Fräulein Priester? Oder erwächst der Frust umgekehrt aus der mangelnden Produktivität, Miss "Fiona Baine"? Was war zuerst: Die beamtete Henne oder das Ei des Schlendrian?» - André F. Lichtschlag[wp][1]

Was ist "Neue Rechte"?

Es wäre ja mal ganz gut zu erfahren, was denn jetzt überhaupt "Neue Rechte" sind. Hadmut Danisch berichtet von der Jahreskonferenz von Netzwerk Recherche über den Vortrag Netzwerk der Neuen Rechten des Christian Fuchs (Die Zeit) folgendes:

Zitat: «Christian Fuchs stellte sich, wenn ich das jetzt richtig in Erinnerung habe, als Mitglied eines Teams mit Schwerpunkt auf Rechte vor. [...] Was mich aber so ungemein störte, war, dass er als Merkmale von und Vorwürfe gegen "Rechte" durchweg Dinge aufzählte, die zwar sicherlich irgendwo stimmen, die aber auf Linke noch viel mehr zutreffen und damit nicht geeignet sind, Rechte zu unterscheiden oder zu charakterisieren:
  • Sie hätten den Umbau unserer Gesellschaft vor [warum nennt man sie dann "konservativ"?]
  • Sie würden nicht diskutieren, sondern die "Party beenden" wollen.
  • Sie wollten einen Einheitsstaat mit exakt einer Meinung.
  • Sie wollen polarisieren bzw. die Polarisierung verstärken
  • Sie wollten Neues aufbauen, hätten eine Reform oder Revolte als Endziel.
  • Sie seien verschwörungsideologisch.
  • Sie stellten sich gegen die offene, liberale, plurale Gesellschaft
  • Sie träten für Ethno­pluralismus (?) und nationale Identität ein
  • Sie argumentierten "biologistisch."
  • Jedes Volk solle einen Wesenskern und Wirkensraum haben.
  • Sie hegten Verschwörungstheorien, etwa dass George Soros [vor dem er offenbar großen Respekt hat, denn er lobte ihn für dessen "Demokratie­bewegungen"] dahinter­steckt oder eine Umvolkung stattfinden würde.
  • Sie wollten die Grenze des "Sagbaren" nach rechts verschieben.
  • Sie benützten Tarnnamen.
  • Sie betrieben "Denkfabriken", Magazine, Kampagnen.

Ich sitz da drin und denke mir, was für ein Quatsch. Fast alles trifft auf Linksextreme zu (ich erinnere daran, dass ich der Auffassung bin, dass sich Linke und Rechte kaum voneinander unterscheiden), denn der Umbau der Gesellschaft wird ganz eindeutig von links betrieben, marxistische Absichten. Die diskutieren auch nicht und wollen Kapital und weiße Männer "beenden", polarisieren, bei denen hat die Revolte sogar einen Namen (Klassenkampf) und so weiter. Und die größte und absurdeste Verschwörungs­theorie von allen ist, dass sich die Männer verschworen hätten, um das Geschlecht Frau zu erfinden und zu unterdrücken. Und enorm viele Linke betreiben Blogs usw. anonym oder unter Tarnnamen. Ist mir damals bei den Piraten schon so sauer aufgestoßen.

Und dann sagte der auch noch, dass die Rechten "linke Aktionsformen" kaperten. [...] Erst sagt er, was die Rechten für schlimme Eigenschaften haben, und dann beschwert er sich, dass sie dabei die Linken plagiieren. (Gut, sowas habe ich hier im Blog schon so oft beschrieben - aber ich fand's ja diesen Standpunkt auch schon immer idiotisch, links gut, rechts schlecht, vor allem, weil das gleiche mach. Motto: Ihr seid Verbrecher, und Ihr habt es von uns geklaut!)

Ich hab's dann etwas zurückhaltender formuliert: Was er eigentlich unter dem Begriff "sagbar" verstünde, habe ich gefragt. [...]

Als die Veranstaltung schon am Ende war, erinnerte ich noch schnell, dass er mir noch die Erklärung schulde, was er unter "sagbar" verstehe.

Er bezog sich dabei auf einen "gewachsenen Werte­horizont" als Maßstab dessen, was man sagen könne.

Man darf also nur sagen, was der Mainstream denkt? Wessen Werte­horizont überhaupt?

Bemerkenswert für mich ist, dass sich diese Definition auf eine Position bezieht, die man bisher dort eindeutig als rechts "verortete" und verachtete - den Bezug auf gewachsene Werte. Bisher hieß es doch immer, das Linke, das "Progressive", das, was alle Werte zertrümmert und eine völlig werte- und bezugs­lose Gesellschaft schafft, sei das Gute. Das Konservative, das Nationale, sei schlecht. Wir müssten uns öffnen, für jegliche, beliebige Werte, alles aufgeben, uns in Beliebigkeit ergeben. Die völlige Wertelosigkeit als Ziel, als Ideal. Außerdem hieß es doch immer mit Foucault, dass der Diskurs die Realität schafft, man durch Sprache alles verändern kann und darf, dass die Maßstäbe der Sprache folgen und nicht umgekehrt.

Und jetzt kommt der daher, schimpft gegen rechts und nimmt dann einen "gewachsenen Werte­horizont" als Maßstab dessen, was man dürfe und was nicht. Also eine bisher als rechts angesehene Argumentations­weise.

Das war für mich ein zentrales Merkmal dafür, dass diese Leute sich gerade völlig im Wald verirrt haben. Die wissen gar nicht mehr, wo oben und unten, wo vorne und hinten ist. Von links und rechts will ich gar nicht weiter reden.» - Hadmut Danisch[2]

Einzelnachweise

  1. André F. Lichtschlag[wp]: Wikipedia und überhaupt, vorerst mal abschließend: Ein Herz für Linke, ef-magazin am 27. November 2012
  2. Hadmut Danisch: 10:45 - 11:45: Netzwerk der Neuen Rechten, Ansichten eines Informatikers am 29. Juni 2018

Querverweise

Netzverweise