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Demonetarisierung

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Hauptseite » Geld » Demonetarisierung

Herkömmlich wird Demonetarisierung als simpler terminus technicus verwendet, der den staatlichen Akt der Außer­kraft­setzung der Geltung einer bestimmten Gegenstandard als Geld kennzeichnet. (Demonetarisierung des Goldes, Silbers etc.)

Das bewusste Außerkraftsetzen des Geldes überhaupt ist hingegen eine Bedeutung, die sich erst schrittweise durchzusetzen beginnt. Mit dem Thema des Dorfwiki hat das insoferne zu tun, als diese Außer­kraft­setzung in einer hochgradig arbeits­teiligen Gesellschaft nur funktioniert, wenn bewusste Kommunikation und Koordination an die Stelle des Geldes treten - und die ist in lokalen Zusammen­hängen am ehesten möglich. Überlegungen in diese Richtung galten seit Jahrzehnten als undenkbar und abwegig und nur mit diktatorischer Planwirtschaft[wp] machbar. Seit der Krise von 2008 ist das anders. Es entsteht zugleich mit der Bewegung für Gemeingüter[wp] (Commons) und der Bewegung für Solidarische Ökonomie eine Bewegung für die Aufhebung des Geldes, die sich mit Alternativen zum Geldsystem beschäftigt.

  • Während in früheren Zeiten Rohstoff-, Produktions­mittel- und Arbeits­kraft­mangel vorherrschte, ist heute nur noch eines knapp: das Geld. (Thomas Kalka)
  • Aber dies nur aus einem einzigen Grund: Das Geld wird generiert und ist in den Händen einer sozialen Maschine, die zu nichts anderem auf der Welt ist, um aus Geld mehr Geld und damit Macht zu machen. Bietet sich diese Aussicht, dann fließt es reichlich, verrückt, in Strömen. Bietet sie sich nicht, dann können Menschen krepieren, Reichtümer verdorren, Länder untergehen: die die es haben werden es horten und den anderen wird es fehlen. (Franz Nahrada)[1]

Hintergrund

In den letzten Jahren haben drei praktische und theoretische Interventionen an Bedeutung gewonnen: die Solidarische Ökonomie, die Commons und zuletzt das bewusste Negieren des Geldes als Medium des Sozialen, die Demonetarisierung. Die Debatte um die Demonetarisierung ist wahrscheinlich der schwierigste der genannten Interventionen. Wie auch bei den anderen Diskursen geht es zunächst darum, sichtbar zu machen, dass die herrschende Vorstellung vom Wirtschaften Praktiken ausblendet, die immer da waren und noch da sind. Das Muster "geldfreie menschliche Beziehung" hat die doppelte Bedeutung, dass nicht Geld die menschliche Beziehung vermittelt, und dass die beteiligten Menschen gewaltfrei miteinander umgehen. Das Andere des Geldes ist eben gerade nicht die Kommando­wirtschaft, Rationierung, Zuteilung, Anordnung - sondern die freie Übereinkunft und die Orientierung am menschlichen Bedürfnis.

Der Diskurs richtet sich gegen eine Weltanschauung, für die das Geld nicht nur Garant der Freiheit ist, sondern die auch so tut, als sei Geld die natürlichste Sache von der Welt und das tauschende Verhalten ("Ich gebe nur, wenn auch du gibst") die menschliche Verkehrsform schlechthin. Geld wird im herrschenden Denken zum "Kommunikations­mittel der Bedürfnisse" verklärt - mit dem schlichten "Argument", dass im herrschenden Wirtschafts­system das Bedürfnis ohne Geld stumm und machtlos sei. Da können Millionen Menschen verhungern und Milliarden verwahrlosen, da können Gesundheit und elementare Existenz massenhaft draufgehen, die gute Meinung vom Geld - oder vielleicht einem anderen, besseren Geld - als notwendigem Kommunikations­mittel über Bedarf und Produktion scheint unerschütterlich.

Gegen dieses hahnebüchene Bedingungs­denken - "ohne Göd ka Musi" - macht der Demonetarisierungs­diskurs geltend, dass unsere Realität voller geldfreier Elemente ist: Von der ursprünglichen gebenden Liebe der Mutter zu ihrem Kind, sozusagen der geldfreien Urerfahrung jedes Menschen, über die Ethnographien von Schenk­ökonomien, Potlatch[wp]-Ritualen, Stammes-, Hof- und Dorf­gemein­schaften, über die Entdeckung von durchaus gewaltigen geldfreien bedürfnis- oder ziel­orientierten Beziehungs­netzen innerhalb von Orden[wp], Gilden[wp], Organisationen, hin zu intentionalen Gemeinschaften wie den Jesuiten in Paraguay, den israelischen Kibbuzim und vielen anderen: Eine Unmenge an Belegen lässt an der behaupteten Universalität des Geldes zweifeln. Moderne Entwicklungen wie die freie Software-Entwicklung, Wikipedia oder die wachsende Bedeutung des Freiwilligen­sektors ergänzen diesen Befund.

Die Demonetarisierungsdebatte bleibt nicht beim Konstatieren von Fakten stehen. Sie fragt, wieso die geldfreien Beziehungen vom Geld als "offiziellen" Medium der Kommunikation umhüllt, überlagert, durchsetzt, infiltriert werden konnten und können. Sie fragt, welcher Leistung es bedürfe, um ein geldfreies System der Tätigkeiten und Bedürfnisse ins Licht und in die Wirklichkeit zu bringen.

Mit der Krise von 2008 entstand grundsätzliches Misstrauen gegen die bisher sakrosante Welt des Geldes. Eine Ahnung geht um, dass nicht die Gier einzelner Menschen "schuld" ist am Zusammenbruch bisher noch als "rational" empfundener Verhältnisse, sondern dass es gerade die sachgemäße Entwicklung der Logik des Geldes selbst ist, die zur massenhaften Vernichtung von Reichtum und Lebens­chancen führt. Diese Logik funktioniert nur mehr durch Simulation, durch Aufrecht­erhaltung eines an sich schon nicht mehr existenz­fähigen Zustandes. Das Mittel der Simulation war und ist die Verschuldung, die Erzeugung von Geld aus Nichts, verbunden mir dem vagen Versprechen, dass die Schaffung von Geld zur massenhaften Entstehung von geldwertem Reichtum führt. Am Versuch, dieses Versprechen praktisch wahr zu machen, droht unsere Welt zugrunde zu gehen.[2]

Kritik

Zitat: «Die Weigerung, sich auf Kosten von anderen zu behaupten, muss man sich auch "leisten" können. So redet es sich auch leichter von Demonetarisierung mit einem wohl­gefüllten Bankkonto im Hintergrund als auf der Rutschbahn von einem Dispokredit zum nächsten.

Dabei ist Demonetarisierung als Befreiungsprojekt gedacht, als allgemeine Befreiung von der Not, sich oder andere verwerten und "zu Geld machen" zu müssen. Warum rutschen wir trotzdem so oft in die moralische Schlangengrube? Weil heute die Miete bezahlt werden will, so einfach ist das. Die alltägliche Bedrückung lähmt. Umso wichtiger ist es, dass wir dies in unseren Zusammen­hängen nicht noch verlängern - ohne der Illusion zu erliegen, wir könnten die Bedrückung interpersonal aufheben. Zwar gibt es Einzelne, die ohne Geld über die Runden kommen, jedoch nur, weil andere dies nicht tun.[3]»

Monetarisierung

Unter Monetarisierung versteht man in der Wirtschaft allgemein den Vorgang, bei dem einer Sache, einer Tätigkeit oder einer Begebenheit ein Geldwert[wp] zugemessen wird. Unter anderem können folgende Phänomene gemeint sein:

  • der Versuch, für Leistungen, die vormals ohne Gegenleistung erbracht wurden, Geld zu verlangen (zum Beispiel bei einer Smartphone-App[wp]),
  • die Zuordnung von Geldwerten (Zahlungsbereitschaften[wp]) zu Nicht-Sachwerten,
  • der Aufkauf bzw. Rückkauf von Schuld­papieren[wp] durch die Zentralbank des Staates, der sie herausgegeben hat.

In der Geldgeschichte verwendet man den Begriff, wenn es um den über längere Zeit veränderlichen Verwendungsgrad von Geld geht.

Wortherkunft

Die wörtliche Bedeutung des Hauptwortes Monetarisierung lässt sich mit "Vergeldlichung", "Umwandlung in Geld" wiedergeben. Es wird aus dem Zeitwort monetarisieren ("in Geld umwandeln", "zu Geld machen") gebildet und setzt sich den folgenden Teilen zusammen:

  • aus dem Stamm monetar-, von lateinisch monētārius ("zur Münze gehörig", "Münz-"), zu lateinisch Moneta ("Mahnerin", "Warnerin"), ein Beiname der römischen Staats­göttin Juno[wp]; im Heiligtum der mahnenden Schirmherrin Roms (Templum Iunonis Monetae) befand sich eine Münzstätte, wodurch Moneta später synonym für "Münze" bzw. "Münzstätte" wurde.
  • aus der Endung -isieren[wikt], über spät­lateinisch -izāre eine ursprünglich griechische Endung in der Bedeutung machen zu, umwandeln in,

Zuordnung von Geldwerten

Ziel einer Monetarisierung von Nicht-Sachwerten ist häufig, eine Kosten-Nutzen-Analyse[wp] durchzuführen. Das Verfahren wird zum Beispiel für die Bewertung von Umwelt­schäden bei der Planung von Infra­struktur angewendet.

Die Monetarisierung kann erfolgen

  • durch die Berechnung der Schadenskosten (wie stark sind wirtschaftliche Schäden durch die Zerstörung eines Biotopes, etwa wenn Fremden­verkehr gestört wird oder der Grund­stücks­wert in der Umgebung sinkt),
  • durch die Bestimmung der Ersatz- oder Vermeidungskosten[wp] (was würde es theoretisch kosten, ein qualitativ ähnliches Biotop herzustellen),
  • durch die Ermittlung des potentiellen Preises[wp] (was würden Betroffene für einen Erhalt des Gutes zahlen) oder
  • durch die Ermittlung des kompensatorischen Preises[wp] (welchen Preis halten Betroffene für angemessen, um auf das Gut zu verzichten).

Ersatz- oder Vermeidungs­kosten können jedoch nur unter sehr restriktiven Bedingungen in eine wohlfahrts­ökonomische[wp] Kosten-Nutzen-Analyse[wp] einfließen, da hinter diesen Kosten nicht notwendigerweise tatsächliche gesellschaftliche Zahlungs-[wp] bzw. Kompensations­bereit­schaften stehen. Zahlungs- bzw. Kompensations­bereitschaften können auch für Güter ermittelt werden, die keinen Marktpreis[wp] besitzen und auch nicht zu gängigen Marktgütern[wp] in einer engen Beziehung stehen. Hier werden sozial­wissen­schaftliche Umfrage­methoden eingesetzt.[4]

Einzelnachweise

  1. DorfWiki: Demonetarisierung
  2. Theoriekultur - Wiki: Demonetarisierung
  3. Stefan Meretz: Demonetarisierung durch Entwarenformung, keimform.de am 13. April 2012
  4. WikipediaMonetarisierung

Netzverweise

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Demonetarisierung von Dorfwiki.
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Demonetarisierung von Theoriekultur - Wiki, 29. September 2013.
Dieser Artikel basiert in den Abschnitten "Wortherkunft" und "Zuordnung von Geldwerten" auf dem Artikel Demonetarisierung (11. Mai 2013) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia. Der Wikipedia-Artikel steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported (CC BY-SA 3.0). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar, die vor Übernahme in WikiMANNia am Text mitgearbeitet haben.