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Bequemlichkeitsliberalismus

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Hauptseite » Ideologie » Liberalismus » Bequemlichkeitsliberalismus

Das politische Schlagwort Bequemlichkeitsliberalismus (Kofferwort aus den Begriffen Bequemlichkeit und Liberalismus) bezeichnet einen auf den bloßen Erhalt der Privat­autonomie reduzierten Liberalismus. Sein politischer Inhalt lässt sich mit dem Credo der "freien Entfaltung der Persönlichkeit" ausdrücken. Die Freiheit ist für diese Abart des Liberalismus ausschließlich private Selbstverwirklichung, gerne auch auf Kosten anderer.

Der Bequemlichkeitsliberalismus ist vom linken Staats­parasitismus schwer unterscheidbar.

Verwendung

Zitat: «Allzu häufig findet in den Familien, nicht nur in den unterprivilegierten, auch dann keine Kommunikation statt, wenn alle zu Hause sind. Die Bereitschaft zum Sicheinlassen, zum Miteinander schrumpft, man ist doch froh, wenn die Kinder in ihrem Zimmer verschwinden, zum Fernsehen oder zum Spielen am Computer. Unser Bequemlichkeitsliberalismus ist hoch entwickelt: Die Kinder werden schon wissen, was gut für sie ist.

Sie wissen es nicht. Und wir liegen falsch, wenn wir ihre Coolness zum Nennwert akzeptieren. Die Kinder sehnen sich nach jener Einmischung, die vor allem eins bedeutet: Zuwendung. Doch die wird ihnen tausendfach verweigert.

Die Schlussfolgerung: Warum soll man reden, wenn niemand zuhört? Warum Gefühle zeigen, die keinen interessieren? Warum sich an Regeln halten, die von den Erwachsenen nicht verteidigt werden? Das Schweigen zwischen Eltern und Nachwuchs muss aufhören. Und ebenso der fehlgeschlagene gesellschaftliche Großversuch, Verantwortung für Kinder überallhin zu schieben, um nur ja nicht diejenigen damit zu belasten, die allein verpflichtet und berechtigt sind, sie zu tragen.» - Susanne Gaschke[1]

Zitat: «Über Kinder- und Jugend­kriminalität hinwegzusehen ist die bequemste Lösung, aber auch die mit den schwer­wiegendsten Folgen für die Zukunft unserer Gesellschaft. Kinder und Jugendliche auch bei ihren Verfehlungen ernst zu nehmen, ihnen Grenzen aufzuzeigen und es auszuhalten, als klein­bürgerlich, konservativ und repressiv zu gelten, erfordert mehr Mut. "Bequemlichkeits­liberalismus" benannte es Ulrich Greiner[wp] in der Wochen­zeitschrift DIE ZEIT (vgl. Greiner 1997). Dieser Bequemlichkeits­liberalismus trifft nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern die gesamte Gesellschaft. Wer nämlich der Meinung ist, daß Erziehung einen Sinn macht, darf bei Kindern und Jugendlichen nicht stehenbleiben. Sie ahmen nach und überzeichnen nur, was die Alten ihnen vormachen. Deshalb fordert Greiner auf, ein wenig genauer hinzugucken: "auf die Verwahrlosung öffentlicher Räume, auf die Verwilderung der Umgangs­formen, kurz: auf die Vergleich­gültigung dieser Gesellschaft. Jeder abendliche Rundgang durch die dreißig Fernseh­kanäle erweckt den Eindruck, als wäre die Geschmack­losigkeit zum Stilprinzip und die Formlosigkeit zur herrschenden Ästhetik geworden und als gäbe es zwischen gesund und krank, richtig und falsch, normal und verrückt nicht nur keinen Unterschied mehr, sondern als wäre jeder, der darauf beharren wollte, ein konservativer oder ein Depp oder beides" (Greiner 1997).»[2]
Zitat: «Im kleinen Städtchen Neuburg an der Donau zum Beispiel trafen sich am Neujahrsmorgen Mitglieder eines muslimischen Vereins und räumten den Müll in der Stadt auf, einfach so. In Berlin gilt man schnell als provinziell oder konservativ, wenn man sich über Müll aufregt. In einer Stadt, in der die CDU bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus zuletzt 23,3, die FDP gar nur 1,8 Prozent holte, ist das ungefähr so, als wenn man in Bayern Mitglied einer muslimischen Gemeinde ist. Der allgegenwärtige Dreck ist aber mehr als urbaner Schick. Er steht für eine weit verbreitete Mentalität in Berlin, die man beschönigend Bequemlichkeits­liberalismus oder einfach Egoismus nennen kann. Links ist sie ganz sicher nicht.»[3]
Zitat: «Der Begriff "Konfrontative Pädagogik" ist keine pädagogische Theorie, sondern ein pädagogischer Handlungsstil für besondere Zielgruppen. [...]

Der konfrontative Handlungsstil setzt auf Grenzziehung und zwar nicht als Selbstzweck, sondern um Normen unserer Gesellschaft zu verdeutlichen, mit dem Anspruch des Förderns und Forderns. In den 70iger und 80iger Jahren wurde und der Jugendliche als Opfer gesellschaftlicher Missstände und der daraus resultierenden gestörten Lebensführung gesehen. Erklärungs- und Verständnismuster für Delikte standen im Vordergrund pädagogischer Arbeit. (Beispiel: Schwere Kindheit. Die jugendlichen Täter wurden vorwiegend als Opfer gesehen.)

Die Konfrontative Pädagogik setzt dagegen auf die Selbstverantwortung der Jugendlichen und auf Opferschutz. Ein Nachsehen von Regeln- und Norm­verletzungen der Jugendlichen aufgrund einer verstehenden und entschuldigenden Pädagogik, wird nicht akzeptiert. [...]

Der konfrontative Handlungsstil steht für eine Kultur des Hinsehens und der Bereitschaft des Lehrers sich mit der Situation aus­einander­zu­setzen. Er richtet sich gegen einen Bequemlichkeits­liberalismus vieler Eltern und Pädagogen.

Soziales Wachstum eines jungen Menschen bedarf neben fördern und fordern auch eine effektive Begrenzung. Diese Jugendlichen brauchen klare und eindeutige Orientierung. Sie wachsen in einem sozialen Umfeld auf, das sich durch einen Mangel an Berechen­barkeit und Vor­herseh­barkeit auszeichnet.»[4]

Zitat: «Tobende Kinder aus einem Kinderheim am Strand von Amrum. Ein typisches Kinderspiel? Einige der kaum Zehnjährigen halten eine Katze fest, andere schlagen auf das Tier ein. Die Erzieher bleiben abseits. Man könne diese Kinder doch nicht mit Mittelschicht­normen über Tierschutz und Mitgefühl konfrontieren, lautet das Argument für ihren extremen, aber in Helferkreisen keineswegs extrem seltenen Bequemlichkeits­liberalismus[5]

Einzelnachweise

  1. Susanne Gaschke: Das Massaker: Er kam nicht vom anderen Stern, Die Zeit am 2. Mai 2002 (Wo die Familie versagt, helfen weder die besten Schulen noch die strengsten Gesetze.); Zitiert in: Bernhard Heinrich Lott[wp]: Schule am Abgrund. Was unsere Kinder wirklich brauchen., Leibniz Verlag 2004, ISBN 3-931155-21-8, S. 105; Zitiert in: Herbert Sichelschmidt: Internationaler Tag der Familie - Feiertag oder Trauertag?
  2. Hermann Lutz und Rüdiger Holecek: Was tut die Polizei - was täte sie am liebsten?, in: Siegfried Müller, Hilmar Peter (Hrsg.): Kinderkriminalität. Empirische Befunde, öffentliche Wahrnehmung, Lösungsvorschläge., Leske + Budrich 1998, ISBN 3-322-95075-1, S. 301-302
  3. Stefan Tillmann: Die Lüge, links zu sein, Opinion-Club am 13. Januar 2014
  4. Ausbildungsberufe:Stichwort Konfrontative Pädagogik
  5. Harry Kunz: Wenn die Familien zerbröseln, TAZ am 27. Dezember 2001

Querverweise