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Betty Mahmoody

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Betty Mahmoody
Betty Mahmoody.jpg
Geboren 9. Juni 1945

Betty Mahmoody (* 1945 in Michigan) ist eine US-Amerikanerin, die internationale Bekanntheit als Exgattin von Bozorg Mahmoody und Mutter von Mahtob Mahmoody durch ein unter ihrem Namen veröffentlichtes Buch über ein bedeutendes Ereignis in ihrem Leben, erlangte.

Biographie

Der Hauptberuf von Betty Mahmoody ist Mutter und nützliche Idiotin der Propaganda-Abteilung des US-amerikanischen Kriegs­ministeriums.

Politischer Hintergrund

Das unter ihrem Namen veröffentlichte Buch "Nicht ohne meine Tochter" wurde vom Ghostwriter William Hoffer vor dem Hintergrund des Irakisch-Iranischen Krieges[wp] geschrieben, der zuvor schon ein propagandistisch-herab­würdigendes Buch über die Türkei geschrieben hatte.[1] Sowohl das Buch als auch der Film sind fürchterliche propagandistische Machwerke, die der psychologischen Kriegs­führung[wp] dienen. "Nicht ohne meine Tochter" diente 1987 dem Zweck, in den USA eine kriegs­patriotische Stimmung gegen den Feind Iran herbeizuführen, wie später 1990 die Brutkastenlüge dazu diente, die Bevölkerung der USA für eine befürwortende Haltung zum Krieg gegen den Feindstaat Irak unter dessen damaligem Diktator Saddam Hussein[wp] zu mobilisieren.

Familiärer Hintergrund

Betty Mahmoody war eine allein­erziehende Mutter von zwei halbwüchsigen Söhnen in einer Kleinstadt in den USA. Ein iranischer Mediziner bot ihr die Gelegenheit zur Erhöhung ihres sozialen Status durch die Eheschließung mit ihm, wobei Religion und Herkunft des Mannes ihr gleichgültig waren. 1979 wurde die gemeinsame Tochter Mahtob geboren. Im Jahr 1984 folgte sie ihrem Mann in den Iran, der sich damals im Krieg mit dem Irak befand. Mahmoody war von ihrem Leben im Iran derart frustriert, dass sie zur Verarbeitung ihrer Frustration, die später als von einem Ghostwriter geschriebenes und unter ihrem Namen veröffentlichtes Buch bekannt gewordene Geschichte erfand, dass sie gegen ihren Willen von ihrem damaligen Ehemann und dessen Familie festgehalten wurde und unter abenteuerlichen Umständen in die USA fliehen musste. Zurück in den USA erwirkte sie ein Scheidungs­urteil und bekam das alleinige Sorgerecht für ihre Tochter Mahtab. Die USA als "Rechtsstaat" gewährten dem iranischen Vater kein rechtliches Gehör.

Über Betty

Ich habe mir das heldinnenhafte Getue der Super-Mom lange genug mitangesehen, musste ihre eintönigen, wenn auch einträglichen Diskurse über feindliche Länder anhören und obendrein auch noch atemloses Lobpreisen von aufgeregten deutschen Frauen. Nun gut, dachte ich, die Mahmoody-Mania wird bald gnädig abebben. Doch ein erneuter Blick auf die Bestseller­listen belehrte mich eines Besseren. Betty bleibt, und jetzt muss ich zur Abwechslung einfach mal raus mit der Sprache. Ich hasse Betty Mahmoody. Nicht nur, weil amerikanische Bestseller­autorinnen dieses Formats durchweg extrem einfältige, mittelmäßige und minder­bemittelte Frauen sind, deren Schreibwut und Geschwätzigkeit Hunderte von Seiten meist unwichtiger Quengeleien­bücher füllen, sondern weil es sich bei Frau Mahmoody außerdem um den klassischen Typ der hässlichen Amerikanerin handelt. Ich darf das sagen, denn ich lebe lange genug in Amerika, um das beurteilen zu können.

"Nicht ohne meine Tochter" heißt der üble Schicksals­schinken. Und nach den unentrinnbaren Auftritten der mürrischen 46jährigen Vororts­hausfrau aus Michigan zu urteilen, geht's scheinbar auch nicht ohne Betty Mahmoody, die selbst­gerechte Amateur­autorin von amerikanischen Gnaden, die geißelt und geifert, weißwäscht und schwarzfärbt, dass sich die Streifen auf dem star spangled banner nur so biegen.

Wollen wir sie doch einfach Betty nennen, denn erstens sind wir in Amerika und ohne umständliches Kennenlernen immer "on first name base", zweitens ist ihr Nachname der ihres verhassten iranischen Mannes. Eigentlich seltsam, dass sie seinen Namen weiter tragen mag - immerhin ist ihr Mädchenname "Love" -, aber ein ausländischer Nachname ist natürlich besser für das Buch, signalisiert er doch das Fremde, Gefährliche und Geheimnisvolle, was ja auch das verschleierte Gesicht und die schwarzen Kohleaugen ausdrücken, die das Buchcover zieren.

Warum so ein Buch von einer Amerikanerin, die mit ihrer damals vierjährigen Tochter Mahtob von 1984 bis 1986 in Persien von ihrem einheimischen Ehemann festgehalten wurde, im deutsch­sprachigen Europa ein Bestseller ist (mehr als zwei Millionen Auflage allein in Deutschland), ist wohl klar. Es handelt von einem ureigenen Frauenthema: der Macht­herrschaft der Mutter und der Symbiose von Mutter und Tochter. Warum es in Amerika ein Bestseller ist, liegt außerdem am amerikanischen Nationalismus, der darin zelebriert wird, aber darauf kommen wir noch zurück.

An dieser Mutter-Tochter-Beziehung nun wird alles aufgehängt, weil speziell diese Kombination Leidenschaft aufkommen und Tränen rollen lässt und außerdem große Identifikations­möglichkeiten erlaubt. Kein Mensch hätte so ein Buch gelesen, wenn es "Nicht ohne meine Oma" geheißen oder es sich lediglich um einen windigen Liebhaber oder einen schlecht erzogenen Neffen gehandelt hätte. Überhaupt hätte sich niemand um Betty gekümmert - denn was diese langweilige ehemalige Angestellte mit dem Charme eines Dobermanns treibt oder nicht treibt, ist außerdem wirklich traurigen Faktum, dass ihr banales Leben durch einige tragische Umstände aus den uninteressanten Bahnen geworfen wurde, absolut bedeutungslos.

Männer rühren so ein Zeug schlauerweise nicht an, aber "als Frau muss man es gelesen haben", heißt es hier in Amerika wie auch weltweit über das Buch, und das ist nicht erstaunlich, denn diese Art von "Erlebnisbericht" ist von Frauen für Frauen geschrieben, die trotz großer Klagen über Doppelbelastung immer Zeit für einen Schmöker haben, der den Mief schwitzender Empörung verströmt.

In der Verkleinerung und Entpolitisierung dieses eigentlich sehr explosiven Themas, zurecht­gestutzt auf den Horizont von militanten Feministinnen und auf die Bedürfnisse von wütenden Muttis (in diesem Falle von einer amerikanischen Mutter, und das ist schließlich nicht irgendeine Person), liegt denn auch die Verkäuflichkeit. In so einem "Frauenbuch" ist das Geschlecht mal wieder schön solidarisch und unter sich, man kann eine Front bilden, sich wichtig fühlen dadurch, dass man sich als das ausgenutzte Geschlecht hinstellt, naiv, gutgläubig, untertan, hilflos - und doch wieder wild kämpfend, nicht für politische oder geistige Belange der Welt - da sei Frau vor -, sondern für die eigenen vier Wände und mit der Gebärmutter statt mit dem Gehirn.

Hier hat Betty es mal stellvertretend allen Männern gezeigt. Ein Kind ist ein Besitz und die Gier nach der Macht der Mutterrolle mächtiger als alle Religionen und Ehemänner der Welt. "Sei wie ein Amerikaner", sagt sie sinnbildlich zu ihrem Mann, "sonst nehme ich dir das Kind weg." Der Mann, nachdem er zum Vater gemacht worden ist, hat seine Schuldigkeit getan. Er wird nicht mehr gebraucht, ist der Eindringling, in diesem Fall ein echter Ausländer der sinistren Sorte. Die Männerfeindlichkeit in einem von Frauen dominierten, kastrierenden Land wie Amerika findet ihren Ausdruck im Symbol des Ausländers, der dem gelobten Land Amerika den Rücken kehrt, ein wahrlich krimineller Akt.

Dass Betty trotz des pathologischen Patriotismus, den sie mit allen Amerikanern teilt, einen Perser heiratete, ist wahrscheinlich mehr Dankbarkeit als Rebellion und Unabhängigkeit. Als geschiedener, berufstätiger Frau mit zwei Söhnen in einem langweiligen Nest kam ihr Dr. Mahmoody gerade recht. Er warb um sie mit Sitte und Anstand, und die beiden heirateten nach drei Jahren. Nun muss man dazu sagen, dass, wie fast überall in den westlichen Ländern, Ehen zwischen den weißen Töchtern des Landes und fremdartigen, dunkel­häutigen Männern sehr ungern gesehen werden. Und gerade in Amerika, das sich so gerne tolerant und weltoffen gibt, wird derlei in Kleinstädten mit größter Wachsamkeit beobachtet. Aber Herr Mahmoody hatte ein großes Plus, dass die Verwandtschaft großzügig über die Tatsache, dass er nicht besonders anziehend aussah und aus einem durch und durch unangenehmen Land kam, hinwegsehen ließ: Er war ein Doktor, und das ist ein genauso guter Fang wie ein Rechtsanwalt. Betty, die genausowenig anziehende amerikanische Allerweltsfrau mit dem unliebenswürdigen Gesichtsausdruck, konnte von Glück sprechen, dass ihr die sicherlich psycho­somatischen Kopfschmerzen, derentwegen sie den Arzt Dr. Mahmoody aufsuchte, so einen gebildeten Freier in die Arme trieben.

Das Buch besteht zu einem Großteil daraus, die Autorin als eine vorbildliche Staatsbürgerin zu zeigen, deren Aufgabe darin besteht, wertvolles amerikanisches Gedankengut in das Hirn ihres unschuldigen Kindes zu trommeln, und deren eigene Wertmessung nur davon abhängt, wie amerikanisch sie ihre Tochter aufwachsen lassen kann. Schon allein durch dieses Faktum sind die iranischen Verwandten nicht nur barbarische, wenig lachende Kreaturen, sondern schlichtweg perfide, hinterhältige Verbrecher, die einer Mutter amerikanische Ideale entziehen wollen.

Die beste Erziehung der Welt ist nicht etwa, sich auf horizont­erweiternde Erfahrungen in fernen Ländern einzulassen, sondern ganz einfach Amerikaner sein zu dürfen, egal ob als Underdog in einem Slum von Chicago oder als Verkäuferin in New Jersey, denn das veredelt automatisch. Amerikanisch zu sein, ist eine Auszeichnung und eine Belohnung, und das Fazit des Buches ist, dass man bestraft wird, wenn man Amerika den Rücken kehrt und törichterweise versucht, andere Lebensformen, andere Philosophien und Religionen auch nur zu verstehen.

Es gibt daher sehr wenige Amerikaner, die es lange im Ausland aushalten. Jedem Amerikaner, der länger als eine Woche ohne amerikanische Dinge auskommen muss, stehen sofort Schweißperlen auf der Stirn. Zu stark ist die Sehnsucht nach Hamburgers und Shopping Malls, Baseball, fast food und fast money, nach der amerikanischen Uniformität, die so beruhigend abstumpfend wirkt. Wenn man sich gegen das amerikanische Diktat des Immer-Glücklich­seins richtet - und das wagen manchmal nur jüdische Intellektuelle und Ausländer -, ist man ein Ausgestoßener. "Go back where you came from" ist dem Sinne nach keineswegs nur eine deutsche oder schweizerische Floskel, die Gastarbeitern entgegen­geschleudert wird. Irrigerweise wird Amerika, besonders New York, seit ewigen Zeiten als Schmelztiegel gesehen. Das einzige, was schmilzt, sind die New Yorker im Juli, ansonsten gibt es so viel Gegeneinander, so viel Hass und Unmut, Rassismus und Misstrauen, dass man es kaum für möglich hält. Man muss nur den Schmelztiegel[wp] wörtlich nehmen, dann entspricht der Ausdruck mehr den Tatsachen, und das würde bedeuten, dass die herrlich reiche Verschiedenheit der Immigranten aus allen Ländern zu einer fürchterlich identitätslosen Einheitssauce zusammen­geschmolzen wurde, die jederlei würzigen Geschmack verloren hat. Das wird als positiv gewertet, denn man ist in Amerika, weil man amerikanisch unter Amerikanern sein möchte, und weil alle so oft unaufgefordert sagen, dass es "the greatest country in the world" ist, bis man es selber glaubt.

Und so ist auch die Ehe von Betty und "Moody" nur ein Symbol dafür, dass in Amerika zwei Kulturen nicht wirklich zusammen­kommen dürfen, wenn sich nicht die fremde der amerikanischen unterwirft. Der Sieger ist immer Amerika. In so einem gleich­geschalteten Land, wo während des Golfkriegs in der New Yorker Subway kleine Amerika-Fähnchen stolz von radebrechenden, abgerissen ausschauenden Frauen aus der Dominikanischen Republik verkauft wurden, in so einem Land ist jeder Funke Individualität, jedes Anderssein so alarmierend und bedrohlich, dass nur Flaggen und patriotisches Geschwätz die tiefsitzende Angst vor Isolation bannen können.

Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass Betty sich über all die schrecklichen, bösen Menschen und widerwärtigen Sitten ganz fürchterlich wundert und aufregt. Aber auch hier wird wieder etwas typisch Amerikanisches sichtbar, nämlich die Ignoranz gegenüber dem Fremden. Man möchte als selbstverständlich annehmen, dass man sich, bevor man in eine völlig fremde Kultur eindringt, einiges Wissen über Gepflogenheiten und Religion dieses Landes aneignet. Nicht so Betty. Sie redet offensichtlich mit ihrem Mann nicht weiter über ihre Reise in den Iran, weiss nicht, dass sie ihre amerikanische Staats­bürger­schaft durch die Heirat verliert. Unpolitisch, weltfremd und völlig desinteressiert an der Heimat ihres Gatten, hält sie irgendeine Aus­ein­ander­setzung damit nicht für nötig, denn der Iran ist für sie lediglich ein Land mit vermummten Gestalten und fanatischen Ideen, und sie weiß darüber so wenig wie über alle anderen fremden Länder.

Unzumutbare Zustände erwarten dann auch unsere Betty in diesem unzivilisierten Land. Zur Begrüßung liegt schon mal ein frisch geschlachtetes Lamm in einer Blutlache vor der Haustür, anstatt dass amerikanische Würstchen im Schlafrock (Piggies in a blanket) und Diät-"Pepsi" bei einer geselligen Barbecue-Party gereicht werden. Die Iraner baden angeblich nur einmal im Jahr, unvorstellbar für Betty, die aus einem Land kommt, in dem ununterbrochen am Körper herum­gewaschen, gebleicht, gezupft, gesprayt, desinfiziert und parfümiert wird und wo Haare an den Beinen und in den Achsel­höhlen eine unzumutbare Obszönität darstellen. Wirklich komisch ist die Stelle im Buch, wo Betty sich über Käfer im Reis aufregt. Sie müsste mal nach New York kommen, wo sich selbst in den feinsten Luxus-Apartments an der Fifth Avenue die berühmten Cockroaches, diese agilen kleinen, braunen, untilgbaren Kakerlaken, in Hundert­schaften nachts über Krümel in der Küche hermachen und wo ein toter Cockroach, eingebettet im Salat oder auf dem Rücken schwimmend im Kaffee, nichts als ein schicksals­ergebenes Schulterzucken bei Restaurant­gästen und Kellnern hervorruft.

Betty wird dieser Tage überall herumgereicht, gefeiert, bewundert, hofiert. Sie, die farblose, unsympathische Frau, ist reich geworden, und sie nimmt all die Aufmerksamkeit, wenn man den Fernseh­bildern glauben darf, mit einer selbst­verständlichen Arroganz entgegen, der ein Schuss gefälliges Mutter­märtyrertum beigemengt ist. Immerhin hat sie der Welt gezeigt, dass man keine amerikanische Staats­bürgerin vom heimatlichen Paradies fernhalten kann, ohne dass dieser unmenschliche Akt gnadenlos geahndet wird - und wenn es nur durch das Schreiben eines Buches passiert.

Sie hat außerdem in ihrer Heimatstadt Elsie in Michigan einen Ehren­doktor erhalten, unter anderem für Mut und Tapferkeit, und sie hat auch das ganz selbstverständlichg und mit der Würde einer Forscherin angenommen, die gerade ein Mittel gegen Aids gefunden hat. Worin genau ihr Heldentum besteht, ist nicht rauszukriegen. Weil sie smart genug war, sich und ihre Tochter aus dem schrecklichen Iran zu befreien? Weil sie sich als beispiellos vorbildliche Mutter erwiesen hat? Weil sie eingesehen hat, dass man ausländische, dunkle Menschen nicht heiraten sollte? Oder weil sie geschickt und geschäfts­tüchtig genug war, sofort ihre "Leidens­geschichte" aufzuschreiben, wohlwissend, dass so viel Schmalz und Schmerz unwiderstehlich auf die Frauen der Welt wirken würden?

Amerika ist ein anästhesiertes Land, und wenn trotzdem Gefühle des Leids durchsickern, behält man sie nicht eine Sekunde für sich, egal, wie banal oder monumental sie sein mögen, denn Schmerz, Missgeschick und Trauer sind unamerikanisch und daher so furcht­einflößend, dass eine private Reflexion und eine langsame psychische Aus­einander­setzung mit irgendeiner Problematik unmöglich sind. Der Leidensdruck ist selbst in natürlichen Konflikt­situationen sehr schnell so unerträglich groß, dass er unter Zuhilfenahme von Psychiatern, seelen­tröstenden Telefon-Hot-Lines, bewusstseins­killenden Pillen, Pistolen und eben auch mit hurtig herunter­geschluderten Manuskripten verflacht, verdrängt, vertrieben oder getötet werden muss.

Man gibt in diesem Land übrigens gerne und großzügig die viereckigen Doktorhüte mit der schlenkernden Quaste seinen Jacks und Bettys, Jimmys und Jo-Annes für die unter­schiedlichsten Leistungen, und das ganze Zeremoniell ist nicht merkwürdiger als die "Tickertape-Parades", die den glorreichen Helden des Golfkriegs in den amerikanischen Großstädten bereitet wurden. Dass man in Amerika sofort belohnt wird, hat einen Grund. Instant success ist das einzige, was zählt, denn man hat besondere Leistungen oder was man dafür hält, in sehr kurzer Zeit vergessen. Soldaten des Golfkriegs[wp] bekommen dann als Belohnung außer dem Jubel der Massen und Dekorationen für die Brust auch gleich günstige Autokredite, kostenlose Haarschnitte, verbilligte Steak-Dinners und alle möglichen Extras.

Bettys auszeichnungs­würdige Tapferkeit besteht natürlich nicht wirklich darin, unter sehr schwierigen Umständen ihr Kind aus den Fängen einer fanatischen iranischen Familie gezerrt zu haben, sondern in der schwer zu ignorierenden Tatsache, selbst in den düstersten Stunden immer durch und durch Amerikanerin geblieben zu sein. Das ist nicht mit Medaillen und anderen Ehrungen aufzuwiegen. Immerhin ist es ihr gelungen, alles Unamerikanische zu verdammen, damit das herrliche Amerika, "God's own country", um so reiner und wertvoller dastehen kann.

In Amerika muss meist Amerikas verbriefte Herrlichkeit oder der liebe Gott ran, wenn es etwas zu deuten gibt, das sich den begrenzten Interessen­gebieten der Amerikaner entzieht. Und auch Betty schiebt das Wunder, dass ihre Tochter im gelobten Land der USA weiterhin leben darf, auf den "Lord", der in diesem Land durch ölige TV-Prediger, die mit werbewirksamen Massen­veranstaltungen wöchentlich Millionen­beträge als Spenden einbeten, einer der reichsten Götter der Welt sein dürfte.

Die Tochter Mahtob zeichnete am Schluss dieser schrecklichen und langen Reise ein Bild, das sicherlich nicht ohne weiteres von jedem Kind auf dem Erdball unter ähnlichen Umständen ohne Gehirnwäsche gezeichnet worden wäre. Eine amerikanische Flagge und darunter das Wort "Amerika".

Die Tochter ist heute, man vernimmt's mit Erleichterung, ein ganz normales amerikanisches Mädchen geworden, die für die "New Kids on the Block" schwärmt und sich in ihrem kitschigen Zimmer zusammen mit ihren Freundinnen auf ihr tristes Leben als amerikanische Durchschnittsmutti vorbereitet. Man darf davon ausgehen, dass Mahtob keinen Ausländer mit nach Hause bringen wird, aber auch davon, dass sie uns eines Tages mit einem schmalen Bändchen über ihre Version einer entführten Tochter beglückt.

Ich hasse Betty Mahmoody: Sabine Reichel über einen verlogenen Weltbestseller, Klartext am 10. Juli 2007[2]
Zitat: «Unglaublich ist die unbeschreibliche, nahezu menschen­verachtende anti-iranische Hetze in Frau Mahmoodys Buch. Käfer im Reis, stinkende, fanatische Iraner, stinkende Toiletten, die nicht einmal "amerikanische" Toiletten sind (was soll das überhaupt sein: eine "amerikanische Toilette"?), versiffte Küchen, durchgelegene, fleckige Matratzen, missgebildete, durch Inzucht entstandene Kinder, die - niemals beaufsichtigt von den Erwachsenen - mit dreckigen, bloßen Füßen in das auf dem Boden stehende Essen trampeln, prügelnde Ehemänner, als Schnupf­tücher verwendete Schleier, riesen­große Ratten, die über Gullys laufen und so weiter und so fort.

Als Frau Mahmoody für die ungeliebte Teheraner Verwandschaft einen Truthahn zubereitet, sind die bemitleidens­werten Perser so begeistert, daß sie sich gar nicht mehr einkriegen - endlich mal ein vernünftiges Essen, so was kennen die Armen sonst gar nicht! Daß ihr Mahl aus Höflichkeits­gründen gelobt wurde, darauf kommt die beschränkte amerikanische Plunze selbstverständlich nicht.

Aber nein, das alles ist natürlich nicht überheblich, kann es gar nicht sein, denn es gibt ja auch gute Iraner in Frau Mahmoodys Buch. Gut sind die Iraner, die das tun, was Frau Mahmoody selbst gut findet. Und gut sind immer die Iraner, die sich positiv über Amerika äußern. Die Betty'sche Schmähschrift dient dazu, ein ganzes Volk zu dämonisieren. Und Millionen Kampfmuttis mit dem gleichen geistigen Horizont wie die Autorin (die wahrscheinlich nicht einmal die Autorin ist, sondern einen Ghostwriter beauftragt hat), glauben den verlogenen Dreck auch noch.»[3]

Werke

  • (Herausgeberin mit William Hoffer als Ghostwriter): Not Without My Daughter, St. Martin's Paperbacks; Mti edition, 1987
    Deutsch: Nicht ohne meine Tochter., Bastei Lübbe 1988, ISBN 3-404-61130-6

Einzelnachweise

  1. Siehe: Midnight Express[wp]
  2. Die Hamburger Journalistin Sabine Reichel lebt seit 15 Jahren in den USA. Der vorliegende Text erschien zuerst in der "Süddeutschen Zeitung".
  3. Kommentar am 15. September 2010 um 02:33 Uhr auf Klartext

Netzverweise