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Gender Biomedizin

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Ernst Haeckel's[wp] Zeichnung (1868) eines ca. 8 Wochen alten menschlichen Embryos während der Ausbildung der Geschlechts­identität (m oder w)

Der Begriff Gender Biomedizin (geschlechtergerechte Analyse und Behandlung von Krankheiten, GB, engl. Gender aspects in Biomedicine) bezeichnet ein 1993 in den USA als Forschungs­richtung etabliertes Teilgebiet der Biomedizin[wp]. Der Gender Biomedizin liegen alle natur­wissen­schaftlich dokumentierten Unterschiede der beiden Geschlechter (männlich/weiblich) zugrunde. Insbesondere die vorgeburtliche Vermännlichung des ursprünglich neutral bzw. weiblich angelegten menschlichen Embryos bildet die theoretische Grundlage dieser Richtung der Biomedizin.

Geschichte

Im Jahr 1993 veröffentlichte die United States Food and Drug Administration[wp] (F.D.A.) ihre so genannten Richtlinien zu den Geschlechter-Unter­schieden (Gender Differences). Nach diesen Vorgaben ist es ab 1994 für alle zu prüfenden Medikationen vorgeschrieben, die Geschlechter-Unterschiede (Männer verglichen mit Frauen) in die experimentellen Analysen mit ein­zu­beziehen. Ab Mitte der 1990er Jahre konnte man in Fach­publikationen mit zunehmender Häufigkeit den Begriff Gender Differences lesen. Wie der Harvard-Biologe David Haig[wp] in einem grundlegenden theoretischen Beitrag[1] nachgewiesen hat, nahm die Nennung des Begriffs Gender (in der Evolutionsbiologie die Entwicklung eines männlichen bzw. weiblichen Embryos zum geschlechts­reifen Individuum) in der biomedizinischen Literatur ab diesem Zeitpunkt erheblich zu. Im Jahr 2010 wurde im Universitäts­verlag Göttingen eine Monographie mit dem Titel Sex und Gender in der Biomedizin publiziert.[2] Auf Grundlage der dort zusammen­gefassten Befunde und aktuellerer Studien, sowie der zentralen Erkenntnis, dass die Geschlechts­chromosomen[wp] bei Mann und Frau nicht nur in den Gonaden[wp], sondern im ganzen Körper exprimiert werden[3], wurde der Begriff "Gender aspects in Biomedicine", deutsche Kurzform "Gender Biomedizin" (GB) geprägt und diese Disziplin ausführlich charakterisiert.[2][4]

Naturwissenschaftliche Grundlagen

Die GB basiert u. a. auf der Erkenntnis, dass eine befruchtete Eizelle (Zygote[wp]), obwohl zu etwa 50 : 50 % entweder weibliche (XX) bzw. männliche (XY)-Varianten gebildet werden[2], sich zunächst geschlechts­neutral bzw. feminin entwickeln. Erst im zweiten Schwangerschafts­monat wird bei den XY-Varianten eine aktive Vermännlichung des weiblichen Embryos hervor­gerufen, wobei das Steroidhormon Testosteron als entscheidender Regulator dient.[4] Es folgt daraufhin eine hormonell gesteuerte Maskulinisierung des Gehirns. Diese evolutions­biologisch begründete Sicht von "der Frau als primärem Geschlecht" wird u. a. durch die Beobachtung unterstützt, dass Männer über funktionslose Brustwarzen verfügen, ohne jemals "Muttermilch" absondern zu können.[4] Weiterhin haben DNA-Sequenz­analysen zu der Erkenntnis geführt, dass sich Männer und Frauen um ca. 1,5 % voneinander unterscheiden, eine Differenz, die in etwa dem Spezies-Unterschied von Schimpanse und Mensch entspricht. Diese und weitere Befunde aus der evolutionären Entwicklungs­biologie[5] haben zur Erkenntnis geführt, dass sich Männer und Frauen derart deutlich voneinander unterscheiden, dass es angemessen erscheint, die beiden Geschlechter als separate, evolvierte Menschentypen zu betrachten.[4]

Abgrenzung zu den Gender-Studien

Die ausschließlich naturwissenschaftlich-experimentell begründete Gender Biomedizin[2], eine Erweiterung der bereits in den 1980er Jahren initiierten Gender Medicine, basiert auf physikalisch-bio­chemisch-molekular­genetischen Befunden.[5] Die GB ist daher eine ideologiefreie, ergebnisoffene Disziplin der Life Sciences (Bio­wissen­schaften). Im Gegensatz dazu basieren die seit Mitte der 1990er Jahre an deutschen Universitäten gelehrten, sozial- bzw. geistes­wissen­schaftlich begründeten Gender Studies (GS) auf fragwürdigen Annahmen. Wie in einer umfassenden Studie dargelegt[4], können die "Gender Studies" auf die Irrlehren des US-Psychologen John Money zurück­geführt werden. Die Money'sche These einer "geschlechts­neutralen Geburt" mit anschließender erzieherischer Prägung[wp] in männliche bzw. weibliche Richtung wurde insbesondere durch die Erkenntnisse der molekularen Gender Biomedizin widerlegt.[3][5]

Da Vertreter der sozio-politischen "Gender Studies" irrtümlicher Weise Aspekte der GB in ihr Konzept integriert haben, wurde zur Abgrenzung GB vs. GS der Begriff Moneyismus geprägt.[4] Wie im Detail nach­gewiesen werden konnte[4][6], lassen sich die wesentlichen Aussagen der Gender-Ideologie (an Universitäten als Studienfach Gender Studies präsent) auf die Ideen von John Money zurückführen, wobei u. a. auch die Bücher der US-amerikanischen Autorin Judith Butler prägend waren. Über feministische Schrift­stellerinnen wie Butler etc. wurden die Thesen von John Money zur Grundlage der deutschen Geschlechterforschung. Das Wort "Gender" wird u. a. von der Politik­wissen­schaftlerin Jemima Repo (im soziologischen Sinne das "soziale Geschlecht") als politischer Kampfbegriff interpretiert.[6]

Einzelnachweise

  1. Haig, D.[wp] (2004) The inexorable rise of gender and the decline of sex: Social change in academic titles, 1945-2001. Arch. Sex. Behav. 33, 87-96
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Klinge, I., Wiesemann, C.[wp] (Eds.) (2010) Sex and Gender in Biomedicine. Theories, Methodes, Results. Göttingen: Universitätsverlag, Göttingen
  3. 3,0 3,1 Bellott, D. W., Hughes, J. F., Skaletsky, H. et al. (2015) Mammalian Y-chromosomes retain widely expressed dose-sensitive regulators. Nature 508, 494-499
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 4,5 4,6 Kutschera, U. (2016) Das Gender-Paradoxon. Mann und Frau als evolvierte Menschentypen. Berlin: LIT-Verlag
  5. 5,0 5,1 5,2 Meyer, A.[wp] (2015) Adams Apfel und Evas Erbe. Wie die Gene unser Leben bestimmen und warum Frauen anders sind als Männer. München: C. Bertelsmann Verlag
  6. 6,0 6,1 Repo, J. (2016) The Biopolitics of Gender. New York: Oxford University Press

Netzverweise


Dieser Artikel basiert (inzwischen am 4. Mai 2016 gelöscht) auf dem Artikel Gender Biomedizin (28. April 2016) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia. Der Wikipedia-Artikel steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported (CC BY-SA 3.0). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar, die vor Übernahme in WikiMANNia am Text mitgearbeitet haben.