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Salamitaktik
Salamitaktik bezeichnet eine Vorgehensweise, größere Ziele durch kleine Schritte oder Forderungen zu erreichen.[2][3]
Verwendung
Das Wort wird in unterschiedlichen Zusammenhängen und Konnotationen verwendet.
Im Berufsleben
Im Projektmanagement[wp] wird mit dem Begriff Salamitaktik die "gute Möglichkeit" beschrieben, "großen Aufgaben ihren Schrecken zu nehmen", indem man sich die einzelnen Bestandteile der Aufgabe verdeutlicht und sie "Scheibe für Scheibe" abarbeitet.[4]
Im Zusammenhang mit Software- oder Hardware-Projekten wird unter Salamitaktik das unerwünschte Verhalten des Kunden bezeichnet, immer wieder neue Anforderungen an ein Projekt zu stellen. Die Situation ist in diesem Fall gekennzeichnet durch mangelhafte Planung und unkoordinierte sowie fehleranfällige Umsetzung.
In der Politik
In der Politik - beispielsweise bei Tarifverhandlungen[wp] - wird der Begriff meist abwertend für den Verhandlungsstil derjenigen Verhandlungspartei verwendet, die an einer Veränderung der Verhältnisse im Sinne des erklärten Verhandlungsziels kein Interesse hat. In diesem Zusammenhang bezeichnet Salamitaktik das Bestreben, bei der Suche nach einem Kompromiss immer nur minimale Zugeständnisse zu machen, um so die Verhandlungen in die Länge zu ziehen und dadurch den Gegner zu zermürben.[5]
Es kann sich aber auch um eine Taktik handeln, die problematische, weil unpopuläre Ziele über einen langen Zeitraum in kleinen, kaum wahrnehmbaren Schritten verwirklicht, die jeder für sich nur eine kleine, scheinbar unbedeutende Änderung darstellen, und somit einer Mehrheit vermittelbar sind (siehe auch Habituation[wp]).[6]
Einwanderungspolitik
Manfred Kleine-Hartlage über die Verwendung des Begriffs Vielfalt im Zusammenhang mit Einwanderungspolitik:
Zitat: | «Vielfalt ist ein Begriff, der ideologiekritisch hinterfragt werden muss. Vielfalt heißt ja nicht, dass jeder machen kann, was er will, sondern dass die Gesellschaft in Gruppen zerfallen soll. [...] Vielfalt, so wie es hier verkauft wird, heißt, dass die Deutschen zur Minderheit im eigenen Land werden sollen. [...] Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, die Salamitaktik durchschaubar zu machen, die politisch gefahren wird. Als in den 1970er Jahren Gastarbeiter eingewandert sind - damals nannte man sie ja noch so - dann hieß es: Nein, die gehen aber wieder nach Hause. Als dann klar wurde, sie gehen nicht nach Hause, dann sagte man: Nein, es werden aber nur sehr wenige bleiben und die werden auf keinen Fall unsere Lebenswelt negativ verändern. Die werden dann alle irgendwann zu uns gehören und das ist dann chic. Dann ging die Zeit ins Land und die Illusionen wurden immer mehr als solche erkennbar. [...]»[7] |
Gleichstellungspolitik
Über die Verwendung der Opferrolle im Zusammenhang mit Gleichstellungspolitik:
Zitat: | «Mit einer Salamitaktik sorgten lesbische Feministinnen zunächst mit ihrer vorgeschobenen Opferrolle für die gesellschaftliche Toleranz ihrer homosexuellen Lebensweise. Sobald sie von der humanitär geprägten Gesellschaft allgemein toleriert wurden, wurden weitergehende Forderungen gestellt, die Homosexualität zur Norm, also zur Vorbildfunktion, zu erheben. Ihre Erfolge schlagen sich im Gender-Gesetz nieder, das offensichtlich nicht nur die Gleichberechtigung vertritt, sondern das dahinter verborgene homosexuelle Interesse, oder genauer gesagt, das Machtinteresse homosexueller Interessenverbände. Gleichstellung ist das neue Machtwort, das sich völlig offene rechtliche Interpretationsmöglichkeiten vorbehält.» - Aus: Gender Mainstreaming |
Es ist eine beschlossene Sache der UNO, die Resolution 52/100 Gender-perspective in all policies and programs in the UN system einfließen zu lassen, denen sich die unterzeichnenden Staaten unterzuordnen haben. Mit Inkrafttreten des Amsterdamer Vertrages[wp] am 1. Mai 1999 hat dies verbindliche Wirkung für die Mitgliedstaaten der EU und folgt nach immer gleichen Prinzipien wie das Beispiel der EU-Kommissarin für Justiz, Grundrechte und Bürgerschaft, Viviane Reding im Europa-Parlament am 7. September 2010 zeigt:
- "Wir wollen keine Völker, die gegen die gleichgeschlechtlichen Ehen sind ...
(What we do not want is to have people starting to oppose same-sex marriages, ...)
Um diese Ziele durchzusetzen, müsse man nach der Salamitaktik verfahren, um die Menschen in Europa nicht zu erschrecken
- "We have to advance step by step. We must, most of all on the basis of our guidelines, bring the Member States to accept these rules. For many this is very new and very unusual. For some it is very shocking."
Schockieren möchte man die Bevölkerung mit "Gender" natürlich auch nicht - man könnte ja die Bevölkerung gegen sich aufbringen. Deshalb ist Vorsicht bei der Umsetzung geboten und so geht man sehr langsam und behutsam dazu über, den willkürlich definierten Pluralismus gezielt auszudehnen. Und dabei entscheidet der Staat beziehungsweise vorgeschaltet die EUdSSR, was das Volk unter Pluralismus/Vielfalt zu verstehen hat.[8]
EU-Politik
EU-Kommissar Jean-Claude Juncker[wp] beschreibt die Salamitaktik in der EU-Politik wie folgt:
Zitat: | «Wir beschließen etwas, stellen es in den Raum und warten dann einige Zeit ab, ob was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter - Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.» - Jean-Claude Juncker[wp][9][10] |
Ziel der europäischen Elite ist es, Schritt für Schritt eine Verzahnung von Entscheidungen und Institutionen zu schaffen, aus der es kein Zurück mehr gibt und die ein Eigenleben entwickelt, das den Willen der Menschen überschreitet.[11]
In der Strafverfolgung
Eine weitere Verwendung für Salamitaktik beschreibt die Vorgehensweise, die Wahrheit nur scheibchenweise zu "servieren". Eine in Bedrängnis geratene Person, verrät nur so viel von ihrem (vermeintlichen) rechtlichen oder moralischen Fehlverhalten, wie ihr bereits nachgewiesen werden kann oder wie sie es für als taktisch sinnvoll erachtet.[12]
Herkunft
Der Begriff nimmt metaphorisch Bezug auf das Zuschneiden eines großen Stücks Wurst (Salami[wp]) in dünne Scheiben.[3]
Der Ausdruck wurde in Ungarn als ungarisch szalámitaktika durch Zoltán Pfeiffer[wp], den damaligen Chef der Kleinlandwirtepartei[wp], nach den Wahlen von 1947[wp] geprägt[13] als die kommunistische Partei[wp] scheibchenweise immer mehr Macht übernahm, indem sie ihre Gegner entweder sukzessive durch die Anwendung verschiedenster Maßnahmen ausschaltete oder sie dazu brachte, sich ihr anzuschließen. Der zunächst vom politischen Gegner geprägte Begriff wurde später vom Generalsekretär der ungarischen Kommunistischen Partei, dem Stalinisten[wp] Mátyás Rákosi[wp], in prahlerischer Absicht wiederholt verwendet[14] und verbreitete sich in der Folge in viele Sprachen.
Zitate
- "Wie mich überhaupt dieses schmierige Dauergeschleiche um die nächste Salamischeibe anwidert!" - DvB[15]
Einzelnachweise
- ↑ Ulrike Walker-Grosser: Der Frosch in der Sex Box, Die Weiterdenkerin - Wenn Mütter wieder selber denken am 10. Juni 2011
- ↑ Strakeljahn, Schumacher, Kuttler: Sprichwörtliche Redensarten und Sprichwörter in ausgewählten einsprachigen Wörterbüchern, Norderstedt 2004, S. 22
- ↑ 3,0 3,1 Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 24. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin 2002, S. 781
- ↑ Gätjens-Reuter: Praxishandbuch Projektmanagement. Gabler Verlag, Wiesbaden 2003, S. 20
- ↑ Bahnmüller, Schmidt: Riskante Modernisierung des Tarifsystems. Hans-Böckler-Stiftung[wp], Berlin 2009, S. 99
- ↑ Christoph Butterwegge: Krise und Zukunft des Sozialstaates, GWV, Wiesbaden 2006, S. 54
- ↑ Mikrokosmos der Neuen Weltordnung - Manfred Kleine-Hartlage (9. Mai 2012) (Länge: von 37:15 bis 39:40 Uhr)
- ↑ Ulrike Walker-Grosser: Für Fortgeschrittene: Gender - Teil 2: Salamitaktik, um Menschen in Europa nicht zu erschrecken, Die Weiterdenkerin - Wenn Mütter wieder selber denken am 9. Juni 2012
- ↑ zitiert von Dirk Koch: Die Brüsseler Republik, Der SPIEGEL 52/1999 vom 27. Dezember 1999, S. 136
- ↑ "Nachtsitzungen leitete er - das sagt ein Kollege, der nicht minder hart zu sich selbst ist - mit eiserner Selbstdisziplin, mit allen gängigen und Tricks der Verhandlungsführung und seinen eigenen: Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, ob was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter - Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt. So hat er vor Jahren einmal die Entscheidungen im Europäischen Rat der Staats- und Regierungschefs beschrieben, dem er auch angehört. Er meinte explizit nicht die Bürger mit denen, die nichts verstünden, sondern seine Kollegen. Juncker konnte dies damals schon tun mit dem Bonus eines Mannes, der zum europäischen Inventar gehört: Seit die Euro-Gruppe als Institution existiert, seit 2005, führte sie immer nur einer, nämlich Jean-Claude Juncker.", in: "Bis es kein Zurück gibt": Junckers Tricks in den langen Brüsseler Nächten, Focus am 21. Januar 2013
- ↑ so etwa in Jean Monnet: Erinnerungen eines Europäers, München 1978, S. 594
- ↑ Kreditaffäre: SPD wirft Wulff Guttenberg-Taktik vor, Der Spiegel am 21. Dezember 2011 (Die Wahrheit nur scheibchenweise servieren: SPD-Mann Sebastian Edathy wirft Christian Wulff[wp] vor, dieselbe Salamitaktik wie Guttenberg anzuwenden. Zuvor hatte der Anwalt des Bundespräsidenten bestätigt, dass Egon Geerkens doch an der Vergabe des umstrittenen Privatkredits beteiligt war.)
- ↑ Martin Mevius: Agents of Moscow. The Hungarian Communist Party and the origins of socialist patriotism 1941-1953, Oxford University Press 2005, S. 163
- ↑ HUNGARY: Salami Tactic., TIME Magazine am 14. April 1952
- ↑ WGvdL-Forum: Wer A sagt, muss auch B sagen, aber wir wollen schon A nicht, DvB am 6. Dezember 2013 - 23:16 Uhr
Netzverweise
- Wikipedia: Politik der kleinen Schritte