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progressiv
Das Beiwort progressiv bedeutet "immer weiter steigend" oder "überproportional zunehmend", und bildet das Antonym zum Begriff regressiv[wp]). Ein progressiver Verlauf ist besonders durch seine Nichtlinearität gekennzeichnet, das heißt die Zunahme im folgenden Intervall gleicher Größe ist höher. Der Begriff hat in speziellen Bereichen eine jeweils andere Bedeutung:
- in der Technik/Mechanik: eine Feder[wp] die mit zunehmender Druckbelastung härter wird.
- in der Politik als Gegensatz von Konservatismus; siehe Progressivismus[wp]
- im Steuerrecht: progressive Steuer, Steuerprogression[wp]
- eine Aktionsart innerhalb einer Sprache, siehe Progressiv (Grammatik)[wp]
- in der Medizin ein sich verschlimmernder Krankheitsverlauf[wp]
- in der Videotechnik Bilder im Vollbildverfahren[wp] (Gegenteil von interlaced)
- verschiedene Musikrichtungen[1]
- Bedeutungen
- fortschrittlich
- sich in einem bestimmten Verhältnis allmählich steigernd, entwickelnd[2]
- Herkunft
- über englisch progressive von gleichbedeutend französisch progressif; zu progrés "Fortschritt[wp]"; aus lateinisch progressus, Partizip Perfekt von progredi "fortschreiten"[3]
- Synonyme
- entwickelnd, fortschreitend, fortschrittlich, kämpferisch, modern, richtungweisend, steigernd, wegweisend, zeitgemäß, zukunftsorientiert
- ist Synonym von
- aktuell, avantgardistisch, bahnbrechend, fortschrittlich, frei, hochmodern, hypermodern, links, modern, modisch, wegweisend, zeitgemäß, zeitgenössisch, zeitnah, zukunftsweisend[4]
Hintergrund
Ein Leser hat mich auf ein Detail hingewiesen, das ein wesentlicher Schlüssel zum Verständnis des zeitgeistigen Wahnsinns sein könnten.
Vor allem die SPD macht ja immer so auf "progressiv" und man schimpft allenthalben auf "Konservative" und setzt sie beschimpfungstechnisch mit Nazis gleich. Aber warum? Was ist so "progressiv" daran, einfach nur alles kaputt zu machen, und warum soll es so schlecht sein, etwas von Wert, worin viel Arbeit steckt, erhalten zu wollen? Ich habe das nie verstanden, warum man denen das durchgehen lässt, jeden noch so destruktiven Schwachsinn als "progressiv" und immanent besser als den Status Quo hinzustellen. Vor allem kam mir das immer umso unverständlicher vor, als dieser linke Komplex ja kein erkennbares Ziel hat. Die können ja nicht erklären, auf welches gesellschaftliche Ziel sie zusteuern. Und das hatte ich ja schon oft im Blog, dass Linke glauben, dass wenn sie einfach nur alles kaputt machen, sich dann irgendwann von selbst eine Art natürlichen Paradieses einstellen werde. Da kam der Hinweis eines Lesers rein:
Das wäre so ein "Alle Wege führen nach Rom"-Syndrom. Glauben Linke, dass ihr Paradies, wie auch immer es aussehe, sich quasi von selbst einstellt, wenn man alles nur lang und intensiv genug durchrüttelt? Dass es also gar kein Ziel gibt, sondern einfach immer nur alles in Bewegung bleiben muss, weil sich durch Bewegung, egal welcher Art und wohin, das Paradies herausschält, und einfach alles, was stabil und bestehen bleibt, dem nur als Hindernis im Wege stehe? Man fragt sich ja immer, auf welcher Logik, welchem Gedankengang etwa der ganze Genderschwachsinn beruhen oder welchen Nutzen die Migration haben sollte. Was aber, wenn das alles gar keinen spezifischen Sinn und Zweck haben soll, außer eben dem einen, größtmögliche Veränderungen zu erzwingen, weil einfach jede Veränderung des Bestehenden, egal wie dämlich sie sein möge, immer das Paradies herbeirüttle. Dass also das blanke Kaputtmachen schon als Ziel ausreichend ist, weil die Veränderung als solche, gleich welcher Qualität, uns dem Ziel näher bringe, weil die Bewegung an sich das Paradies hervorbringe. Es wäre eine plausible Erklärung und würde voll zu dem Quatsch passen, den die Geisteswissenschaften lehren. Dass man die Zerstörung in Kauf nehmen und betreiben müsse, weil jede Veränderung, gleich welcher Art, wertvoller als der Bestand sei. Spätestens damit wäre das ganze Linkstum ein Kult, eine Sekte, eine Ideologie, und damit dem fatalistischen Islam nicht unähnlich, denn auch da glaubt man, dass man den Djihad, den großen, finalen Krieg brauche, weil diesem, und nur diesem, dann das ultimative Paradies folge. | ||
– Hadmut Danisch[5] |
Verwendungsbeispiele
- "Die Progressiven stellen Ansprüche, die Konservativen leisten etwas." - Norbert Bolz[6]
- "Die Avantgarde der progressiven Gesinnung braucht keine Kritik, denn sie ist ja die Kritik in Person, auf die sie ein lebenslanges Abo hat. Wer sich also kritisch gegenüber den notorischen Gesellschaftskritikern äußert, stellt sich selbst ins Abseits. Und so triumphiert ein vermeintlich fortschrittlicher Mainstream ganz entspannt im Hier und Jetzt, gleichsam en passant. Auf echte Diskussion kann er locker verzichten." - Reinhard Mohr[wp][7]
- "Man besteure die enormen Gewinne, die sie einfahren, und schöpfe so den größten Teil des Gewinnes wieder ab und zwar progressiv."[8]
- "Die Sozialdemokratie ruht dort auf einer ideologischen Basis, die sich als progressiv betrachtet."[9]
- "Die Geschichte brachte alle möglichen Facetten progressiver Menschen hervor, aber so unterschiedlich sie auch waren, glichen sich ihre Überzeugungen doch im Wesentlichen: Sie werteten Veränderungen, Innovationen und Experimentierfreude als positiv und waren überzeugt, dass die Welt von morgen besser sein könnte als die von heute. Trotz Meinungsverschiedenheiten zur Ausgestaltung des Fortschritts glaubten sie an die Gestaltung der Zukunft durch politisches Handeln."[10]
- "Der einzige Zusammenhang, in dem der Begriff progressiv heute noch Relevanz besitzt, ist das Steuerrecht."[10]
- "Man kann soziale Gerechtigkeit[wp] unterschiedlich interpretieren, doch im Kern beinhaltet sie heute den Versuch, durch gesellschaftliche Veränderungsprozesse bedingte Unsicherheit und Risiken durch staatlich gewährte ökonomische und existenzielle Sicherheit aufzufangen. So gesehen verhält sich Fortschritt proportional zur Ausweitung legaler oder quasi-legaler Eingriffe in das tägliche Leben. In den Augen derjenigen, die soziale Gerechtigkeit fordern, sind die Ausweitung von [einklagbaren Ansprüchen] aller Art und Umverteilung des Wohlstands die zentralen Merkmale einer progressiven Gesellschaft."[10]
- "Am eindrucksvollsten veranschaulicht den Bedeutungsverlust des Fortschrittsbegriffs die völlige Entfremdung der politischen Linken von progressiven Idealen. Die Linke, klassischerweise assoziiert mit Veränderung und Fortschritt, hat ihren Zukunftsglauben vollends abgelegt. Historisch hat die Linke die Zukunft fast immer als eine bessere Zeit begriffen. Veränderungen im Sozialgefüge wurden unter dem Strich als positiv bewertet, und man definierte sich durch das Bestreben, progressive Ziele zu verwirklichen. Die Gegenwart galt es zu verbessern, zu reformieren oder umzuformen. Heute ist in der Haltung gegenüber der Zukunft die Linke genauso unsicher wie der Rest der politischen Klasse."[10]
- "Das Liberale Judentum heißt daher auch 'Progressives Judentum', weil es die Offenbarung Gottes 'progressiv' (fortschreitend) versteht."[11]
- "Wenn die Ausdrücke konservativ oder progressiv in politischem Sinn verwendet werden, könnte ich diese Frage nicht beantworten. Dieses Schema ist, wenn von der Kirche die Rede ist, nicht brauchbar. Wenn das Wort konservativ außerhalb dieses politischen Zusammenhangs verwendet wird, könnte man sagen, dass die gesamte Kirche konservativ (bewahrend) ist, denn sie bewahrt und übermittelt das Evangelium Christi, die Sakramente, den Schatz des Lebens der Heiligen, ihre Werke der Nächstenliebe. Aus analogen Gründen ist die gesamte Kirche progressiv (fortschrittlich), weil sie in die Zukunft blickt, an die Jugend glaubt, keine Privilegien sucht, den Armen und den Bedürftigen nahe ist. Das Opus Dei ist also konservativ und progressiv wie die gesamte Kirche, nicht mehr und nicht weniger."[12]
Progressivismus
Progressivismus bezeichnet eine politische Philosophie, die auf dem Gedanken des Fortschritts in den Bereichen Wissenschaft, Technologie, wirtschaftliche Entwicklung und Organisation aufgebaut ist. Den Ursprung nahm der Progressivismus in der Ära der Aufklärung, dass man durch Entwicklungen Fortschritt in den Bereichen der Zivilisation erreichen könne. Der Progressivismus entstand als eine politische Strömung als eine Antwort auf die gesellschaftlichen Veränderungen zu Zeiten der Industrialisierung[wp].[13]
Einzelnachweise
- ↑ Wikipedia: Progressiv, abgelesen am 24. Februar 2014
- ↑ Duden Online - Wörterbuch: progressiv, abgelesen am 24. Februar 2014
- ↑ Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Hrsg.): Duden. Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter, 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 3-411-04164-1, Seite 1104
- ↑ Wortschatz Uni-Leipzig: progressiv, abgelesen am 24. Februar 2014
- ↑ Hadmut Danisch: Warum die Linken sich für "progressiv" halten und nur Blödsinn produzieren, Ansichten eines Informatikers am 17. Oktober 2023
- ↑ Twitter: @NorbertBolz - 23. Mai 2016 - 10:17 Uhr
- ↑ Reinhard Mohr[wp]: Politische Korrektheit: Vom Furor des Fortschritts, Cicero am 15. Mai 2013; zitiert von Arne Hoffmann: Tugendfuror Titelgeschichte des aktuellen Cicero, Genderama am 26. März 2013
- ↑ Wie die Märkte manipuliert werden, Neue Zürcher Zeitung am 17. Januar 2011
- ↑ Politische Wechselbäder in Europa, Neue Zürcher Zeitung am 7. Oktober 2006
- ↑ 10,0 10,1 10,2 10,3 Frank Furedi: Fortschrittsdebatte: Wo sind all die Progressiven hin?, Novo-Argumente am 12. März 2012
- ↑ Annette Böckler: Was heißt liberal?
- ↑ Miriam Díez: Konservativ oder progressiv: Ist das Opus Dei eine konservative Institution?, 23. Juli 2000
- ↑ Wikipedia: Progressivismus, abgelesen am 24. Februar 2014
Querverweise
Netzverweise
- Rolf Bossart und Jan Jirát: Progressiv sein heisst heute Dinge konservieren, Die Wochenzeitung (WOZ) am 20. Februar 2014
- Der Zürcher Pädagogikprofessor Roland Reichenbach plädiert für eine Schule, die Aufruhr und Konflikte zulässt. Ein Gespräch über politische Bildung und eine zunehmend schulkritische Öffentlichkeit.