Der Begriff Korporatokratie (lateinisch corpus, vgl. Korporation[wp], und griechisch κρατία [kratía], "Herrschaft", vgl. -kratie) ist eine von John Perkins geprägte Wortschöpfung, die sich in seinem Buch Confessions of an Economic Hit Man findet. Perkins definiert ihn selbst als "Herrschaft der Konzerne", deren konstitutives Element die (personelle) Verflechtung zwischen Konzernen, Banken und Regierungen darstellt.
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«Die Korporatokratie steht auf drei Säulen: große Konzerne, internationale Banken und eingeweihte Regierungen.» - John Perkins[1]
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Verwendung
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«In ihrem Streben nach der Weltherrschaft nutzen Konzerne, Banken und Regierungen (ich verwende für diesen Komplex den Begriff Korporatokratie) ihren finanziellen und politischen Einfluß und sorgen so dafür, daß unsere Schulen, Unternehmen und Medien das unsinnige Konzept und seine Konsequenzen predigen und preisen. Sie haben uns an einen Punkt gebracht, an dem unsere globale Kultur eine monströse Maschine ist, die immer größere Mengen an Treibstoff und Wartungsarbeiten benötigt, und zwar so viel, daß diese Maschine zuletzt alles in ihrer Umgebung verschlungen hat und ihr nichts anderes mehr übrig bleibt, als sich selbst zu fressen.
Die Korporatokratie ist keine Verschwörung, doch ihre Mitglieder haben gemeinsame Werte und Ziele. Eine der wichtigsten Funktionen der Korporatokratie ist es, sich zu erhalten, kontinuierlich zu erweitern und das System zu stärken. Das Leben derjenigen, die "es geschafft haben", und ihre Errungenschaften - die Villen, Jachten und Privatflugzeuge - werden uns allen als verlockende Beispiele des Wohllebens vorgehalten, damit wir konsumieren, konsumieren und konsumieren. Bei jeder Gelegenheit wird uns eingebläut, daß Einkaufen oberste Bürgerpflicht ist. Der Raubbau an der Erde ist gut für die Wirtschaft und dient daher höheren Interessen. Leute wie ich bekommen ungeheuer viel Geld, damit sie tun, was das System befiehlt. Wenn wir zögern, übernimmt eine bösartigere Form der Hit Men die Vertretung und Gestaltung dieser Interessen: die "Schakale"[2]. Und wenn der Schakal scheitert, greift das Militär ein.» - John Perkins[3]
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«Ein Wort kam mir in den Sinn: Korporatokratie, die Herrschaft der Konzerne. Ich war mir nicht sicher, ob ich es schon einmal gehört oder gerade erfunden hatte, aber es schien die neue Elite perfekt zu beschreiben, die fest entschlossen war, die Weltherrschaft an sich zu reißen.
Die Korporatokratie war eine eingeschworene Gemeinschaft einiger weniger Männer mit gemeinsamen Zielen. Die Mitglieder dieser Gemeinschaft wechselten mühelos und häufig zwischen Unternehmensvorständen und Regierungsämtern hin und her. Der damalige Präsident der Weltbank[wp], Robert McNamara[wp], war dafür ein perfektes Beispiel. Er war Vorstandsvorsitzender der Ford Motor Company[wp] gewesen und wurde dann Verteidigungsminister unter Kennedy[wp] und Johnson[wp]. Mittlerweile hatte er die wichtigste Position am mächtigsten Finanzinstitut der Welt inne.» - John Perkins[4]
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«Ich erinnerte mich an einen Ökonomieprofessor aus meiner Zeit an der Business School, einen Mann aus Nordindien, der in seinen Vorlesungen von begrenzten Ressourcen, vom Zwang der Menschheit zu unablässigem Wachstum und vom Prinzip der Sklavenarbeit gesprochen hatte. Diesem Professor zufolge zeichnet sich jedes erfolgreiche kapitalistische System durch Hierarchien mit rigiden Befehlsstrukturen aus: Ganz oben steht eine Hand voll Menschen, die über Untergebene auf mehreren absteigenden Hierarchiestufen herrscht, während der Boden durch ein riesiges Heer von Arbeitskräften gebildet wird, die man in wirtschaftlicher Hinsicht auch als Sklaven bezeichnen könnte. Ich gelangte schließlich zu der Überzeugung, daß wir dieses System fördern, weil die Korporatokratie uns, den Amerikanern, eingeredet hat, Gott selbst habe uns das Recht verliehen, einige wenige Vertreter von uns an die Spitze dieser kapitalistischen Pyramide zu stellen und unser System der ganzen Welt zu oktroyieren.
Wir sind natürlich nicht die Ersten, die das tun. Die Liste unserer Vorgänger reicht zurück bis zu den alten Imperien[wp] in Nordafrika, im Mittleren Osten und in Asien, gefolgt von den Reichen der Perser, der Griechen und der Römer, den Kreuzfahrern und den Gründern der europäischen Reiche in der Zeit vor Kolumbus. Diese imperialistischen Bestrebungen waren und sind die Ursache für die meisten Kriege, für Umweltverschmutzung, Hunger, die Ausrottung von Arten und Völkermorde. Das Machtstreben hat jedoch auch von der Bevölkerung der betreffenden Imperien hohe Tribute gefordert, ihr Wohlergehen beeinträchtigt, soziale Probleme hervorgerufen und eine Situation heraufbeschworen, in der die reichsten Gesellschaften der Menschheitsgeschichte mit den höchsten Selbstmordraten, mit Drogenmißbrauch und mit Gewalt zu kämpfen haben.» - John Perkins[5]
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«Es wäre schön, wenn wir dies alles einfach der Koporatokratie zur Last legen könnten. Das Imperium beruht auf der Effizienz der großen Banken, der Konzerne und Regierungen - der Korporatokratie -, aber das ist keine Verschwörung. Diese Korporatokratie sind wir selbst - wir ermöglichen ihr Funktionieren -, weshalb es den meisten von uns so schwer fällt, aufzustehen und sich gegen sie zu wenden. Wir suchen lieber nach ominösen Verschwörern hinter den Kulissen, weil die meisten von uns für diese Banken, Konzerne oder Regierungsbehörden arbeiten oder weil wir in irgendeiner Weise abhängig sind von ihren Produkten und Dienstleistungen. Wir wollen nicht die Hand des Herrn beißen, der uns füttert.» - John Perkins[6]
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«Das Spiel der Ausplünderung ganzer Volkswirtschaften läuft also weiter. Was eben so weiter läuft: die Bildung und Ausbildung einer Kosmokratenkaste in Deutschland, etwas das früher aus gutem Anstand und Sitte heraus noch nicht mal gedacht worden wäre, läuft heute als Selbstverständlichkeit: Parteispitzen gehen in Konzerne, Konzerne schicken Mitarbeiter zur Gesetzesentwicklung in die Ministerien und über allen folgenden Transaktionen wacht der Bankenclan.
Perkins nennt diese Herrschaftsform Korporatokratie, Jean Ziegler[wp] ihre Akteure Kosmokraten. In Deutschland können wir einige Namen dieser Clique nennen, die schon Günter Ogger[wp] in seinem Werk "Nieten in Nadelstreifen" (1992) kritisiert hat, wir kennen (zum Teil) ihre Netzwerke, ihre Medienmacht und ihre gesellschaftlichen Ziele, die in nichts anderem bestehen als in der völligen Ausplünderung unserer Sozialkassen.
Es wird nicht anders mit uns verfahren als mit einem Entwicklungsland: man greift sich gezielt einige wenige heraus, die man mit Geld überschüttet, damit die einem helfen, den Rest des Landes auszunehmen. Ist man damit fertig - schmeißt man das Land weg. Es wird dauern, bis sie mit Deutschland fertig sind, weil wir so viel haben, aber jeder merkt [...] wie das Geld in großen Mengen abfließt.
Es ist das erste wirkliche weltumspannende Imperium, das für seine Feinde einen Riesennachteil hat: es hat keinen festen Ort, an dem es zu Hause ist. Einfach nach Rom marschieren, nützt heute nichts mehr.» - Eifelphilosoph[7]
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Einzelnachweise
- ↑ John Perkins: Bekenntnisse eines Economic Hit Man. Unterwegs im Dienste der Wirtschaftsmafia., Riemann, S. 104
- ↑ Attentäter, Profikiller, siehe auch Auftragsmord[wp]
- ↑ John Perkins: Bekenntnisse eines Economic Hit Man. Unterwegs im Dienste der Wirtschaftsmafia., Riemann, S. 5/6
- ↑ John Perkins: Bekenntnisse eines Economic Hit Man. Unterwegs im Dienste der Wirtschaftsmafia., Riemann, S. 29
- ↑ John Perkins: Bekenntnisse eines Economic Hit Man. Unterwegs im Dienste der Wirtschaftsmafia., Riemann, S. 47
- ↑ John Perkins: Bekenntnisse eines Economic Hit Man. Unterwegs im Dienste der Wirtschaftsmafia., Riemann, S. 154
- ↑ Eifelphilosoph: Bekenntnisse eines Economic Hitman, die Korporatokratie, der Widerstand und die Liebe der Menschen, Der Nachrichtenspiegel am 12. September 2010
Querverweise