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Neuer Mann

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Der Neue Mann ist die Forderung des Feminismus nach verschiedenen Formen von Männlichkeit, die sich von der traditionellen Männlichkeit unterscheiden soll. Neuer Mann bezeichnet auch den Versuch von Männern, diesen feministischen Rollen­vorstellungen zu entsprechen.

Lauthals besungen wurde diese Forderung nach einem emanzipatorischen Männerbild von Ina Deter[wp] mit dem Lied "Neue Männer braucht das Land" (1982). Die Idee des "neuen Mannes" ist eng mit der Frauenbewegung verbunden, die vehement eine Veränderung der Geschlechterrollen propagierte. Viele "frauen­bewegte" Männer, die versuchten dem Bild des "neuen Mannes" zu entsprechen, warten bis heute noch auf die "neue Frau".

Wunsch und Wirklichkeit

Die starke Frau, auch in der Version Karrierefrau, will weder einen Hausmann als Partner noch möchte sie als Familienmanagerin die Ernährerrolle für Familie, Mann und Kinder übernehmen.

Zitat: «Diese [neuen Männer] sind partnerschaftlich eingestellt, möchten mehr Vater sein, sind gefühls­betonter und lehnen Gewalt als Lösungsmittel von sozialen wie privaten Konflikten ab.» - Peter Döge[1]
  • Der "partnerschaftlicheren" Orientierung des Mannes steht die "trennungs­orientierte" Frau gegenüber.
  • Dem Wunsch nach "mehr Vater sein" des Mannes steht die Umgang boykottierende Alleinerziehende mit Wunsch nach alleinigem Sorgerecht gegenüber.
  • Dem "gefühlsbetonteren" Lebensentwurf des Mannes stehen bindungs­unfähige beziehungsweise eheunwillige Frauen gegenüber.
  • Der Ablehnung der "Gewalt als Lösungsmittel von sozialen wie privaten Konflikten" stehen die gewalt­tätige Frau, die Kindesentziehung durch die Mutter und ein Leben als Zahlesel für das "Mutter-Kind-Idyll" gegenüber.

Es ist wichtig, die weibliche Beteiligung an traditionellen Lebens­entwürfen anzusprechen. Der Versorger­traum vom Märchen­prinzen, der 10.000 Euro im Monat verdient und trotzdem früh nach Hause kommt, ist keineswegs ausgeträumt.[2]

Die "neuen Männer", will die wirklich jemand? Eine Studie kam jetzt zu dem Ergebnis: Offensichtlich nicht. Eine verblüffende Antwort ist "das Verharren von Frauen in alten Rollen­klischees, die das Zusammenleben maßgeblich beeinflussen".[3]

Der "neue" Mann als Defizitwesen

Nicht selten dient der Ruf nach "neuen Männern" der Darstellung des Mannes als Defizitwesen:[4]

Zitat: «Allerdings haben sich die "neuen Männer" bisher in der geschlechter­politischen Arena kaum zu Wort gemeldet. Ein Grund dafür dürfte sein, dass sie noch zu sehr der Ebene der persönlichen Selbstveränderung und -erfahrung verhaftet sind.» - Peter Döge[1]

Begleitet wird die Propagierung des "neuen Mannes" vor dem Hintergrund einer Männer­beschimpfung, die als "kritische Hinterfragung des aktuellen Männerbildes" apostrophiert wird, realiter aber eher eine Art kultureller Umdeutung des Mannes vom geachteten Ernährer zum verspotteten Deppen darstellt:

Zitat: «Der Mann ist sozial und sexuell ein Idiot!» - Volker Elis Pilgrim[5]

Der "neue" Mann als Wunschprojektion

"Der neue Mann kann Macho sein oder Weichei, Karrierist oder Aussteiger, Ernährer oder Hausmann. Eigentlich aber alles auf einmal. Zumindest empfindet er es so. FOCUS hat in einer repräsentativen Studie Männer befragt, was Frauen ihrer Meinung nach von ihnen erwarten. Die Ergebnisse zeigen das ganze Ausmaß der Überforderung: Der Mann soll sich um die Kinder­erziehung kümmern, meinen 83 Prozent, gleichzeitig das Geld verdienen (80 Prozent) und die Frau, die er einst erobert hat, dauerhaft beschützen (71 Prozent). Gefragt ist der Superman des Alltags. Nur, dass ihm die überirdischen Fähigkeiten der Comic-Figur fehlen." - Focus[6]

Der "neue" Mann ist auch Bestandteil einer Utopie vom neuen Menschen, wie er in verschiedenen totalitären Gesellschafts­entwürfen auftaucht wie etwa im Nationalsozialismus und Kommunismus.

Der "neue" Mann als Ausweitung der Opferkultur

"Männer treten zum Sturm auf die feministische Opferbastion an. [...]
Es lebe der neue Mann, der gemeinsam mit seiner Partnerin heult, während die Probleme ungelöst bleiben und die Zeit ohne Rücksicht auf die Heulenden verstreicht." - Michael Klein[7]

Wollen Frauen wirklich den "neuen Mann"?

Etliche Frauen im mittleren Alter werden ihres Lebens nicht froh, weder in der Ehe noch nach der Scheidung, weder mit Kindern noch ohne Kinder. Sie kriegen den Dreh einfach nicht hin! Und dabei haben sie so viele Wahl­möglich­keiten wie noch nie: Sie können wählen zwischen Luxus­weibchen und Karriere, zwischen Nur-Hausfrau und Berufstätigkeit plus Kindern (bei dem frauen­freundlichsten Beamtenrecht der Welt, mit Frauenbeauftragten in allen größeren Institutionen ...). Sie können ledig bleiben oder "lesbisch werden", mit oder ohne Kinder. Für die Männer dagegen ist nur eines sicher: Sie müssen arbeiten! Denn ob sie Zugang zu ihren Kindern erhalten, das wissen sie nicht, und es liegt oftmals nicht in ihrer Macht!

Die Gretchenfrage ist: Wollen Frauen wirklich den "neuen Mann"? Wie betrachten sie beispielsweise einen Mann, der regelmäßig seine Nachmittage auf dem Spielplatz mit seinen Kindern verbringt? Warum tun sie sich so schwer damit, ihren Mann mit dem Baby allein zu lassen. Wie wirkt es auf Frauen, wenn Jungen sich ab 14 Jahren plötzlich mehr für das Schmink­köfferchen statt dem Werkzeug­kasten interessieren? Ist das sexy? Wohl kaum, Haus­männer haben eher den Ruf von Weicheiern und Sozialarbeitern, was ihre Attraktivität nicht erhöht.

Hausarbeit wird bei Männern eigentlich nur akzeptiert, wenn sie zusätzlich zur Erwerbsarbeit stattfindet. Ein Mann, der äußert, er würde gerne zu Haus bleiben, um für Frau, Kind und Hund zu sorgen, Blumen zu arrangieren und zum Yoga zu gehen, würde von den meisten für schlapp und parasitär erklärt. Tatsächlich kommt Psychologin Herrad Schenk in mehreren Untersuchungen zu dem Ergebnis: Viele Frauen geben - zumal in anonymen Umfragen - zu, dass sie die Männer gar nicht so gerne zu Haus haben wollen.[8]

Profeministische Männerbewegung

Aufgenommen hat den Begriff "Neuer Mann" vor allem die profeministische Männerbewegung:

Synonyme Profeminist, Sitzpinkler, Wochenendvater, Lila Pudel
Aktivitäten Selbstbezichtigungs-, Selbstbeschämungs-Sitzungen; Männertherapie
Zeitliches Äquivalent   Schwulenbewegung
Ursprünge Studentische Spontibewegung ab etwa 1975
Motto "Der Mann ist sozial und sexuell ein Idiot!"
Orientierung an feministischen Vorstellungen, wie ein Mann zu sein habe.
Ziele "Der moderne Mann"; Geltendmachen seiner "weiblichen und schwulen Anteile".[9] 

Aus der profeministischen Männerbewegung heraus entwickelte sich Anfang der 1980er Jahre die so genannte kritische Männerforschung.

Der "neue" Mann in der Realität

Tatsächlich hat es eine Entwicklung gegeben, allerdings nicht so, wie sich das Feministinnen vorstellten. Im Männermagazin berichtet jemand eine Anekdote aus der Baufirma seines Bekannten:

Zitat: «Wir sprachen über die Aktivitäten seiner Mitarbeiter im informellen Sektor. Für mich überraschend erzählte er, dass die Jüngeren kaum mehr nach Feierabend schwarz­arbeiten gehen. Die ganz Alten täten dies zwar nach wie vor, aber die Jüngeren hätten daran kein Interesse mehr. Ich war erstaunt. Er erklärte dann, dass für die Jüngeren bei der derzeitigen Asset-Price-Inflation, ein eigenes Haus oder eine Eigentums­wohnung unerschwinglich sei, womit die Motivation, dafür zusätzlich zu arbeiten, weggefallen sei. Sie wohnten alle im eher ländlichen Bereich relativ günstig zur Miete. Jung­gesellen seien ebenfalls fast alle, weil sie bei ihrem Nettolohn mit einer Familie nicht mehr großartig besser als ein Hartzer dastünden. Als freie Männer hingegen reicht das Einkommen gut aus, um ein angenehmes und relativ stressfreies Leben mit Hobby und ein bis zwei Urlauben im Jahr zu finanzieren. Das Team von Bau - sympathisch und schlau. Vor allem hat es offensichtlich gesellschaftlich die Zeichen der Zeit erkannt.

Auch da stellt sich die Frage, wer ein Rentensystem im Umlage­verfahren zukünftig noch finanzieren soll, wenn man es der nachkommenden Generation finanziell völlig unattraktiv macht, eine Familie zu gründen. Hantel-Hakan und die zugereisten "Goldstücke" werden es sicherlich nicht sein. Daher gilt es meiner Meinung nach, beizeiten mitzunehmen, was (noch) zu bekommen ist, bevor es nichts mehr gibt. Vom Wahnsinn des Familienrechts erst einmal ganz zu schweigen. Aber den müssen die Handwerker meines Freundes erst gar nicht erkennen. Ihnen ist auch ohne vertieftes Wissen dieses famosen Rechtsgebiets klar, dass eine Familien­gründung heutzutage keine Option mehr darstellen kann. Also kommen sie erst gar nicht mit dem Familiengericht in Berührung.

Ich fand seine Schilderungen bezeichnend für die Situation, in der sich dieses Land befindet. Und dafür soll ich mir noch den Buckel krumm schuften? Nein, mit Sicherheit nicht mehr!» - Der Ökonom[10]

Literatur

  • Pdf-icon-extern.svg Wollen Frauen den neuen Mann?[ext] - Peter Döge[wp], Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung
  • Franz Alt[wp]: "Jesus - der erste neue Mann.", Piper 1989, ISBN 3-492-03367-9

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Peter Döge[wp]: Kolumne: MannSein - Die neue Männerkolumne, Der Freitag am 30. Juni 2000
  2. Genderama: "Der Mann ist sozial und sexuell ein Idiot", 29. November 2006
  3. Geschlechter-Studie: Der neue Mann kommt nicht voran, Spiegel am 21. Februar 2003
  4. Frühe Beispiele für die Beschreibung des Mannes als Defizitwesen sind: Verena Stefans[wp] "Häutungen"[wp] (1975), Svende Merian[wp]: "Der Tod des Märchenprinzen"[wp] (1980)
  5. Volker Elis Pilgrim[wp]: "Manifest für den freien Mann", Trikont-Verlag 1977, ISBN 3-88167-024-6
  6. Jobst-Ulrich Brand, Barbara Jung, Stefan Ruzas, Uwe Wittstock: Die Wahrheit über Männer: Mach dich locker, Mann!, Focus am 31. Januar 2011
  7. Michael Klein: Männerkongress: Männer sind gefälligst auch Opfer!, Kritische Wissenschaft - critical science am 20. September 2014
  8. Astrid von Friesen: Schuld sind immer die anderen!, S. 99f.
  9. zitiert aus: Männerbewegung in Deutschland, T.R.E. Lentze am 10. Mai 2006
  10. Mein Soll ist erfüllt, Das Männermagazin am 4. März 2022

Querverweise

Netzverweise

Klagen über den "Neuen Mann"
  • Geschlechterrollen: Die Schmerzensmänner, Die Zeit am 6. Januar 2012 (Beschwerde über die neuen "Schmerzens­männer", die Mädchenmusik hören und in der Birne weich geworden sind, seitdem sie ihr Leben unablässig reflektieren. Das Ergebnis ist ein Waschlappen, ein moderner Werther[wp].)
  • Christoph Scheuermann: Essay: Lieber nicht, Der Spiegel am 14. Januar 2012 (Ein neues Hassobjekt wird gerade an die Öffentlichkeit gezerrt. Das Hassobjekt ist der weinerliche Mann. Der weinerliche Mann ist satt von Selbstmitleid, schlurft melancholisch in Röhrenhosen durch die Innenstädte und weigert sich schmollend, so zu werden, wie es Frauen neuerdings angeblich schätzen: stark, entschlossen, cowboyhaft. Er ist das Gegenteil des Anpackers.)
  • Silke Burmester: S.P.O.N. - Helden der Gegenwart: Adieu, haariges Biest!, Der Spiegel am 22. Januar 2012 (Aus schrecklichen, haarigen Biestern sind Menschen männlichen Geschlechts geworden, die fähig und willens sind zu reflektieren.)
  • Johan Kornder: Streit der Woche: Ist der neue Mann ein Weichei?, TAZ am 31. Januar 2012 (Früher war alles besser. Auch die Männer: Sie waren hart und stark, heute sind sie weich und weinerlich, beklagen viele Frauen.)
  • Wäis Kiani: Stirb, Susi! Der Softie macht den Abgang., Goldmann 2006, ISBN 3-442-54230-8 (Die arme Susi wurde nämlich, meist von ihrer hennarot gefärbten, BH-verweigernden Mutter, bei Vollmond und Tee zu einer Lusche erzogen.)
Karikatur