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Kaukasien

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Administrative Karte Kaukasiens von 1957 bis 1991
Administrative Karte Kaukasiens von 2025

Kaukasien ist ein vielfach gegliedertes Gebirgsland auf dem Territorium Russlands, Georgiens, Aserbaidschans, Armeniens und der Türkei. Es liegt zwischen dem Schwarzen Meer[wp] im Westen, dem Kaspischen Meer[wp] im Osten, der Manytschniederung[wp] und im Süden reicht es bis zum Kars-Ardahan-Plateau (Nordost-Türkei).

Der Begriff ist vom Kaukasus[wp]-Gebirge abgeleitet, das das gesamte Gebiet prägt. Historisch lagen dort die antiken Länder Kolchis[wp], Lazika[wp], Iberia[wp], Armenien[wp] und Albania[wp]. Die russische[wp] Militär­verwaltung im Kaukasusgebiet wurde zum Vizekönigreich Kaukasien[wp] erweitert, dessen Grenzen auch auf den geographischen Begriff übertragen wurden.

Die Länder des Südkaukasus[wp] werden aus historischen und kulturellen Gründen oft als Teil Europas gesehen, obwohl sie geographisch üblicherweise zu Asien gerechnet werden.

Das Gebiet ist reich an Bodenschätzen wie Steinkohle, Erdöl, Erdgas, Eisen-, Mangan-, Kupfer-, Blei- und Zinkerz, Baustoffe und Mineral­quellen. Es besitzt große hydro­energetische Reserven, Erholungs- und Touristen­zentren. Zur Zeit der Sowjetunion[wp] bildete Kaukasien ökonomisch den Nord­kaukasischen und den Trans­kaukasischen Wirtschafts­bezirk[wp].

Der Kaukasus wird aufgrund seiner Sprachvielfalt auch Berg der Sprachen genannt (arabisch: Dschabal al-alsun).

Geschichte

Die an den Peripherien der Türkei, des Iran und Russlands gelegene Region ist seit Jahrhunderten eine Arena für politische, militärische, religiöse und kulturelle Rivalitäten und Expansionismus und damit langanhaltender Konflikte. Der westliche Südkaukasus (Kolchis[wp], Lasika[wp], Imeretien[wp]) an der Schwarzmeer­küste wurde im Laufe der Geschichte am häufigsten aus Südwesten, aus Kleinasien[wp] und über das Schwarze Meer dominiert und kulturell beeinflusst - erst durch Griechische Kolonisation[wp], dann durch das Römische Reich[wp], Byzantinische Reich[wp] und schließlich das Osmanische Reich[wp]. Im Laufe seiner Geschichte wurde der östliche Südkaukasus (Albania[wp], Arrān[wp], Schirwan[wp], Aserbaidschan[wp]) bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts häufig kulturell in die iranische Welt[wp] eingegliedert, obwohl iranische Sprachen selten gesprochen werden.[1][2] Anfang des 19. Jahrhunderts eroberte[wp] das Russische Kaiserreich[wp] dieses Gebiet vom kadscharischen[wp] Iran.[1] Dazwischen liegen historisch vorwiegend armenisch (aber nicht nur) dominierte Regionen am Bogen des Kleinen Kaukasus[wp] bis ins Armenische Hochland[wp] / Ostanatolien[wp] am Übergang nach Kleinasien und auch Ostgeorgien (Iberien[wp], Kartlien[wp], Kachetien[wp]), die Einflüsse von beiden Seiten, öfter aber aus dem Iran erhielten.

Geringere Einflüsse von außen hatte die zerklüftete Region des Großen Kaukasus[wp], besonders der Nordkaukasus[wp], teilweise auch die Südhänge, weshalb diese Region sprachlich, ethnisch-national und kulturell am stärksten fragmentiert ist. Hier gab es zwar zeitweilige Eroberungs­versuche nördlicher Steppenvölker[wp] (Skythen[wp], Alanen[wp], Chasaren[wp], Kiptschaken[wp], tataro-mongolische Goldene Horde[wp]), den überwiegenden Großteil der Zeit behaupteten die autochthonen "Bergvölker" aber ihre Unabhängigkeit. Auch im Südkaukasus entstanden trotz aller Vielfalt, besonders in den Bergregionen, und äußeren Einflüssen und Rivalitäten mit Georgien, Armenien und Aserbaidschan drei Länder, die nicht nur aus geographischen Gründen, sondern auch aus historisch gewachsenen Gründen eigener dominierender Religion, Kultur und dominierender Sprache Teilregionen von Kaukasien bilden.

Mit der russischen Eroberung (ca. 1774[wp]-1878[wp]) und der russisch-sowjetischen Herrschaft bildeten sich zumindest oberflächliche kulturelle Gemeinsamkeiten (gemeinsame Tänze[wp] oder Trachten[wp]) und ökonomische Verflechtungen, die es (obwohl nicht alle bis in die Gegenwart erhalten) erlauben, Kaukasien nicht nur aus geographischen Gründen als Großregion zwischen Europa und Asien zusammen­zufassen.

Mineralische und Energierohstoffe

Kaukasien verfügt über große Vorkommen an einer Vielzahl von wirtschaftlich wichtigen Element­rohstoffen und Energie­ressourcen, wie Gold, Silber, Kupfer, Eisenerz, Wolfram, Zink, Mangan, Erdöl, Erdgas und Kohle (sowohl Steinkohle, als auch Braunkohle).[3]

Geopolitisches

Ich berichte in letzter Zeit immer wieder über den Kaukasus[wp][4] und Zentralasien, weil in der Region derzeit ein geopolitischer Machtkampf stattfindet. Vordergründig geht es um den Versuch der USA, Russlands Einfluss im Kaukasus zurückzudrängen und die Staaten Zentralasiens gegen Russland und China einzustellen.

Aber damit nicht genug, denn auch regionale Player wie die Türkei und der Iran sind betroffen und kämpfen um ihre Interessen. Die Interessen des Irans decken sich dabei weitgehend mit den russischen Interessen, aber der türkische Präsident Erdogan[wp] will den türkischen Einfluss im Kaukasus und in Zentralasien ausdehnen[5], denn viele der dortigen Völker sind Turkvölker[wp].

Überraschend ist, dass die beiden Erzfeinde Armenien und Aserbaidschan in vielen Fragen deckungs­gleiche Interessen haben und daher trotz ihrer Feindschaft und den stockenden Verhandlungen über ein Friedens­abkommen in vielen Fragen de facto gegen den russischen Einfluss zusammen­arbeiten.

Das ist auch deshalb interessant, weil Aserbaidschan bisher eigentlich als guter Freund Russlands galt, aber in letzter Zeit immer mehr anti-russische Töne anschlägt und sich bei einer Reihe von Themen aktiv gegen Russland stellt.

Ich habe zu dem Thema einen sehr informativen Artikel gefunden, der das Thema verständlich erklärt und den ich daher übersetzt habe. Die Links und das Bild habe ich aus dem Original übernommen.

Zitat: «Der Phantomkorridor: Sangesur als Hebel gegen Russland und Iran

In der Annäherung zwischen Aserbaidschan und Armenien versteckt sich eine tiefere Agenda: Russland aus dem Kaukasus zu verdrängen und die Region auf westliche Interessen auszurichten. Iran wiederum zieht territorial klare rote Linien.

Von Hazal Yalin

Das trilaterale Abkommen vom 9. November 2020, unterzeichnet von Aserbaidschans Präsident Ilham Alijew[wp], Armeniens Premierminister Nikol Paschinjan[wp] und Russlands Präsident Wladimir Putin, beendete den zweiten Krieg um Bergkarabach[wp]. Die letzte Klausel lautet:

"Alle wirtschaftlichen und Verkehrsverbindungen in der Region werden entsperrt. Die Republik Armenien garantiert die Sicherheit von Transport­verbindungen zwischen den westlichen Regionen der Republik Aserbaidschan und der Autonomen Republik Nachitschewan[wp], um die ungehinderte Bewegung von Bürgern, Fahrzeugen und Gütern in beide Richtungen zu gewährleisten. Die Kontrolle über die Transport­verbindungen wird vom Grenzschutz des russischen Föderalen Sicherheits­dienstes ausgeübt."[6]

In der Klausel wird keine konkrete Route oder kein spezifischer Korridor namentlich erwähnt. Ausgehend von Moskaus traditioneller Haltung war klar, dass Russland mit der Wiedereröffnung der seit 1992 geschlossenen Kaukasus-Eisenbahn[wp] rechnete, deren Nachitschewan-Linie, neben Straßen­verbindungen über armenisches Gebiet, durch Jerewan verlief.

Doch die Entwicklungen nach dem Krieg zeigen, dass weder Jerewan noch Baku diesen Ansatz unterstützen.[7] Stattdessen begannen beide stillschweigend, eine Alternative zu bevorzugen: einen Korridor entlang der iranischen Grenze, konkret den sogenannten Sangesur-Korridor, ein etwa 40 Kilometer breites Gebiet, das unter Umgehung armenischer Kontrolle verlaufen soll.

Landkarte mit dem geplanten Verlauf des Sangesur-Korridors

Drei Transitoptionen, ein politisches Ziel

Entgegen der weit verbreiteten Darstellung ist Sangesur nicht die einzige Route, um das aserbaidschanische Kernland mit seiner Exklave Nachitschewan zu verbinden. Eine zweite, rationalere Möglichkeit bestünde darin, Straßen­verbindungen direkt durch Jerewan oder Karabach zu bauen.

Diese Routen könnten bei entsprechender Umsetzung eine nachhaltige wirtschaftliche Integration zwischen Armenien und Aserbaidschan mit deutlich größerer Tragweite als ein schmaler Südkorridor ermöglichen, der lediglich die iranische Grenze streift und Nachitschewan isoliert. Doch diese Alternative findet in der öffentlichen Debatte auffällig nicht statt.

Eine dritte, und womöglich funktionalste Lösung existiert bereits: die stillgelegte Kaukasus-Eisenbahn. Wenn alle Parteien tatsächlich einen regionalen Korridor anstreben, der beiden Staaten dient und sie potenziell in größere Ost-West-Handels­ströme einbindet, wäre deren Wieder­inbetrieb­nahme die logischste Option. Das System ist physisch vorhanden, für den Güterverkehr nachhaltiger und langfristig vernetzungs­fähiger.

Doch hier liegt das politische Problem: Armeniens Eisenbahnen werden von der South Caucasus Railway[wp] (YuKJD) betrieben[8], einer 2008 erteilten Konzession der Russischen Staatsbahn[wp] (RZD) mit einer Laufzeit von 30 Jahren. Die Wieder­eröffnung dieser Strecke würde die russische Infrastruktur und den russischen Einfluss stärken, genau das, was sowohl Jerewan als auch inzwischen Baku verhindern wollen.

Die Kampagne zur Ausschaltung Russlands

Die jüngsten politischen Entwicklungen in Armenien und Aserbaidschan lassen keinen Zweifel am gemeinsamen Ziel ihrer Führungen. Die Regierung von Alijew verfolgt bewusst eine Politik der Provokation und hat Spannungen mit Moskau zu einem diplomatischen Dauerstreit eskalieren lassen. Das übergeordnete Ziel von Alijew ist klar: Russland vollständig aus der regionalen Gleichung zu entfernen.

Paschinjan, der in Armenien 2018 durch eine vom Westen unterstützte "Farbrevolution" an die Macht kam[9], macht keinen Hehl mehr aus seiner westlichen Orientierung. Sein gesamtes Regierungs­projekt zielt auf die Marginalisierung Moskaus. Russlands Zögern, Armenien im letzten Konflikt entschieden zu unterstützen, schwächte vermutlich beide Länder in der Region und öffnete dem westlichen Einfluss Tür und Tor.

Nach dem zweiten Bergkarabach-Krieg[wp] war die Regierung von Paschinjan mit Vermutungen über einen Putsch konfrontiert. Sie entließ ihre obersten Generäle, fror die Beziehungen zur Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit[wp] (OVKS) ein und suchte die Intervention der EU - keine dieser Maßnahmen geschahen zufällig. Sie markierten einen klaren Kurswechsel hin zum Westen.

Paschinjan entmachtete dabei systematisch alle inländischen Gegenspieler. Zuletzt nahm er sich die Armenisch-Apostolische Kirche[wp] vor.[10] Er erklärte sich selbst zum Anführer einer nationalen göttlichen Mission und warf dem Klerus Ketzerei, Vaterlandsverrat und Staatsfeindlichkeit vor. Er gelobte, die Institution "persönlich zu reinigen" und beschuldigte Erzbischof Mikael Acaphanyan, keinerlei Verbindung zu Jesus Christus und seinen Lehren zu haben.

Diese politische Säuberung mündete in der Zerschlagung eines der einflussreichsten pro-russischen Kapital­netzwerke Armeniens: der Karapetyan-Gruppe. Deren Kontrolle über das nationale Stromnetz, über die Armenia Electric Networks, wurde aufgehoben und in staatliche Hände überführt. Erstmals diente die Verstaatlichung eines Privat­unternehmens dem expliziten Zweck, russischen Einfluss zurückzudrängen.

Vor diesem Hintergrund ist der umstrittene Sangesur-Korridor zu verstehen. Die Wiedereröffnung der russisch betriebenen Eisenbahn wäre zwar bei Weitem die einfachste Lösung, doch sie widerspricht den westlich ausgerichteten geopolitischen Ambitionen beider Regierungen in Baku und Jerewan. Damit Sangesur Realität wird, müsste Armenien die Konzession der YuKJD aufkündigen. Das mag riskant erscheinen, passt aber nahtlos zur neuen Ausrichtung des Landes. In Jerewan erwartet man durch einen solchen Bruch neues westliches Kapital und politische Rückendeckung.

Irans Kalkül und die Aras-Alternative

Es gibt allerdings noch eine weitere Option: den 107 Kilometer langen Aras-Korridor[11], von dem eine Teilstrecke 60 Kilometer durch iranisches Gebiet führt. Im September 2023 erklärte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan[wp] öffentlich, dass bei einer Blockade von Sangesur der Aras-Korridor als Alternative dienen könne.

Einen Monat später begann Aserbaidschan bei der Region Ağbend mit dem Bau einer Brücke über den Fluss Ara. Laut der iranischen Nachrichten­agentur TANSIM seien bis Januar 2024 bereits 15 Prozent der Straßen­bau­arbeiten abgeschlossen und die Brücke stehe kurz vor der Fertigstellung. Auch eine Bahnverbindung ist, mit ausdrücklicher Zustimmung der Islamischen Republik, in Planung.

Irans Haltung ist eindeutig: Mitte 2023 sprach Teheran sich kategorisch gegen jeden Korridor aus, der die Souveränität Armeniens umgeht. Die Begründung liegt in der strategischen Tiefe: Sollte Armenien die Kontrolle über seine Südgrenze verlieren, wäre der Iran von seinem historischen Nachbarn und Pufferstaat[wp] abgeschnitten. Das ist keine Paranoia, sondern eine legitime geopolitische Sorge.

Schon während der trilateralen Gespräche im Jahr 2020, also bevor die Vision Sangesur öffentlich gemacht wurde, äußerte der Iran Skepsis gegenüber der Korridor­politik. Teheran könnte Aserbaidschans Absichten vorausgeahnt haben, dass das Vorhaben letztlich auf eine Umgehung sowohl Armeniens als auch Russlands hinauslaufen würde. Iranische Diplomaten dürften Russlands Haltung als naiv oder zum Scheitern verurteilt betrachtet haben, als eine Forderung nach etwas, das nie realisiert wird.[12]

Im Sommer 2024 wandelte sich die Skepsis Teherans in eine offene Konfrontation. Irans Oberster Führer Ali Chamenei[wp] erklärte bei einem Treffen mit Paschinjan am 30. Juli unmissverständlich, der Sangesur-Korridor "diene nicht den Interessen Armeniens". Im September berichtete die Tehran Times, der nationale Sicherheits­ausschuss des Parlaments habe den Sangesur-Korridor zur "roten Linie" erklärt und davor gewarnt, dass jede Änderung geopolitischer Gleichgewichte oder Grenzverläufe eine "starke und ernsthafte Antwort" hervorrufen werde.[13]

Am 27. Juni bekräftigte Irans Botschafter in Jerewan, Mehdi Sobhani:

"Der sogenannte 'Sangesur-Korridor' liegt nicht im Interesse Irans oder Armeniens. Für uns ist dies eine rote Linie." Und der iranische Sicherheits­berater Ali Akbar Velayati ergänzte: "Wir haben den wahren Charakter dieses Plans frühzeitig erkannt und seine Umsetzung blockiert."[14]

Esmail Baghaei, der Sprecher des iranischen Außenministeriums, bekräftigte dies am 21. Juli erneut :

"Die Schaffung solcher Passagen darf die Souveränität, territoriale Integrität und international anerkannten Grenzen nicht untergraben und keine Veränderungen in der Geopolitik der Region bewirken."[15]

Russland verdrängt, die USA rücken vor

Obwohl Moskau weiterhin auf die Vereinbarungen vom 9. November und 11. Januar verweist und deren Umsetzung als Verpflichtung aller regionalen Parteien sieht, zeigt die Realität vor Ort ein anderes Bild. Seit 2022 hat sich Russlands strategischer Fokus auf die Ukraine verlagert und der Einfluss im Südkaukasus ist spürbar geschrumpft. Die Korridor­klausel aus Artikel 9 ist faktisch obsolet geworden.

In dem entstehenden Machtvakuum breitet sich nun stillschweigend eine westlich orientierte regionale Ordnung aus.[16] Die russischen Friedens­truppen sind des Landes verwiesen und die weiter­gehenden Pläne zur Wieder­eröffnung von Transitwegen durch Armenien sind zerfallen. Wer hoffte, Alijew würde den Westkurs von Paschinjan bremsen, sieht sich getäuscht: Die beiden Staaten stärken sich zunehmend gegenseitig in ihren anti-russischen Agenden.

Vor diesem Hintergrund wirkt das Bild vom 4. Juli 2025, das den iranischen Präsidenten Massud Peseschkjan[wp] im aserbaidschanischen Chankändi in inniger Umarmung mit Alijew zeigt, umso rätselhafter. Wenige Tage später trafen sich Alijew und Paschinjan in den Vereinigten Arabischen Emiraten, wo erneut über ein bilaterales Friedens­abkommen gesprochen wurde - unterlegt mit ihren gemeinsamen Sangesur-Plänen.

Teheran ist sichtlich besorgt. Es mehren sich die Hinweise, dass das Projekt einem internationalen Konsortium übertragen werden könnte, also den USA oder ihren europäischen Partnern. Dies würde Irans Gegner direkt an seine Nordgrenze bringen, Russland verdrängen und Iran komplett umgehen. Das Spiel betrat bereits der US-Botschafter in Ankara Tom Barrack, Washingtons Sonder­beauftragter für den Kaukasus und die Levante[wp], der es direkt aussprach: "Verpachtet uns den Sangesur-Korridor für 100 Jahre."[17]

Sangesur: Nur eine Illusion ökonomischer Rettung

Warum also ist Sangesur zum Brennpunkt aller regionalen und internationalen Akteure geworden? Was hat sich verändert?

Beide Seiten - Armenien und Aserbaidschan - hatten sich 2020 darauf geeinigt, "alle Verkehrs­verbindungen" wieder­her­zu­stellen. Doch im April 2021 begann Alijew das Thema umzudeuten und erklärte Sangesur zur Priorität. Als Begründung nannte er die angebliche Gefahr eines armenischen Revanchismus. Der wahre Grund wurde einen Monat später deutlich, als er sagte, der Korridor sei nötig, weil die armenischen Eisenbahnen unter russischer Kontrolle stünden.

Dieses Eingeständnis entlarvte das eigentliche Spiel: Beide Regierungen zielten auf Russland - und ihre scheinbar gegensätzlichen Positionen vereinten sich zu einem unausgesprochenen Bündnis. Bezeichnen wir es, als was es ist: eine anti-russische Koalition, getarnt als pragmatische Diplomatie. Alijew ist dabei nicht nur ein Partner, er ist der Vollstrecker von Paschinjan.

Doch ist Sangesur wirklich die wirtschaftliche Lebensader, als die sie verkauft wird?

Das Projekt wird oft als Schlüsselstück des sogenannten "Mittleren Korridors" präsentiert[18], der China über Zentralasien und die Türkei mit Europa verbinden soll. Auf dem Papier klingt das nach reibungslosem Handel und Integration. Doch es gibt ein strukturelles Problem: Der Korridor muss das Kaspische Meer durchqueren, ein Binnenmeer, das durch die kollektive Zustimmung aller Anrainer­staaten geregelt wird, darunter Iran und Russland, die im gegenwärtigen politischen Prozess beide systematisch übergangen werden.

Was die Befürworter des Korridors verschweigen oder gezielt ausblenden: Ohne russische Beteiligung kann keine Ost-West-Transitroute durch diese Region dauerhaft funktionieren. Das Sangesur-Projekt ist weit davon entfernt, eine neutrale Planung von Infrastruktur zu sein, es ist ein kalkulierter Versuch, Russlands Rolle im Kaukasus strategisch zu marginalisieren.

Solange Baku die Konfrontation sucht und Jerewan westlichen Prioritäten verpflichtet bleibt, wird Sangesur bleiben, was es ist: ein Phantom­korridor, aber kein Vehikel für Frieden oder Wohlstand, sondern ein geopolitisches Werkzeug zur Demontage russischer strategischer Tiefe in der Region. Und: Irans geografische rote Linie.»[19]

– Anti-Spiegel[20]

Literatur

  • Shapi Kaziev, Igor Karpeev: Everyday life of the Caucasian Highlanders. The 19th century. "Molodaya gvardia" publishers, Moskau 2003, ISBN 5-235-02585-7.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Caucasus and Iran, Encyclopædia Iranica
  2. Stephen H.: Georgia, Georgians, until 1300, Encyclopaedia of Islam, THREE, Brill Online, 2020
  3. Pdf-icon-extern.svg 2015 Minerals Yearbook: EUROPE AND CENTRAL EURASIA[ext]; in: USGS. August 2019.
  4. Thomas Röper: Der Kaukasus als geopolitischer Brandherd, der Asien und den Nahen Osten entzünden kann, Anti-Spiegel am 18. Juli 2025
    Anreißer: Im Kaukasus brauen sich immer mehr Spannungen zwischen Armenien, Aserbaidschan, Russland, der Türkei, dem Iran und der NATO zusammen, denn die Region ist ein geopolitisches Sprungbrett in den Nahen Osten und nach Asien.
  5. Thomas Röper: Die Ambitionen der Türkei in Asien, Anti-Spiegel am 10. Juli 2025
    Anreißer: Der türkische Präsident hat außenpolitisch bekanntlich große Ambitionen, aber in Deutschland ist kaum bekannt, welche Ambitionen Erdogan in Asien verfolgt.
  6. November 9, 2020, Trilateral Ceasefire Agreement, armenian-genocide.org
  7. Yeghia Tashjian: South Caucasus: A battle of wills and corridors, The Cradle am 30. Dezember 2022
    Anreißer: Azerbaijan and Turkiye are gunning to establish the "Zangezur corridor," in direct conflict with Iran and Armenia’s interests as it entails the blockade of the Lachin corridor - a lifeline for the ethnic Armenians of Nagorno-Karabakh.
  8. Armenia and Russia resolve disagreements over South Caucasus Railway company, Arca - News Agency am 2. September 2020
    Anreißer: The Russian ministry of transport said today it has resolved disagreements with the Armenian minister of territorial administration and infrastructure regarding the operation of the South Caucasus Railway (SCR), which is a 100% subsidiary of the state-owned Russian Railways Company.
  9. Iran's Paradoxical Expectations for Political Developments in Armenia, The Jamestown Foundation am 17. Juli 2024
  10. Burc Eruygur: Pashinyan says will lead 'liberation' of Armenian Apostolic Church, AA am 8. Juli 2025
    Premier claims governing body of church taken under control of 'anti-Christ, anti-state' group
  11. Vali Kaleji: Iran–Armenia joint drills warn off foreign-designed border changes, The Cradle am 17. April 2025
    Anreißer: Joint military drills with Yerevan highlight Tehran's deepening concerns over regional destabilization and border security threats posed by the Azerbaijan-touted Zangezur Corridor.
  12. Fereshteh Sadeghi: Do Russia and Iran's interests collide over the 'Zangezur Corridor'?, The Cradle am 18. September 2024
    Anreißer: The Zangezur Corridor project has become a geopolitical flashpoint for major regional stakeholders, including Russia, Iran, Turkiye, Azerbaijan, and Armenia, where competing interests threaten to reshape regional alliances, trade routes, and borders.
  13. MP says Zangezur Corridor red line for Iran, warns of consequences of geopolitical changes, Tehran Times am 7. September 2024
  14. Sobhani on 'Zangezur corridor': Iran has shown that it remains faithful to its 'red lines', news.am am 27. Juni 2025
  15. Iran MFA: Zangezur corridor should not change the geopolitics of the region, APA am 21. Juli 2025
  16. Russia's Grip Weakens In The South Caucasus, Opening Doors To New Players, RadioFreeEurope am 16. Juli 2025
  17. US offers to lease Zangezur Corridor for 100 years to 'resolve' Armenian–Azeri tensions, The Cradle am 14. Juli 2025
    Anreißer: Azerbaijan insists on controlling the 32-kilometer road inside Armenian territory as part of a peace deal
  18. Matthew Ehret: Eurasia's Middle Corridor: An Atlanticist frenzy to stifle Europe-Asia integration, The Cradle am 2. Januar 2023
    Anreißer: Geopolitical interests between the Anglo-American establishment and the Sino-Russian-led axis will clash over the Trans-Caspian International Transport Route.
  19. Hazal Yalin: The phantom corridor: Imagining Zangezur to strike at Russia, Iran, The Cradle am 22. Juli 2025
    Anreißer: Azerbaijan and Armenia's growing alignment disguises a deeper agenda: expel Russia from the Caucasus and reorient the region to support western interests. Iran, meanwhile, draws its territorial red lines.
    Hazal Yalin ist Autor von drei Büchern über die Beziehungen zwischen der Türkei und das heutige Russland. Er schreibt über internationale Angelegenheiten mit Schwerpunkt Russland und hat über 70 Bücher übersetzt, hauptsächlich russische Klassiker. Er ist Doktorand in Geschichte.
  20. Thomas Röper: Wie Russland aus dem Südkaukasus verdrängt werden soll, Anti-Spiegel am 29. Juli 2025
    Anreißer: Im Südkaukasus ist nach den Bergkarabach-Kriegen zwischen Aserbaidschan und Armenien ein Streit um Logistik­korridore entbrannt, bei dem nur vorder­gründig um wirtschaftliche Fragen geht. Tatsächlich geht es um die hoch­komplizierten geopolitischen Interessen in der Region.

Netzverweise


Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Kaukasien (5. Oktober 2023) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia. Der Wikipedia-Artikel steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported (CC BY-SA 3.0). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar, die vor Übernahme in WikiMANNia am Text mitgearbeitet haben.