Ein Sexroboter ersetzt keine Partnerschaft!
Der Begriff Sexroboter bezeichnet Roboter, mit denen Menschen bestimmte Formen von Koitus vollziehen können, wobei im Regelfall Hardware-Roboter bzw. physisch vorhandene Maschinen gemeint sind. Bei einem erweiterten Begriffsverständnis können auch Software-Roboter mitgezählt werden. Es gibt eine Palette von Produkten für den Privatgebrauch, jedoch wird ein Teil von ihnen für den Gesundheitsbereich in Betracht gezogen.
- Allgemein: Sexroboter sind Roboter, mit denen Menschen bestimmte erotische Handlungen vollziehen können, womit Hardware-Roboter bzw. physisch existente Maschinen gemeint sind. Bei einem erweiterten Verständnis des Begriffs können auch Software-Roboter, also Bots bzw. Agenten, eingeschlossen sein, wobei vor allem Chatbots[wp] relevant sind. Es gibt eine Palette von Produkten für den häuslichen Gebrauch, jedoch werden einige von ihnen für den Gesundheitsbereich in Betracht gezogen, etwa als Möglichkeit der Erleichterung für Behinderte und Alte und zur Unterstützung von Therapien. Robotersex, Sex mit und zwischen Robotern, ist ein Sujet im literarischen und filmischen Genre Science-Fiction und teilweise mit Hilfe von Avataren[wp] visualisiert - von Computerspielen. In den Medien wird mit großem Interesse über Robotersex berichtet und in der Wissenschaft werden intensive Diskussionen darüber geführt.
- Merkmale und Funktionen: Sexroboter sind je nach Preis und Kundenpräferenz sowohl als handliches Spielzeug oder auch in Lebensgröße erhältlich. Sie helfen bei der Befriedigung, indem sie Menschen penetrieren (aktive Sexroboter) oder sich penetrieren lassen (passive Sexroboter). Manche haben - wie auch Chatbots - natürlichsprachliche Fähigkeiten und können vulgärsprachlich-bezirzende Phrasen ("dirty talk") in einer erotischen Stimme äußern, was angesichts der Tatsache, dass verbale Erotik in Chats[wp] und bei SMS[wp]-Diensten beliebt und die Nachfrage nach Telefonsex ungebrochen ist, nicht verwunderlich ist. Die erotischen Interaktionen sind aufgrund des Einsatzes von 3D-Welten wie Second Life[wp] und insbesondere Virtual Reality[wp] (VR), die im Regelfall mit doppelten Bildern umgesetzt ist, und über VR-Brillen oder -Apps für Smartphones erlebt werden kann, sehr lebensecht. Die beim virtuellen Geschlechtsakt als Hilfsmittel fungierenden Peripheriegeräte sind entweder einfache Stimulationsmaschinen oder eigeninitiativ operierende Sexroboter.
- Anwendungsbereiche und Beispiele: Fuckzilla, vorgestellt auf der Veranstaltung Arse Elektronika[wp] im Jahre 2007, verfügt über ein ganzes Arsenal an Spielzeugen und Hilfsmitteln, vom Dildo bis zur Kettensäge, an der künstliche Zungen befestigt sind. Die ganze Vorrichtung wirkt (passend zum avantgardistischen Kontext) eher wie ein Kunstprojekt für Randgruppen als ein ernstzunehmender Liebespartner. Roxxxy von TrueCompanion.com (New Jersey) kann auf ihre Weise zuhören und sprechen sowie auf Berührungen reagieren. Man kann in der Konfiguration dieses Roboters unter verschiedenen Persönlichkeiten auswählen, von "Wild Wendy" bis "Frigid Farrah". Das männliche Pendant ist Rocky. RealDoll, ein US-amerikanischer Anbieter von lebensechten, aus Gummi hergestellten Sexpuppen, hat ebenfalls Ambitionen zur Produktion von Sex-Robotern. Die beiden Modelle Pepper - eine Gemeinschaftproduktion des französischen Robotikunternehmens Aldebaran Robotics und des japanischen Telekommunikations- und Medienunternehmens Softbank K.K. - und Nao - ein Produkt des Unternehmens Aldebaran Robotics -, die zwar nicht als Sexroboter konzipiert sind, aber als aktive oder passive Komponenten eingesetzt werden können, werden ebenfalls bei der Diskussion der Thematik zur Sprache gebracht. Das an der Entwicklung von Pepper beteiligte japanische Unternehmen Softbank K.K. hat sexuelle Handlungen mit dem Produkt ausdrücklich aus moralischen oder Haftungsgründen untersagt. Bei Virtual Reality existieren zahlreiche Anwendungen, etwa für Samsung Gear VR oder Oculus Rift, entweder als reine Kunst- oder als reale Filmwelten.
- Kritik und Ausblick: Vorteile von Sexrobotern sind ständige Verfügbarkeit, relativ gute Hygiene bei richtigem Gebrauch und Entlastung von so genannten Sexarbeiterinnen und -arbeitern. Nachteile sind die eingeschränkte Bandbreite bei der Befriedigung und die geringe Akzeptanz in der Gesellschaft. Bei der Gestaltung der Roboter und aus sozialer Robotik und Maschinenethik heraus stellen sich verschiedene Fragen: Soll der Roboter selbst aktiv werden und die Partnerin bzw. den Partner zum Sex bewegen? Soll er sich unter bestimmten Voraussetzungen weigern können, einen Akt durchzuführen? Soll er gegenüber Partnerinnen und Partnern betonen, dass er nur eine Maschine ist? Sollte die Entwicklung und Herstellung von Sexrobotern moralischen Kriterien entsprechen, etwa das Verbot der Konzeption und des Baus von Kindern nachempfundenen Sexrobotern beinhalten? Sollten ganz neuartige Möglichkeiten vorgesehen werden oder der Mensch als einziges oder zumindest maßgebliches Vorbild fungieren? Technik- und Informationsethik fragen nach der Abhängigkeit von Technik in der Erotik oder der Verantwortung bei Verletzungen und nach der informationellen Selbstbestimmung angesichts auditiver und visueller Schnittstellen. Es muss sich zeigen, ob Sexroboter lediglich ein marginales Phänomen bleiben sollen oder der Normalfall in Privatwohnungen, Betreuungseinrichtungen und Bordellen werden.
Stimmen
Weiblich aussehende Sexroboter sind inakzeptabel
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Antje Schrupp ist lehnt die Herstellung und den Gebrauch von anthropomorphen Sexrobotern nicht generell ab, sondern wendet sich nur gegen solche,
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«die weiblich aussehen, die Frauen nachahmen. Ich habe nichts gegen geschlechtsneutral oder meinetwegen auch männlich aussehende Maschinen mit Löchern, in die ein Mann hineinficken kann. Ich habe etwas dagegen, dass diese Maschinen so aussehen als wären es Frauen - und das gehört verboten!»[1]
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«Das Problem an Sexrobotern ist, dass sie (...) Frauenimitate [sind].(...) Sie werden damit beworben, gefügsam, anschmiegsam und willenlos zu sein, sie sind ganz ihrem Herrn zu Diensten und lassen mit sich machen, was er will.» - Antje Schrupp[1]
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«Anschmiegsam. Was für eine entsetzliche Eigenschaft, die niemand, wirklich niemand bei Frauen haben will.
Es muss schon furchtbar sein für Feministinnen, die Männern nichtmal so viel zu bieten haben wie eine Silikonpuppe und ein Mikrochip. Schaut, deswegen habe ich die Selbstbeschreibung von Pidq geändert - das macht sogar mich traurig. Leider aber sind die Autoren zu doof, das Problem zu erkennen - aber gut; ich ja nun nicht.
Das wäre mir aber eigentlich keinen Artikel wert, wenn ich es nicht meiner Frau erzählt hätte: Die meinte, heute früh im RTL-Morgen-Promiklatsch lief ein Bericht über realistische Babypuppen. Die sehen etwa so aus (siehe rechts).
Zielgruppe: Frauen. Und damit sich die einsame Frau nicht so sehr als einsame Versagerin fühlen muss, kann man sich da aussuchen, ob man lieber eine süße und pflegeleichte, oder aber eine nervtötend - brüllende Puppe haben will, die einem das Gefühl gibt, gebraucht zu werden.»[2]
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Politisch-korrekte Sexroboter
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«Sexroboter werden immer beliebter und die Technologie dahinter immer ausgefeilter. Oft sind sie mit künstlichen Intelligenzen ausgestattet, die die Maschinen menschenähnlicher werden lassen. Sexpuppe Samantha wurde nun mit einem "Moralkodex" ausgestattet. Dieser erlaubt ihr, unerwünschte Berührungen oder respektlose Behandlung "abzulehnen" und sich auszuschalten. Der technologisch hoch entwickelte Roboter wird dann zur gewöhnlichen Sexpuppe ohne Reaktion oder Interaktion. Erfinder Sergi Santos will damit einen Schritt hin zu mehr Empathie in der Branche machen und sogar auf die #MeToo-Bewegung eingehen. Dabei stößt er aber auf harte Kritik. Der größte Kritikpunkt: Ist Samantha ausgeschaltet, können sich ihre Besitzer ihr noch immer aufzwingen - sie bekommen nur keine Reaktion. Der Moralkodex könnte das Ausleben gewalttätiger Fantasien also sogar begünstigen. Abgesehen davon ist Samantha immer noch nach einem fragwürdigen, standardisierten Frauenbild modelliert.»[3]
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Einzelnachweise
Querverweise
Netzverweise
- Die deutschsprachige Wikipedia führt einen Artikel über Sexroboter (Der Artikel wurde zuerst in WikiMANNia am 14. Juni 2016 angelegt, in der deutschen Wikipedia erst am 9. Januar 2018.)
- Die englischsprachige Wikipedia führt einen Artikel über Robot fetishism, Love and Sex with Robots
- Linke verhindern Sex-Roboter-Konferenz wegen Stephen Bannon - Emperor Caligula (15. Dezember 2018) (Länge: 55:24 Min.) (Stephen Bannon[wp])
- Peter Höllrigl: Sex mit Robotern: Mit Samantha zum programmierten Höhepunkt, SRF am 6. Mai 2018 (Sex mit Maschinen ist mehr als nur ein Fetisch. Welche Fragen stellen sich, wenn der Mensch in Zukunft Roboter begehrt?) (Kommentar von Daniel Fuchs am 7. Mai 2018 um 17:41 Uhr: "Wieso habe ich nur den Eindruck, dass die Feministen keine ethischen Bedenken hätten, könnte man aus irgend einem Grund nur männliche Sexroboter bauen?")
- Melanie Maier: Sexroboter und Haushaltshilfe: Lebensgefährtin 6.0, Stuttgarter Nachrichten am 2. Februar 2018 (Sexroboter werden in China immer beliebter. Eine Firma stellt eine lebensechte Silikonpuppe her, die nicht nur lächeln und einfache Sätze sagen, sondern auch den Geschirrspüler ausräumen kann.)
- Alexander Krex: Computerliebe, Zeit Online am 11. November 2017 (Sexroboter könnten der Tech-Branche den nächsten großen Boom bescheren. Die Anthropologin Kathleen Richardson will das verhindern.)
- Hadmut Danisch:
- Frauenpanik: Sexroboter, Ansichten eines Informatikers am 13. November 2017 (Ständig haben sie über Sex geschimpft. Und jetzt können sie den Gedanken nicht ertragen, dass der Sex einfach ohne sie stattfände.)
- Die Abschaffung des Geschlechts, Ansichten eines Informatikers am 14. Juni 2016
- Künstliche Intelligenz: Mehr als nur eine Sexpuppe - B.Z.-Video (6. April 2017) (Länge: 2:00 Min.) (Künstliche Intelligenz)
- Oliver Bendel: Die Sexroboter kommen, Heise/Telepolis am 13. Juni 2016
- Manuela Siegert: Sex-Roboter: Forscher leisten Widerstand, SRF am 31. Mai 2016 (Serienreife Sex-Roboter werden offenbar in Kürze auf den Markt kommen. Schon vor Jahren vorgestellt, provozieren die mit künstlicher Intelligenz ausgestatteten Maschinen jetzt heftigen Widerstand. Ethiker warnen: Humanoide Sex-Roboter gefährden unser Miteinander.) (Dass humanoide Maschinen nicht nur am Arbeitsplatz eine Hilfe sein können, sondern zunehmend im privaten Bereich Bedeutung gewinnen, haben Kinofilme wie "Her"[wp] oder "Ex Machina" in den vergangenen Jahren vor Augen geführt. Beide erzählen Geschichten, in denen Menschen Gefühle für Wesen mit künstlicher Intelligenz entwickeln. Zurück bleibt die Frage, ob Bewusstsein tatsächlich urmenschlich ist - und ein ungutes Gefühl.) (Noch 2006 hatte David Levy[wp] - ein professioneller Schach-Spieler, der sich mit künstlicher Intelligenz auseinandersetzt - in seinem Buch Love and Sex with Robots[wp] eine Zukunft gezeichnet, in der Maschinen auch in Liebesdingen zu Partnern an unserer Seite werden könnten. Er hatte Sex-Robotern das Potenzial zugeschrieben, Prostitution einzudämmen.) (Das Konsortium will Informatiker und Ingenieure davon abbringen, derartige Produkte weiterzuentwickeln. Ihre ethischen Bedenken: Ähnlich wie die Prostitution zerstöre Sex mit Robotern ein gesundes Verhältnis zur Sexualität. Eine sexuelle Beziehung zu einem intelligenten Roboter sei fern von einer gesunden Beziehung, die auf Gegenseitigkeit beruhe. Empathie gehe verloren, Abstumpfung sei die Folge.) - Kommentar dazu: Es ist seltsam, das solcherart Bedenken nie in Bezug auf den Feminismus geäußert wurden.
- Überraschende Studie: Was Männer und Frauen von einem Sex-Roboter erwarten, N24 am 11. März 2016
- Sara Weber: Technik: Der Roboter in meinem Bett, Süddeutsche Zeitung am 2. März 2016 (Die Zeiten schnöder Gummipuppen sind vorbei. Künftig sollen Sexroboter die Lust der Menschen befriedigen - und mittels künstlicher Intelligenz zu echten Partnern werden.)
- Roboter erobern den Sex-Markt - aber Achtung: "Ein Mensch, der Sex mit einer Maschine hat, kann keine Empathie für sie empfinden", Watson Digital am 28. September 2015 (Die Roboter-Ethikerin Kathleen Richardson warnt eindringlich vor Sex-Robotern - diese würden unsere Sexualität zerstören. Ein Gespräch über käufliche Liebe, Kinder-Sex-Roboter und Menschlichkeit im Zeitalter der Technologie.)
- Barbara Bleisch: In Love with Robo: Nur eine Frage der Gewöhnung, SRF am 18. Oktober 2013 (Dass Roboter als erotische Spielzeuge taugen, ist hinlänglich bekannt. Doch Roboter als romantische Liebespartner? David Levy prophezeit in seinem Buch "Sex and Love with Robots" eine Welt, in der uns künstliche Menschen auch in Liebesdingen überlegen sind.) (Als Lars Lindstrom im Spielfilm Lars and the Real Girl[wp] (2007, Regie: Craig Gillespie) seine neue Freundin Bianca ausführt, reagiert sein Bruder Gus schockiert: Bianca ist eine Sexpuppe, die der menschenscheue Bruder im Internet bestellt hat. Der Schock gilt dabei weniger dem Umstand, dass Sexspielzeuge üblicherweise private Schlafzimmer nicht verlassen. Widerlich findet Gus vielmehr, dass Lars zu meinen scheint, seine Bianca sei echt. Der Spielfilm trifft ins Schwarze eines Problems, das auch David Levy[wp] in seinem Buch Love and Sex with Robots[wp] (2007) beschäftigt. [...] In seinem süffig geschriebenen Buch spannt der britische Experte für künstliche Intelligenz den Bogen von den Anfängen der Sexspielzeuge mit dampfbetriebenen Vibratoren über "lüsterne Reisekissen" in Form einer Vulva bis zur Firma "Real Doll", einem US-amerikanischen Anbieter von naturgetreuen Sexpuppen in unterschiedlichsten Ausstattungen, die auch in der Schweiz erhältlich sind. Für Levy sind diese Puppen kein Spielzeug, sondern eine Art Vorbotinnen einer neuen Weltordnung, die nicht nur unseren Alltag, sondern auch unser Liebensleben erobern werden. - Ganz neu ist dieses Vision freilich nicht, wie Levy ausführt. Der zypriotische Bildhauer Pygmalion meisselte gemäss griechischer Mythologie aus Elfenbein seine Traumfrau. Er fand sie so hinreißend schön, dass er sich in sie verliebte. Je nach Fassung des Mythos war seine Liebe so stark, dass sich Aphrodite[wp] seiner erbarmte und der Statue Leben einhauchte. Pygmalion und seine vormalige Steinpuppe gingen als glückliches Liebespaar in die Geschichte ein, und Pygmalion gilt als Vorreiter all jener, welche die Liebe zwischen Kunstfiguren und Menschen als neue Beziehungsform preisen.)
- Sex-Roboter Roxxxy mag Porsche und Fußball, Merkur am 12. Januar 2010
- Erotikmesse: Sex-Roboter mit künstlicher Intelligenz, Focus am 11. Januar 2010
- Englisch
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Sexroboter von Prof. Dr. Oliver Bendel für Gabler Wirtschaftslexikon.
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