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Eheberatung

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Bei der vorwiegend von kirchlichen Stellen angebotenen Eheberatung ging es früher einmal darum, Paare bei familiären Schwierigkeiten zu beraten, wobei der Fokus darauf gerichtet war, die eheliche Gemeinschaft zu erhalten. Dabei wurde versucht, partnerschaftliche Konflikte aufzuarbeiten und möglichst zu überwinden.

Die Tätigkeit der Beratungsstellen im Wandel des Zeitgeistes

Erfahrungsberichte von Vätern zeigen, dass auch in den kirchlichen Beratungsstellen im Fall einer Ehekrise heute überwiegend nicht mehr auf den Erhalt der Familie hingearbeitet wird. Eheberatung im ursprünglichen Sinne ist eine Veranstaltung, die inzwischen nicht einmal mehr in katholischen Erziehungs-, Ehe-, Familien- und Lebens­beratungs­stellen wie beispielsweise der des Bistums Trier[1] auf dem Programm steht.

Eine wirkliche Mediation in dem Sinne, gegenseitiges Verständnis für Verhalten und Reaktionen des anderen zu wecken, die Wahrnehmung des jeweiligen Gegenübers und die daraus resultierenden Empfindungen und (enttäuschten) Erwartungen herauszuarbeiten, Missverständnisse aufzuklären und Standpunkte aneinander anzunähern, findet oft nur sehr zaghaft, um nicht zu sagen erkennbar halbherzig statt.

Stattdessen erfolgt meist nur noch eine Trennungsberatung. Überdeutlich zeigte sich diese Tendenz beispielsweise in einem Fall, bei dem eine Frau wegen Alkohol­problemen ihres Mannes um Hilfe nachsuchte. Zu ihrer Überraschung - sie hatte keine Trennungs­absichten geäußert - wurde ihr bedeutet, sie solle sich doch scheiden lassen, dann sei das Problem gelöst.

Auch Väter, die sich, um die Familie zu erhalten, zu Paargesprächen bereit erklären, können interessante Erfahrungen machen. So müssen sie über Monate hinweg schärfste Angriffe ihrer Frau über sich ergehen lassen und dabei feststellen, dass seitens der Mediatoren zu keiner Zeit ein Versuch unternommen wird, den furien­haften Ausbrüchen entgegen­zu­wirken. Anscheinend betrachten diese die Zusammenkünfte als eine Art Schrei­therapie für die Mutter, bei der jene die angeblich durch jahrelange Unterdrückung erlittenen Kränkungen und Verletzungen aus sich heraus­brüllen darf. Einem Vater, der nach der x-ten Wiederholung der immer gleichen Vorwürfe den zaghaften Versuch unternahm, einen der sattsam bekannten Endlos­monologe der Ex-Partnerin zu unterbrechen, beschied die Mediatorin relativ schroff:

Zitat: «Sie kommen hier schon genug zu Wort!»

Im Gegenzug bekam der Vater dann so erbauliche Sätze zu hören wie etwa:

Zitat: «Liebe kann man nicht erzwingen.»[2]

und

Zitat: «10 Jahre sind ja auch eine lange Zeit.»[3]

Der letzte Satz verrät, dass auch in der kirchlichen Lebens­beratung eine wunderbare Leichtigkeit des Seins[wp] Einzug gehalten hat, die suggeriert, angesichts einer solch langen Dauer der Beziehung wäre es völlig normal, sich endlich mal wieder etwas Abwechslung zu gönnen. Andere Sätze:

Zitat: «Sie haben sich zu sicher gefühlt.»

lassen das sattsam bekannte, klischeehafte Täter-Opfer-Denken erkennen und man(n) muss nicht übertrieben sensibel sein, um aus dem letzten Satz einen Hauch von Häme herauszuhören. Ein solcher Eindruck verstärkt sich angesichts von Äußerungen wie:

Zitat: «Ja, ja, das sagten Sie schon, dass der immer so einen ekelhaften Ton angeschlagen hat.»

Mit dieser beipflichtenden Formulierung nahm die Mediatorin eindeutig Partei, indem sie so tat, als sei sie dabei gewesen und die Behauptung der Mutter wäre eine zweifelsfrei feststehende Tatsache. Nicht selten wird auf diese oder ähnliche Weise versucht, Vätern das Gefühl zu vermitteln, sie trügen die Hauptverantwortung am Scheitern der Beziehung, damit sie schuldbewusst in die Übertragung des Aufenthaltsbestimmungsrechts auf die Mutter einwilligen.

Im Übrigen wird Müttern nahegelegt, sie sollten bei ihrer Entscheidung, ob sie die Ehe fortsetzen wollten, nicht daran denken, was andere von ihnen erwarten. Zumindest mit Blick auf die betroffenen Kinder ist ein solcher Rat, wenn er von Einrichtungen kommt, die unter kirchlicher Trägerschaft stehen, allerdings schon bemerkenswert. Denn immerhin stellt die Trennung der Eltern laut Psychologen wie Uwe Jopt oder Ursula Kodjoe für Kinder das zweitschlimmste Unglück nach dem Tod eines Elternteils dar. Obwohl entsprechende Informationen absolut wichtig sind, damit die Kinder durch falsches Verhalten der Eltern nicht noch zusätzlich geschädigt werden, blenden frauenbewegte Beraterinnen die psychischen Folgen für die Kinder jedoch konsequent aus, um trennungswillige Mütter nicht zu belasten.

Fatal ist auch ein weiterer Effekt solcher "Mediationen". Bereits hier geschieht nämlich eine insbesondere für die Kinder verhängnisvolle Weichenstellung. Diese führt in der Folge dazu, dass anschließende Umgangsverfahren in üble Schlamm­schlachten ausarten, bei denen Väter, vor allem jedoch die betroffenen Kinder, seitens der Mutter und ihrer Helfershelfer psychisch misshandelt werden. Wenn Mütter schon in den Beratungsstellen erleben, wie ihren Falsch­behauptungen und Verzerrungen nahezu kritiklos geglaubt wird, begünstigt das naturgemäß ein Verhalten, bei dem sie darin bestärkt werden, immer abstrusere Lügen­architekturen zu entwerfen, damit sie bei den anstehenden gerichtlichen Auseinandersetzungen um Kinder und Geld als Sieger vom Platz gehen.

Die Beratungsstellen als Teil der Scheidungsindustrie - Ursachen, Motivationen

Inzwischen sind die Beratungsstellen ein wichtiges Glied im Netzwerk der Scheidungsindustrie geworden.

Zitat: «Alleinerziehende sind ein großes Geschäft - zumindest für die Wohltäterindustrie von Kirchen, Gewerkschaften, Arbeitgebern oder "freien" Unternehmen.»[4]

Von daher ist es an sich absolut folgerichtig, wenn kaum noch Anstrengungen unternommen werden, bei Ehekrisen auf eine Versöhnung der Partner hinzuwirken. Stattdessen erteilen die von der Kirche besoldeten BeraterInnen, zumindest wenn Frauen die Trennung vollziehen wollen, Absolution zur Auflösung der Ehe und zur Vernichtung der Familie. Zwar wird niemand ernsthaft unterstellen, dass es die MitarbeiterInnen der Beratungs­stellen bewusst darauf anlegen würden, die Wieder­belebung einer Ehe zu torpedieren, um Kunden zu keulen. Aber die Möglichkeit, eine in die Krise geratene Beziehung retten zu können und die Sinnhaftigkeit solcher Bemühungen scheint weitgehend aus dem Blick geraten zu sein. Dies mag daran liegen, dass auch die in den Beratungs­stellen tätigen Psychologen und Sozial­pädagogen ihr Studium in einem Milieu absolviert haben, in dem der Abbruch einer Beziehung als selbstverständliche Reaktion auf Partnerschafts­probleme und letztlich quasi als Lifestyle-Option betrachtet wird. Väter mögen sich hier keinen Illusionen hingeben. Trennung und Entsorgung des Vaters als Mittel der Konfliktlösung ist auch für die Beschäftigten kirchlicher Beratungs­stellen längst ebenso selbstverständlich wie eine Abtreibung als Variante der Empfängnis­verhütung und wird dementsprechend bedenkenlos empfohlen. Insofern akquirieren die Beratungsstellen durch die Art und Weise, wie sie ihre Arbeit tun, sehr wohl neue "Kunden".

Deutlich wird dies auf fürwahr zynische Weise an dem Umstand, dass verstörte Kinder und Jugendliche mit Lern- und Anpassungs­schwierigkeiten mittlerweile einen großen Teil der "Neukunden" kirchlicher Beratungs­stellen ausmachen.[5] Angesichts einschlägiger Statistiken - so den zahlreichen, im Buch "Die vaterlose Gesellschaft" in den Anmerkungen unter den Punkten 3 und 9 genannten Quellen - darf man als sicher voraussetzen, dass es sich hierbei weit überwiegend um Kinder handelt, die bei allein­erziehenden Müttern oder in so genannten "Patchwork-Familien" aufwachsen mussten (auch die vielen, von Jan Pit de Man ausgewerteten Studien lassen diesen Schluss zu[6][7]).

Folgen, Perspektiven

Die Tatsache, dass nicht einmal mehr den Kirchen nahestehende Beratungsstellen den Schutz der Familie auf der Agenda haben, sondern ganz klar das Recht auf Hedonismus[wp] priorisieren und der fröhlichen Paarungsethik von Swingerclubs huldigen, zeigt deutlich, wie weit die moralische Beliebigkeit hierzulande fortgeschritten ist, wobei sich diese Zerrüttung strenggenommen primär auf den deutschstämmigen Teil der Bevölkerung erstreckt. Es ist schon ein wenig seltsam, wenn sich beispielsweise hochrangige Kirchenvertreter dafür einsetzen, vergewaltigten Frauen in katholischen Kliniken das Recht auf Abtreibungsberatung und die "Pille danach" zu verwehren, während man in den Beratungsstellen der Diakonien die Familie zum Abschuss freigibt und mit Blick auf die sexuelle Selbstverwirklichung der Grundsatz "Gib-Gas-ich-will-Spaß" legitimiert wird.

Angesichts einer derartigen Haltung muss es nicht verwundern, wenn immer mehr Menschen der Kirche den Rücken kehren. Zumindest aus der Sicht von Vätern ist letzteres auch absolut vernünftig, können sie doch die eingesparte Kirchensteuer dafür verwenden, um Geld für ein Scheidungs­verfahren anzusammeln, mit dem rein statistisch inzwischen bei jeder zweiten Ehe zu rechnen ist (wobei solche Verfahren in Städten laut Frau Kodjoe inzwischen zu 80 % von Frauen ausgehen).

Die oben geschilderte Beratungs­tätigkeit fördert, dass Kinder in Situationen geraten, in denen sie einem emotionalen oder psychischen Missbrauch bzw. seelischen Misshandlungen ausgesetzt sind, wie sie in der KiMiss-Studie 2012 beschrieben werden. Auch Elternteile, vornehmlich Väter, zuweilen aber auch Mütter, erleben solche Mediationen häufig als eine Form von Misshandlung, was wiederum Rückwirkungen darauf haben kann, wie sie nach der Trennung ihre Elternschaft wahrnehmen bzw. ob sie dazu überhaupt noch in der Lage sind.

Tröstlich ist allein, dass eine derartige "Eheberatung" sich selbst überflüssig macht. Aufgrund der schlimmen persönlichen Erfahrungen, die sie als Kinder mit Scheidung und Trennung machen mussten, verspüren immer weniger Menschen im zeugungs­fähigen Alter den Wunsch, eine Familie zu gründen. Aufgrund des Rückgangs an Eheschließungen gehen inzwischen schon die absoluten Zahlen der Scheidungen zurück und diese Tendenz wird sich in den nächsten Jahren noch dramatisch fortsetzen. Mittelfristig erledigt sich das Problem so von selbst.

Auch die Bereitschaft, eine Eheberatung aufzusuchen, ist inzwischen stark zurückgegangen. So wurde bereits 2003 von Paartherapeuten festgestellt, dass 80-90 % der Paare, welche sich in einer Krise befanden oder sich scheiden ließen, keine Paarberatung aufsuchten.[8]

Einzelnachweise

  1. Lebensberatung im Bistum Trier
  2. Als wenn sich die Institution Ehe auf ein romantisches Gefühl wie Liebe reduzieren ließe. Solche Aussprüche sind ein Hinweis darauf, dass auch in kirchlichen Kreisen die Ehe immer mehr dem Konkubinat gleichgesetzt wird.
  3. Hier wird die Institution Familie wie ein Auto betrachtet, das nach 10 Jahren seine "Kilometer runter hat" und durch ein neues Modell zu ersetzen ist. Auch das ein Hinweis darauf, dass selbst der katholische Klerus die Ehe als eine Form des Konkubinats ansieht.
  4. Alleinerziehende: Die Hätschelkinder der Nation, FAZ am 24. Januar 2010
  5. Reden, damit Kinder nicht zerrieben werden, Rhein-Zeitung am 15.Juni 2012
  6. Ergebnisse Internationaler Tatsachenforschung zum Wohle des Trennungskindes: "Gemeinsames Sorgerecht" - Ja und Nein, Jan Piet H. de Man (Dipl. Kinder- und Familienpsychologe, anerkannter Scheidungs- und Familienmediator)
  7. Die Anpassung der Kinder bei gemeinsamen Sorgerecht, Jan Piet H. de Man am 25. Oktober 2005
  8. K. Halford, H. Markman, G. Kline, S. M. Stanley: Best practice in couples relationship education. In: Journal of Marital & Family Therapy. 29(3), 2003, S. 385-406.

Netzverweise