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Bequemlichkeitsverblödung
Der Begriff Bequemlichkeitsverblödung (auch: Bequemlichkeitsverblendung) bezeichnet das in sehr hochentwickelten Ländern massenhaft auftretende Phänomen der Entwöhnung von eigenständiger Geistestätigkeit und der konzentrierten gedanklichen Durchdringung von Sachverhalten auf Seiten der Allgemeinbevölkerung in Folge der durch die technische Entwicklung ermöglichten komfortablen Lebensbedingungen.
Für viele drängt sich der Eindruck auf, dass die Welt gewissermaßen auf der Kippe steht, so viel Schlimmes scheint in dieser derzeit zu geschehen. Drei Forscher unterschiedlicher Disziplinen teilen diese Einschätzung und rechnen mit klaren Worten mit dem Wahnsinn ab.
Die Welt scheint aus den Fugen geraten zu sein. Europa droht im Streit über die Bewältigung der Flüchtlingskrise auseinander zu brechen, der internationale Terrorismus nimmt immer bedrohlichere Züge an, der Kalte Krieg[wp] meldet sich offenbar zurück und der Klimawandel schreitet voran. Diese Bedrohungsszenarien führten dem Magdeburger Politikwissenschaftler Thomas Kliche[wp] zufolge in Deutschland zu einem "Globalisierungsschock", der uns zwinge, eigene Ansichten zu hinterfragen. Darüber berichtet die Mitteldeutsche Zeitung.[1][2] Laut Kliche sehen wir uns angesichts einer zunehmend vernetzten und wechselseitig abhängigen Welt mit neuen Realitäten konfrontiert, die uns dazu nötigen würden, bisher Geglaubtes auf den Prüfstand zu stellen, heißt es in dem Bericht. Dies sei schmerzhaft und unbequem. Neben diesem "Globalisierungsschock" leide die Gesellschaft hierzulande zudem an einer "kollektiven Bequemlichkeitsverblödung", diagnostiziert der Experte für Politikpsychologie gegenüber der Zeitung. "Wir sind allesamt gestört" Wenn man lieber dreimal im Jahr Urlaub mache oder Dschungelcamp[wp] schaue, anstatt sich mit den simpelsten Grundlagen von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zu beschäftigen, sei es um die Demokratie nicht besonders gut bestellt, meint Kliche. "Die Forschung spricht schon von einer Spät- oder Untergangsphase der Demokratie", zitiert die "Mitteldeutsche Zeitung" den Professor für Bildungsmanagement. Mit dieser wenig optimistischen Einschätzung ist der Wissenschaftler nicht allein. In einem Interview mit der Zeit[3] schließt sich der Psychotherapeut Hans-Joachim Maaz[wp] dem Tenor von Kliche gewissermaßen an. Auch Maaz spricht von gravierenden gesellschaftlichen Fehlentwicklungen und kommt zu dem Urteil: "Wir sind allesamt gestört". Die Menschen machten beim Wachstumswahn mit, beim Konsumrausch, alles müsse immer besser, immer höher, immer weiter sein, kritisiert der Psychoanalytiker. Französischer Ökonom: Krieg zwischen Deutschland und Frankreich wieder denkbar Sorgenvoll blickt auch der französische Ökonom Jacques Attali[wp] auf Europas Zukunft. Die derzeitigen Spannungen zwischen den europäischen Staaten und die sich andeutende Auflösung des Schengener Abkommens[wp] prophezeiten dem Wirtschaftswissenschaftler nach dem Kontinent keine rosige Zukunft. Attali sieht gar einen Krieg am Horizont der europäischen Geschichte: "Ich bin überzeugt: Wenn wir weitermachen wie jetzt, wird es vor Ende des Jahrhunderts einen neuen französisch-deutschen Krieg geben", sagte Attali am Mittwoch in einem Interview des Fernsehsenders BFMTV. Ob die Gelehrten mit ihren düsteren Prognosen recht behalten werden, wird die Zukunft zeigen. Dass wir bewegenden, wenn nicht gar stürmischen Zeiten entgegenblicken, darf hingegen als unbestritten gelten. |
– Focus Online[4] |
Einzelnachweise
- ↑ Interview mit Prof. Dr. Thomas Kliche: Bequemlichkeitsverblödung - mdk - Magdeburg Kompakt (10. August 2016) (Länge: 2:52 Min.)
- ↑ Politikwissenschaftler: "Deutsche leiden unter kollektiver Bequemlichkeitsverblödung"[archiviert am 7. Februar 2018], HuffingtonPost am 25. Februar 2016
- Phänomene wie der Flüchtlingszustrom, der Syrienkonflikt und die Terroranschläge von Paris[wp] haben aus Sicht des Magdeburger Psychologen und Politikwissenschaftlers Thomas Kliche[wp] einen "Globalisierungsschock" in Deutschland ausgelöst.
- "Die neuen Realitäten zwingen uns, eigene Ansichten zu hinterfragen, das ist schmerzhaft und unbequem", sagte Kliche der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung".
- Zugleich sieht er die Demokratie in einer Krise. "Die Forschung spricht schon von einer Spät- oder Untergangsphase der Demokratie, weil die Leute lieber dreimal im Jahr Urlaub machen oder Dschungelcamp[wp] schauen, als sich auch nur mit den einfachsten Grundlagen von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zu beschäftigen", sagte der Wissenschaftler von der Hochschule Magdeburg-Stendal. [...]
- Deutschland 2016 ist ein gespaltenes Land. Ein Psychologe würde wohl Schizophrenie attestieren.
- ↑ Marc Brost und Merlind Theile: Hans-Joachim Maaz: Wir sind allesamt gestört, Zeit Online am 24. April 2014
- Anreißer: Warum Angela Merkel schlechte Mütterlichkeit verkörpert und weshalb Prominente niedergemacht werden. Ein Gespräch mit dem Psychotherapeuten Hans-Joachim Maaz über Politik und Narzissmus.
- ↑ Psychologe fällt vernichtendes Urteil: "Deutsche leiden an Bequemlichkeitsverblödung", Focus Online am 25. Februar 2016
Querverweise
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Psychologe fällt vernichtendes Urteil: "Deutsche leiden an Bequemlichkeitsverblödung" von Focus Online, 25. Februar 2016. |