Am 28. Dezember 2024 ist Tag der unschuldigen Kinder.
WikiMANNias Geschenk zum Heiligen Abend an alle Feministinnen: Abtreibungseuthanasie. Die Redaktion wünscht allen Müttern und Vätern ein besinnliches Weihnachtsfest mit ihren Kindern! |
MediaWiki[wp] ist männerfeindlich, siehe T323956. |
Befreiungstheologie
Die Befreiungstheologie oder Theologie der Befreiung (spanisch: "Teología de la Liberación") ist eine in Lateinamerika entstandene Richtung der Theologie[wp]. Sie will "Stimme der Armen" sein und zu ihrer Befreiung von Ausbeutung, Entrechtung und Unterdrückung beitragen. Aus der Situation sozial deklassierter Bevölkerungsteile heraus interpretiert sie die biblische Tradition als Impuls für eine umfassende Gesellschaftskritik.
Selbstverständnis
Befreiungstheologen engagieren sich für eine basisdemokratische[wp] und in Teilen sozialistische Gesellschaftsordnung.
Christlich-katholische Kritik
In der Befreiungstheologie wird Befreiung vor allem als kulturelle, politische, rassische, soziale und ökonomische verstanden, statt als Erlösung[kp] im Sinne von Befreiung von der Sünde[kp].
Zitat: | «Die erste große Herausforderung, der wir uns stellten, war die Befreiungstheologie, die sich in Lateinamerika ausbreitete. Sowohl in Europa als auch in Nordamerika war es allgemeine Meinung, daß es sich dabei um eine Unterstützung für die Armen handle und daher selbstverständlich gutzuheißen war. Das aber war ein Irrtum. Die Armut und die Armen waren von der Befreiungstheologie zweifelsohne zum Thema gemacht worden, allerdings in einer sehr spezifischen Perspektive. (...) Es ging nicht um Hilfe und Reformen, sondern um den großen Umsturz, aus dem eine neue Welt hervorgehen sollte. Der christliche Glauben wurde als Motor dieser revolutionären Bewegung gebraucht und dadurch in eine politische Kraft umgewandelt. (...) Natürlich traten diese Ideen in verschiedenen Varianten auf und nicht immer zeigten sie sich mit absoluter Deutlichkeit, doch insgesamt war das die Stoßrichtung. Einer solchen Verfälschung des christlichen Glaubens mußte man sich widersetzen, gerade auch aus Liebe zu den Armen und dem Dienst, der zu ihren Gunsten geleistet wird (...)»[1][2] |
Der Bruder des bekanntesten Befreiungstheologen der Welt, Leonardo Boff[wp], meldete sich zu Wort:
Die Befreiungstheologie war eines der schlimmsten Unglücke für die katholische Kirche. Ihre Erfinder sind die Theologen Gustavo Gutiérrez[wp], ein Dominikaner, und Leonardo Boff[wp], ein Franziskaner. Entstanden ist sie nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil[wp] und sollte eine Interpretation und Antwort auf die dramatische Situation der Massenarmut in Lateinamerika sein. Soweit die noble Absicht.
In Wirklichkeit vermischte sie die Theologie mit dem damals in Mode stehenden und scheinbar unaufhaltsamen Marxismus. Sie rechtfertigte zunächst den Klassenkampf, dann den bewaffneten Kampf und mündete unweigerlich in Gewalt. Und viele Katholiken, auch Priester, Ordensleute und Seminaristen sind den falschen Sirenengesängen gefolgt. Die Folge war großes Leid und schwere Risse und Spaltungen in der katholischen Kirche durch Priester, die das Kreuz in der Hand mit einem Maschinengewehr eintauschten. Kleriker, die statt dem Vorbild der Heiligen zu folgen, lieber dem Beispiel Che Guevaras nachahmten und sich im Guerillakampf durch die Städte und den Dschungel kämpften und irgendwann von Polizei oder Militär erschossen wurden. Aus diesem Grund verurteilten die lateinamerikanischen Bischöfe die marxistisch infizierte Theologie 1979. Gleiches tat ausführlich begründet die Glaubenskongregation unter der Führung von Joseph Kardinal Ratzinger auf ausdrückliche Aufforderung von Papst Johannes Paul II., der aus dem sowjetisch kontrollierten Ostblock stammend, besonders sensibel für das Thema war. Die Glaubenskongregation studierte das Phänomen aus Sicht der Orthodoxie und der Soziallehre der Kirche[kp]. Die Verurteilung erfolgte mit zwei Dokumenten: Libertatis Nuntius (1984) und Libertatis Conscientia (1986). In beiden wurde festgehalten, daß die Befreiungstheologie in einem Abhängigkeitsverhältnis zur marxistischen Gesellschaftskritik stand und daher mit der Botschaft des Evangeliums unvereinbar ist. Leonardo Boff, heute unter anderem Mitarbeiter des kirchenfeindlichen Revolverblattes Fatto Quotidiano, hat diesen Eingriff Ratzingers nie verziehen. Er kehrte der Kirche den Rücken und begann gegen sie einen persönlichen Rachefeldzug unter anderem durch seine brasilianischen "Basisgemeinschaften". So eine Art brasilianischer Don Gallo[ext]. |
– Giuseppe Nardi[3] |
In einem Interview mit der brasilianischen Tageszeitung Folha de São Paulo widersprach Clodovis Boff[wp] seinem Bruder Leonardo:
Zitat: | «In den beiden von Kardinal Ratzinger veröffentlichten Dokumenten verteidigte er den ursprünglichen Kern der Befreiungstheologie: den Einsatz für die Armen des Glaubens wegen. Gleichzeitig kritisierte er jedoch den marxistischen Einfluß. Die Kirche kann nicht. Sie ist nicht wie eine Zivilgesellschaft, wo die Leute sagen können, was sie wollen. Wir sind an einen Glauben gebunden und wenn jemand einen anderen Glauben bekennt, schließt er sich selbst aus der Kirche aus. Von Anfang an, war ihm die Bedeutung klar, Christus zur Grundlage der ganzen Theologie zu machen. Im hegemonischen Diskurs der Befreiungstheologie habe ich aber gemerkt, daß der Glaube an Christus nur mehr im Hintergrund auftauchte. Das "anonyme Christentum" von Karl Rahner[wp] war eine große Ausrede, um Christus, das Gebet, die Sakramente und die Mission zu vernachlässigen, in dem man sich nur mehr auf die Veränderung der Sozialstrukturen konzentrierte.»[3] |
Clodovis Boff, früher selbst ein Vertreter der Teología de la Liberación, der aber bereits 1986 Kritik daran übte und sich 2007 endgültig von der Befreiungstheologie distanzierte, sagte weiter:
Zitat: | «In den 1970er Jahren entzog mir Kardinal Eugenio Sales[wp] die Lehrerlaubnis für Theologie an der Katholischen Universität von Rio. Sales erklärte mir auf liebenswürdige Art: "Clodovis, ich denke, Du irrst Dich. Gutes tun genügt nicht, um Christ zu sein. Das Zentrale ist, den Glauben zu bekennen (...)" Er hatte recht. Tatsächlich wurde die Kirche für uns irrelevant. Und nicht nur sie, auch Christus selbst.»[3] |
Kommentare
Zitat: | «Erstmals trat ein Gründer der Befreiungstheologie bei einer offiziellen Pressekonferenz im Vatikan auf: Gustavo Gutierrez. Viele deuteten das als Rehabilitation der Befreiungstheologie. Gutierrez selbst äußerte sich diplomatisch.
Die Frage verschlug Gustavo Gutierrez buchstäblich die Sprache: Ob denn die Verurteilungen der Befreiungstheologie durch die vatikanische Glaubenskongregation in den 1980er Jahren "nötig" gewesen seien, möchte ein Journalist wissen. [...] Die Antwort, die er dann mit einiger Verzögerung gibt, verschlägt wiederum manchem Anwesenden beinahe die Sprache: Die Glaubenskongregation habe die Befreiungstheologie niemals verurteilt; es habe nur einen "bisweilen sehr kritischen Dialog" gegeben, so Gutierrez. Vatikan gegen marxistische Modelle in der Befreiungstheologie Der Theologe aus Peru war am Dienstag der eigentliche Star in einer Pressekonferenz, deren offizieller Anlass die Vorstellung der 20. Generalversammlung von Caritas Internationalis war. Schließlich geschah es das erste Mal, dass einer der Gründer der Befreiungstheologie zu einer offiziellen Pressekonferenz im Vatikan eingeladen war. Mit seinem 1971 veröffentlichten Buch "Theologie der Befreiung" hatte der heute 86 Jahre alte peruanische Theologe dieser Bewegung ihren Namen gegeben. [...] Der Vatikan selbst hatte stets Wert darauf gelegt, dass gegen eine in seinem Sinne richtig verstandene Befreiungstheologie nichts einzuwenden sei, ja, dass sie ein berechtigtes Anliegen in Lateinamerika aufgreife. Zu beanstanden sei aber die Übernahme marxistischer Modelle von Teilen dieser theologischen Richtung. In zwei Schreiben hatte die Glaubenskongregation 1984 und 1986 marxistische Tendenzen in der Befreiungstheologie verurteilt.»[4] |
Zitat: | «Einfach gesagt ist die Befreiungstheologie eine Bewegung, die versucht die Bibel durch die Notlage von Armen zu interpretieren. Wahre Nachfolger von Jesus, gemäß der Befreiungstheologie, müssen hart an der sozialen Gerechtigkeit arbeiten, sozialen wie politischen Umschwung bringen und sich mit der Arbeiterklasse identifizieren. Jesus, der selbst arm war, fokussiert sich auf die Armen und Unterdrückten und jede legitime Kirche wird das ebenfalls gegenüber denen, die historisch ausgegrenzt wurden oder deren Rechte entzogen wurden, tun. Alle Kirchenlehren sollten aus der Perspektive der Armen heraus wachsen. Die Rechte der Armen zu verteidigen, wird als zentraler Aspekt des Evangeliums betrachtet. [...] Die Befreiungstheologie hat ihre Wurzeln in der lateinamerikanischen römisch-katholischen Kirche. Ihr Aufstieg ist eine Antwort auf die weitverbreite Armut und Misshandlung in den größten Teilen der Gesellschaft in Lateinamerika.»[5] |
Literatur (Auswahl)
- Gustavo Gutiérrez[wp]: Teología de la Liberación (Lima 1972), dt.: Theologie der Befreiung, Matthias-Grünewald-Verlag 1973, ISBN 3-459-00878-4
- Enrique Dussel[wp]: América Latina dependencia y liberación. Antología de ensayos antropológicos y teológicos desde la proposición de un pensar latinoamericano (1973)
- Ernesto Cardenal[wp] (Hrsg.): El Evangelio en Solentiname (1975), dt.: Das Evangelium der Bauern von Solentiname, Peter Hammer 1993, ISBN 3-87294-163-1
- Enrique Dussel: Filosofía de la liberación (1977), Editorial Nueva América (1996, 5. korrigierte Auflage), dt.: Philosophie der Befreiung (Aus dem Spanischen von Peter Penner) 3. Auflage. Argument-Verlag 1989, ISBN 3-88619-374-8
- Gustavo Gutiérrez: La fuerza histórica de los pobres (Lima, 1979), dt.: Die historische Macht der Armen, Grünewald 1984, ISBN 3-459-01567-5
- Leonardo Boff[wp]: Kirche, Charisma und Macht. Studien zu einer streitbaren Ekklesiologie. (1981), dt.: Patmos 1985, ISBN 3-492-11078-9
- Enrique Dussel: Herrschaft und Befreiung. Ansatz, Stationen und Themen einer lateinamerikanischen Theologie der Befreiung., Ed. Exodus 1985, ISBN 3-905575-11-6
- Enrique Dussel: Teología de la liberación. Un panorama de su desarrollo. (1986), Potrerillos Editores (1995, erweiterte Neuausgabe)
- Leonardo Boff: Jesus Christus, der Befreier, Herder 1986, ISBN 3-451-08782-0
Einzelnachweise
- ↑ Matteo Matzuzzi: Ratzinger e la Teologia della liberazione: "Fu falsificazione della fede" (Le parole di Benedetto XVI apriranno il nuovo libro su Papa Wojtyla), Il Foglio am 7. März 2014
- ↑ Matteo Matzuzzi: Benedikt XVI.: Befreiungtheologie, eine Verfälschung des christlichen Glaubens, katholisches.info am 8. April 2015
- ↑ 3,0 3,1 3,2 Giuseppe Nardi: Bruder von Leonardo Boff: Wir hätten auf Ratzinger hören sollen, katholisches.info am 29. Juni 2013
- ↑ Befreiungstheologe Gutierrez spricht im Vatikan: Eine Rehabilitation?, Domradio am 12. Mai 2015
- ↑ Was ist die Befreiungstheologie?, gotquestions.org
Netzverweise
- Wikipedia führt einen Artikel über Befreiungstheologie
- Kathpedia führt einen Artikel über Befreiungstheologie
- Universal-Lexikon führt einen Artikel über Befreiungstheologie[ext]
- Leonardo Boff über Kirche in Lateinamerika: Zu machistisch, zu patriarchal, zu zölibatär, Deutschlandradio Kultur am 4. Dezember 2016, Moderation: Kirsten Dietrich
- Marcelo Barros: Wo steht die Befreiungstheologie?, Luxemburg - Gesellschaftsanalyse und linke Praxis, Oktober 2014
- Dieser Papst praktiziert die Befreiungstheologie - katholisch.de (24. Juni 2014) (Länge: 6:18 Min.) (Er ist Dichter, suspendierter katholischer Priester, Revolutionär und einer der berühmtesten Vertreter der Theologie der Befreiung: Ernesto Cardenal[wp]. Der 89-jährige Nicaraguaner wird am 25. Juni 2014 für sein Lebenswerk mit dem Theodor-Wanner-Preis des Stuttgarter Instituts für Auslandsbeziehungen ausgezeichnet. Im Interview mit dem Internetportal Weltkirche spricht er über die Befreiungstheologie, Papst Franziskus und den Seligsprechungsprozess von Oscar Romero.)
- Rehabilitiert Kirche die Befreiungstheologie ohne Marxismus?, Katholisches am 4. September 2013 (Die Befreiungstheologie hat einen schmerzhaften Weg hinter sich. Sie hat viel Leid verursacht. In ihrem Namen verließen verwirrte Seminaristen die Priesterseminare und Ordensleute ihre Klöster, um mit der Waffe in der Hand gegen "Ungerechtigkeiten" zu kämpfen. Das Ziel war die "Befreiung des Menschen" von "schreiendem Unrecht". Das Heil sollte eine „gerechtere Welt“ bringen, die man sich von der Errichtung "sozialistischer" Sowjetrepubliken versprach. Die Richtungen und Schattierungen waren mannigfaltig, die Grundprämisse war jedoch der Marxismus. Christus wurde als marxistischer Befreier und das frühe Christentum als Ur-Kommunismus einer politischen Ideologie dienstbar gemacht. Bald 25 Jahre nach dem Zusammenbruch des Ostblock gibt es Signale in Rom, eine vom Marxismus gereinigte Befreiungstheologie aus der Quarantäne zu entlassen.)
- Die Befreiungstheologie entzweit die Brüder Boff, katholisches.info am 18. Juli 2008 (Die sogenannte Befreiungstheologie, die einmal die Brüder Boff einte, trennt sie nun. Ein Bruder ist zu ihrem grundlegenden Kritiker geworden und hat sich der Position des Papstes angeschlossen, der noch als Leiter der Glaubenskongregation eine Verurteilung ausgesprochen hatte. Der andere Bruder verteidigt sie weiterhin und fühlt sich verraten. [...] Die Wege der beiden Brüder haben sich nicht nur getrennt. Ihre Positionen befinden sich heute in direkter Konfrontation. Der Grund dafür ist genau das, was sie früher zusammenhielt: die Befreiungstheologie. [...] Der Einschätzung seines Bruders zufolge unterstützte Clodovis Boff jetzt "mit naivem Optimismus und jugendlichem Enthusiasmus" die von den lateinamerikanischen Bischöfen auf der Konferenz von Aparecida 2007 vorgegebene Linie.)