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Frauen beim Schach

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Hauptseite » Frau » Frauenbevorzugung » Frauen im Sport » Frauen beim Schach

Der Artikel Frauen beim Schach beschäftigt sich mit dem Phänomen, dass auch beim Schach[wp] Frauen im Durchschnitt schlechtere Leistungen als Männern erbringen.

Damenschach wurde 2000 auf Beschluss des Deutschen Schachbundes in Frauenschach umbenannt.

Schachtitel

Die ersten Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Schachspielern werden bei den vom Weltverband FIDE vergebenen Titeln gemacht. Die FIDE vergibt nach klar definierten Anforderungen folgende Titel auf Lebenszeit: Candidate Master (CM), FIDE-Meister (FM), Internationaler Meister (IM) und Großmeister (GM). Diese so genannten "offenen Titel" werden Männern und Frauen verliehen. Es gibt zusätzlich eigene Titel nur für Frauen: WCM (Woman Candidate Master), WFM (Woman FIDE Master), WIM (Woman International Master) und WGM (Woman Grand Master). Die Qualifikations­kriterien für diese Titel sind gegenüber denen der allgemeinen Klasse reduziert.

Für den Internationalen Meister (IM) wurden von der FIDE als Qualifikations­kriterien festgelegt: Man muss in mindestens zwei internationalen Schach­turnieren eine vom Spiel­stärke­niveau (der so genannten Kategorie) des Turniers abhängige Mindest­punkte­zahl (die so genannte IM-Norm) erreichen. Diese IM-Norm entspricht einer Eloleistung von mindestens 2450. Eine weitere Voraussetzung ist eine Wertungszahl (sog. Elo-Zahl) von mindestens 2400 Punkten. Für die Verleihung des Internationalen Meister­titels für Frauen (Abkürzung WIM) gelten um 200 Elopunkte geringere Voraussetzungen.[1]

Für den Titel Großmeister (GM) muss in mindestens zwei internationalen Schach­turnieren eine vom Spiel­stärke­niveau (der Durch­schnitts­wert der Wertungs­zahlen aller Turnier­teilnehmer) des Turniers abhängige Mindest­punkte­zahl (die so genannte Großmeister-Norm) erreicht werden. Diese GM-Norm entspricht einer Eloleistung von mindestens 2600. Zusätzlich vergibt die FIDE seit 1976 auch einen eigenen Großmeister­titel für Frauen (Woman Grand Master, WGM). Die Anforderungen für Frauen sind analog zu denen für Männer allerdings um genau 200 Elo-Punkte tiefer angesetzt.[2]

Fazit: Einer Frau wird der Titel einer Großmeisterin mit einer Spielstärke verliehen, mit der ein männlicher Schach­spieler international keinen Blumentopf gewinnen würde.

Die Georgierin Nona Gaprindaschwili[wp] war die erste Frau, die 1978 den allgemeinen Groß­meister­titel erhielt. Während derzeit 1631 Männer den Großmeister-Titel tragen, haben ihn bis Oktober 2016 nur 35 Spielerinnen verliehen bekommen. Männer stellen den größten Anteil der Großmeister, weil der Frauenanteil unter den erwachsenen Spielern nur bei etwa 5 % liegt. Trotzdem müsste es anteils­mäßig 81 statt 35 weibliche Großmeister geben.[3]

Die weltbesten Großmeister im Schach werden auch Super-Großmeister genannt. Es handelt sich dabei nicht um einen offiziellen Titel des Welt­schach­bundes (FIDE), er wird allerdings seit den 1980er Jahren verwendet, um die Spieler der engeren Weltspitze zu bezeichnen. In der Regel sind damit die Schachspieler mit einer Elo-Zahl von 2700 und höher gemeint. Im Jahr 2010 bestand der Kreis der Super-Großmeister aus 37 Spielern. Die einzige weibliche Spielerin, die die 2700er-Grenze jemals erreichte, war bislang die Ungarin Judit Polgár[wp] in der Zeit zwischen 2003 und 2012.[4]

Sonderpreise für Frauen

Bei den meisten Turnieren gibt es Pokale oder Sonderpreise für die besten Spieler unterhalb bestimmter Wertungs­klassen (siehe Deutsche Wertungszahl[wp]), für Schüler, Jugendliche, Rentner und Damen.[5] Eine Frau braucht kein Turnier zu gewinnen, um einen Pokal zu gewinnen. Einen Pokal für den besten Jungen oder den besten Mann gibt es offenbar nicht - fast immer wäre der beste Mann sowieso gleichzeitig der beste Spieler überhaupt.[6]

Organisation des Frauenschachs

Immer wieder ist zu lesen, dass Schachverbände Mühe haben, einen verantwortlichen Funktionär für das "Frauenschach" zu finden. So ist es nicht selten, dass die gefundenen (oder sagen wir besser: überredeten) Funktionäre in ihrer Amtsbezeichnung den Zusatz "kommissarisch" führen. Die Schachverbände möchten nicht gegenüber der Öffentlichkeit den Anschein erwecken, dass die kollektiven Interessen der Angehörigen des weiblichen Geschlechts unberücksichtigt bleiben, und müssen angesichts der Existenz eines Referats "Frauenschach" einer Person dessen Leitung überantworten. Eine außergewöhnliche Merkwürdigkeit ist der Umstand, dass sich kaum Frauen finden lassen, die eine solche Funktion zu übernehmen gewillt sind. Auch finden sich häufig nur wenige Frauen, die an Turnieren teilnehmen möchten, die ausschließlich für Frauen ausgeschrieben sind. Bei näherer Betrachtung ist dies auch logisch und konsequent, denn die Angehörigen des weiblichen Geschlechts haben nach eigenem Selbstverständnis keinerlei in einer angeborenen Beeinträchtigung begründeten Nachteile gegenüber Männern beim Schachspiel. In der Tat lässt sich nicht unvermittelt erkennen, aus welchem natürlichen Grunde die Frauen Männern gegenüber benachteiligt sein sollten. Im Gegenteil![7]

Warum Frauen nicht so gut Schach spielen

Genau genommen kommt beim Schach sogar zum Tragen, was man gemeinhin der Frau zu Recht als Stärke zuschreibt; nämlich das so genannte "Multitasking", die gleichzeitige Ausführung mehrerer Handlungen. Eine Frau wäre demnach eine ideale Befehls­haberin über 32 Figuren, deren Aktionen es zu koordinieren gilt. Die Koordination aller Schachzüge stellt das Grundproblem eines gewöhnlichen Patzers männlicher Schachspieler dar, weshalb männliche Spieler bewusst eben nicht gleichermaßen alle Figuren und Felder auf dem Schachbrett berücksichtigen.

Elisabeth Pähtz[wp] (20-jährige Großmeisterin und U18-Weltmeisterin) sagte in einem Interview sinngemäß, es sei nun einmal offensichtlich, dass Männer im Durchschnitt die besseren Schachspieler seien und sucht dafür eine Erklärung. Das männliche Hirn[8], sagt sie, könne möglicherweise logischer denken, aber gemein machen will sie sich mit dieser Auffassung auch nicht so richtig. Schließlich sagt sie, ab einem gewissen Alter dominiere bei der Frau der Gedanke an Familie und Kinder, um dann sogleich festzustellen, die Frauen erbrächten zwar schlechtere Leistungen, seien aber dennoch kämpferischer.

Die wohl bislang plausibelste Erklärung zum Thema gibt es von Judit Polgár[wp], die seit über 20 Jahre beste Schach­spielerin der Welt hat nie an der Frauen­welt­meister­schaft teilgenommen, sondern ausschließlich offene Turniere gespielt, bei denen Männer und Frauen antreten.[9] Im Interview mit Hartmuth Metz für die TAZ im Jahre 2002 sagte sie, das vergleichsweise geringe Leistungs­niveau im Frauenschach sei auf gesellschaftliche Ursachen zurückführbar. Frauen, die professionelle Schachspieler werden wollten, fänden laut Polgár immer noch schwerlich Akzeptanz innerhalb der Gesellschaft. In besagtem Interview erhebt sie schwerwiegende Vorwürfe gegen einige Männer und natürlich kam es dieser klugen Frau niemals in den Sinn, sich mit einem geringeren Ziel als dem Welt­meister­titel zu begnügen. Sie hat den Titel nach eigenem Bekunden vor allem deshalb nicht erlangen können, weil sie nicht ausschließlich auf die Erbringung von Erfolgs­leistungen im Schachsport als primärem Lebensziel fokussiert sei. Bei wenigstens 500 Männern, die sie persönlich kennen würde, sei die Ausübung des Schachsports das vorrangige Ziel in ihrem jeweiligen Leben. Richtig überzeugen vermag diese Aussage allerdings nicht, denn Judit Polgár behauptet - ebenfalls in demselben Interview - Frauen könnten genauso wie Männer fanatisch ihre Arbeit ausüben.

Einer der besten männlichen Schachspieler aller Zeiten, Garry Kasparow[wp], soll zu Judit Polgárs Person folgendes Urteil abgegeben haben: "Es ist unvermeidlich, dass die Natur gegen sie arbeitet, und das sehr bald. Sie besitzt phantastisches Schachtalent, aber sie ist trotz allem eine Frau. Das liegt alles an den Un­voll­kommen­heiten der weiblichen Psyche. Keine Frau kann einen längeren Kampf durchhalten. Sie kämpft gegen die Gewohnheit von Jahrhunderten und Jahrhunderten, seit Anbeginn der Welt." (Zitiert in Alex Dunne, 2010 Chess Oddities, S. 78[9][7])

Was genau den Frauen fehlt, bleibt unbeantwortet, weil allgemeine Hinweise auf deren Psyche nicht wirklich überzeugend sind. Noch weniger überzeugend sind die Versuche der Männer, das Frauenschach zu "fördern". Mit Damenligen und Damen­turnieren können schach­spielende Männer zwar die Begegnung mit weiblichen Gegner im Schachsport vermeiden, doch worin genau besteht die Förderung, wenn Frauen nur gegen Frauen antreten (können)? Im Nachbarland Österreich geschah nun der absolute Supergau für jeden Frauen­schach­referenten. Die Kärntnerin Eva Moser gewann die Staats­meister­schaften 2006, und zwar nicht in der Damen­konkurrenz.[7][10]

Der körperliche Faktor beim Schachspiel

Elisabeth Pähtz 2007 beim Schachfestival im Jüdischen Museum

Die 20-jährige Großmeisterin und U18-Weltmeisterin Elisabeth Pähtz[wp] gab auf die Frage "Warum unterscheidet man Männer- und Frauenschach?" die nicht ganz politisch korrekte Antwort:

Zitat: «Es ist offensichtlich so, dass Männer nun mal die stärkeren Spieler sind. Der Grund dafür hat meiner Meinung nach verschiedene Ursachen. Zum einen behauptet man ja , dass Männer logischer denken können, was wohl auf den unter­schiedlichen Bau des menschlichen Gehirns zurückzuführen ist. Aber auch denke ich, dass Männer sich besser auf eine Sache fixieren können. Wobei bei der Frau ab einem gewissen Alter der Familien-Kinder-Gedanke eine Rolle spielt. Es wird sicher noch viele andere Gründe geben, aber eins kann ich mir an dieser Stelle nicht verkneifen: Wir mögen zwar schlechter spielen, aber dafür kämpfen wir viel mehr. Die Remisquote ist um einiges niedriger.»[11]

Elisabeth Pähtz nennt in einem anderen Interview Beispiele, die sich auf dem Brett mit den 64 Feldern nachteilig auswirken könnten:

Zitat: «Frauen verlieben sich, Frauen bekommen Kinder, Frauen stillen und schlafen dann schlecht. Frauen sind weniger analytisch, sie geraten bei Zeitnot in Hektik und verlieren eher den Faden

Die Kernbotschaft der Aussage Pähtz lautet: Frauen könnten sich im Durchschnitt schlechter auf ein einziges Ziel konzentrieren und dasselbe konsequent verfolgen, weshalb Pähtz als Sprecherin der aktiven Spieler im deutschen Verband vehement die strikte Trennung der Geschlechter befürwortet. "In der Leichtathletik gibt es ja auch getrennte Wertungen über 100 Meter. Frauen und Männer kann man einfach nicht vergleichen", betonte die zweifache Jugend­welt­meisterin. Die Dominanz der Männer, die nicht zuletzt gesellschaftliche Ursachen hat, will sie nicht als Begründung akzeptieren. Sie hat einen anderen Erklärungsansatz: Auch im Schach seien Männer - wie in den meisten Sportarten - körperlich (sic!) im Vorteil und würden allein schon deshalb stärkere Leistungen bringen. "Lange Spiele sind für sie weniger ein Problem. Doch ich fange nach fünf Stunden an, Gespenster zu sehen. Dann geht es rapide bergab", verdeutlicht Pähtz, warum die besten Frauen nicht die Spielstärke der Männer erreichen.[12]

Frauenförderung beim Schach

Die Schachwelt sagte in einem Interview mit dem deutschen Schachspieler und -funktionär Michael Sebastian Langer[wp] zum Frauenschach:

Zitat: «Wir stellten das Frauenschach auf den Prüfstand. In den letzten Jahrzehnten wurde verhältnismäßig viel Geld für die Förderung des Frauenschachs ausgegeben. Ihr Anteil am Gesamttopf [für den Leistungs­sport-Bereich] liegt bei 41 % bei einem Mitglieder­anteil von unter 5 %. Weder in der Breite noch in der Spitze konnten spürbare Ergebnisse erreicht werden.

Die einzige deutsche Spielerin, die jemals nennenswert eine Elozahl[wp] über 2300 erreichte, ist Elisabeth Pähtz[wp]. Doch entstammt diese aus einer schach­begeisterten Familie, der Vater ist Großmeister. Sie hätte ihren Weg auch ohne bevorzugte Unterstützung gemacht.

Die nicht­schach­spielende Bevölkerung reagiert zumeist mit Verwunderung auf den Artenschutz der Frauen. Sind wir hier nicht weit über das Ziel hinaus­geschossen und reichen Jahrzehnte des Misserfolges nicht aus, um hier zu einer grundlegend anderen Einschätzung zu kommen?»[13]

Zitat: «Wenn man den Anteil von Frauenschach­meisterinnen erhöhen will, erlässt man einfach ein Gesetz, dass ein Mann nur noch gewinnen darf, wenn vorher eine Frau gewonnen hat.» - Bruno Köhler[14]
Mafalda lernt Schach
Mafalda und die Dame


Einzelnachweise

  1. Wikipedia: Internationaler Meister
  2. Wikipedia: Großmeister (Schach)
  3. Stefan Löffler: Wozu Frauenschach?, Berührt, geführt - Das Schachblog von FAZ.NET am 1. August 2016
  4. Wikipedia: Super-Großmeister
  5. Ausschreibung Staufer Open oder jedes andere, größere Open
  6. WGvdL-Forum (Archiv 2): Damenschach, Stolzer Papa am 6. November 2009 - 12:28 Uhr
  7. 7,0 7,1 7,2 Heiko Seiling: Wozu braucht Mann Frauenschach?
  8. Wikipedia: Gehirne von Männern und Frauen
  9. 9,0 9,1 Johannes Fischer: Judit Polgár: Anmerkungen zu einem Phänomen
  10. "Immer noch anormal", taz am 30. April 2002 (Hartmut Metz im Interview mit Judit Polgár)
  11. Interview mit Elisabeth Pähtz
  12. Tino Meyer: Pähtz will Gleichberechtigung auf dem Brett[archiviert am 18. März 2015], Sächsische Zeitung am 21. November 2008
  13. Jörg Hickl: Der Deutsche Schachbund im Dialog (2) - Interview mit Michael S. Langer[archiviert am 26. September 2021], Schachwelt am 19. Mai 2011
  14. MANNdat-Forum: Deutscher Schachbund hofft auf "verstärktes Engagement von Frauen", Bruno K. am 22. Januar 2014 - 19:42 Uhr

Netzverweise

Querverweise

Dies ist ein als lesenswert ausgezeichneter Artikel.
Dieser Artikel wurde am 2. Dezember 2010 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen.
Dieser Artikel basiert teilweise auf dem Artikel Wozu braucht Mann Frauenschach? von Heiko Seiling.