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Erschiesst zuerst die Frauen

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Erschiesst zuerst die Frauen.jpg
Buchdaten
Titel Erschiesst zuerst die Frauen
Autor Eileen MacDonald
Erschienen 1992
ISBN 3-453-07054-2
Auflagen

Klett-Cotta (1992)

Wilhelm Heyne (1994)

Die Losung "Erschiesst zuerst die Frauen" war eine Anweisung an "Anti­terror­einheiten" im Rahmen der Aufstands­bekämpfungs­programme in den 1970er und 1980er Jahren in Europa. Diese These wurde unter anderem durch den Leiter des Hamburger Verfassungsschutzes Christian Lochte[wp] vertreten, da er meinte, dass Frauen "gefährlicher und gnadenloser" seien als ihre männlichen Mitstreiter.[1]

Die Autorin des abgebildeten Buches, Eileen MacDonald, hat ausführliche Lebens­beschreibungen einiger so genannter Terroristinnen gegeben. So interessant sie in biographischer Hinsicht auch sind, so tragen sie doch zur Klärung der Sache nur wenig bei. Viel aufschlußreicher sind die Gespräche, welche die Autorin mit dem damaligen Leiter der Anti­terrorismus-Abteilung des deutschen Verfassungs­schutzes, Christian Lochte, geführt hat. Dieser hat die Bedrohung männlicher Polizisten gerade durch weibliche Terroristen gut erkannt und auch die richtige Folgerung gezogen:

Zitat: «Frauen würden nicht zögern, sagte mir Lochte, zu schießen, wenn sie sich in die Ecke gedrängt sähen - ein Schluß, zu dem er nach jahrelanger Beobachtung gelangt ist. "Wem sein Leben lieb ist, sollte zuerst auf die Terroristinnen schießen. [...] Es gibt mehrere Beispiele, in denen Männer, die sich in die Ecke gedrängt sahen, einen Moment zögerten, ehe sie abdrückten. Frauen schossen immer sofort. Das ist ein allgemeines Phänomen."»[2]

Das englischsprachige Original mit dem Titel Shoot the Women First erschien im Jahr 1991.

Rezensionen

T.R.E. Lentze resümmiert:

Richtig, Frauen erschießen Männer, ohne zu zögern. So nämlich, wie Kinder keinen Beschützertrieb gegenüber Erwachsenen haben, so haben Frauen keinen Beschützertrieb gegenüber Männern. Männer haben ihn umgekehrt schon. Und das wird ihnen zum Verhängnis - es sei denn, sie emanzipieren sich von ihrem natürlichen Mannsein in gleicher Radikalität, wie viele Frauen sich von ihrem natürlichen Frausein emanzipiert haben.

Was inbezug auf den so genannten Terrorismus gilt - so genannt, weil Terrorismus ursprünglich ein staatliches und kein individuelles Verhalten bezeichnete -, das gilt für alle Bereiche des Lebens. Wo Frauen sich von ihrer Natur emanzipieren, das heißt, wo sie einerseits ungeborene Kinder bedenkenlos "abtreiben", andererseits den Mann nicht mehr als Familienoberhaupt akzeptieren, da führen sie immer die Erstschläge aus.

  • Sorgerecht: Jeder Familienanwalt weiß zu berichten, daß Frauen den Auszug aus der gemeinsamen Wohnung und die Kindesmitnahme über Monate geplant und detailliert besprochen haben, während der Mann wie vom Blitz getroffen vor dem familiären Scherben­haufen steht. Und weil er selbst dann noch glaubt, die Ehe retten zu können, wird er schließlich alles verlieren - Frau, Kinder, Einkommen, Gesundheit, eventuell das Leben.
  • Häusliche Gewalt: Wenn die Polizei eintrifft, wird der Mann seine Verletzungen vorzeigen und glauben, die Frau habe sich hiermit diskreditiert. Umso überraschter wird er sein, wenn nicht sie, sondern er aus der Wohnung entfernt wird. Und selbst hinterher wird er versuchen, sich mit ihr zu arrangieren, nicht ahnend, daß die Frau eine sogenannte "pro-aktive Beratung" hinter sich hat und angewiesen worden ist, sich auf keinen Fall mehr mit ihm einzulassen.
  • Sexuelle Falschbeschuldigungen: Nicht er, sondern sie hat rechtzeitig "Beweise" gesammelt, die ihn zum Delinquenten stempeln. Davon macht sie dann Gebrauch, wenn sie sich von ihm innerlich bereits gelöst hat, vielleicht aber auch erst Jahre danach, als späte Rache.[3]

Rezension des Buches:

Eine lesenswerte Analyse über Frauen in Terror-Gruppen
Frauen, die terroristische Akte begehen, wirken auf doppelte Weise verstörend: Die Tat an sich ist entsetzlich und eine Frau als skrupellose, gewalttätige Person paßt nicht in das verbreitete Rollenmodell der Frau als Behüterin von Leben. Die gängigen Klischees über Terroristinnen unterstellen entweder, die Täterin sei ein armes unschuldiges Mädchen, das von ihrer Liebe zum bösen männlichen Terroristen verblendet solche Taten begeht, oder die Frau war von vornherein eher ein Mannweib mit männlichem Äußeren und vermutlich lesbischer Orientierung.
Die Autorin räumt mit beiden Klischees gründlich auf und zeigt Frauen, die erschreckend normal sind. Für fast alle der vorgestellten Frauen war der Schritt zum bewaffneten Kampf eine sehr bewußte Entscheidung, zu der sie keinesfalls von irgendwelchen Liebhabern überredet wurden. Das Buch untersucht zudem (und bestätigt in Teilen) die These, daß Frauen die gefährlicheren Terroristen sind, woraus die offiziell nicht bestätigte Anweisung für Polizeikräfte resultiert: "Erschießt zuerst die Frauen."
Um ihre Thesen zu belegen, stellt die Autorin in dreien der 7 Kapitel jeweils mehrere Frauen vor, die in verschiedenen terroristischen Organisationen aktiv sind (ETA[wp], IRA[wp], die Bewegung der Intifada[wp]), in drei weiteren Kapiteln werden drei heraus­ragende Frauen­gestalten porträtiert: Leila Khaled[wp] (palästinensische Terroristin in den 60er/70er Jahren), Kim Hyon Hui[wp] (Staats­terroristin im Auftrag Nordkoreas), Susanna Ronconi[wp] (Mitbegründerin der Prima Linea, quasi eine Splitter­gruppe der italienischen Roten Brigaden[wp]). Im letzten Kapitel werden die Erkenntnisse aus den ersten sechs Kapiteln zusammengefaßt, kommentiert und durch Kommentare von Terroristen­fahndern ergänzt.
Daß ich nur 4 Sterne statt 5 vergebe, liegt an zwei Gründen.
Zum einen bleibt das Buch einseitig, weil wirklich nur Frauen interviewt wurden, die Terror­anschläge verübt haben oder dies immer noch tun. Die einzigen Männer, die interviewt wurden, sind die auf der Verfolgerseite. Hier hat die Autorin vor allem mit britischen, aber noch viel mehr mit deutschen Ermittlern gesprochen. An diesem Punkt ist es vor allem für den deutschen Leser schade, daß gerade bei der Analyse des Terrorismus der RAF[wp] nur die Verfolger zu Wort kommen, aber nicht die Seite der Terroristen bzw. Terroristinnen.
Die interviewten Frauen, beispielsweise die Frauen der ETA oder IRA, begreifen ihren Kampf nicht nur als Kampf um nationale Selbständigkeit und als Kampf gegen eine Besatzungs­macht, sondern auch als Kampf um Gleichberechtigung. Um hier ein vollständigeres Bild zu gewinnen, wäre es äußerst aufschlußreich gewesen, auch Männer der ETA und IRA zu Wort kommen zu lassen, um zu sehen, ob diese Männer diesen doppelten Kampf überhaupt bemerken und ob sie ihn auch unterstüzen. Oder ob für die Männer die de-facto-Gleichberechtigung der Terroristinnen in den aktiven Gruppen nur ein unliebsamer Nebeneffekt ist, der nach Erfolg des bewaffneten Kampfes wieder rückgängig gemacht werden sollte.[4]

Einzelnachweise

  1. zitiert nach: Kurdistanreport Januar 2013, nadir.org
  2. zitiert nach: "Erschießt zuerst die Frauen!" Das Ende des Minnesangs., Mann pass auf! am 19. April 2011
  3. T.R.E. Lentze: "Erschießt zuerst die Frauen!" Das Ende des Minnesangs.[archiviert am 1. Dezember 2020], Mann pass auf! am 19. April 2011
  4. Von "hettmann", 8. Oktober 2001 auf Amazon

Querverweise

Netzverweise

  • Die englischsprachige Wikipedia führt einen Artikel über Shoot the Women First (Diesen Artikel gibt es in der deutschsprachigen Wikipedia [noch] nicht.)