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Ankerkind
Das politische Schlagwort Ankerkind (englisch: anchor baby) ist eine abwertende Bezeichnung für minderjährige Asylforderer, die von ihren Familien in das Zielland entsandt werden, um die Familie über legale Einreisemöglichkeiten nachzuholen.[2][3]
In den Vereinigten Staaten umfasst der Begriff auch im Land geborene Kinder, deren Mütter illegal eingereist waren[3], deren Geburt diesen aufgrund des in den USA geltenden Territorialitätsprinzip[wp] im Staatsangehörigkeitsrechts eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis[wp] verschafft.
2015 kamen im Zuge der Flüchtlingskrise in Europa[wp] und in Deutschland[wp] deutlich mehr unbegleitete Flüchtlingskinder nach Deutschland als in den Jahren zuvor.[4] Im Januar 2016 beschlossen die Führungspersonen der Regierungskoalition (Kabinett Merkel III[wp]), bei subsidiär Schutzberechtigten[wp] eine Familienzusammenführung für zwei Jahre auszusetzen.[5]
Zitat: | «Offenbar werden vor allem junge Männer alleine nach Deutschland vorausgeschickt, um ihre Familie nachzuholen. Der Familiennachzug ist mit einem entsprechenden Aufenthaltsstatus geregelt. "Ich kenne einige Männer aus Afghanistan", erzählt Daniela Ludwig, "für die eine gesamte Dorfgemeinschaft zusammengelegt hat, für die Schleusung, weil alle sagten, dieser Mann hat etwas drauf, er wird es in Deutschland schaffen und davon profitieren wir dann in der Heimat auch".
"Ankerkinder" nennen das Jugendämter, die sich um die minderjährigen Flüchtlinge ohne Begleitung kümmern. [...] Die minderjährigen Kinder sollen in Deutschland Fuss fassen und als Absicherung der Familie dienen.»[6] |
Zitat: | «In einer Gesellschaft wie der deutschen, die immer weniger Kinder bekommt und daher dazu neigt, die vorhandenen immer ängstlicher zu betreuen, ist es schwer vorstellbar, dass ein Kind sich allein von Damaskus bis München durchschlägt. Ist aber so. Die meisten Flüchtlinge sind jung. Viele sind noch Kinder, manche von ihnen kommen mit ihren Eltern, manche ohne. Etwa 300.000 der in diesem Jahr nach Deutschland kommenden Flüchtlinge seien Kinder, sagte Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig am Montag in Berlin. Bei einer Million Flüchtlinge ist das knapp ein Drittel. [...]
Es kommen deutlich mehr unbegleitete Minderjährige Asylbewerber aus Afghanistan als aus Syrien. Allerdings weist das BMI darauf hin, dass nicht alle Minderjährigen Asyl beantragen, was ja immer auch mit der Gefahr einer Ablehnung verbunden ist. Auch ohne Asylverfahren hätten sie Aussichten, nationale Abschiebeverbote geltend zu machen und so zumindest vorübergehend in Deutschland zu bleiben. Im Bundesinnenministerium gibt es für Minderjährige, die Asyl beantragen, den Begriff "Ankerkinder". Mit Zunahme des gesamten "Migrationsgeschehens" habe auch das Phänomen zugenommen, dass Familien Kinder und Jugendlich allein auf die Reise schickten, damit diese anschließend die Familie nachholen.»[7] |
Zitat: | «90 Prozent der minderjährigen Migranten sind Jungen, und sie werden immer jünger, berichtet wiederum "Die Welt". Kein Wunder. Denn immer häufiger werden die Jugendlichen von ihren Eltern und Familien in Syrien, Flüchtlingslagern in Libanon oder der Türkei, oder gar aus Afghanistan ganz bewusst vorausgeschickt. Wenn sie es bis nach Deutschland schaffen, haben die Jugendlichen automatisch Bleiberecht bis zur Volljährigkeit, unabhängig davon, ob sie asylberechtigt sind oder nicht. Früher oder später kann die Familie dann nachkommen, so jedenfalls die Erwartung. Die Eltern wissen offenbar auch genau, dass minderjährige Migranten in Deutschland sofort rundum versorgt werden. "Wenn du es als Kind nach Deutschland schaffst, dann ist alles gut", zitiert "Die Welt" einen afghanischen Vater.»[8] |
Zitat: | «Seine Familie hatte dem dreijährigen Hassan eingetrichtert, dass er auf einer Mission ist, um Deutschland zu erreichen und dann seine Eltern zu retten.» - Wall Street Journal[8] |
Einzelnachweise
- ↑ Sebastian Peters: Flüchtlingsfamilie aus Afghanistan: In Wesel wieder vereint, RP Online am 24. Dezember 2017
- Anreißer: Nomad Jalali flüchtete aus Afghanistan. Er fand in Wesel eine Pflegefamilie, seine afghanische Familie zog nach. Die Geschichte der Jalalis ist auch ein Beweis dafür, wie mühevoll der umstrittene Familiennachzug nach Deutschland ist.
- Maximilian Krah auf Twitter: So geht #Familiennachzug - Ankerkind holt 9 Familienmitglieder nach. Kommt der Familiennachzug, hat Deutschland fertig.[ext]
- ↑ Traiskirchen: Immer mehr "Ankerkinder", ORF NÖ am 6. Januar 2012
- ↑ 3,0 3,1 Günter Burkart: Zukunft der Familie: Prognosen und Szenarien, Barbara Budrich, 2009, 978-3-86649-237-0, Seiten 101f.
- ↑ Eckart Lohse: Ankerkinder allein auf der Flucht, FAZ am 14. Dezember 2015
- ↑ Asylpaket II, Koalition einigt sich auf Kompromiss bei Familiennachzug, FAZ am 28. Januar 2016
- ↑ Heinrich Maetzke: Deutschland: Die Hoffnung ruht auf den "Ankerkindern", Deutsche Welle am 6. Oktober 2015
- ↑ Eckart Lohse: Flüchtlingskrise: Ankerkinder allein auf der Flucht, FAZ am 14. Dezember 2015
- ↑ 8,0 8,1 Heinrich Maetzke: Asylbewerber: Anker-Kinder auf Mission, Bayern Kurier am 6. Oktober 2015
Querverweise