Mit dem Begriff Salonbolschewist (auch Salonbolschewik oder Salonkommunist) werden in abwertender Weise Menschen bezeichnet, die sich für den Kommunismus begeistern, denen aber unterstellt wird, dass es sich dabei um ein reines Lippenbekenntnis handelt. Die Historikerin Ulrike Goldschweer sieht den Ursprung des Phänomens in den 1930er Jahren, als in Westeuropa und den USA Intellektuelle wie George Bernard Shaw[wp], Theodore Dreiser[wp], André Gide[wp] und Thomas Mann[wp] aufgrund idealistischer Annahmen mit dem "sozialen Experiment" der Sowjetunion sympathisiert hätten, ohne dabei die realen Verhältnisse im Stalinismus[wp] zur Kenntnis zu nehmen. Die Wurzeln dieser Haltung sieht sie im sozialutopischen Denken des 19. Jahrhunderts. Der Begriff und seine Varianten hätten einerseits in eindeutig diffamierender Absicht im konservativen Milieu kursiert und andererseits unter russischen Emigranten als Ausdruck der Enttäuschung über das Unverständnis, das ihnen aus westlichen Intellektuellenkreisen entgegenschlug. Der Begriff ist gelegentlich auch noch in der aktuellen politischen Diskussion präsent.[1]
Salonbolschewismus
Salonbolschewismus. Der Begriff S. (russ. salonnyj bol'ševizm) gehört zu den abwertenden Bezeichnungen (wie Salonkommunismus), welche den ideologischen Gegner als Sympathisanten einer kommunistischen Gesellschaftsordnung diffamieren. Er unterstellt, dass es sich dabei um ein reines Lippenbekenntnis handelt, das die realen Bedingungen dieser Gesellschaftsform ignoriert. Seinen Ursprung hat dieses Phänomen in der seit den 1930er Jahren des 20. Jh. insbesondere in Westeuropa und den USA unter Intellektuellen verbreiteten Neigung, aufgrund idealistischer Annahmen und v. a. blind gegenüber den Opfern mit dem System der Sowjetunion zu sympathisieren; eine Haltung, die im sozialutopischen Denken des 19. Jh. wurzelt. Dabei kursierten der Begriff und seine Varianten in verschiedenen Kontexten, einerseits in eindeutig diffamierender Absicht im konservativen Milieu, andererseits aber auch unter russischen Emigranten als Ausdruck der Enttäuschung über das Unverständnis, das ihnen aus westlichen Intellektuellenkreisen entgegenschlug. Insbesondere die Schriftsteller, die nicht bereit waren, am "sozialen Experiment" des Aufbaus einer sozialistischen Gesellschaft teilzunehmen, und nicht müde wurden, gegen die sowjetische Zensur, die Repressionen und die Liquidierung von Autoren zu protestieren, empfanden diese Auffassung als entwürdigend, weil sie ihrer eigenen Erfahrung ein idealistisches Konstrukt entgegenstellte. In diesem Zusammenhang werden Namen wie George Bernard Shaw[wp], Theodore Dreiser[wp], André Gide[wp] und Thomas Mann[wp] genannt. Die Ernüchterung darüber ist bis heute in vielen Memoiren und literarischen Werken von nicht nur russischen Emigranten dokumentiert; hin und wieder taucht der Begriff auch in der aktuellen politischen Diskussion auf.
- Karlinsky S. Appel Jr. A. (Ed.) 1973: The Bitter Air of Exile: Russian Writers in the West 1922-1972. Berkeley. Struve G. 1956: Russkaja literatura v izgnanii. New York. [2]
Wortart und Bedeutung
- Wortart
- Substantiv, maskulin
- Gebrauch
- ironisch
- Bedeutung
- jemand, der sich für die Theorien des Bolschewismus[wp] begeistert, sie aber in der Praxis nur dann vertritt, wenn er dadurch nicht auf persönliche Vorteile verzichten muss|[3]
Verwendungsbeispiele
Zitat: |
«Wieviele Millionen Amerikaner wären verhungert, wenn er und seine reichen Princeton-Freunde und Salonbolschewisten das Land regiert hätten?»[4]
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Zitat: |
«Gregor Gysi ist doch kein Staatsfeind, er ist allenfalls ein Salonbolschewist.»[5]
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Einzelnachweise
Querverweise
Netzverweise