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Bildungsmisserfolg der Jungen

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Hauptseite » Bildung » Jungenbildung » Bildungsmisserfolg der Jungen

Der Bildungsmisserfolg der Jungen im Schul­system liegt in der Bevorzugung von Maiden durch das weit überwiegend weibliche Lehrpersonal im Rahmen eines feminisierten Bildungs­system begründet.

Jungen in der Schule unmittelbar diskriminiert

Kurz vor Weihnachten 2007 veröffentlicht das Bildungs­ministerium eine Studie, deren Inhalt von erheblicher Brisanz war. Das ist vermutlich auch dem Ministerium bewusst, denn bei der Studie "Bildungs(Miss)erfolge von Jungen und Berufswahlverhalten bei Jungen/männlichen Jugendlichen"[1] verzichtete man weitestgehend auf mediale Aufmerksamkeit. Nicht einmal im Unterverzeichnis "Presse" auf der Homepage des BMBF war eine einschlägige Mitteilung zu finden.

Auf der Startseite des Ministeriums selbst hingegen wurde Verschleierungs­taktik betrieben: Die Studie, welche klar auf Missstände und massive Diskriminierungen von Jungen in der Schule aufmerksam macht, wurde lediglich mit einer allgemein bekannten Erkenntnis angekündigt: "Ergebnis der Studie für das BMBF ist, dass Jungen in der Schule schlechter abschneiden als Mädchen." Es scheint, als hoffe man, dass die Studie aufgrund der weihnachtlichen Feststimmung unberücksichtigt bliebe und dass durch ausbleibendes öffentliches Interesse niemand auf sie aufmerksam werde.[2]

Dies wird verständlich, wenn man bedenkt, dass das Bundes­bildungs­ministerium auch heute noch im Rahmen seiner geschlechter­sensiblen Förderung ausschließlich Frauen- und Mädchen­förder­projekte durchführt, aber kein einziges Jungen­förder­projekt. Und dies, obwohl bereits die PISA-Studie des Jahres 2000 Jungen­bildungs­förderung als große bildungs­politische Herausforderung darstellte. Eine Herausforderung, der sich das Bundes­bildungs­ministerium bis heute nicht gestellt hat.

Deutliche Worte zu Missständen

Dabei handelt es sich bei der Studie um eine qualitativ hochwertige Ausarbeitung, die eine sachliche Zusammenstellung von statistischen Fakten und eine umfangreiche Würdigung vorhandener Literatur und Studien­arbeiten vornimmt. Die Studie selbst kann natürlich keine Patent­lösungen bieten. Sie zeigt jedoch deutlich eine Vielzahl von wissenschaftlichen und nicht zuletzt politischen Lücken auf, die durch gezielte Untersuchungen gefüllt werden müssen, um anschließend daraus konkrete Maßnahmen gegen die Diskriminierung von Jungen in der Schule abzuleiten.

Klare Worte zur Bewertung der schulischen Leistungen von Jungen an deutschen Schulen findet man auf Seite 6 ("Für den Übergang in weiter­führenden Schulen hat die Lern-Ausgangs-Untersuchung (LAU) in Hamburg heraus­gefunden, dass Jungen nicht nur generell seltener eine Gymnasial­empfehlung erhalten, auch bei gleichen Noten werden sie seltener von den Lehrkräften für gymnasial­geeignet angesehen als Mädchen.") und auf Seite 11 ("In allen Fächern erhalten Jungen auch bei gleichen Kompetenzen schlechtere Noten."). Diese Fakten sind für uns nicht neu. Neu ist hingegen, dass diese Tatsachen in einer offiziellen Studie des BMBF zu lesen sind.

Man muss nicht mit jeder Aussage und Schlussfolgerung einverstanden sein. Das ist bei der Komplexität des Themas und der mangelhaften Datenlage auch nicht zu erwarten. Einige für uns wesentliche Punkte fehlten jedoch in der Betrachtung, die die Studie zu den Ursachen der schulischen Probleme von Jungen anstellt, und sollen deshalb kurz Erwähnung finden. So schreibt die Studie auf Seite 12:

"Im Untertest Orthographie der IGLU-Studie sind Jungen in der 4. Klasse in den oberen Kompetenzstufen nur zu 38,5 % vertreten, in den unteren hingegen zu 56,7 %. Interessant ist, dass die Rechtschreibe­kompetenz der Jungen vom sozialen Bezug der Wörter abhängt. Für Jungen spielt es eine bedeutende Rolle, ob das Wort aus einem männlich konnotierten Bereich stammt. Hier erzielen sie bei Worten wie 'Schiedsrichter' oder 'Torwart' mit geringer Stärke des Effekts sogar leicht bessere Werte. Bos u. a. fassen zusammen: 'Von der inhaltlichen Bedeutsamkeit der Wörter ist die Recht­schreib­leistung der Jungen stärker beeinflusst als die der Mädchen'. Dementsprechend sind Jungen 'stärker beeinflussbar von der persönlichen Beziehung zum Lern­gegenstand als Mädchen, die sich eher von Regeln leiten lassen' (Bos u. a. 2005)."

Jungen leiden unter negativer Einschätzung

Leider fehlt die Schlussfolgerung, dass der Einfluss der massiven Änderung von Lehrinhalten und Schulmaterialien in den letzten vier Jahrzehnten mit inzwischen überwiegender Ausrichtung auf Mädcheninteressen kritisch untersucht werden muss.

Auf Seite 13 findet man im Abschnitt "Selbstkonzept und Motivation" die Aussage: "Das negative Selbstkonzept korrespondiert mit der Erwartungshaltung von Lehrkräften. Dies hat teilweise gravierende Folgen, denn die Unterstellung schlechterer Leistungen und geringerer Motivation überschneidet sich mit der Tatsache, dass Jungen bei gleicher Kompetenz tendenziell schlechtere Noten erhalten als Mädchen. Auch Eltern schätzen Jungen schlechter und vor allem unmotivierter ein als Mädchen, auch wenn beide über das gleiche Kompetenzniveau verfügen (vgl. Bos u. a. 2003)."

Wir weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass diese negative Einschätzung von Jungen bis in höchste politische Ebenen zu finden ist. So meinte sogar die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel 2007: "Tatsächlich ist Gleichberechtigung an den Schulen Realität, weshalb Mädchen aufgrund ihres Entwicklungs­vorsprungs, größeren Fleißes und höherer Lernmotivation im Vorteil sind." [3] Nicht nur, dass durch die Studie diese Aussage nun klar widerlegt ist. Sie demonstriert auch, dass die schlechtere Bildungsleistung der Jungen einfach einer angeblichen "Faulheit" der Jungen zugeschrieben wird und damit die Jungen selbst für ihre schlechten Bildungsleistungen verantwortlich gemacht werden. Hier entzieht sich die Politik sehr einfach ihrer Verantwortung.

Für MANNdat e.V. besonders bemerkenswert ist die ebenfalls brisante Feststellung der Studie, dass über Jungen mit Migrationshintergrund kaum Untersuchungen existieren.[4] Die Brisanz erhält diese Feststellung dadurch, dass von der ersten Studie "Viele Welten leben" im Jahr 2004 bis zum fertigen nationalen Integrationsplan im Jahr 2007 im geschlechter­spezifischen Teil die Belange der größten Bildungsverlierer - die Migrantenjungen - durchgehend ausgegrenzt wurden. Das heißt, dass dieser Mangel an einschlägigen Studien bewusst politisch geschaffen wurde. Damit wurde aber auch der Rahmen dafür geschaffen, dass sich das geschlechterspezifische Bildungsgefälle weiterhin zuungunsten der Jungen, insbesondere der Migrantenjungen, vergrößern wird.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass der Bundestag eine Petition von MANNdat aus dem Jahr 2004 abgelehnt hat[5], die die Ausgrenzung von Jungen aus dem Situationsbericht "Viele Welten leben" kritisiert hat und eine vergleichbare Studie für diese Gruppe forderte. Obwohl seinerzeit schon längst bekannt war, dass Migrantenjungen die größten Bildungsverlierer sind[6], wurden in diesem Situationsbericht des Bundesjugendministeriums und der Migrantenbeauftragten ausschließlich die mädchenspezifischen Integrationsprobleme untersucht, jungenspezifische Integrationsprobleme jedoch nicht. Die Petition wurde damals mit der Begründung abgelehnt[7], dass es bereits ausreichend jungenspezifische Migrantenstudien gäbe. Die jetzt herausgegebene Studie belegt, dass dies unzutreffend war. Auf Seite 24 wird sogar ausdrücklich dargelegt, dass sich der soziale Aufstieg von jungen Männern mit Migrationshintergrund schwieriger gestaltet als der junger Frauen mit Migrationshintergrund, ohne dass zu den Gründen aktuelle Studien vorliegen würden. Auf Seite 31 steht unter "Zentrale Herausforderungen": "Es fehlen Studien über die Selbstsicht von Jungen mit Migrationshintergrund, Selbst- und Re-Ethnisierungen sowie die Orientierungsfunktion migrantischer Männlichkeit in unterprivilegierten Gesellschaftsschichten." Dies zeigt eindrucksvoll, wie oberflächlich Petitionen behandelt und mit unkorrekten Aussagen abgelehnt werden, die sich mit der Berücksichtigung jungenspezifischer Belange befassen.

Wichtige Aspekte fehlen

Zu bemängeln ist, dass in der Studie einige wichtige Aspekte nicht erwähnt werden. So wurde z. B. darauf verzichtet, die Überprüfung des Einflusses der im Wesentlichen negativen Darstellung von Männern und Männlichkeit in Politik und Medien zu fordern. Weiterhin wurde beim Übergang von Schule zu Beruf die Berufs­unter­brechung durch die Zwangsdienste (Wehr- und Zivildienst) nicht betrachtet. Offensichtlich hat man hier dem politischen Willen Rechnung getragen, auf die An­nehmlich­keiten archaischer Männer­rollen­pflichten, wie z. B. der Wehrpflicht, nicht verzichten zu wollen.

Insgesamt ist die Studie jedoch eine solide, fachlich fundierte und überaus hochwertige Arbeit, die allen Interessierten ans Herz gelegt werden kann. Es steht jedoch zu befürchten, dass das Bundes­bildungs­ministerium glaubt, mit dieser Studie seine Schuldigkeit getan zu haben und auf die Umsetzung der wesentlichen und notwendigen Schritte, auf die die Studie hinweist, verzichtet. Es wäre nicht das erste Mal, dass man versucht, eine Studie wegen ihres brisanten Inhaltes zu vertuschen: Nach der Pilotstudie "Gewalt gegen Männer", die unter Feministinnen für massive Unruhe gesorgt hat, verstand man es bis heute erfolgreich, eine repräsentative Studie zu diesem Thema zu verhindern. Von Maßnahmen ganz zu schweigen. Dass diese Studie, die die Bildungs­benachteiligung von Jungen belegt, ernstgenommen wird, ist nicht nur wichtig für die Jungen selbst, sondern auch für die Gesellschaft, denn Bildung ist einer der wichtigsten volks­wirt­schaft­lichen Faktoren. Das Bildungs­potenzial von Jungen einer "positiven" Diskriminierung, wie dies schönfärberisch genannt wird, zu opfern, wäre fatal.

Sorgen wir alle dafür, dass diese Studie bekannt wird und zu Konsequenzen führt. Es geht nicht mehr nur um die Glaubwürdigkeit von Geschlechterpolitik. Diese hat sie ohnehin schon verloren. Es geht vielmehr um die Zukunfts­fähigkeit der Jungen.

MANNdat-Studie

Alle unabhängigen Fachleute bestätigen den dringenden Handlungsbedarf bei der Bildungsförderung von Jungen. Doch die Politik tut nichts, um das Problem zu lösen. Das Bundesjugendkuratorium hat im September 2009 eine Stellungnahme zu den Bildungsmisserfolgen von Jungen erstellt. MANNdat hat diese Stellungnahme analysiert und erhebliche Mängel festgestellt.[8]

Keine Reaktion der Politik bis heute

Bis heute ist seitens des Bildungsministeriums keine Tendenz erkennbar auf die Ergebnisse der Studie zu reagieren. Die Erkenntnisse werden ignoriert. Dagegen werden 150 Mio. Euro aufgewendet, um Frauen in der Wissenschaft auf vordere Plätze zu bringen. Nicht weil diese Frauen die Leistung erbracht hätten, sondern allein durch die "Qualifikation Frau".[9]

Einzelnachweise

  1. Pdf-icon-intern.svg Studie: "Bildungs(Miss)erfolge von Jungen und Berufswahlverhalten bei Jungen/männlichen Jugendlichen"
  2. Studie des Bildungsministeriums kommt und geht. Zum Schluss erscheint sie mit Rechtschreibfehlern
  3. Antwort auf "Männerbenachteiligung begegnen", Abruf vom 13. Juli 2007
  4. Pdf-icon-extern.svg MANNdat: Benachteiligte Jungs - wen kümmert's?[ext] - 12/2007 (3 Seiten)
  5. Pdf-icon-extern.svg MANNdat: Petition und Antwort des Petitionsausschusses[ext]
  6. Pdf-icon-extern.svg MANNdat: Beschwerde über die Missachtung des Petitionsverfahrens und des bürgerfeindlichen Verhaltens des Frauenministeriums[ext]
  7. Pdf-icon-extern.svg Antwort des Petitionsausschusses und ein Kommentar dazu von MANNdat[ext]
  8. Pdf-icon-extern.svg MANNdat Studie: Gegen die Verharmlosung der Bildungsmisserfolge von Jungen[ext], April 2010
  9. MANNdat-Rundbrief: Habilitiert, weiblich, zwangsgefördert Ab Seite 21 inkl. FAZ-Link zum gleichnamigen Thema

Querverweise

Netzverweise

Dies ist ein als lesenswert ausgezeichneter Artikel.
Dieser Artikel wurde am 4. August 2009 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen.
Dies ist ein als exzellent ausgezeichneter Artikel.
Dieser Artikel wurde am 2. Dezember 2010 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen.