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Staatliche Bevormundung
Der Begriff staatliche Bevormundung (Gouvernantenstaat) bezeichnet den Einfluss eines Staat, den dieser auf das Verhalten seiner Bürger mit Verboten bzw. Verpflichtungen, Sanktionen oder sonstigen Erschwernissen und der Einschränkung ihres Rechts auf freie Willensentscheidung in unangemessener Weise nimmt. Ob eine Sanktion unangemessen ist, hängt ab von der Sicht und der Urteilskraft des einzelnen Betrachters.
Im englischen Sprachraum hat sich der Begriff Nanny State (wörtlich: Kindermädchen-Staat) etabliert. Im Deutschen überschneidet sich der selten verwendete Begriff Vormundschaftsstaat mit den Begriffen überfürsorglicher Staat und Kontrollstaat.
Zitate
Zitat: | «Warum ich den Ausdruck "Nanny-Staat" verabscheue, liegt darin, dass er nach meiner Auffassung das autoritäre Grundproblem, dem wir im 21. Jahrhundert gegenüberstehen, massiv unterschätzt. Der Begriff klingt so drollig, dass man glauben könnte, wir seien von rechthaberischen Mary-Poppins-Gestalten[wp] umgeben, die uns mit dem erhobenen Zeigefinger drohen, wenn wir unartig sind. Dem Begriff zufolge liegt das Problem mit dem heutigen Staat darin, dass er etwas bevormundend und weinerlich ist. Als würde er uns unsere Zigaretten wegnehmen wollen oder uns davon abhalten, Partys zu feiern. Zwar werden wir in der Tat von Spielverderbern regiert, denen es missfällt, wenn wir die Sau rauslassen, aber das macht nur einen kleinen Teil einer weitaus größeren Problematik aus.
Womit wir es im 21. Jahrhundert zu tun haben, ist nicht nur ein lästiger Nanny-Staat, sondern ein außer Kontrolle geratener bürokratischer Imperativ. In einer völlig aus den Fugen geratenen Interventionsdynamik ist jedes Gespür dafür verloren gegangen, in welche Lebensbereiche sich die Behörden einmischen dürfen und welche sie besser in Ruhe lassen sollten. Wir leben unter Regierungen, die erbarmungslos ins Familienleben, ins häusliche Leben und ins Privatleben eingreifen. Regierungen, die wie selbstverständlich Eltern sagen, wie sie ihre Kinder erziehen sollen oder Erwachsenen vorschreiben, wie sie Sex haben sollen. Sie machen sich daran, das Verhalten der Massen und sogar unseren Verstand und Geist umzuformen. Wir leben in der westlichen Welt in Staaten, die keine Wertschätzung gegenüber dem moralischen Innenleben der Individuen haben. Das ist weder drollig noch exzentrisch oder lustig. Wir sollten das nicht mehr verkitscht als Nanny-Staat bezeichnen, sondern der Tatsache ins Auge sehen, dass der moderne Staat weniger mit Mary Poppins und mehr mit der Inquisition[wp] zu tun hat.»[1] |
Zitat: | «Der Staat übernimmt es nun, den Menschen vorzuschreiben, wie sie ihre Kinder aufziehen sollen [...] Als Folge sehen wir den Aufstieg eines paternalistischen Gouvernantenstaats, der keinen Bereich des privaten Lebens unberührt lässt.» - Gilles Saint-Paul[wp][2] |
Einzelnachweise
- ↑ Brendan O'Neill: Nanny-Staat: Freiheit ist Paternalismus, Novo-Argumente am 24. Juni 2014
- ↑ Standpunkt: Gilles Saint-Paul Der neue Paternalismus, FAZ am 20. August 2012
Literatur
- Horst Wolfgang Boger (Hrsg.): Der Staat als Super Super Nanny. liberal Verlag, 2008 (PDF, 1,6 MB)
Querverweise
Netzverweise
- Brendan O'Neill: Nanny-Staat: Freiheit ist Paternalismus, Novo-Argumente am 24. Juni 2014
- Birgit Kelle: Schluss mit dem Nanny-Staat, Frau 2000plus am 2. November 2012