Kevin Schläpfer
|
Kevin Schläpfer, Trainer des EHC Biel, erhält den Baselbieter Sportpreis 2012. [1]
|
Geboren
|
24. November 1969
|
Beruf
|
Sportler
|
Kevin Schläpfer (* 1969) ist ein ehemaliger Schweizer Eishockeyspieler, der unter anderem mit dem HC Lugano die Schweizer Meisterschaft gewann. Heute ist er Trainer des EHC Biel[wp].
Privates
[...]
- Der Verein hat mir in einer privaten Situation, die unheimlich schwierig war für mich, sehr viel geholfen.
- Erzählen Sie.
- Ich bin seit acht Jahren geschieden und führe seither einen Rosenkrieg mit meiner Ex-Frau. Es geht um Besuchszeiten für meine Kinder. Darum habe ich dem Verband gesagt: Ich werde nie mit Ärger oder unter der Gürtellinie aus dem Vertrag drängen oder etwas provozieren. Ich erwähne das extra, damit die Leute erfahren, dass es eben einen tieferen Grund gibt.
- Wie konnte der Verein Sie unterstützen?
- Gewisse Kindertage wurden gestrichen oder plötzlich konnte ich die Kinder länger haben. In diesen Momenten hat mir der Verein immer sämtliche Freiheiten gegeben. Meine Kinder waren damals 3, 5 und 9 Jahre alt. Während der Spiele waren sie in der Garderobe. Die kleinen zwei haben einen Disney-Film geschaut. Und ich war draussen am coachen. Der EHC Biel hat mir später extra drei Sitzplätze gleich hinter der Trainerbank reserviert, damit ich meine Kinder und sie mich immer im Blickfeld hatten. Das war sehr wichtig für mich. Weil ich kein Mami mehr hatte auf der Tribüne. Die Mannschaft hat das auch miterlebt. Ohne diese Unterstützung hätte ich x-mal sagen müssen: "Geht nicht!" Und hätte meine Kinder nicht sehen können.
- Hätten Sie Ihre Trainer-Karriere aufgegeben, wenn es sich nicht hätte arrangieren lassen?
- Das ist eine schwierige Frage, die sich mir zum Glück nie gestellt hat.
- Ist man bei einer Scheidung als Mann immer der Dumme?
- Man hat es sehr schwierig. Am Ende des Tages sind wir Männer schon am Anschlag. Wenn wir jeweils von Gleichberechtigung reden - phuu - das sind Diskussionen, die schwierig zu verstehen sind für einen geschiedenen Mann mit drei Kindern. Wir reden die ganze Zeit übers Materielle. Aber bei Dingen wie Besuchszeiten haben wir Männer keine Gleichberechtigung, null. Da mache ich mir schon meine Gedanken.
- Welche Rolle spielten die Behörden?
- In meinem Fall hat mir die Kesb (Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde; die Red.) sehr geholfen. Als Eishockeyspieler und -Trainer ist es sehr schwierig, einen geordneten Besuchsplan zu erstellen. Du kannst nicht sagen: "Ich nehme die Kinder alle 14 Tage." Das geht nicht, wenn ein Spiel in Davos oder Lugano ist. Wir müssen die Monatspläne immer an meinen Spielplan anpassen - und da ist meine Ex-Frau nicht begeistert. Darum brauchen wir einen Beistand, einen Schiedsrichter. Die Kesb hat immer dafür geschaut, dass ich meine Kinder zweimal sah pro Woche. Ohne die Kesb ginge es mir viel schlechter. Ich hätte die Kinder viel weniger - oder gar nicht - gesehen. Aber eben: Ich brauchte einen Arbeitgeber, der das ganze Theater mitmachte.
- Gibt es Sachen, die Sie sich vorwerfen?
- Nein. Im Gegenteil. Es ist wichtig für alle Väter, dass wir um jede Sekunde kämpfen, die wir die Kinder sehen können. Mir ist nur die Zeit mit den Kindern wichtig. Ich zahle die Alimente und alles. Aber das ist zweitrangig.
- Leiden die Kinder unter der Situation?
- Sie bekommen natürlich alles mit. Aber ich denke, dass die Freude, den Vater zu sehen, grösser ist, als das Leiden, wenn es einmal ein bisschen Krach gibt. Sie würden mehr leiden, wenn sie den Vater nicht sähen. Grundsätzlich ist es nicht einfach. Wenn zwei sich streiten und die Kinder dazwischen sind, dann ist es schlimm. Aber trotzdem habe ich das Gefühl, dass wir Männer die Arschkarte gezogen haben. Deshalb müssen wir kämpfen, das ist wichtig. Zum Glück hat sich die Gesellschaft ein bisschen geändert. Männer haben heute mehr Möglichkeiten als vor zwanzig Jahren. Ich glaube schon, dass wir auf einem besseren Weg sind.
- Wie ist der Kontakt heute mit der Ex-Frau?
- Immer noch gleich. Ohne den Beistand könnten wir die Planung unmöglich machen. Warum auch immer, den Grund kenne ich nicht.
- Ist das auch schwierig für Ihre neue Partnerin?
- Ja, schon. Für jemanden, der das nicht kennt, ist so eine Situation erschreckend. Wie sich zwei Erwachsene so aufführen können wie meine Ex-Frau und ich, das ist wirklich peinlich. Aber ich kann es nicht ändern. Und ich höre nicht auf, um Zeit für meine Kinder zu kämpfen.
|
– Kevin Schläpfer im Interview mit Etienne Wuillemin und Marcel Kuchta[2]
|
; Sie blicken auf ein Wahnsinnsjahr zurück. Im Oktober wurde ihr Traum vom Hockey-Naticoach zerstört. Sie brachen in Tränen aus.
- Kevin Schläpfer: Ich kann nichts dafür, meine Stimme versagte. Ich habe vielleicht eine Träne vergossen. Das alles geschah aus Dankbarkeit. Es gibt keine grössere Ehre, als wenn dich die Nati unbedingt will und der Klub dich nicht gehen lässt.
- Wieso machten Sie damals Ihre privaten Probleme öffentlich?
- Ich wollte, dass die Leute verstehen, weshalb ich nicht Nati-Trainer wurde. Alle wissen: Wer will, kommt aus einem Vertrag heraus. Ich hätte tatenlos an der Bande stehen können. Biel hätte handeln müssen. Ich wollte, dass die Leute wissen, dass mehr dahintersteckt.
- Es geht um Ihre Kinder.
- Ich bin seit acht Jahren geschieden, führe seither mit meiner Ex-Frau einen Rosenkrieg und kämpfe um die Besuchstage meiner Kinder. Sie sind für mich das Wichtigste auf der Welt. Biel hat mir immer die Stange gehalten.
- Wie konnte Ihnen der Klub helfen?
- Elvis war 9. Lovis 5. Elisha 3. Ich durfte sie in die Garderobe nehmen. Während den Spielen konnten sie direkt hinter mir sitzen, in der Pause zu mir kommen und auch mal einen Disney-Film in meinem Büro schauen. Und ich durfte ihretwegen schon ein Training abbrechen.
- Sie sagen, als Mann habe man die Arschkarte gezogen.
- Geht es um das Besuchsrecht, sind Männer eingeschränkt. Wenn die Frau will, gerät man in Turbulenzen. Dann muss man kämpfen wie ein Löwe. Ich wurde auch schon angezeigt.
- Worum geht es?
- Elvis wollte mit 12 Jahren nicht mehr nach Hause und lebt nun bei mir. Jetzt stehe ich vor Gericht. Es geht um Entzug eines Minderjährigen. Es gibt auch andere Dinge: Es ist Besuchstag. Ich nehme extra frei, will die Kinder abholen und klingle an der Tür. Doch es öffnet niemand. Dabei höre ich die Kinder in der Wohnung.
- Kommt das oft vor?
- Ab und zu. Das ist dann auch emotional sehr schwierig. Ich muss jeweils schmunzeln, wenn von Gleichberechtigung gesprochen wird. Ich bin auch dafür. Aber konsequent und überall.
- Welche Rolle spielen die Behörden?
- Für sie ist es nicht leicht. Sie unterstützen uns, schauen, dass das Besuchsrecht eingehalten wird. Zweimal pro Woche bekomme ich die Kinder.
- Wie oft sind Sie vor Gericht?
- Einmal pro Jahr muss ich schon antraben. Und das seit acht Jahren. Aber ich will auf keinen Fall meine Ex-Frau angreifen. Für einen Streit braucht es zwei. Schade ist, dass ich nicht weiss, weshalb ich diesen Rosenkrieg habe. Ich liebte meine Frau über alles, machte alles für sie. Dass man sich irgendwann nicht mehr liebt und sich trennt, kann jedem Paar passieren. Dass man sich aber so bekämpfen muss, ist mir unverständlich.
- Wie gehen die Kinder damit um?
- Für Elvis ist es manchmal schwierig. Elisha und Lovis kennen es nicht anders. Für mich ist es wichtig, dass ich sie sehen kann. Wir geben uns Energie. Und spüren unsere Liebe.
- Seit inzwischen fünf Jahren haben Sie eine neue Partnerin.
- Nicole ist für mich ein Glücksfall. Findet man eine Partnerin, welche die ganze Situation akzeptiert und sich mit den Kindern so gut versteht, ist das ein Lottosechser. Meine Familie ist mein Ein und Alles.
|
– Kevin Schläpfer im Interview mit Angelo Rocchinotti[3]
|
Einzelnachweise
Netzverweise