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Sprachverschwurbelung

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Hauptseite » Sprache » Sprachverschwurbelung

Das Schlagwort Sprachverschwurbelung (Wortverschmelzung aus den Begriffen Sprache und Geschwurbel[wp] im Sinne von Verzerrung der kommunikativen Funktion der Sprache) bezeichnet das gezielte Hineintragen von Verunklarung in die Sprache. Dies geschieht unter anderem in der Werbung, durch Politiker, durch Juristen, voll allem aber durch Ideologen.

Beispiele für Sprachverschwurbelung sind:

Geschwurbel

Geschwurbel ist ähnlich wie Geschwafel ein abwertender Begriff der Umgangssprache für vermeintlich oder tatsächlich unverständliche, realitätsferne oder inhaltsleere Aussagen. Geschwurbel findet sich vorwiegend in Bereichen, in denen sprachliche Ausdrucksformen wichtig sind, z. B. in Politik, Werbung oder den Geisteswissenschaften. In der Literaturkritik wird der Begriff verwendet, um schlechten Stil zu tadeln.

Etymologie und Verbreitung

Das Wort Geschwurbel leitet sich etymologisch[wp] als Verbalsubstantiv von dem Verb schwurbeln, schwürbeln, schwirbeln (mittelhochdeutsch swerben, schwindlig werden, taumeln, sich im Kreise drehen, sich wirbelnd bewegen, wirbelnd sich bewegen, in verwirrter Menge sich bewegen) her und steht neben den Substantiven Schwurbel und Schwirbel mit ähnlicher Bedeutung, hebt aber im Unterschied zu diesen weniger auf den einzeln gefassten Vorgang ab als auf dessen Wiederholung. Im Grimmschen Deutschen Wörterbuch wird es als Lemma[wp] aufgeführt und mit Verworrene Menge, Schwarm, Confuser Lärm, Taumel wiedergegeben, als Belegstelle dient Johann Andreas Schmellers Bayerisches Wörterbuch.[1]

Das Wort ist im deutschen Sprachgebiet nicht allerorts etabliert und wird eher selten gebraucht.[2] Im Rechtschreibduden ist es nicht enthalten (in 24. Auflage von 2006 ebenso wenig wie in 25. Auflage von 2009). Synonym werden oft Gelaber, Geschwätz oder Geschwafel im Sinne von seichtem oder törichtem Gerede verwendet. Schwafeln ist über eine mutmaßliche Form schwâweln mit schwabbeln, schwappen verwandt (u/f/b-Verwandtschaft), aus einem Wortstamm mit dem Bedeutungsfeld "beben, zittern, schwanken, wackeln", und verweist so wie "schwurbeln" auf eine Bewegung, deren Richtung nicht festliegt.

Anwendung in der Politik

In der Politik wird der Begriff im Zusammenhang mit ideologisch motivierten rhetorischen[wp] Aussagen verwendet. Beispiel:

Dies geht freilich einher mit der nebulösen Rhetorik der autonomen Szene - ein Geschwurbel von "strukturellen Unterdrückungsverhältnissen" und deren Überwindung "im Hier und Jetzt", das wohl mehr der Selbststilisierung als der politischen Auseinandersetzung dient.[3]

Außerdem werden zu bestimmten Anlässen (Interviews, Gesprächsrunden) immer wieder vorgetragene Gemeinplätze als Geschwurbel bezeichnet.[4]

Anwendung in der Literatur

In Rezensionen wird beispielsweise die wortreiche Schilderung von Gedanken, Empfindungen und Gefühlen unter Vernachlässigung der Handlung[5], der übermäßige Gebrauch von Metaphern[6] oder eine verworrene Erzählweise als Geschwurbel bezeichnet. Beispiel:

Dass so ein erzreaktionäres Geschwurbel überhaupt ins Deutsche übersetzt wird, kann nur daran liegen, dass die weitschweifige Inbrunst eines überbordenden Erzählens mit der Tiefe der russischen Seele verwechselt wurde.[7]

Anwendung in bildender Kunst und Philosophie

Der Begriff wird auch in Bezug auf Werke der bildenden Kunst (abstraktes Geschwurbel in Öl[8]) und Philosophie (gelehrtes Geschwurbel über Gott und die Welt[9]) verwendet, gelegentlich mit besonderem Bezug auf die Postmoderne (Das klingt nach post­modernem Geschwurbel[10]).

Dialektik

Zitate

  • "Ein solches Hin- und Herwerfen mit abstrakten Begriffen, welches man heut zu Tage Dialektik[wp] nennt, liefert aber nicht, wie die wirkliche Algebra, sichere Resultate; weil hier der durch das Wort vertretene Begriff keine feste und genau bestimmte Größe ist, wie die durch den Buchstaben der Algebra bezeichnete, sondern ein Schwankendes, Vieldeutiges, der Ausdehnung und Zusammenziehung Fähiges." - Arthur Schopenhauer[wp][11]
  • "Insofern fällt der dialektische Begriff des Ganzen nicht unter die berechtigte Kritik an den logischen Grundlagen jener Gestalttheorien, die auf ihrem Gebiete Untersuchungen nach den formalen Regeln analytischer Kunst überhaupt perhorreszieren[wp]; und überschreitet dabei doch die Grenzen formaler Logik, in deren Schattenreich Dialektik selber nicht anders scheinen kann denn als Schimäre[wp]." - Jürgen Habermas[wp][12]

Vokabelkriege

Zitate

Zitat: «In Friedrichshain-Kreuzberg muss man ein Gender-Sternchen benutzen, in Tempelhof-Schöneberg dagegen einen Unterstrich, um das "innen" abzutrennen: Bürger*innen und Bürger_innen.

Ich habe bis heute noch keinen einzigen trans- oder inter­geschlechtlichen Menschen getroffen (und hin und wieder schreiben mir solche sogar als Leser meines Blogs), der mir erklären konnte, warum sich solche Menschen durch ein * oder ein _ repräsentiert fühlen sollten. Wo da die Verbindung ist. Oder warum sich Leute durch Sprach­unfälle und Sonder­zeichen, die es im Deutsch nicht gibt, irgendwie dargestellt fühlen sollten.

Der ganze Schwachsinn ist ja eigentlich nur eine Reparatur­maßnahme für selbstverursachte Schäden.

Ursprünglich, nämlich vor 20, 30 Jahren, umfasste das Wort "Bürger" kurz und bündig einfach alle Menschen, niemand war diskriminiert, niemand war ausgeschlossen, alles war gut, alle waren zufrieden.

Dann aber kamen die beknackten Feministinnen und meinten, sie bräuchten jetzt 'ne Sonderlocke, und erklärten, Bürger würde sie nicht ansprechen, das wäre ja nicht weiblich. Also müsse es "Bürger und Bürgerinnen" heißen, damit Mann und Frau gemeint sind.

Danach traten die Grünen als selbst ernannte queere Transenlobby auf den Plan, und stellte fest, dass dann, wenn das Männer und Frauen bezeichne, es ja den Rest nicht mehr bezeichne. Also ein Problem, das die Feministinnen gerade erst erzeugt hatten.» - Hadmut Danisch[13]

Einzelnachweise

  1. Johann Andreas Schmeller: Bayerisches Wörterbuch. 2. Aufl., Band 2, 1877, S. 647
  2. Wortschatz-Portal
  3. Berufsverbot: Zu links für das Lehramt, Die Zeit, 37/2004, 2. September 2004, S. 6
  4. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 21/2005, S. 39
  5. Geschwurbel: Zutexten, bis der Arzt kommt (Roger Willemsen liefert ein literarisches Geschwurbel der intellektuellen Premiumklasse), Die Zeit, 21/2005, 19. Mai 2005, S. 61
  6. Literatur: Stasi-Voodoo (Der erste Roman von Olaf Müller "Tintenpalast" ist ein großes metaphorisches Geschwurbel), Die Zeit, 47/2000, S. 15
  7. Jörg Magenau über den Roman "Ein Kranz für das Grab des Windes" von Alan Tschertschessow in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, 17. November 2003, S. 32
  8. Süddeutsche Zeitung, 28. Juni 1996, S. 37
  9. Süddeutsche Zeitung, 15. Dezember 1995, S. 13
  10. Süddeutsche Zeitung, 12. August 1996, S. 11
  11. A. Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung II, Erster Teilband, Kapitel 7, S. 88/89, Ausgabe Diogenes 1977, ISBN 3-257-20430-2
  12. J. Habermas: Analytische Wissenschaftstheorie und Dialektik, Referat Die Logik der Sozialwissenschaften am 19. Oktober 1961 auf einer Arbeitstagung der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Tübingen
  13. Hadmut Danisch: Vokabelkriege, Ansichten eines Informatikers am 6. April 2016

Querverweise

Netzverweise

Dieser Artikel basiert auch auf dem Artikel Geschwurbel (11. Juni 2012) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia. Der Wikipedia-Artikel steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported (CC BY-SA 3.0). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar, die vor Übernahme in WikiMANNia am Text mitgearbeitet haben.