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NEET
Das Akronym[wp] NEET aus den Worten Not in Education, Employment or Training bezeichnet die Gruppe Jugendlicher und junger Erwachsener zwischen 15 und 34 Jahren, die keine Schule besuchen, keiner Arbeit nachgehen und sich nicht in beruflicher Aus- oder Fortbildung befinden und dies auch nicht unmittelbar anstreben. Obwohl die Bezeichnung von der britischen Regierung geprägt wurde, wird sie hauptsächlich in Japan verwendet; aber auch einige andere asiatische Länder haben den Begriff übernommen.
Klassifikation von NEET-Typen
NEETs lassen sich grob in zwei Gruppen unterteilen: Etwa die Hälfte der Personen gibt an, zukünftig wieder ein Arbeitsverhältnis aufnehmen zu wollen, die andere Hälfte strebt hingegen langfristig keine Beschäftigung an.[1]
Reiko Kosugi, stellvertretende Leiterin des Japan Institute for Labor Policy and Training, unterscheidet vier unterschiedliche Typen von NEETs[2]:
- der antisoziale und hedonistische Typ, der es schlicht bequemer findet, nicht zu arbeiten
- der zurückgezogene Typ, der nicht in der Lage ist, sich in die Gesellschaft zu integrieren, und sich daher abkapselt
- der paralysierte Typ, der durch zu viel Nachdenken zur Passivität gezwungen ist und daher nicht in der Lage ist, sich eine Arbeit zu suchen
- der entzauberte Typ, der bereits Arbeitserfahrung hat und aufgrund dieser Erfahrungen keine weiteren Arbeitserfahrungen zu machen wünscht.
Ursachen
Verschiedene Ursachen liegen der Entstehung des NEET-Phänomens zugrunde. Dabei wird zwischen Ursachen auf der Makro-Ebene (hier der Gesellschaft des Landes Japan sowie Schulsystem und generelle Arbeitsbedingungen), der Meso-Ebene (einzelne Schule, Firma, Ort) und der Mikro-Ebene (der einzelnen Person) unterschieden.
Ursachen auf der Makro-Ebene
Als eine Ursache für das Entstehen der NEETs wird ein Wertewandel[wp] in der japanischen Gesellschaft betrachtet: Die heutigen jungen Erwachsenen sind im Gegensatz zu früheren Generationen nicht mehr bereit, jede ihnen zugewiesene Arbeit widerspruchslos anzunehmen und auszuführen, sondern sie entscheiden selbst, ob eine Arbeit ihren persönlichen Vorstellungen und Ansprüchen entspricht.[3] Aber auch das inflexible Beschäftigungssystem und die in der japanischen Bevölkerung tief verwurzelte Scheu, Probleme nach außen zu tragen und Hilfe zu suchen, fördern das Entstehen von NEETs.
Ursachen auf der Mikro-Ebene
Davon abgesehen wird die individuelle Entscheidung einer Person, sich zu einem NEET zu entwickeln, von verschiedenen Faktoren begünstigt[4]:
- Persönlichkeitsmerkmale, insbesondere Reizbarkeit, Überempfindlichkeit, Unfähigkeit sich an neue Situationen anzupassen und Schüchternheit
- Familiäre Gründe wie die Unfähigkeit der Eltern, ihr Kind angemessen zu unterstützen, oder Scheidung/Verlust eines Elternteils
- Schulbezogene Gründe, z.B. Mobbing, Überforderung und Druck in Bezug auf Schulleistungen, keine Unterstützung bei Schwierigkeiten in der Schule
- Arbeitsbezogene Gründe, im Besonderen Unzufriedenheit mit dem gewählten Beruf und der Behandlung durch Vorgesetzte, lange Arbeitszeiten und Stellenabbau im Unternehmen
Gesellschaftliche Relevanz
Nach einem Anstieg der NEET-Zahlen in Japan um die Jahrtausendwende, umfasst die Gruppe der NEETs seitdem relativ stabil rund 640.000 Menschen (Statistik aus dem Jahr 2008)[5], also rund 0,5 % der japanischen Bevölkerung. Die japanische Regierung bewertet dies als gesellschaftlich und ökonomisch hoch problematisch und investiert daher seit 2003 in verschiedene, teilweise präventive, Fördermaßnahmen, um die Zahl der NEETs zu verringern.[6]
Verwandte Phänomene
Der NEET-Begriff steht in engem Zusammenhang mit dem sozialen Phänomen der Hikikomori[wp], jungen Erwachsenen, die sich von der Gesellschaft abkapseln und sich von ihren Eltern finanzieren und versorgen lassen. Freeter sind ebenfalls in dieser Altersgruppe anzusiedeln; sie vermeiden feste Arbeitsverhältnisse und gehen ständig wechselnden Gelegenheitsjobs nach. Auch die Begriffe Parasitärer Single und Hotel Mama werden im Zusammenhang mit dem NEET-Begriff genannt.
Rezeption in der japanischen Literatur
In der japanischen Prekariatsliteratur wird neben Freetern (siehe Freeter-Literatur) und Hikikomori zunehmend auch die Thematik der NEETs aufgegriffen. Beispiele aus der Light-Novel-/Manga-Literatur bzw. dem Anime sind Higashi no Eden oder NHK ni Yōkoso!.
Einzelnachweise
- ↑ http://ssjj.oxfordjournals.org/content/10/1/23.abstract
- ↑ http://www.de.emb-japan.go.jp/presse/nochnicht/jb_050408.htm
- ↑ http://www.dijtokyo.org/doc/JS18_2xhaak.pdf
- ↑ http://www.dijtokyo.org/doc/JS18_rahman.pdf
- ↑ http://www.mhlw.go.jp/english/policy/affairs/dl/04.pdf
- ↑ http://www.mhlw.go.jp/topics/2005/05/dl/tp0512-1b08.pdf