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Paternalismus
Der Begriff Paternalismus (von lat. pater = "Vater") bezeichnet eine Herrschaftsordnung, die im außerfamiliären Bereich ihre Autorität und Herrschaftslegitimierung auf eine vormundschaftliche Beziehung zwischen Herrscher/Herrschern und beherrschten Personen begründet.
Als paternalistisch wird umgangssprachlich auch eine Handlung bezeichnet, wenn sie gegen den Willen, aber auf das Wohl eines anderen gerichtet ist. Paternalistische Regelungen werden von den Adressaten häufig als Bevormundung angesehen.
Beispiele sind die Idee Robert Owens[wp] zur Lösung der sozialen Frage in Deutschland im 19. Jahrhundert, die Selbstwahrnehmung der Sklaven haltenden Pflanzer in den Südstaaten[wp] der Vereinigten Staaten im 17. bis 19. Jahrhundert, die sich in westlicher Gesetzgebung findenden Regelungen wie Anschnallpflicht, Strafgesetzgebung in Bezug auf so genannte "weiche Drogen". Auch das Verhältnis von Arzt und Patient wird oft als paternalistisch beschrieben.
Verwendungsbeispiele
Zitat: | «Der Staat übernimmt es nun, den Menschen vorzuschreiben, wie sie ihre Kinder aufziehen sollen [...] Als Folge sehen wir den Aufstieg eines paternalistischen Gouvernantenstaats, der keinen Bereich des privaten Lebens unberührt lässt.» - Gilles Saint-Paul[wp][1] |
Zitat: | «Dieser Führer ist heute Vater Staat. Wir beobachten die Wiederkehr des paternalistischen Obrigkeitsstaats unter dem Namen des vorsorgenden Sozialstaats. Der vorsorgende Sozialstaat operiert mit drei Kurzfehlschlüssen: er schließt von Ungleichheit auf Benachteiligung, von Benachteiligung auf soziale Ursachen und von sozialen Ursachen auf paternalistische Maßnahmen. Damit übernimmt er die Gesamtverantwortung für die moderne Gesellschaft und besetzt souverän die Spitzenposition. Deshalb darf man sich nicht wundern, wenn Politiker zum Größenwahn neigen. (...) Paternalismus ist die Rückseite der Emanzipation. Der Staat schützt den Einzelnen vor sich selbst, das heißt er behandelt ihn als unmündig, weil der unemanzipierte Mensch noch nicht weiß, was gut für ihn ist. (...) Der paternalistische Staat bildet also den Hintergrund aller modernen Emanzipationen. Wir haben es hier mit einer handfesten Paradoxie zu tun: In den Befreiungen bekundet sich die Liebe zur Sklaverei. Auch als er noch nicht so hieß, hat der vorsorgende Sozialstaat die neuen Untertanen gezüchtet - die betreuten Menschen. Man bekommt diese bittere Wirklichkeit gut in den Blick, wenn man mit Helmut Schelskys[wp] einfacher Unterscheidung zwischen "selbständig" und "betreut" operiert. Ihr grelles Licht entstellt den Paternalismus der Sozialingenieure zur Kenntlichkeit.» - Norbert Bolz[2] |
Zitat: | «Das Interesse der vormundschaftlichen Regierung und das Interesse der Religion gehen miteinander Hand in Hand, so daß, wenn letztere abzusterben beginnt, auch die Grundlage des Staates erschüttert wird. Der Glaube an eine göttliche Ordnung der politischen Dinge, an ein Mysterium in der Existenz des Staates ist religiösen Ursprungs: schwindet die Religion, so wird der Staat unvermeidlich seinen alten Isisschleier verlieren und keine Ehrfurcht mehr erwecken. Die Souveränität des Volkes, in der Nähe gesehen, dient dazu, auch den letzten Zauber und Aberglauben auf dem Gebiete dieser Empfindungen zu verscheuchen; die moderne Demokratie ist die historische Form vom Verfall des Staates.» - Friedrich Nietzsche[wp]: Menschliches, Allzumenschliches, 1878-1880, S. 280-281 |
Einzelnachweise
- ↑ Standpunkt: Gilles Saint-Paul Der neue Paternalismus, FAZ am 20. August 2012
- ↑ Norbert Bolz: Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 98-99
Querverweise
Netzverweise
- Julian Mintert: Paternalismus: Wissenschaftlich gelenkte Individuen, Cuncti - Streitbar am 1. September 2014
- Sean Collins: Paternalismus: Wir lassen uns nicht herumschubsen, Cuncti - Streitbar am 27. August 2014
- Julian Mintert: Paternalismus: Wissenschaftlich gelenkte Individuen, Novo-Magazin am 17. Juli 2014
- Brendan O'Neill: Nanny-Staat: Freiheit ist Paternalismus, Novo-Magazin am 24. Juni 2014
- Michael Klein: Erzwungene Zufriedenheit: staatlicher Paternalismus ist demokratischer Despotismus, Kritische Wissenschaft - critical science am 18. Januar 2012