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Abrichtung
Als Dressur oder Abrichtung wird die Ausbildung von Tieren zu einem bestimmten Zweck bezeichnet. Die beiden Ausdrücke sind oft austauschbar (also annähernd synonym), "Abrichtung" wird jedoch eher für die Ausbildung von Nutztieren zu Arbeitszwecken gebraucht (Falken werden zur Beizjagd[wp] abgerichtet, Lawinenhunde zur Suche nach Verschütteten, Kormorane zur Fischerei, etc.), während bei einer "Dressur" eher Kunststücke zum Amüsement des Halters oder des Publikums eingeübt werden (Zirkuslöwen werden vom Dompteur[wp] darauf dressiert, durch brennende Reifen zu springen).[1]
Beim Menschen wird die Hinführung eines Weibes zur Prostitution als Abrichtung bezeichnet. In der BDSM-Subkultur werden Submissive zu Sexsklaven, Putzsklaven, Dienstmädchen und Dreilochstuten abgerichtet.
Zitat: | «Anne Parillaud[wp] erregte 1990 international Aufmerksamkeit in der Rolle einer von der Staatsgewalt abgerichteten Auftragsmörderin[wp] in Luc Bessons[wp] Actionfilm Nikita[wp]. Für diese Leistung erhielt sie einen César[wp] als Beste Hauptdarstellerin.»[2] |
Abrichtung im BDSM-Umfeld
Zitat: | «Der Begriff Abrichten bezeichnet im BDSM-Bereich eine Art der Erziehung, in der es zu sexuellen Techniken und Praktiken zwischen einem dominanten und devoten Part kommt. Der Dom, der männlich oder weiblich sein kann, beschäftigt sich über einen bestimmten oder unbestimmten Zeitraum mit dem Abrichten einer unterworfenen Person. Der Sub wird bei diesem BDSM-Spiel instruiert, belohnt, bestraft und erniedrigt. Trotz der schmerzhaften Strafen und sadistischen Techniken ist das Abrichten von der devoten Person erwünscht und ermöglicht ihr höchste Befriedigung.
Häufig wird beim Abrichten ein Codewort verwendet, das der devote Part nutzen kann, wenn die sadistischen Praktiken zu intensiv und kaum noch erträglich sind. Sobald das Safeword beim Abrichten vom devoten Part dem dominanten Part gegenüber ausgesprochen wird, kommt es zum Abbruch der Behandlung. Devote Menschen empfinden beim Abrichten höchste sexuelle Lust und wünschen sich persönlich, von einem dominanten Master an ihre Grenzen gebracht zu werden. Die (punktuelle) Überschreitung dieser Grenzen, so sie noch erträglich sind, können wiederum die sexuelle Lust steigern. Diese Zweckgemeinschaft zwischen einer devoten und einer dominanten Person kann auf unbestimmte Dauer bestehen. Im Vordergrund steht die sexuelle Lust für beide Seiten, nicht eine innige Liebe. Trotz der Schmerzen und Erniedrigungen fühlt sich der devote Part sehr wohl und kann endlich lustvoll seine eigene Sexualität erleben, die in einer anderen Beziehung zu kurz kommen würde. Ein gegenseitiges Vertrauen ist wichtig. Dann können gemeinsam die persönlichen Grenzen einer devoten Person ausgetestet, aber auch immer wieder (ein kleines Stück) überschritten werden.» - SMoRuN[3] |
Jede Abrichtung im BDSM-Umfeld gliedert sich in eine Vorphase und in die drei eigentliche Abrichtungsphasen. Der Abrichtungsablauf ist dabei nicht zwingend als genaue Abfolge vordefinierter Schritte zu verstehen, sondern beschreibt die grundlegenden psychologischen Mechanismen, die in den Grundzügen universell, in der Umsetzung jedoch immer individuell sind. Der Abrichtungsverlauf definiert außerdem den evolutionären Prozess der ansteigende Intensität in der Realisierung des Rollenideals des Sklaven/der Sklavin, wobei jedoch jeder Zwischenschritt als persönliches Ziel betrachtet werden kann - auch wenn das eigentliche Ziel immer die Realisierung des Ideals eines Sklaven/einer Sklavin entsprechend der eigenen Wünsche sein soll.
Während die Vorphase immer einen relativ klar umrissenen Abschnitt darstellt, können sich die Einzelelemente der drei Abrichtungsphasen also immer wieder gegenseitig durchdringen und müssen folglich losgelöst von einer stringenten zeitlichen Abfolge eher als Beschreibung von Abrichtungsschwerpunkten verstanden werden. Vorphase: Exploration, Analyse, BindungDie Vorphase beschreibt die grundlegenden Schritte zur sukzessiven Heranführung potentieller Sklaven/Sklavinnen an eine Abrichtung vor der Etablierung einer umfassenden Abrichtungsstruktur. Die Vorphase umfasst immer den gesamten Zeitraum vor der eigentlichen Abrichtung, also die Suche nach einem Sklaven/einer Sklavin, die spielerische, situativ und zeitlich begrenzte Verwirklichung von Spielszenarien bis zur ausdrücklichen Entscheidung des Sklaven/der Sklavin, diese Rolle umfassend zu übernehmen. Die Hauptelemente dieser Vorphase zur eigentlichen Abrichtung, Exploration, Analyse, Bindung, spiegeln dabei nur im Ansatz den chronologischen Einstieg in die Abrichtung wieder, da sie sich wiederholt durchdringen und wechselseitig bedingen. Abrichtungsphase 1: Die DisziplinierungDie Phase 1 der Abrichtung, auch Einleitungsphase genannt, kann als erste wirkliche Abrichtungsphase bezeichnet werden. Der Sklave/die Sklavin hat sich an den Gedanken einer Versklavung gewöhnt, hat die Faszination dieser besonderen Rollenverteilung spüren können und hat mit dem Sklavenvertrag das grundsätzliche Einverständnis in die eigene Abrichtung erklärt. In dieser Phase entscheidet sich, ob die Abrichtung mehr sein wird als ein erotisches Spiel, mit Phantasien und dominant-devoten Rollenspielen und ob es dem Sklaven/ der Sklavin gelingt, die neue Rolle anzunehmen und zu verinnerlichen. Demut, Disziplin und die fortschreitende erste Kennzeichen einer beginnenden Anpassung an das gewünschte Rollenbild des Sklaven/der Sklavin kennzeichnen diese Phase. Handeln und Denken des Sklaven/der Sklavin sind zunächst noch stark von sexuellem Antrieb, Phantasien und der Liebe und Hingabe zum Herrn/der Herrin getragen, aber auch von Widerstand, moralischen Bedenken und wiederholtem Aufbegehren gekennzeichnet. Diese schubweise Entwicklung, die stark von Emotionen beeinflusst ist, soll durch beständige Durchführung der Dressuren und umfassende Disziplinierung im Sinne der angestrebten Beziehungskonstellation zielgerichtet vorangetrieben werden. Diese Disziplinierung hat dabei als vom Sklaven/der Sklavin akzeptiertes Rollenelement neben der Lenkungsfunktion auch den Sinn als "Türöffner" einen Zugang zu weitergehenden psychologischen Praktiken zu ermöglichen bis zu ersten Schritten, die als mentale Öffnung den Einstieg in forciertes Mind-Managing markieren. Durch verschiedene Dressuren, durch den allmählichen Aufbau einer umfassenden Kontrollstruktur und Unterwerfung unter die Entscheidungshoheit des Herrn/der Herrin gibt der Sklave/die Sklavin zunehmend die Bestimmung seiner eigenen Lebenswelt auf und eigenständiges, selbstbestimmtes Handeln wird mehr und mehr unterbunden. Mit der fortschreitenden Gewöhnung des Sklaven/der Sklavin an Regeln, Kontrollstrukturen und ein zunehmend dichter werdendes System aus Bestrafungen und Belohnungen werden Veränderungen des Selbstbildes und eine zunehmende Bereitschaft zur Anpassung an das gewünschte Rollenbild immer weiter vorangetrieben, bis die Statusanpassung zunehmend nicht nur formal oder situativ erfolgt. Abrichtungsphase 2: Die KonditionierungDie Konditionierungsphase baut auf dem Erreichten auf, sichert die bestehenden Strukturen ab und vertieft den Abrichtungsansatz. Nach der Einleitungsphase, die in weiten Bereichen von Neugier, Faszination und dem persönlichen Lebensumfeld getragen ist, verlagert sich der funktionale Kern der Abrichtung weg von der Schaffung funktionaler und statusabgrenzender Strukturen, hin zur mentalen Neudefinition bzw. psychischen Prägung der Persönlichkeit des Sklaven/der Sklavin im Einklang mit einer fortschreitenden Willensbildung als ständige Weiterentwicklung des metakonsensuellen Rahmens. Konditionierung im Sinne eines metakonsensuellen Mind-Managing integriert dabei unterschiedliche Techniken in die Abrichtung und schafft die mentale Basis für eine tiefe Verinnerlichung der Rolle des Sklaven/der Sklavin und der fortschreitenden Anpassung an das angestrebte Rollenideal. Ausgangspunkt ist eine dichte Folge von Aktionen/Techniken zur mentalen Öffnung, die das Selbstbild und die Realitätswahrnehmung des Sklaven/der Sklavin nachhaltig infrage stellen. Darauf aufbauend werden durch Realitäts-, Verhaltens-, Kognitions- und Emotionsbestimmung alle Persönlichkeitsbereiche des Sklaven/der Sklavin einer tiefgreifenden Neuorientierung unterworfen und im Sinne metakonsensuell getragener Definitionshoheit umfassend neu geprägt. Mit dem Ende dieser Abrichtungsphase haben Lebensrealität, mentale und emotionale Struktur des Sklavin/der Sklavin einschneidende Veränderungen erfahren und sind im Idealfall als neues ICH in einer Verschmelzung von Persönlichkeit und erfahrener Rollenprägung widerspruchsfrei angenommen worden. Abrichtungsphase 3: Permanente VerfestigungIn der letzten Abrichtungsphase wird die Anpassung des Sklaven/der Sklavin an die erlernte Rolle dauerhaft stabilisiert und die Überführung in die neue Lebensrealität abgeschlossen. Wesentlich ist die dauerhaft aufrechterhaltene Konditionierung der angenommenen Einstellungen, Verhaltensweisen und Denkmuster als endgültig prägende Elemente der Persönlichkeit des Sklaven/der Sklavin. Da es keine Konditionierung gibt, die nur auf einer Technik beruht, ist es wie schon in den vorhergehenden Phasen nötig ein Bündel von konvergenten physischen und psychischen Vorgehensweisen zu nutzen, die eine umfassende und zeitlich uneingeschränkte Rollenfixierung des Sklaven/der Sklavin gewährleisten. Da es außerdem keine permanente, selbsterhaltende Konditionierung abseits irreversibler Psychosen gibt (die es zu verhindert gilt), ist spätestens die Verfestigungsphase durch die dauerhafte und endgültige Durchsetzung einer übergeordneten Gedankenführung ohne definierten Endpunkt und ohne Einzelzielbestimmung bestimmt. Permanente Verfestigung beschreibt also den Übergang von der eigentlichen Abrichtung als dynamischem Prozess zur finalen, statischen Situierung des Sklaven/der Sklavin in der angestrebten D/S-Beziehungskonstellation, die zwar permanenter Aufrechterhaltung bedarf - ansonsten aber nur noch Entwicklungsschritte in Einzelpunkten und als Reaktion auf persönliche Veränderungen, geänderte Vorlieben und altersbedingte Anpassungen kennt. Und dann? Kommt da noch mehr? Es gibt immer ein Danach. Es gibt immer ein Höher, Weiter, Schneller. Der Sklave/die Sklavin als Puppe, als Objekt? Realer Besitz? ICH-Aufgabe? Weitergehende Konditionierungsschritte, die auf die Beseitigung des geschaffenen ICHs des Sklaven/der Sklavin als immer noch individuelles Konstrukt aus veränderter Persönlichkeit und vorgegebener Lebenssituation abzielen, also auf die abschließende Genese einer NON-ICH-Person, die als Puppe o.ä. in endgültigen Objektifizierung auf eine reaktive Existenz ohne echte Individualität reduziert ist, wird immer wieder als zeitlich unbegrenztes Ideal am Ende der letzten Abrichtungsphase formuliert. Wie bei den meisten Punkten steht nicht die grundsätzliche Machbarkeit in Frage - es gibt ausreichend Beispiele von Sklavinnen, die aus dem Rampenlicht von SM-Szene und -Gemeinschaften verschwunden sind und ihren Weg in objekthafter ICH-Negation zu finden hoffen. ABER: die problematischen ethischen Fragestellungen dieses Ansatzes liegen auf der Hand und können, abhängig von den individuellen Rahmenshy;bedingungen, in den meisten Fällen nicht befriedigend beantwortet werden. Entscheidend ist ist deshalb auch hier allein das grundlegende Hinterfragen der Motive aller Beteiligten und die Bereitschaft, das eigene Handeln zu reflektieren und die Einhaltung ethischer Grundsätze immer auch aus dem Blickwinkel des Sklaven/der Sklavin zu gewährleisten. Ein "immer mehr-immer weiter-immer härter" wäre die schlechteste der denkbaren Motivationen. Wer sich dagegen mit der besonderen Faszination NON-ICH-basierender Konzepte ernsthaft auseinandersetzt, dem eröffnen sich weit über die eigentliche Abrichtung hinausgehende Horizonte, die neben grundlegenden philosophischen Fragestellungen Zugang zu aussergewöhnlichsten Erfahrungen ermöglichen. |
– Marc Landolt[4] |
Es ist möglich, etwa wie auch bei Second Life[wp] in einer Virtuellen Welt[wp], sich eine andere/weitere Persönlichkeit zuzulegen und in einer BDSM-Welt bestimmte Aspekte seiner Persönlichkeit ausleben.
- Wie bei Second Life[wp] in einer Virtuellen Welt[wp] kann ein Teilnehmer auch aus einer BDSM-Welt jederzeit aussteigen.
- Aber wie auch bei vielen Massen-Mehrspieler-Online-Rollenspielen[wp] besteht auch bei einer intensiven Teilnahme an einem BDSM-Leben die Gefahr einer Realitätsflucht[wp] bestehen. Die grundsätzliche Möglichkeit, jederzeit austeigen zu können, kann wie bei Abhängigkeit von psychoaktiven Substanzen[wp], einem suchtartigen Verlangen nach einem Erlebniszustand[wp] oder einem psychischen Abhängigkeitsverhältnis die tatsächliche Ausstiegsmöglichkeit bzw. -fähigkeit stark vermindert sein.
Einzelnachweise
- ↑ Wikipedia: Dressur
- ↑ Wikipedia: Anne Parillaud - Abschnitt "Leben"
- ↑ SMoRuN: BDSM-Lexikon - Abrichtung
- ↑ Marc Landolt: Abrichtungsablauf