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Andrea Dworkin

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Andrea Dworkin
Andrea Dworkin.jpg
Gelebt 1946–2005
Beruf Soziologe, Autor

Andrea Dworkin (1946-2005) war eine US-amerikanische radikale Feministin, Soziologin und Schriftstellerin. In Deutschland fiel sie vor allem durch ihr Buch "PorNOgraphy-Men possessing women" (1979) und ihre Zusammenarbeit mit Alice Schwarzer auf. In ihrem Männerhass übertraf sie sogar die große Mehrheit der Feministinnen (siehe auch Zitate).

Biographie

Dworkins Vater war Lehrer und überzeugter Sozialist, eine Seltenheit in den USA. Die Beziehung zu ihrer Mutter war schwierig, allerdings teilte sie ihre Überzeugung zum Thema Empfängnisverhütung und Abtreibung. Als ihre Familie in die Vorstadt zog, verglich sie die Umstellung damit, von Aliens entführt zu werden, oder in eine Strafkolonie verschleppt zu werden, und verzieh dies ihren Eltern zeitlebens nie. Sie interessierte sich früh für Literatur und wurde von Arthur Rimbaud[wp], Charles Baudelaire[wp], Henry Miller[wp], Fiodor Dostojewsky[wp], Che Guevara, und den Beat-Poeten, speziell dem Pädophilen Allen Ginsberg[wp], beeinflusst.

Sie nahm an Protestkundgebungen für freie Empfängnis­verhütung, die Legalisierung der Abtreibung und gegen den Vietnamkrieg[wp] teil. Nach einem Auslands­aufenthalt in Griechenland und einem Literaturstudium zog sie 1968 nach Amsterdam, wo sie unter den Einfluss der anarchistische[wp] Provo-Szene geriet und eine Beziehung mit einem Anarchisten begann, welchen sie auch später heiratete. In der Ehe wurde sie schwer misshandelt, floh schließlich 1971 vor ihrem Ehemann, wurde aber nach eigenen Angaben weiter von ihm verfolgt. Zeitweilig arbeitete sie als Prostituierte, lebte in Armut, phasenweise auch in Obdachlosigkeit. Aus Gründen, die nicht bekannt sind, wandte sie sich weder an ihre Familie, noch an das US-amerikanische Konsulat. Schließlich gewährte ihr die US-amerikanischen Feministin Ricki Abrams eine Unterkunft und sie kam durch dieselbe auch mit radikal­feministischer Literatur (z. B. Shulamith Firestone) in Kontakt.

1972 kehrte sie in die USA zurück, jobbte als Kellnerin, Fabrikarbeiterin und nach eigenen Aussagen "schlechteste Assistentin der Weltgeschichte" für eine Dichterin, und nahm wieder an Protest­kundgebungen gegen Krieg, gegen das südafrikanische Apartheid-Regime und für die Gleichberechtigung homoerotisch veranlagter Frauen teil. Sie schloss sich auch einer consciousness raising-Gruppe an. In der Folgezeit konzentrierte sie sich ganz auf den radikalen Feminismus. 1974 traf sie den Feministen John Stoltenberg, der zu ihrem Lebenspartner wurde und den sie 1998 sogar heiratete, obwohl beide homosexuell waren.

Seit 1976 initiierte und organisierte sie zusammen mit Shere Hite[wp], Gloria Steinem und Susan Brownmiller die Anti-Pornographie-Bewegung. Zusammen mit der feministischen Rechtsanwältin Catharine MacKinnon schrieb Dworkin einen Gesetzentwurf, in dem Pornographie als Verletzung der Bürgerrechte der Frau definiert wurde, und der es Frauen ermöglichen würde, Produzenten und Anbieter von Pornographie zivilrechtlich auf Schadensersatz zu verklagen. 1983 wurde der Gesetzentwurf in Indianapolis verabschiedet, jedoch später im Prozess American Booksellers Association, Inc. v. Hudnut durch das Berufungsgericht für den 7. Bezirk der Bundesrechts­sachen für verfassungswidrig befunden. 1979 veröffentlichte sie ihr pornographie­kritisches Buch "Pornography: Men Possessing Women".

Im Jahr 2000 verglich sie die Unterdrückung der Frauen mit der Verfolgung der Juden, und befürwortete lesbischen Separatismus, bis hin zur Gründung eines "Frauenlandes" mit eigener Armee. Im selben Jahr behauptete sie, sie wäre 1999 in einem Pariser Hotel von zwei Männern unter Drogen gesetzt und vergewaltigt worden, was aber angezweifelt wurde, da sie sich sogar bei der Angabe des Wochentages der Tat irrte.[1][2] 2002 veröffentlichte sie ihre Autobiographie.

Am Vormittag des 9. April 2005 verstarb Andrea Dworkin zu Hause in Washington im Alter von 58 Jahren. Die Ursache ihres Todes ist nicht festgestellt worden. Stark übergewichtig, litt sie schon seit Jahren an Osteoarthritis, was sie selbst allerdings als Folge der angeblichen Vergewaltigung von 1999 ansah. Ihr Lebensgefährte behauptete, sie sei in Folge des mit der Arbeit am Buch "Scapegoat" verbundenen Stresses gestorben.

Der britische Fantasy-Schriftsteller Michael Moorcock war mit Dworkin befreundet.

Kritik

Folgendes Zitat aus dem Buch Woman Hating dient als Beispiel für ihre Ansichten zum Thema Inzest: "Die Eltern-Kind-Beziehung ist hauptsächlich erotischer Natur, da alle menschliche Beziehungen hauptsächlich erotischer Natur sind. [...] Die Zerstörung des Inzest-Tabus ist wesentlich für die Entwicklung einer kooperativen menschlichen Gemeinschaft, die auf dem freien Fluss eines natürlichen androgynen Erotizismus basiert."

Die Journalistin Cathy Young nannte Dworkin wahnsinnig und "eine Predigerin des Hasses".

Durch ihr Auftreten und Erscheinungsbild beförderte Dworkin auch das Klischee der "übergewichtigen, lesbischen, männerhassenden Feministin mit ungepflegten Haaren".

Zitate

  • "Die Ehe als Institution hat sich aus der Vergewaltigung als Praxis entwickelt. Vergewaltigung, ursprünglich als Entführung definiert, wurde durch Gefangennahme zur Ehe."[3]
  • "In der Praxis ist Ficken ein Akt der Besitznahme - gleichzeitig ein Akt des Besitzens, Nehmens, Gewaltantuns. Es ist Eroberung."[4]
  • "Schwangerschaft ist die Bestätigung, daß die Frau gefickt wurde: Bestätigung, daß sie eine Möse ist. Im männlichen Sexualsystem ist die schwangere Frau ein besonderes Sexualobjekt: Durch ihre Schwangerschaft offenbart sie ihre Sexualität. Die Zurschau­stellung markiert sie als Hure. Ihr Bauch ist ihre Sexualität. Ihr Bauch ist der Beweis, daß sie benützt wurde. Ihr Bauch ist sein phallischer Triumph. Sein Sieg darf nicht abgetrieben werden. Die Rechte braucht ihren Beweis, ihren Triumph; sie, die sexuelle Frau, muss stigmatisiert werden. Die schwangere Frau ist die sexuelle Obsession der Sexual­mentalität des konservativen Mannes: diese Besessenheit, die zwar geheimgehalten, aber in der öffentlichen Abtreibungspolitik ausagiert wird. Die Schwangerschaft ist die Bestrafung für ihre Teilnahme an der Sexualität. Sie wird krank werden, ihr Körper wird in tausendfacher Weise Schwierigkeiten machen, sie wird sterben. Die sexuelle Erregung beruht auf ihrem möglichen Tod - ihr Körper von eben den Spermien getötet, die er zu töten versuchte. Selbst in der Schwangerschaft noch vermag die Möglichkeit ihres Todes sexuell zu erregen."[5]
    • "Schwangerschaft ist die Bestätigung, dass die Frau gefickt wurde. Es ist die Bestätigung, dass sie eine Fotze ist. Ihr Ausgeliefertsein kennzeichnet sie als Hure. Ihr Bauch ist der Beweis dafür, dass sie benutzt wurde. Ihr Bauch ist ein Triumph des Phallus. Die Schwangerschaft ist die Strafe, dass sie beim Sex mitgemacht hat. Ihr wird übel werden, ihr Körper wird auf tausenderlei Weise Wehwehchen entwickeln, sie wird sterben. Ihr möglicher Tod löst die sexuelle Erregung aus ..."[6]
  • "Terror strahlt aus vom Mann, Terror erleuchtet sein Wesen, Terror ist sein Lebenszweck."[7]
  • "Ich möchte einen Mann zu einer blutigen Masse geprügelt sehen, mit einem hochhackigen Schuh in seinen Mund gerammt wie ein Apfel in dem Maul eines Schweins."[8]
    • original engl.: "I want to see a man beaten to a bloody pulp with a high-heel shoved in his mouth, like an apple in the mouth of a pig."[9][10]
  • "That is not to say that there is one sex, but there are many."[11]
Zitat: «Inzest und Utopie "The incest taboo is a particularized form of repression, one which functions as the bulwark of all the other repressions. The incest taboo ensures that however free we become, we never become genuinely free." (189) Am Ende ihres Buches versucht Dworkin, die Möglichkeit eines wahrhaft gemeinschaftlichen, androgynen Lebens zu beschreiben - und das Inzest-Tabu ist für sie das entscheidende Bollwerk gegen eine solche positive Entwicklung, eben die Unterdrückung, in der sich alle anderen Unter­drückungen bündeln würden. Wer das heute liest, muss sich das möglicherweise erst einmal vor Augen führen: Nicht der Inzest selbst, auch nicht das Tabu des Sprechens über ihn, sondern das Verbot erotischer Beziehungen zwischen Erwachsenen und Kindern, Eltern und Kindern ist für Dworkin das zentrale Hindernis auf dem Weg zu einer besseren Gesellschaft.

Auch wenn Dworkin später weiter über Kinder räsonniert, wird der Punkt nicht klarer: "As for children, they too are erotic beings, closer to androgyny than the adults who oppress them. Children are fully capable of participating in community, and have every right to live out their own erotic impulses. In androgynous community, those impulses would retain a high degree of nonspecificity and would no doubt show the rest of us the way into sexual selfrealization. The distinctions between 'children' and 'adults', and the social institutions which enforce those distinctions, would disappear as androgynous community develops." (191/192) Kinder, als erotische Wesen definiert, sind bei Dworkin wandelnde Symbole einer androgynen Gemeinschaft, die den Erwachsenen - und nicht nur den Eltern - den Weg in eine erotische Selbstverwirklichung weisen können. Bei der Aufhebung des Inzest-Tabus geht es also nicht allein um den unterstellten Wunsch der Kinder nach einer freien Erotik, sondern vor allem um die allgemeine Verfügbarkeit der Kinder für Erwachsene, die sie auf ihrem Marsch in eine befreite Zukunft gleichsam als erotisches Handgepäck brauchen.

Natürlich ließe sich von Dworkin-Verteidigerinnen argumentieren, die "Erotik", von der hier die Rede ist, sei doch nicht mit herkömmlicher, auf die Genitalien fixierter, heterosexueller Sexualität gleichzusetzen ("a high degree of nonspecificity". Das Problem seien nicht Dworkins Überlegungen, sondern die Projektion der hetero­sexuellen Matrix auf sie, etc. pp. Tatsächlich würde ein solcher Versuch, Dworkins unhaltbare Phantasien der Ausbeutung von Kindern durch Erwachsene zu verteidigen, das Problem eher verschlimmern als lösen. Gerade der maßgebliche Unterschied, nämlich der Macht­unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen, wird von Dworkin ja weg-utopisiert. Die hier skizzierte Verteidigungs­linie Dworkins würde dann auch noch die Möglichkeit bereitstellen, der schlechten (männlichen, patriarchalen, hetero­sexístischen) Ausbeutung von Kindern durch Erwachsene eine gute (androgyne, tatsächlich aber eher weibliche) gegenüberzustellen. Das wäre dann endgültig ein Programm der sexuellen Ausbeutung von Kindern, das sich gegen Einwände angesichts der massiven Folgen sexueller Übergriffe schon immunisiert hätte.

Zudem ist es schlicht nicht plausibel, und eine weitere projektive Ausbeutung von Kindern, wenn sie als Bannerträger imaginiert werden, die den Weg in eine sexuell befreite Zukunft weisen. Die Frage nach dem zentralen Stellenwert des Inzest-Tabus für Dworkin bleibt auch hier ungeklärt.»[12]

Werke

  • "Eis & Feuer", Klein 1991, ISBN 3-922930-01-8; Suhrkamp 1993, ISBN 3-518-38729-4
    Original: Ice and Fire, 1986, ISBN 0-436-13960-X
  • "Pornographie. Männer beherrschen Frauen", EMMA-Verlag 1987, ISBN 3-922670-15-6
    Original: Pornography - Men Possessing Women, 1981, ISBN 0-399-50532-6
  • "Woman Hating: A Radical Look at Sexuality", Dutton 1974, ISBN 0-452-26827-3, ISBN 0-525-48397-7 (Download[pdf])

Einzelnachweise

  1. Doubts about Dworkin
  2. Andrea Dworkin in agony
  3. "Pornographie. Männer beherrschen Frauen", S. 29 (zitiert nach 1. Auflage 1987, Emma-Frauenbuchverlag)
  4. "Pornographie. Männer beherrschen Frauen", S. 33
  5. "Pornographie. Männer beherrschen Frauen", S. 266f.
  6. Nach einer Internetquelle: Die sexistische Diffamierung des heterosexuellen Mannes
  7. "Pornographie. Männer beherrschen Frauen", S. 24
  8. zitiert in Genderama: Dworkin gestorben - MacKinnon hetzt weiter, 21. April 2005
  9. Ice and Fire, 1986, ISBN 0-436-13960-X
  10. zitiert in Feminism Is a Hate Group
  11. Woman Hating, 1974, S. 175
  12. Lucas Schoppe: Dworkin, Inzest, Kindermord, Man Tau am 14. Februar 2013

Netzverweise

  • Wikiquote: Andrea Dworkin[wq]
  • Lucas Schoppe: Dworkin, Inzest, Kindermord, Man Tau am 14. Februar 2013
    Andrea Dworkin idealisierte den Mutter-Sohn-Inzest als Sexualität, die nicht von der Destruktivität erwachsener Männer geprägt sei.