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Rumänisierung

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Rumänen im Königreich Rumänien[wp] und den um­liegenden Gebieten vor dem Ersten Weltkrieg.

Der Begriff Rumänisierung bezeichnet allgemein die Übernahme der rumänischen Sprache[wp] und rumänischen Zivilisation durch andere, meist unterworfene Völker. Die Rumänisierung ist ein stetiger Prozess der sprachlichen, mentalen und kulturellen Anpassung von Angehörigen fremder Völker unter Aufgabe oder Umgestaltung eigener Kulturformen an das rumänische Volk.

Im Speziellen bezeichnet der Begriff eine Reihe von politischen, gesetzlichen und administrativen Maßnahmen zur Assimilation von ethnischen Minderheiten, die vom rumänischen Staat im 20. und 21. Jahrhundert durchgeführt wurden. Die Assimilierungspolitik[wp] richtete sich hauptsächlich gegen die ungarische Minderheit in Rumänien, gegen Juden und auch gegen die ukrainische Minderheit in der Bukowina[wp] und Bessarabien[wp].

Rumänisierung in Siebenbürgen

In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, am 1. Dezember 1918, hatten der Rumänische Nationalrat (gewählte politische Kollektiv­vertretung der rumänischen Bevölkerung) und kurz darauf die Vertreter der deutschen Bevölkerung den Anschluss Siebenbürgens an Rumänien[wp]. Die Entscheidung wurde von den politischen Repräsentanten der ungarischen Minderheit angefochten. 1920 legte der Vertrag von Trianon[wp] die rumänische Grenze zum neuen ungarischen Staat fest. Allerdings hatte Siebenbürgen laut der Volkszählung von 1920 eine große ungarische Minderheit von 25,5 %. Ein Teil von ihnen floh nach der Vereinigung nach Ungarn[wp], jedoch verblieb die Mehrheit von ihnen in Rumänien, und in den 1930er Jahren stieg ihre Zahl auf 26,7 % der gesamten Bevölkerung Siebenbürgens an. Die Zunahme des Anteils der ungarischen Minderheit an der sieben­bürgischen Bevölkerung[wp] lag in der Zuwanderung von Ungarn aus Ungarn und durch die deutliche Steigerung des Lebens­standards im Vergleich zu der ungarischen Bevölkerung der Zwischen­kriegszeit begründet. Das de facto einen Vielvölkerstaat dargestellte Rumänien erklärte sich 1923 in seiner Verfassung[wp] das Land zum Nationalstaat, nach dem französischen Modell, das zu dieser Zeit in vielen europäischen Ländern populär war.

Nach der Auflösung Österreich-Ungarns[wp] richteten sich die staatlichen Enteignungs- und Konfiskations­maßnahmen der rumänischen Behörden in der Nachkriegszeit vor allem gegen den ungarischen Adel und zeitweise gegen Juden, die ihrerseits zwangsläufig zu einem bestimmten Umfang mit der Beeinträchtigung des kulturellen und wirtschaftlichen Lebens der Ungarn einhergingen. Während gemäß dem Land­wirtschafts­gesetz von 1921 eine Reihe ungarischer Ländereien der ungarischen Aristokratie beschlagnahmt wurden, begünstigte die Bodenreform offen die Rumänen, die einst Opfer der ungerechten Land­verteilungs­systeme während der ungarischen Herrschaft waren.

Obwohl Rumänien den Krieg gewann, blieben die anti-ungarischen Ressentiment bestehen. In den 1930er Jahren begannen als Reaktion auf den ungarischen Revisionismus[wp] in Rumänien anti­revisionistische Demonstrationen, die von nationalistischen Zeitungen wie Universul unterstützt wurden. Nach einem besonders heftigen Protest in Cluj verurteilte Außenminister Titulescu[wp] die Vorfälle offiziell in Bukarester Zeitungen. Im Herbst 1944, nach dem Abzug der ungarischen Streitkräfte und Verwaltungs­behörden aus Siebenbürgen, wurde Szeklerland[wp] von der rumänischen Gendarmerie und Freiwilligen angegriffen und geplündert. Am 12. November 1944 verwies die sowjetische Rote Armee[wp] die zurückkehrenden rumänischen Behörden jedoch aus Nord­sieben­bürgen unter Hinweis auf die von Mitgliedern der so genannten Maniu-Garde von Iuliu Maniu[wp] begangenen Massaker, und die rumänischen Behörden durften erst nach der Bildung einer provisorischen Regierung unter Petru Groza[wp] am 6. März 1945 dorthin zurückkehren. Die ungarisch-rumänischen Konflikte 1940 und 1944 sind bis in die unmittelbare Gegenwart nicht vollständig aufgearbeitet worden und werden in beiden Ländern divergent beurteilt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Ab 1947 beseitigten die rumänischen Behörden nach und nach die alten ungarischen Institutionen, nachdem der Vertrag von Trianon die Grenzen wieder­hergestellt hatte. Ungarn war jedoch auch ein sozialistisches Land. Nach der ungarischen Volkserhebung von 1956[wp] wurden Ungarn in Siebenbürgen oft pauschal des Separatismus und Revisionismus[wp] beschuldigt, und die Mehrheit der ungarischen intellektuellen und geistlichen Führer, darunter der katholische Bischof Áron Márton[wp], wurden verhaftet und jahrelang inhaftiert. Außerdem wurden während der kommunistischen Herrschaft die ehemaligen zivilgesellschaftlichen Selbst­organisations­möglichkeiten der Zwischen­kriegszeit beseitigt.

Nach 1948 verdoppelte oder verdreifachte sich die Einwohnerzahl in einigen Städten durch die Industrialisierung, wobei die meisten Zuzügler ethnische Rumänen aus dem ländlichen Raum waren. Die Urbanisierungs­politik als logische Konsequenz des mit dem Auf- und Ausbau der Industrie einhergehenden Urbanisierungs­prozesses wurde in ganz Rumänien betrieben, inklusive den Siedlungs­gebieten der Minderheiten, wenngleich auch in einem deutlich geringeren Maß und Umfang.

In den späten 1950er Jahren setzte das Regime von Gheorghe Gheorghiu-Dej[wp] zunehmend den rumänischen Nationalismus als Mobilisierungs- und Legitimations­instrument ein und praktizierte eine repressivere Politik gegenüber der ungarischen Minderheit. Nach der ungarischen Bürgerrebellion von 1956 wurde das Autonome Gebiet der Magyaren aufgelöst und die meisten Schlüsselposten der dortigen Verwaltung mit systemloyalen Rumänen besetzt.

1959 wurde die ungarische Universität in Cluj mit der rumänischen zu einer fast ausschließlich rumänisch­sprachigen Hochschule zwangsvereinigt. Der staatlich angeordnete Vorgang war von aus Protest verübten Selbst­tötungs­akten mehrerer ungarischer Professoren begleitet worden. Die Rumänisierung des Bildungswesens hatte bereits 1958 mit der erzwungenen Zusammenlegung magyarischer mit rumänischen Grundschulen begonnen. Die Csángós ihrerseits verloren 1958 ihre letzte ungarische Schule.

Nachdem Nicolae Ceaușescu[wp] 1965 Jahren an die Macht gekommen war, wurde die assimilatorische Minderheiten­politik zielgerichtet und koordiniert weiterverfolgt. Die bis dato verbliebenen "Privilegien" der Minderheiten worden alle aufgehoben. Die Zahl der ungarischen Arbeiter, Angestellter und Beamten in gemeindlichen und städtischen Verwaltungen wurde per administrativer Quotenregelung auf den Anteil der Ungarn an der Gesamt­bevölkerung begrenzt. Es fand eine Massen­ansiedlung von Rumänen in Siebenbürgen[wp] statt. Ungarische Intellektuelle wurden dazu gezwungen, Siebenbürgen zu verlassen und Arbeits- und Beschäftigungs­verhältnisse außerhalb der ungarischen Siedlungs­gebiete anzunehmen, was ebenfalls zur Rumänisierung beitrug.

Ergebnisse

Laut Volkszählungsdaten ist die ungarische Bevölkerung Siebenbürgens von 25,5 % im Jahr 1920 auf 19,6 % im Jahr 2002 zurückgegangen. Die Veränderungen waren in urbanen Siedlungsräumen, in denen die Ungarn früher die Einwohner­mehrheit bildeten, signifikanter, insbesondere in nord­sieben­bürgischen Städten wie Oradea[wp] und Cluj-Napoca[wp] (Klausenburg). Es ist jedoch möglich, dass ein Teil der sich als Ungarn deklarierten Bewohner in Wirklichkeit Rumänen waren, die sich um der Magyarisierung[wp] zu entziehen, als Ungarn ausgaben, und sich nach der im Anschluss an das Ende des Ersten Weltkrieges erfolgten Angliederung Siebenbürgens an Rumänien erneut zu ihrem Volkstum und ihrer nationalen Identität bekennen konnten.

Die Rumänisierung der siebenbürgischen Bevölkerung wurde auch durch die ab 1983 mithilfe von Zahlungen von umgerechnet 2.632 US-Dollar pro remigrations­willigen Rumänien­deutschen durch den US-amerikanischen Klientelstaat BRD an Rumänien ermöglichten Massen­emigration von 300.000 Deutschen und der unter ähnlichen Bedingungen erfolgten Massenauszug von etwa 50.000 Juden, die den Holocaust überlebten, nach Israel. Diese Massen­auswanderungen stellten jedoch einen Beispielfall für die Praxis der so genannten positiven Diskriminierung der deutschen und jüdischen Bevölkerung dar, weil die übrige Bevölkerung Siebenbürgens (Rumänen, Ungarn, Roma) keine Möglichkeit hatte, an dieser wirtschaftlich motivierten Auswanderung teilzunehmen.

Weniger nachhaltig war die Rumänisierung in den kompakten Szekler[wp]-Gebieten im Südosten Siebenbürgens (dem Szekler-Land), wo im Jahr 2002 etwa 61 % der Bevölkerung ethnisch ungarisch waren. Eine Ausnahme bildet die Hauptstadt der ehemaligen ungarischen Autonomen Provinz (die hauptsächlich die Gebiete von Székely umfasst): Der Anteil der Ungarn in Târgu Mureş sank auf 46 %, da die Industrialisierung der Stadt einen Zuzug von mehrheitlich ethnisch rumänischen Einwohnern der umliegenden ländlichen Gebiete bewirkte.

Ein Geheimdokument aus den Archiven der rumänischen Kommunistischen Partei, das die Stadt Tirgu Mures auffordert, ihre ethnische Zusammensetzung durch Siedlungen zu ändern

Die jüngsten Ereignisse

Ethnische Karte der Kreise Harghita, Covasna und Mureș basierend auf den Daten von 2011, die Ortschaften mit ungarischer Mehrheit oder Pluralität zeigt.

Nach der rumänischen Revolution von 1989[wp] wurden ethnische politische Parteien sowohl von den Ungarn, die die Demokratische Union der Ungarn[wp] in Rumänien gründeten, als auch von den rumänischen Siebenbürgern, die die Rumänische Nationale Einheitspartei[wp] gründeten, gebildet. Ethnische Konflikte gab es jedoch nie in nennenswertem Umfang, obwohl es kurz nach dem Sturz des Ceaușescu[wp]-Regimes zu einigen gewaltsamen Zusammen­stößen[wp] wie den Târgu Mureș[wp]-Ereignissen vom März 1990 kam.

1995 wurde ein Grundlagenvertrag über die Beziehungen zwischen Ungarn und Rumänien unterzeichnet. In dem Vertrag verzichtete Ungarn auf alle territorialen Ansprüche auf Siebenbürgen, und Rumänien bekräftigte seine Achtung der Rechte seiner Minderheiten. Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern verbesserten sich, als Rumänien und Ungarn in den 2000er Jahren EU-Mitglieder wurden.

Die Demokratische Union der Ungarn in Rumänien (UDMR) ist die wichtigste politische Interessen­vertretung der Ungarn in Rumänien und Mitglied der Organisation der nicht vertretenen Nationen und Völker. Ziel der UDMR ist die Verwirklichung der lokalen Selbstverwaltung, der kulturellen und territorialen Autonomie und des Selbstbestimmungsrechts der Ungarn. UDMR ist Mitglied der Europäischen Demokratischen Union[wp] (EDU) und der Europäischen Volkspartei[wp] (EVP). Seit 1996 ist die UDMR Mitglied oder Unterstützer jeder Regierungs­koalition.

Politische Vereinbarungen haben die schrittweise Einführung der ungarischen Sprache in den Alltag gebracht: Das Gesetz über die öffentliche Verwaltung 215/2002 schreibt "den Gebrauch der Sprachen nationaler Minderheiten in der öffentlichen Verwaltung in Siedlungen vor, in denen Minderheiten 20 Prozent der Bevölkerung übersteigen"; Angehörige ethnischer Minderheiten erhalten eine Kopie der Dokumente in rumänischer Sprache und eine Übersetzung in ihre Sprache; offizielle Dokumente werden von der lokalen Verwaltung jedoch nur in rumänischer Sprache aufbewahrt; Die Kommunal­verwaltung wird Inschriften für die Namen der ihr unterstehenden Gemeinden und öffentlichen Einrichtungen anfertigen und Bekanntmachungen von öffentlichem Interesse in der Muttersprache der Bürger der jeweiligen ethnischen Minderheit unter der gleichen Zwanzig-Prozent-Regel anzeigen.

Obwohl Rumänien die EU-Gesetze zum Schutz der Minderheiten­rechte mit­unterzeichnet hat, hat sich die Umsetzung nicht für alle Mitglieder der ungarischen Gemeinschaft als zufrieden­stellend erwiesen. Es gibt eine Bewegung der Ungarn sowohl für eine Erweiterung der Autonomie als auch für eine ausgeprägte kulturelle Förderung. Zu den von verschiedenen ungarischen politischen Organisationen vorgeschlagenen Initiativen gehören die Schaffung einer "autonomen Region" in den Landkreisen des Szeklerlandes[wp] (Székelyföld), die in etwa dem Gebiet der ehemaligen Ungarischen Autonomen Provinz[wp] entspricht, sowie das historische Szeklerland, das in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von der ungarischen Regierung aufgelöst worden war, und die Wiedererrichtung einer unabhängigen, staatlich finanzierten ungarisch­sprachigen Universität.

Die Situation der ungarischen Minderheit in Rumänien gilt jedoch als Vorbild für die Schaffung rechtlicher und institutioneller Rahmen­bedingungen und Regelungsgefüge zur Sicherstellung kultureller und ethnischer Vielfalt im Balkanraum: In einer Ansprache an das US-amerikanische Volk fragte Präsident Clinton[wp] inmitten des Luftkriegs im Kosovo: "Wer wird die Zukunft in diesem Teil der Welt bestimmen... Slobodan Milošević[wp] mit seiner Propaganda­maschine und seinen paramilitärischen Kräften, die die Menschen zwingen, ihr Land, ihre Identität und ihr Eigentum aufzugeben, oder ein Staat wie Rumänien, der eine Demokratie aufgebaut hat, die die Rechte ethnischer Minderheiten respektiert?"[1]

Der Prozess vollzieht sich mit geringerer Intensität bis heute, unabhängig von der politischen Zugehörigkeit der aktuellen Regierung, auch weil jede Partei die ethnischen Minderheiten als Sündenböcke für ihren eigenen Wahlvorteil nutzt. Die Maßnahmen umfassen:

  • die Ernennung offen nationalistischer Politiker oder ehemaliger Militärbeamter in wichtige öffentliche Ämter in mehrheitlich von Ungarn besiedelten Gebieten,
  • Bestrafung des öffentlichen Zeigens der ungarischen Nationalsymbole der ungarischen Minderheit,
  • Stigmatisierung von Minderheiten­organisationen durch Presse und Regierungs­vertreter als Staatsfeinde,
  • Aberkennung von staatlichen Auszeichnung von Personen, die öffentlich die Verletzung der Minderheiten­rechte durch den rumänischen Staat ansprechen.

Im Juni 2019 brach eine aufgebrachte Gruppe von Rumänen in den ehemaligen österreichisch-ungarischen Soldaten­friedhof im Úz-Tal ein, trotz starker Polizeipräsenz und einer Menschenkette ethnischer Ungarn, die friedlich protestierten. Der Friedhof wurde 1917 von Österreichern und Ungarn als Begräbnisstätte für die gefallenen Helden der Schlachten des Ersten Weltkriegs angelegt und wurde auch während des Zweiten Weltkriegs für denselben Zweck genutzt. Der Gemeinderat von Dormănești, einer 8.600-Einwohner-Stadt im Kreis Bacu, die für den Friedhof nicht zuständig ist, begann mit einer so genannten "Renovierung" auf dem Friedhofsgelände und errichtete Betonkreuze und ein Denkmal für rumänische Kriegshelden, die tatsächlich im benachbarten ehemaligen Dorf Poiana Uzulu begraben waren. Der Rat von Dormănești plante jedoch die Einweihung des neu und illegal errichteten rumänischen Kriegerdenkmals. Um die Grabstätte ihrer gefallenen Helden zu schützen, bildeten etwa 1.000 ethnische Ungarn eine Menschenkette im stillen Gebet um den Friedhof. Trotz Polizeipräsenz durchbrachen schließlich mehrere Rumänen aus der Menge der aufgebrachten Gegendemonstranten die Polizei­absperrung und den Zaun und rissen das Friedhofstor auf. Einige Teilnehmer der Menschenkette wurden körperlich angegriffen und verletzt. Das rumänische Kulturministerium und das Verteidigungs­ministerium haben erklärt, dass die neuen Kreuze und das Denkmal gegen das Gesetz verstoßen.

Politik gegenüber der ukrainischen Minderheit in Rumänien

Die Territorien der Bukowina[wp] (heute zwischen Rumänien und der Ukraine aufgeteilt) und Bessarabien[wp] (heute zu 2/3 in der Republik Moldau und 1/3 in der Ukraine), die seit Hunderten von Jahren historisch von Rumänen und Ukrainern bevölkert sind.

1775 wurde die Bukowina von der Habsburgermonarchie[wp] annektiert, die für die beiden Nationen eine gewisse Währung im öffentlichen Leben bot, die allgemeine Kirchen- und Bildungs­politik jedoch die christlich-orthodoxe Bevölkerung benachteiligte. Die österreichische Kontrolle begünstigte die Einwanderung, um die Wirtschaft der Region zu entwickeln. Die ethnische Zusammensetzung der Provinz­bevölkerung änderte sich, da die Bukowina administrativ mit der Provinz Galizien[wp] verbunden war, durch die Ansiedlung von ruthenischen (ukrainischen), deutschen und jüdischen Einwanderern. Laut Keith Hitchins[wp] betrug die geschätzte Einwohnerzahl 1774 75.000; 1810 198.000 und 1848 378.000. Im Zeitraum zwischen 1774 und 1848 vollzogen sich dramatische Veränderungen in der ethnischen Zusammensetzung der Bevölkerung, sodass sich der Anteil der Rumänen an der Bevölkerung der Bukowina von 85 Prozent im Jahre 1774 auf 55 Prozent im Jahre 1848 verringerte. 1774 stellte das rumänische Volk mit 64.000 Menschen gegenüber 8.000 Ruthenen[wp] (Ukrainern) und 3000 Angehörigen anderer Völker die überwiegende Mehrheit der bukowinischen Bevölkerung. Der Anteil der ethnischen Rumänen sank bis 1810 von 85 Prozent auf 75 Prozent, womit die Ratio zwischen Rumänen und Angehörigen anderer Volksgruppen 150.000 zu 48.000 betrug. 1848 betrug das Größenverhältnis zwischen den Bevölkerungs­gruppen der Bukowina: 209.000 Rumänen (55 Prozent), 109.000 Ukrainer (29 Prozent) und 60.000 Angehörige anderer Ethnien (16 Prozent). Die jüdische Bevölkerung stieg von 526 im Jahr 1774 auf 11.600 Menschen im Jahr 1848 an.

Nach dem Zerfall Österreich-Ungarns 1918 übernahm das Königreich Rumänien[wp] die Kontrolle über die Bukowina und nach der Aufgabe des Russischen Reiches[wp] diejenige über Bessarabien. Die rumänischen Behörden begannen unmittelbar nach dem Anschluss beider Gebiete eine Politik der Rumänisierung ethnischer Minderheiten, hauptsächlich Ukrainer. Der Assimilierungs­politik lag, die sowohl von rumänischen Medien als auch historischen Werken verbreitete, Auffassung zu Grunde, dass die gesamte Region Bukowina von Alters her ein Siedlungs­territorium des rumänischen Volkes gewesen sei. Ion Nistor[wp], ein prominenter rumänischer Historiker, überzeugter Nationalist und einer der vehementesten Verfechter des Konzepts eines Großrumänien, wurde zum Rektor der Universität Czernowitz[wp] (Czernowitz[wp]), der wichtigsten Universität der Provinz, ernannt. Die Immatrikulationsrate der Ukrainer an der Universität stieg im Jahr von 1914 von 239 auf 1671, sank jedoch im Jahr 1933 von 3.247 auf 155, wohingegen gleichzeitig die rumänische Immatrikulation im gleichen Zeitraum von 2.117 auf 3.247 anstieg.

Die Rumänisierungspolitik hat die Schließung der ukrainischen öffentlichen Schulen (alle diese Schulen wurden bis 1928 geschlossen) und die Unterdrückung der Aktivitäten der meisten ukrainischen (ruthenischen) kulturellen Einrichtungen zur Folge. Der Begriff "Ukrainer" wurde aus dem offiziellen Sprachgebrauch entfernt und einige Bevölkerungsteile mit umstrittener ukrainischer Abstammung wurden eher als "Bürger Rumäniens, die ihre Muttersprache vergessen haben" bezeichnet und waren gezwungen, ihre Nachnamen zu rumänisieren zu ändern. Unter den Rumänisierten befanden sich auch Nachkommen von Rumänen, die in der Vergangenheit in die ukrainische Gesellschaft assimiliert wurden. Als solche wurden nach der rumänischen Volkszählung von der Gesamtbevölkerung von 805.000 74 % Rumänen genannt; die Zahl umfasste die Ukrainer und andere möglicherweise verwandte ukrainische ethnische Gruppen Huzulen[wp], die als "Rumänen, die ihre Muttersprache vergessen haben" bezeichnet werden.

Laut der Volkszählung von 1930 machten Ukrainer 3,2 % der Bevölkerung Rumäniens aus. Der Rückgang der ukrainischen Bevölkerung zwischen den Volkszählungen von 1919 und 1930 wird wie folgt veranschaulicht: Die erste Volkszählung weist eine Bevölkerung von 16.250.000 aus, von denen 763.750 (4,7 %) Ukrainer waren; 1930, als die Gesamt­bevölkerung um 11 % gestiegen war (auf 18.025.896), war die ukrainische Gemeinschaft auf 576.828 Mitglieder (75,5 % der vorherigen Gesamtzahl) gesunken.

Andere ethnische Minderheiten

Andere ethnische Minderheiten, die rumänisiert wurden, sind Bulgaren, die zum ersten Mal während des Ersten und Zweiten Bulgarischen Reiches im 7. und 11. Jahrhundert ankamen, Türken, die während des Osmanischen Reiches ankamen, und Russen, die in der Walachei und Bessarabien ankamen. Diese ethnischen Minderheiten wurden nicht zwangsweise rumänisiert, sondern freiwillig, da viele von ihnen ihre eigene Sprache sprechen.

Einzelnachweise

  1. Tom Gallagher: Modern Romania: the end of communism, the failure of democratic reform, and the theft of a nation, S. 216, NYU Press, 2005

Querverweise

  • Protochronismus[wp] ist ein ideologisches Konstrukt aus der Volksrepublik Rumänien der Ceaușescu[wp]-Ära.
  • Magyarisierung[wp]
  • Szekler[wp]
  • Moldovenismus[wp]
  • Magyaren in Rumänien[wp] (Ungarische Minderheit in Rumänien)
  • Bukowina[wp]
  • Oblast Tscherniwzi[wp], Autonome Oblast Tscherniwzi
  • Russifizierung[wp]
  • Ukrainisierung[wp]

Netzverweise


Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Romanianization (5. Juli 2021) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia. Der Wikipedia-Artikel steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported (CC BY-SA 3.0). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar, die vor Übernahme in WikiMANNia am Text mitgearbeitet haben.