Vergeschlechtlichung (englisch etwa gendering oder genderization) ist ein Begriff, der von Genderisten und Feministen oft verwendet, aber nirgends definiert wird. Offenbar gehört der Begriff zur Strategie der Sprachverschwurbelung von Genderismus und Feminismus. Es ist eine Worthülse, die im Sinne des "moving target" von den Verwendern situativ mit Inhalt gefüllt werden kann. Die ungefähre Bedeutung von Vergeschlechtlichung ist, dass etwas männlich-normativ und somit frauen-benachteiligend ist; oder auch heteronormativ und Lesben und Schwule benachteiligend. Der Begriff stammt aus dem Umfeld des Feindbildes vom Weißen, heterosexuellen Mann.
Eine weitere mögliche Übersetzung des Begriffs wäre "Hineinpressen in die duale Zweigeschlechtlichkeit des Mann-/Frauseins".
Verwendungsbeispiele
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«Bei dieser Strategie kommt zwar die Vergeschlechtlichung in den Berufsstrukturen ins Blickfeld, sie wird aber nur als Diskriminierungstatbestand zur Kenntnis genommen und birgt daher ein anderes Defizit: Solche Antidiskriminierungsstrategien wollen nichts an den geschlechtsspezifischen Konnotationen ändern, sondern unter Beibehaltung der Dualität und Opposition nur die Bedingungen für die Frauen in den Frauenberufen verbessern.» - Friedrich-Ebert-Stiftung[1][2]
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«Gleichzeitig unterliegen die Berufsfelder auch einer "Vergeschlechtlichung", die dem traditionellen Schema d[er] soziale[n] Kompetenz [d]er Geschlechter als dual und polar entsprechen: In Männerberufen, so wird angenommen, gibt es keine Anforderungen, die weiblich konnotiert sind, - und in Frauenberufen auch keine, die männlich konnotiert sind.» - Friedrich-Ebert-Stiftung[1][2]
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«Vergeschlechtlichung rückgängig machen bedeutet hier, die Leitbilder zur Person, zur Interaktion und zu Organisation und Führung zu analysieren und die jeweils weiblich konnotierten Dimensionen mit einzubeziehen.» - Friedrich-Ebert-Stiftung[1][2]
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«Die Vision liegt in dem Rückgängigmachen der Vergeschlechtlichung der Berufsfelder in Bezug auf die dort gestellten Anforderungen, Arbeitszuschnitte und Arbeitsbedingungen und der Professionalisierung der Frauenberufe.» - Friedrich-Ebert-Stiftung[1][2]
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«Damit hat das Unterscheiden aber erst begonnen, denn in den spätkapitalistischen Gesellschaften des Westens finden sich nicht unbedingt dieselben Muster der Vergeschlechtlichung des Ökonomischen wie in den postsozialistischen des ehemaligen Ostens.» - Kunstraum Lakeside[1][3]
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«Geschlecht wird dabei dramatisiert, indem nicht nur Verhalten, sondern auch Dinge und Tätigkeiten einer Vergeschlechtlichung unterzogen werden (Kleidung, Spielzeug, sogar Farben u.v.a.m).» - Claudia Neusüß, Julia Chojecka[1][4]
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«Der Staat wird als männlichen Normen gemäße Institution analysiert, die nicht nur durch die Geschlechterhierarchie strukturiert ist, sondern die auch auf anderen binären Dualismen beruht: so der Trennung zwischen Öffentlichkeit und Privatheit, zwischen Staat und Familie. Feministische Politiktheorie will die Entstehungsprozesse der Vergeschlechtlichung staatlicher Strukturen aufdecken, feministische Politik die weitere Vergeschlechtlichung seiner Gestaltungsergebnisse stoppen (Kreisky 1995).» - Barbara Stiegle[1][5]
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«Ein zweites Projekt über neue Frauenmedien in der arabischen Welt, wie z. B. Talkshows im Satellitenfernsehen und Internetradio, untersucht die Vergeschlechtlichung von Raum und die Konstruktion von Häuslichkeit in der arabischen Öffentlichkeit.»[1][6]
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«Analysiert wird die Vergeschlechtlichung menschlicher Erkenntnisvermögen z. B. durch den Gegensatz Vernunft/Gefühl.»[1][7]
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«Aufgabe der Professur ist die Erarbeitung theoretischer und empirischer Grundlagen einer feministischen Raumplanung, die Analyse der Prozesse der Vergeschlechtlichung räumlicher Strukturen, die Entwicklung von Konzepten zur Verbesserung der Raumaneignungsmöglichkeiten von Frauen, die Analyse der Entwicklung von Lebensformen, Wohnvorstellungen [...]»[1][7]
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«Soziale Arbeit ist heute nicht mehr ungebrochen Symbol für die Vergeschlechtlichung von Arbeit, vielmehr wirken geschlechterdifferenzierte Zuschreibungen - von z. B. ehrenamtlicher und klientennaher Arbeit an Frauen und Vollzeittätigkeit [...]»[1][7]
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«Nachhaltige Ressourcennutzung und Infrastrukturentwicklung aus Genderperspektive": Entlang der Diskurse, z. B. zu Wassernutzung und -management, Klima- und Abfallpolitik, gilt es zu fragen, ob und wie weit Vergeschlechtlichungen in die Problemanalyse sowie in die Problemlösungssuche eingeschrieben sind und sich in technischen Infrastruktursystemen widerspiegeln, um hiervon ausgehend [...]»[1][7]
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«Mit dem Slogan "Lohn für Hausarbeit" wurde der zugrunde liegende heimliche Geschlechtervertrag skandalisiert, mitsamt seinen dualen Vergeschlechtlichungen von männlicher Erwerbsarbeit und weiblicher Reproduktionsarbeit, sowie deren hierarchische Anordnung und asymmetrische Bewertung.»[8]
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Einzelnachweise
- ↑ 1,00 1,01 1,02 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 1,08 1,09 1,10 1,11 Linguee: Übersetzungsbeispiele aus fremden Quellen für "Vergeschlechtlichung"
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 Geschlechter in Verhältnissen. Denkanstöße für die Arbeit in Gender-Mainstreaming-Prozessen.[ext] - Dr. Barbara Stiegler, Friedrich-Ebert-Stiftung, ISBN 3-89892-211-1 (35 Seiten, S. 21+22+26)
- ↑ Kunstraum Lakeside: Wirtschaft und Geschlecht
- ↑ Claudia Neusüß, Julia Chojecka: Kein Fortschritt ohne Bewegung - soviel Gender wie heute war noch nie, Euro Topics am 31. März 2008
- ↑ Barbara Stiegle: Frauen im Mainstreaming: 2.3 Geschlecht als Strukturkategorie im Herrschaftszusammenhang
- ↑ Forum Transregionale Studien (EUME, Europa im Mittleren Osten) Akademisches Jahr 2009/2010 - Dr. Sonali Pahwa
- ↑ 7,0 7,1 7,2 7,3 Gender Curricula für Bachelor- und Masterstudiengänge
- ↑ Prof. Dr. Helma Lutz: "Weltmarkt Haushaltsarbeit - ein blinder Fleck in der Gleichstellungspolitik", GenderKompetenzZentrum am 9. Februar 2009
Querverweise
Netzverweise