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Shitstorm

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Hauptseite » Sprache » Wörterbuch » Shitstorm

Der englische Begriff Shitstorm (deutsch: Netzhetze, Kakophonie[wp]) bezeichnet im deutschen Sprachraum das (gezielte) Vorgehen, bei welchem zahlreiche Personen, insbesondere Benutzer eines so genannten sozialen Netzwerkes[wp], öffentlich (häufig unsachliche, argumentlose) Kritik an einem Konzern, Produkt oder auch einer Einzel­person üben. Dabei muss die Kritik nicht zwingend sachlich oder objektiv sein.

Viele Shitstorms finden auf/mit SocialMedia-Plattformen statt. Soziale Netzwerke wie beispielsweise Facebook oder Twitter, aber auch die Diskussions­seiten der Wikipedia sind ideale Instrumente, um eine "Welle" des Konsumenten­unmuts auszulösen und sich als Konsument "Gehör zu verschaffen".

Shitstorms erhalten mittlerweile auch große Aufmerksamkeit seitens der Medien, was den Druck auf den Kritik­empfänger zusätzlich erhöht.

Im Englischen bezeichnet der Begriff Shitstorm ganz allgemein eine durch eine Vielzahl handelnder Personen ausgelöste, chaotische, un­über­schaubare und unangenehme Situation.[1]

Zitat: «Englisches Original
Shitstorm is a vulgar dysphemism for a chaotic and unpleasant situation.[2]

Deutsche Übertragung

Shitstorm ist ein vulgärer Schmäh­ausdruck[wp] für eine chaotische und unangenehme Situation.»
Zitat: «Der Duden definiert einen Shitstorm als "Sturm der Entrüstung in einem Kommunikations­medium des Internets, der zum Teil mit beleidigenden Äußerungen einhergeht". (siehe auch Schmähkritik[wp]) Der Begriff Shitstorm bezieht sich vor allem auf "Blogbeiträge oder -kommentare, Twitter-Nachrichten oder Facebook-Meldungen". Typisch für einen Shitstorm ist, dass die Teilnehmer Schmäh­ausdrücke[wp] verwenden.»[3]

Wortmeldungen

Zitat: «Menschen, deren Beruf es ist, Shitstorms wegen Kleinigkeiten zu organisieren, klagen über "zu viel Hass im Netz".»
Zitat: «Ein Shitstorm ist ein Massenauflauf, der zum Ziel hat, den Anders­meinenden durch massen­haften Bewurf mit verbalen Exkrementen mundtot zu machen. (...) Der Shitstorm ist der Versuch, eine sachliche Aus­ein­ander­setzung zu vermeiden, um stattdessen durch Überwältigung und Etikettierung des Anders­meinenden den Sieg im digitalen Vernichtungs­kampf davonzutragen. Der andere wird nicht mit Argumenten überzeugt, sondern abgestempelt. (...) In den seltensten Fällen kommt es zum Austausch von Argumenten. Die Regel ist, dass die Vernichtung der abweichenden Meinung angestrebt wird, meist durch Überwältigung, Etikettierung, Beleidigung. Das Internet, vor allem die "sozialen Netzwerke"[wp], sind insofern zum mittel­alterlichen Marktplatz verkommen. Die Orte, an denen die Scheiter­haufen lodern, heißen Facebook und Twitter.

Der Zivilisation fehlt in der Anonymität des Virtuellen ihre wichtigste Grundlage: die Haftbarkeit des Einzelnen. Die Erfindung des Individuums als haftbare, sein eigenes Handeln verantwortende Person war die Voraussetzung für die Errichtung der bürgerlichen Gesellschaft und ihrer großen Errungenschaften: Rechtsstaatlichkeit und Menschenwürde. Die anonymen Massen­aufläufe im Internet entheben den Einzelnen aus der bürgerlichen Verantwortlichkeit.

Die pöbelnde Masse tritt heute wieder selbstbewusst als Handelnder auf. Die Anonymität des Internets bedeutet insofern einen zivilisatorischen Rückschritt in Richtung Faschismus und Mittel­alter, Pogrom[wp] und Hexenverbrennung[wp] - Dieter Nuhr[wp][4]

Zitat: «Auf der anderen Seite scheinen sich viele derjenigen, die sich über Shitstorms beklagen, gar nicht bewusst zu sein, in welch einer privilegierten Situation sie eigentlich sind. "Diejenigen, die sich über den 'rauen Ton' beschweren, sind oft genug auch jene, die sehr daran gewöhnt sind, dass ihre Stimme gehört wird (wie beispielsweise Journalisten) und selbst bei Widerspruch ihre Relevanz nicht grundsätzlich in Frage gestellt wird", schreibt etwa Autorin Lucie in dem feministischen Blog Kleinerdrei.

Denjenigen, die die Reichweite nicht haben, bleibt wenig mehr als ihre Kritik über soziale Medien zu äußern. Wenn es ziemlich viele Menschen sind, die das tun, wird diese Kritik dann natürlich zu einem Instrument, Druck auszuüben auf diejenigen, die im Hierarchie­verhältnis über dem stink­normalen Nutzer stehen - sei es, weil sie Redakteur einer renommierten Zeitung sind oder eben Komiker, denen ein Millionen­publikum zuhört. Ein Instrument übrigens, das durchaus der klassischen Demo vor dem Verlags­gebäude oder der Partei­zentrale ähnelt. Der Shitstorm ist damit, wenn man so will, kein Beitrag zur Debatte im feuilletonistischen Sinn, sondern eine Form von politischem Aktivismus, ein Weg, bestehende Macht­verhältnisse in Frage zu stellen.

Wenn Nuhr, der Komiker mit dem Millionen­publikum, davon spricht, dass "die pöbelnde Masse" heute wieder "selbstbewusst als Handelnder" auftritt, dann hat das einen bitteren Beigeschmack. Böswillig interpretiert: "Die da unten" sollen gefälligst unten bleiben, zu seinen Auftritten kommen, aber ihm "da oben" gefälligst nicht auf die Nerven gehen mit ihrer Kritik.» - Hannah Beitzer[5]

Über den Einfluss der Shitstormer:

Zitat: «Was mich daran besonders entsetzt sind nicht die Shitstorms an sich, sondern dass deshalb verzweifelte Aufnahmeleiter hin und her rennen. Das heißt nämlich, dass diese Shitstormer enormen Einfluss auf den ÖRR haben, und dass es dann schon mindestens eine Größe, ein Urgestein wie Gottschalk[wp] braucht, der nicht mehr auf den Job angewiesen ist und es sich leisten kann zu sagen "rutscht mir alle den Buckel runter". Jüngere in dieser Branche können das ganz sicher nicht, wenn sie finanziell noch darauf angewiesen sind, ihren Job zu behalten. [...]

Und ein wesentlicher Teil der Shitstorms, die auf Gottschalk niedergingen, lagen meines Erachtens nicht einmal an Gottschalk und seiner losen Klappe selbst, sondern einfach an dem längst nicht mehr zeitgemäßen Versuch, eine Sendung für alle zu machen. Weil "alle" heute so breit gestreut ist, dass das gar nicht mehr geht. Und das weiß auch Gottschalk. Und wenn man versucht, eine Sendung mit dem größten gemeinsamen Teiler zu machen, den jeder erträgt, kann man nicht mal mehr die Studiouhr als Dauersendung zeigen.»[6]

Einzelnachweise

  1. Online Marketing Glossar: Shitstorm
  2. Englische Wikipedia: Shitstorm
  3. Deutsche Wikipedia: Shitstorm
  4. Dieter Nuhr[wp]: Bericht aus dem Shitstorm: Wir leben im digitalen Mittelalter, Frankfurter Allgemeine am 17. Juli 2015
  5. Hannah Beitzer: Kritik an Dieter Nuhr: Wir alle sind der Shitstorm, Süddeutsche Zeitung am 18. Juli 2015
  6. Hadmut Danisch: Redefreiheit I: Fernsehen, Ansichten eines Informatikers am 26. November 2023 (Thomas Gottschalk: "Dann sag’ ich lieber gar nichts mehr.")

Netzverweise

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Shitstorm von Online Marketing Glossar.