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Kulturrassismus

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Der Begriff Kulturrassismus, auch Kulturalismus, (Determinativkompositum[wikt] aus den Wörtern Kultur und Rassismus) ist ein politisches Schlagwort von Kultur­relativisten und Multi­kulturalisten, mit welchem unterschiedslos sowohl die kritische Reflexion fremder Kulturen aus gesamtheitlicher Perspektive oder bestimmter Aspekte derselben auf Grundlage des universalen Beurteilungs­maßstabs der Menschenrechte als auch kulturelle Intoleranz als Rassismus denunziert wird. Der Begriff stellt ein exemplarisches Beispielfall für die semantische Umprägung des Rassismus-Begriffs dar.

Kulturrassismus ist wie der gewöhnliche Rassismus eine Symbol­konstruktion, worin Gefühle der Selbst­entfremdung zur Form eines Unwesens konzentriert werden, das schon durch die Abweisung seiner fremde Art zur Selbstveredelung dient und eine kollektive Selbstgerechtigkeit untermauern soll (siehe hierzu auch autoritärer Charakter). Er ist aber im Unterschied zum einfachen Rassismus nicht nur eine Haltung gegen Menschen, die andere Natur, Kultur oder Religion für das Normkonstrukt von Rassisten darstellen, sondern ein prinzipieller Kulturalismus, der die fremde Kultur in eine Feindschaft zur eigenen stellt und in einen systematisierten Hass auf eine bestimmte Kultur entwickelt, die zum Fokus einer Kultur­bedrohung gemacht wird und in der sich unmittelbar ein sittliches Bedrohungs­gefühl begründen soll, das sich an entsprechenden Eigen­arten einer fremden Sittlichkeit, z. B. an ihrer vorherrschenden Religion festmacht (siehe Antisemitismus oder Antiislamismus[ext]).

Kulturrasssismus führt sich von daher als übernatürliches sittliches Subjekt auf und verleiht sich durch eine mythologische kulturelle Identität eine über­menschliche politische Größe. Von daher begründet sich seine ungemeine politische Explosivität, die z. B. den Faschisten und National­sozialisten durch ihren Antisemitismus eine willkürliche Kultur­macht verliehen hat, die sich nicht nur gegen andere Kulturen richtet, sondern auch gegen die Kultur der Bevölkerung der eigenen Nation, die auf die Sittlichkeit eines Kulturstaats eingeschworen wird, die dann per Gesinnungs­justiz auch staats­rechtlich ein quasi feudalistisches[wp] Rechts­verhältnis legitimiert (siehe hierzu auch Feudal­kapitalismus).

Der Kulturrassismus ist erst einmal die Verkehrung einer Sorge um die eigene Kultur. Dass er gegen andere Sittlichkeiten, besonders Religionen gerichtet wird, entspringt unmittelbar einem reaktionären Denken, einer konservierenden Selbst­vergewisserung, welche das Vertraute zur Substanz des Vertrauens macht, das Gewohnte zum Ursprung der Gewohnheiten (siehe Ursprungs­sehnsucht). Gesellschaftlich entsteht so ein Nationalismus, der mangels Selbst­bestimmung vor allem von Feindbildern lebt. Wo es um Kultur­bedrohung geht, greift die nationalistische Kultur­restauration zur Selbst­ermächtigung und rückt von da her auch alle kulturellen Affinitäten in das Zentrum seiner Selbst­begründung und Legitimation.

Besonders in Zeiten des gesellschaftlichen Zerfalls erscheint jede fremde Kultur bedrohlich, weil sie die Identitäts­ängste der eigenen Gesellschaft aufzeigt und verstärkt. Daher wird ihr von Nationalisten eine mythologische Macht, die unbestimmte Dämonie einer internationalen Verschwörung zugesprochen, welche die Kräfte der Finsternis, das Böse des internationalen Kapitalismus gegen die nationale Kultur, als Grund ihres Zerfalls wissen wollen.

Soweit sich der Staat in einer ökonomischen Krise zum Kulturstaat entwickelt (siehe Faschismus), wird ihm jeder Kultur­rassismus zur Grundlage seines Wähler­potentials, dessen Meinungs­bildung von Populisten ganz gezielt durch einen Kultur­rassismus betrieben wird, der sich als über­lebens­notwendiger Kulturkampf darstellt. Der Gebrauch und der Nutzen von kultur­kämpferischen Positionen hat sich schon oft, besonders auch nach der mit Huntington[wp] begründeten "Achse des Bösen"[wp] nachhaltig in den Golfkriegen[wp] und den Macht­interessen der irdischen Weltenlenker zur Genüge offenbart. Und es hat sich erwiesen, dass weder das Christentum noch der Islamismus noch das Judentum die Kriege tatsächlich begründen, sondern vorgeschobene Legitimationen für die rechte Kriegsmoral sind.

Der Kulturrassismus ist eine Kriegsmoral, die sich im Lebens­alltag begründen soll, um den weltlichen Kampf zur Erlösung von weltlichen Problemen zu begründen. Tatsächlich begründet diese Moral sich aber nicht aus dem Getöse und der Theatralik der staatlichen Propaganda, sondern aus dem Wähnen des praktischen Bewusstseins, das seine Lösung nicht im Wissen von Seiendem findet und daher nach der Reinheit vor den geistigen Störungen durch fremde Geistesströme sucht.

– Kulturkritik[1]

Einzelnachweise

  1. Kulturkritik - Enzyklopädie: Kulturrassismus

Querverweise