Erinnere Dich an die Movember Wohltätigkeitsveranstaltungen im November. |
MediaWiki[wp] ist männerfeindlich, siehe T323956. |
Verkafferung
Verkafferung ist ein Begriff, der während der deutschen Kolonialherrschaft in Südwestafrika[wp] aus dem Afrikaans[wp] übernommen wurde. Er bezeichnet einen seinerzeit unerwünschten Distanzverlust und die "Über"-Assimilierung[wp] gegenüber der einheimischen Bevölkerung, oder auch allgemeine Verwahrlosung[wp]. In einem übertragenen Sinne ist der Begriff als going native in der sozialwissenschaftlichen sowie ethnologischen Feldforschung[wp] bekannt.
Deutsche Kolonialgeschichte
Unter "Verkafferung" verstanden deutsche Kolonialherren in Deutsch-Südwestafrika[wp] das Sich-Einlassen auf die Lebens- und Denkweise der einheimischen bantusprachigen[wp] Bevölkerung, die sie als Kaffer bezeichneten. Dies wurde im "Deutschen Kolonial-Lexikon" 1920 als "Herabsinken eines Europäers auf die Kulturstufe des Eingeborenen"[1] begriffen. Der stete Umgang mit Einheimischen, besonders aber die "Mischehe" begünstige diese "bedauerliche Entartung weißer Ansiedler".[1] Unter Verkafferung verstand man aber auch eine "unordentlich" geführte Farm, übermäßigen Alkoholkonsum, Verarmung, sowie das Integrieren ortsüblicher Wortelemente in die eigene Sprache.[2] Dieser Prozess wurde in der britischen Kolonialverwaltung[wp] als going native bezeichnet. Frankreich und Portugal betrieben die Heranbildung europäisierter Eliten in ihren Kolonien. Siehe Assimilation (Kolonialismus)[wp] (zu Portugal siehe auch Assimilado[wp])
Siehe auch: Akklimatisation[wp], Akkulturation[wp], Assimilation (Soziologie)[wp].
Übertragene Bedeutung in der Sozialforschung
In der sozialwissenschaftlichen Feldforschung gilt (redensartlich) "Verkafferung" als Ergebnis einer zu engagierten "teilnehmenden Beobachtung"[wp], nämlich als Übernahme der Wert- und Lebenshaltungen der beobachteten Gruppe. Wenn (zum Beispiel) ein Gefängnissoziologe[wp] sich jahrelang zu Forschungszwecken im Gefängnis aufhält, kann er die Denk- und Handlungsweisen entweder der Strafgefangenen oder des Wachpersonals übernehmen und verliert somit seine wissenschaftlich-distanzierte Perspektive.
Andererseits (so Ronald Hitzler[wp]) bedarf es bei der Feldforschung eines gewissen Maßes von Annäherung, sonst sei eine teilnehmende Beobachtung überhaupt nicht möglich[3] (vgl. auch Ethnomethodologie[wp]).
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Deutsches Kolonial-Lexikon (1920), Band III, S. 606
- ↑ Katharina Walgenbach: Die weiße Frau als Trägerin deutscher Kultur. Campus 2006, ISBN 978-3-593-37870-1, S. 193 ff.
- ↑ Hitzlers Thesen zur Ethnographie (PDF; 93 kB)
Querverweise