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Autonome Oblast Budschak

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Das Gebiet der Oblast
Rajon-Unterteilung des Gebiets Budschak

Die Autonome Oblast Budschak ist Teil eines Vorschlages für einen im Zuge der Föderalisierung[wp] der Ukraine zu schaffenden ukrainischen Föderalstaat.

Das zu gründende autonome Verwaltungsgebiet würde über eine Fläche von 12.400 km² und eine Bevölkerung von rund 550.000 Einwohnern verfügen. Die Autonome Oblast würde im Nordosten an die Autonome Republik Odessa, im Nordwesten an die Republik Moldau[wp] und im Süden an Rumänien grenzen.

Budschak[wp] bezeichnet den südlichen Teil der historischen Region Bessarabien[wp].

Gebiet

Die Karte der Verwaltungs­gliederung der Ukrainischen SSR von 1946-1954 zeigt das Gebiet Ismajil[wp] und das Gebiet Drohobytsch[wp].

Das Hoheitsgebiet der hypothetischen Autonomen Oblast Budschak entspricht demjenigen der bis Februar 1954 bestandenen Oblast Ismajil[wp].

In der Ukrainischen SSR[wp] und der Ukraine war das historische Territorium von Budschak bis Juli 2020 in zwei Städte und neun Verwaltungsbezirke (Rajons) der ukrainischen Oblast Odessa[wp] unterteilt. Am 18. Juli 2020 wurde die Zahl der Bezirke (Rajons) auf drei reduziert, zu denen nun auch die ehemals unabhängigen Städte gehören.

Das hypothetische autonome Verwaltungsgebiet würde die Rajons Bilhorod-Dnistrowskyj[wp], Bolhrad[wp] und Ismajil[wp] umfassen.

Oblastzentrum

Das Gebiet wurde zunächst am 7. August 1940 als Oblast Akkerman (mit dem Oblastzentrum Akkerman[wp]) organisiert. Am 7. Dezember 1940 wurde die Oblast auf Grund der Verlegung des Oblastzentrum in die Stadt Ismajil[wp] in Oblast Ismajil umbenannt.

Das Oblastzentrum der Oblast könnte wieder die Stadt Ismajil (70.000 Einwohner) werden, aber auch die zentral gelegene Stadt Arzys[wp] (14.400 Einwohner) würde sich anbieten.

Status

Die Autonomie einer Autonome Oblast würde weniger weitreichend als diejenige einer Autonomen Republik sein.

Ethnische Gruppen und Demographie

Heutige ethnische Konstellation im Budschak:
gelb für Ukrainer, rot für Russen, violett für Bulgaren[wp], braun für Gagausen[wp] und grün für moldauisch[wp] besiedelte Dörfer, gemäß der ukrainischen Volkszählung von 2001.
Ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung von Budschak gemäß der ukrainischen Volkszählung 2001[wp]
Rajon (Bezirk) oder Stadt Gesamt Ukrainer Bessarabische Bulgaren Russen Moldauer Gagausen Andere ethnische Gruppen Anzahl der Siedlungen[1]
Rajon Arzys[wp] 51.700 14.200 20.200 11.500 3.300 900 1.600 1+0+17(26)
Rajon Bilhorod-Dnistrowskyj[wp] 62.300 51.000 800 5.500 3.900 200 900 0+0+27(57)
Rajon Bolhrad[wp] 75.000 5.700 45.600 6.000 1.200 14.000 2.500 1+0+18 (21)
Rajon Ismajil[wp] 54.700 15.800 14.100 8.900 15.100 200 600 0+1+18 (22)
Rajon Kilija[wp] 59.800 26.700 2.600 18.000 9.400 2.300 800 1+1+13 (17)
Rajon Reni[wp] 40.700 7.200 3.400 6.100 19.900 3.200 900 1+0+7 (7)
Rajon Sarata[wp] 49.900 21.900 10.000 7.900 9.400 200 500 0+1+22 (37)
Rajon Tarutyne[wp] 45.200 11.100 17.000 6.300 7.500 2.700 600 0+4+23 (28)
Rajon Tatarbunary[wp] 41.700 29.700 4.800 2.700 3.900 600 1+0+18 (35)
Bilhorod-Dnistrowskyj[wp] (Stadt) 51.100 32.200 1.900 14.400 1.000 200 1.400 1+2+0 (0)
Izmail[wp] (Stadt) 85.100 32.500 8.600 37.200 3.700 800 2.300 1+0+0 (0)
Gesamt 617.200 248.000 129.000 124.500 78.300 24.700 12.700 7 Städte + 9 Gemeinden
+ 163 eingemeindete Verwaltungen (250 Dörfer)
= 266 Siedlungen
Prozent 100 % 40,2 % 20,9 % 20,2 % 12,7 % 4,0 % 2,0 %

Geschichte

Die Teilungen Moldawiens[wp]

Osmanische Periode

Nachdem die Osmanen[wp] das von Fürst Stephan dem Großen[wp] erbaute Kastell in Akkerman[wp] am 14. Juli 1484 erobert hatten, begann die osmanische Zeit. Etwa ab 1511 war ganz Südbessarabien von Sultan Bayezid II.[wp] erobert und wurde mit tatarischen Hirten der Nogaier-Horde bevölkert. Sie nannten den Südteil des Landes Budschak, was Winkel bedeutet, und für die dreieckige Form des Landstücks zwischen Pruth[wp], Dnister[wp] und Schwarzem Meer[wp] steht.

Russische Expansion

Das Fürstentum Moldau[wp], zu dem das spätere Bessarabien[wp] gehörte, war seit Beginn des 16. Jahrhunderts bis 1859 ein Vasallenstaat des Osmanischen Reichs. Getreide­lieferungen nach Konstantinopel sicherten die innere Autonomie. Dafür baute der Sultan keine Moscheen in dem Donaufürstentum und gewährte ihm Schutz vor äußerer Bedrohung, wie dem russischen und habsburgischen Expansionsdrang im 18. und 19. Jahrhundert.

Als Russland 1812 das Land zwischen den Flüssen Pruth und Dnister mit einer Fläche von etwa 45.000 km² übernahm, dehnte es den ursprünglich nur für den Südteil geltenden Begriff Bessarabien auf das gesamte Gebiet aus. Das Zarenreich wollte eine neue bessarabische Identität stiften, um die eigenen Machtansprüche auf die darin lebenden Rumänen historisch abzusichern. Nach der ersten russischen Volkszählung von 1817 bestand die Bevölkerung aus:

  • 83.848 rumänischen Familien (86 % der Gesamtbevölkerung),
  • 6000 ruthenischen Familien (6,5 %),
  • 3826 jüdischen Familien (1,5 %),
  • 1200 lipowanischen Familien (1,5 %),
  • 640 griechischen Familien (0,7 %),
  • 530 armenischen Familien (0,6 %),
  • 241 bulgarischen Familien (0,25 %),
  • 241 gagausischen Familien (0,25 %).

Die russischen Machthaber gewährten anfangs Autonomie und griffen nicht in das innere Gesellschaftsgefüge ein, erhöhten aber später den Russifizierungs­druck durch Einführung von Russisch als alleinige Amtssprache, nachdem 1828 der Autonomiestatus der Region aufgehoben worden war. Zwischen 1856 und 1878 kam der südwestliche Teil Bessarabiens (Cahul[wp], Bolgrad[wp] und Ismajil[wp]) infolge des Krimkrieges[wp] wieder zur Moldau beziehungsweise zu Rumänien (ab 1859).

Nach der russischen Vertreibung und Umsiedlung der Tataren um 1810 aus dem südlichen Landesteil, dem Budschak, setzte ab 1812 die russische Kolonisation der bis dahin dünn besiedelten Region ein. Die russische Krone warb in Russland und mittels Werbern im Ausland gezielt Kolonisten mit zugesicherten Privilegien an wie Landschenkungen, zinslosen Krediten, Steuerfreiheit für zehn Jahre, Selbstverwaltung, Religionsfreiheit und Befreiung vom Militärdienst.

Neben der Urbarmachung führte die Kolonisierung auch zur Veränderung der demographischen Verhältnisse in Bessarabien; der Anteil der rumänischen Mehrheits­bevölkerung sank stark.

1812 versprach Russland bei den Verhandlungen in Bukarest die weitgehende Autonomie Bessarabiens, das Land sollte weiterhin von moldawischen Bojaren regiert werden. 1829 wurde die Region in ein russisches Gouvernement umgewandelt und die rumänische Sprache wurde zuerst aus der Verwaltung entfernt. Ab 1842 wurde die rumänische Sprache in den Gymnasien durch Russisch ersetzt und ab 1860 wurde auch der rumänische Unterricht in den Grundschulen eingestellt.

Die Russifizierung[wp] richtete sich gegen die Mehrheits­bevölkerung. Während der zaristischen Herrschaft verringerte sich der Anteil der Rumänen bzw. Moldauer in Bessarabien. Rumänen wurden angeregt, sich in anderen Regionen des Russischen Reiches niederzulassen (vor allem in Sibirien und in der Kuban-Region) und im Gegenzug wurden andere Ethnien angeworben. Die restriktive Sprachpolitik führte zur Assimilation des aufstrebenden Bürgertums in die russische Kultur.

Die russische Niederlage im Krimkrieg 1853-1856 führte zum Pariser Frieden von 1856. Als Folge dessen ging ein Teil des 1812 von Russland gewonnenen südlichen Bessarabiens im Bereich der Donaumündung (etwa ein Viertel der Gesamtfläche) mit den Kreisen Cahul, Bolgrad und Ismail wieder zurück ans Fürstentum Moldau. Sieben europäische Staaten übernahmen die Schutzherrschaft über dieses Gebiet, durch das Russland den strategisch wichtigen Zugang zur Donau­mündung[wp] verlor. Allerdings musste Rumänien diesen Teil Bessarabiens im Vertrag von Berlin 1878 wieder an Russland abtreten.

Während des Ersten Weltkrieges waren die Verhältnisse in Bessarabien chaotisch. Die russische Front hatte sich aufgelöst, in Russland selbst tobte ein Bürgerkrieg zwischen Bolschewiki und Weißer Armee und die Macht des moldauischen Landesrats war zunächst eher beschränkt. Am 9. April 1918 erklärte Bessarabien unter Zustimmung weiter Teile der Bevölkerung den Anschluss an Rumänien für ewige Zeiten. Aus Sicht der Sowjetunion, die den Anschluss an Rumänien nicht anerkannte, handelte es sich dabei jedoch um eine inszenierte Abspaltung von Russland und eine planmäßige Annexion durch Rumänien. 1920 wurde der Anschluss Bessarabiens an Rumänien im Pariser Vertrag von Frankreich, Großbritannien, Italien und Japan als rechtmäßig anerkannt.

In Bessarabien war jetzt erstmals nach 1812 für die rumänisch­sprachige Mehrheit der Bevölkerung wieder ihre Muttersprache Amts- und Schulsprache. Andererseits waren die ethnischen und sprachlichen Minderheiten, die über 40 Prozent der Bevölkerung ausmachten, nun einer starken Rumänisierungs­politik ausgesetzt, die vielerorts auf Widerstand stieß. In weiten Teilen Bessarabiens waren Rumänen bzw. Moldauer nur eine Minderheit. In der mehrheitlich russisch­sprachigen Stadt Tighina etwa gab es mehrere bewaffnete Aufstände, die auf einen Anschluss an die benachbarte Sowjetunion abzielten. Die lange Zugehörigkeit zum Russischen Reich hatte Spuren hinterlassen und nicht alle Rumänisch­sprachigen Bessarabiens sahen sich auch als Rumänen. Ein signifikanter Teil von ihnen hielt an einer von den Rumänen separaten, eigenen moldauischen Identität fest. In vielen Teilen Bessarabiens war eine pro-sowjetische Stimmung weit verbreitet, so dass die lokale Verwaltung häufig mit Rumänen aus anderen Teilen des Landes besetzt wurde, da viele Einheimische als potentielle Sympathisanten oder Spione der Sowjetunion angesehen wurden. Viele Einheimische sahen sich nach wie vor als Bürger zweiter Klasse. Probleme bereiteten auch die innenpolitisch schwierigen Verhältnisse in Rumänien, wie etwa der Aufstieg der ultra­nationalistischen, antisemitischen und faschistischen Eisernen Garde[wp], die 1937 drittstärkste Partei bei den rumänischen Parlamentswahlen wurde.

Nach dem Ende des deutschen Westfeldzugs mit der Unterzeichnung des Waffenstillstands von Compiègne am 22. Juni 1940 sah die Sowjetunion den Zeitpunkt gekommen, die Rückgabe Bessarabiens nach 22 Jahren (aus ihrer Sicht widerrechtlicher) Zugehörigkeit zu Rumänien zu erreichen. Am 2. August 1940 teilte die Sowjetunion Bessarabien und gründete für den größten Teil des Nordens und der Mitte des Landes die Moldauische Sozialistische Sowjetrepublik (MSSR) und schlug ihr die östlich des Dnisters gelegene Moldauische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik (MASSR) zu. Der Süden und das Gebiet im Norden um die Stadt Chotyn (Oblast Tscherniwzi) ging an die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik; in diesen Gebieten stellten Ukrainer auch eine Bevölkerungs­mehrheit.

Unmittelbar nach der Besetzung kollektivierte die Sowjetunion die Landwirtschaft, enteignete Großgrundbesitz, verteilte Land an landlose Bauern und gründete Sowchosen sowie Kolchosen. Gleichzeitig setzte eine Welle der Repression gegen nationalistisch oder anti-sowjetisch eingestellte Rumänen bzw. Moldauer ein, welche in der Deportation von bis zu 250.000 Personen gipfelte. Diese Politik richtete sich gegen die vermeintlich politische Opposition, wie Gutsbesitzer, Kulaken (Großbauern), Großkaufleute, frühere Weißgardisten, Priester und rumänische Nationalisten.

Am 22. Juni 1941 begann mit dem Unternehmen Barbarossa der deutsche Angriff auf die Sowjetunion, an dem sich im Südbereich der Front etwa eine Million rumänische Soldaten der Armata Română beteiligten. Nach dreijähriger Zugehörigkeit zu Rumänien eroberte die Rote Armee am 20. August 1944 in der Operation Jassy-Kischinew[wp] das Gebiet zurück.

Nach der Rückeroberung Bessarabiens durch Truppen der UdSSR wurde die Moldauische SSR als politische Entität wiederhergestellt und blieb bis zum Zerfall der Sowjetunion im Jahr 1991 eine sowjetische Teilrepublik.

Budschak als Region Bessarabiens

Ursprünglich war das Gebiet von 1367 bis 1484 im Besitz des Fürstentums Moldau, das zu dieser Zeit ein Protektorat Polens war, 1512 aber unter Oberhoheit des Osmanischen Reiches fiel. Die Budschak-Region selbst eroberten die Osmanen 1484 und gliederten sie ihrem Reich direkt an. Sie wurde damit diejenige Region der heutigen Ukraine, die am längsten unter türkischer Herrschaft stand. In der Region erinnern viele Orts-, Fluss- und Seenamen an die türkisch-tatarische Vergangenheit: Tatarbunary[wp], Alibej, Ismail[wp] etc.

Nach dem Krimkrieg gehörte die südliche Hälfte des Budschak (als Teil von Cahul, Bolgrad und Ismail[wp]) zwischen 1856 und 1878 dem Fürstentum Moldau sowie Rumänien. In den Revolutionswirren von 1917 verlor Russland die Kontrolle über das Gebiet. Ein Landesrat erklärte 1917 Bessarabien und damit auch den Budschak zur Demokratischen Moldauischen Republik. Nach inneren Unruhen mit marodierenden Banden rief der Landesrat Rumänien 1918 um Hilfe, das Truppen entsandte. Im gleichen Jahr erfolgte der freiwillige Anschluss an Rumänien. Die westlichen Mächte erkannten den Anschluss an Rumänien an. Aus sowjetischer Sicht handelte es sich um eine von der rumänischen Regierung inszenierte Abspaltung von Russland und eine organisierte Annexion durch Rumänien.

Teilung Bessarabiens

1940 nahm die Sowjetunion das Land durch militärische Besetzung wieder in Besitz und teilte Bessarabien erstmals. Der nördliche und mittlere Teil bildeten die Moldauische SSR[wp], der südliche Teil (Budschak) wurde in die Ukrainische SSR[wp] eingegliedert.

Entsowjetisierungspolitik in der Ukraine

WikiMANNia-Kommentar
Das Gebiet des Budschak wurde zuletzt 1940 von der Sowjetunion in Besitz genommen. Wenn der "Entsowjetisierungs­politik"[wp] der Ukraine eine ernstliche Intention zu Grunde liegt, dann sollte eine Rückgabe des annektierten Gebiets zumindest in Betracht gezogen werden.

Eine offene Frage ist allerdings, welchem Staat das Gebiet rückgegliedert werden sollte. Es könnte der Republik Moldau[wp] zugesprochen werden, die durch die Eingliederung des Budschak in die Ukrainische SSR zum Binnenland wurde. Auch für eine Rückgabe an Rumänien sprechen sicherlich gewichtige Gründe.

Vor dem geschichtlichen Hintergrund ist allerdings zu berücksichtigen, dass das Gebiet ein beständiger Gegenstand des Streits zwischen verschiedenen Anrainern und auch massiv von Vertreibungen der ursprünglich ansässigen Bevölkerungs­gruppen betroffen war.

Der Status des Budschak mit seiner multiethnischen Bevölkerung als Autonome Oblast ist möglicherweise den gegebenen Umständen angemessen und bietet der Region mehr Handlungs­freiheit gegenüber der Zentralregierung in Kiew, um den geographischen und ethno­demographischen Besonderheiten Rechnung tragen zu können. Nach Russifizierung[wp], Rumänisierungs­politik und Ukrainisierung[wp] sollte die Region endlich von Fremdbestimmung befreit ihre eigene Identität finden und ihre Rolle als Transitgebiet zwischen Rumänien, der Republik Moldau und der Ukraine einnehmen können.

Einzelnachweise

  1. The Ukrainian census of 2001, ethnicity/nationality data by localities, at http://pop-stat.mashke.org/ukraine-ethnic2001.htm

Netzverweise