Der Ausdruck struktureller Antisemitismus ist ein Kampfbegriff der Antifa und Anarchisten.
Verwendungsbeispiele
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«Parolen wie "gegen Deutschland" oder "Deutschland wegfegen" etc. ist nur ein leichter Hinweis auf Antideutsche, weil gegen Nationalismus zu sein tatsächlich ein linker Grundsatz ist und es sinnvoll ist, beim eigenen Nationalismus anzufangen. Die Fixierung auf diese Parolen jedoch, ist typisch für Antideutsche. Dann ist eine starke Thematisierung des Nahostkonflikts[wp] verbunden mit einer pro-israelischen Position, bzw. eine starke Hervorhebung des Antisemitismus (Judenfeindschaft) generell typisch für Antideutsche. Antideutsche sehen Antisemitismus nicht nur in direkter Feindschaft gegen Jüdinnen und Juden, sondern auch in Kapitalismuskritik, welche einzelne Personen (wie George Bush oder namenlose Reiche) in den Fokus nehmen. Sie meinen, wenn Reiche kritisiert oder gegen sie gehetzt wird, seien damit indirekt Jüdinnen und Juden gemeint. Sie sprechen dann von strukturellem Antisemitismus. Den selben Vorwurf verwenden Antideutsche, wenn Firmen und Konzerne (nicht nur us-amerikanische) für ihre Handlungen kritisiert werden, wobei sie dies auch oft als "verkürzte Kapitalismuskritik" bezeichnen.»[1]
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«Auch wenn Weltverschwörungstheorien der Linken ohne "Weltjudentum" oder "Freimaurer" auskommen, sind die Eigenschaften, die dem "Finanzkapital" zugewiesen werden, von frappierender Ähnlichkeit. Ein manichäisches[wp] Weltbild mit "Guten" und "Bösen" das diesen "Bösen" antisemitisch konnotierte Eigenschaften und Begriffe zuordnet wird so auch ohne offenen Antisemitismus zu einem strukturellen Antisemitismus der letztlich schneller zu offenem Antisemitismus werden kann als mensch es für möglich halten mag.»[2]
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«Struktureller Antisemitismus ist etwas anderes als "latenter", "verdeckter", "heimlicher" oder "getarnter" Antisemitismus. "Strukturell antisemitisch" heißt: einer bestimmten Anschauung oder Handlungsweise liegt eine gedankliche Struktur zugrunde, die dem Antisemitismus entspricht.»[3]
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«Ihr[4] struktureller Antisemitismus besteht vielmehr - wie bei jedem Antikapitalismus, der personalisierend und moralisierend auftritt, weil er die Struktur der kapitalistischen Vergesellschaftung nicht versteht[5] - darin, eine Differenz zwischen dem Konkreten und dem Abstrakten im Kapitalismus auszumachen und Letzteres zu dämonisieren: das Geld, die Spekulation, den Zins, das Finanzkapital. Das Konkrete - sprich: die körperliche Arbeit, das Handwerk, das Industriekapital - wird demgegenüber für unproblematisch, ja sogar für gut gehalten.
Die Nationalsozialisten spitzten diesen vermeintlichen Gegensatz zu: Hier die "jüdische Nicht-Arbeit", dort die "deutsche Arbeit"; hier das "raffende", das angeblich unproduktive und mühelos sich vermehrende Kapital, dort das "schaffende", weil vermeintlich produktive und nicht auf Bereicherung zielende.»[6]
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«Wenn es argumentativ ganz schwierig wird, hilft "das ist aber strukturell antisemitisch".»[7]
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«Der Antisemitismus-Vorwurf wird ja auch gegen andere kritische Kräfte in Stellung gebracht. Gegen Attac beispielsweise. Rezept: Wer sich gegen die Finanzwelt kritisch wendet, hat im Hintergrund das antisemitische Bild vom "raffenden" Kapital, und ist eigentlich strukturell antisemitisch. Wer die USA kritisiert, hat im Hintergrund ein antisemitisches Klischee, das er an den Amerikanern abarbeit. Auch antisemitisch. Eine perfide Strategie.» - Magda[8]
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«"Der krasse Antijudaismus, der etwa die Pharisäer als kleinkarierte Gegner Jesu zeichnet, hat ausgedient. Das ist die gute Nachricht", sagte Prof. Dr. Ursula Rudnik von der Leibniz-Universität Hannover am Dienstag in ihrem Vortrag "Evangelischer Gottesdienst und christlich-jüdisches Gespräch" bei der diesjährigen Pfarrertagung vom 25. bis 28. August im burgenländischen Mörbisch. Die Tagung trägt den Titel "Auf dem Weg der Umkehr". Rudnik: "Die schlechte Nachricht ist, dass es einen strukturellen Antijudaismus in der Feier des Gottesdienstes immer noch gibt." Er zeige sich in einer ausschließlichen Deutung alttestamentlicher Texte auf Jesus hin: "Dies geschieht besonders zur Adventzeit, wenn Texte, die vom Messias sprechen, auf Jesus Christus hin gedeutet werden." Es sei durchaus "legitim", wenn alttestamentliche Texte auf Christus hin ausgelegt werden, "solange es sich nicht um eine exklusive Deutung handelt. Dazu sollte deutlich werden, dass die christlichen Texte als Erbe des Judentums zu verstehen sind." Im Gottesdienst könne die Verbundenheit des Christentums mit dem Judentum durch wenige Worte deutlich gemacht werden: "Ein Psalmgebet etwa kann eingeleitet werden mit 'Lasst uns mit den Worten des jüdischen Volkes Gott loben'."»[9]
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«Struktureller Antisemitismus bezeichnet Ideologiefragmente, die in ihrem Aufbau (also von der Struktur her) Ähnlichkeiten zum klassischen Antisemitismus aufweisen.
Häufig wird mit diesem Begriff die Ablehnung von Finanzkapital in Gegensatz zu Produktivkapital umschrieben. Obwohl sich die ökonomische Sphäre nicht in einzelne Geldkreisläufe aufteilen lässt und schon für Marx[wp] der Kapitalismus praktisch nur in der Produktionssphäre zu verorten ist, kritisieren manche Menschen (z.B. Silvio Gesell) nur die Zirkulationssphäre des Geldes.
Struktureller Antisemitismus deshalb, weil klassischerweise mit dem zinstreibenden Kapital "jüdisches Kapital" gleichgesetzt wird.» - Anarchopedia: Struktureller Antisemitismus
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«Für eine kleine, aber extrem laute Gruppe von Verschwörungstheoretikern stand auch 2012 vor allem im Zeichen des strukturellen Antisemitismus. Neu ist, dass dank des omnipräsenten Henryk M. Broder niemand mehr vor dieser Keule gefeit zu sein scheint.»[10]
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Kritik
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«Inhaltlich stimme ich Deinem Text zwar zu, aber den Begriff "strukturell antisemitisch" finde ich dennoch ungeeignet. Die beschriebene Struktur ist sozusagen der übergeordnete Zusammenhang. Diese zunächst noch unbezeichnete Struktur wird nun auf einen (zufällig gewählten) Spezialfall, den Antisemitismus, bezogen und bekommt somit vom Spezialfall seine Namensgebung. Das finde ich unlogisch und führt dann dazu, dass Vorgänge strukturell antisemitisch sein können, ohne dass bei diesem Vorgang Juden irgendeine Rolle spielen.»[11]
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«Der Globalisierungskritik wird von verschiedener Seite vorgeworfen, dass sie sich in ihren Grundzügen und insbesondere ihrer Bildersprache als kompatibel mit antisemitischem Denken zeige. Von KritikerInnen wird der Begriff des "strukturellen Antisemitismus" bemüht, um diese unzulängliche Kapitalismuskritik zu treffen.
Der Begriff des "strukturellen Antisemitismus" transportiert seinerseits eine Verkürzung. Entscheidend am Antisemitismus ist die Personalisierung moderner oder kapitalistischer Erscheinungen im "Juden". Der ideologiekritisch und sozialpsychologisch zu behandelnde Prozess, der zu dieser falschen Personalisierung führt, wird durch den Jargon vom "strukturellen Antisemitismus" verdunkelt. [...]
Der Jargon vom "strukturellen Antisemitismus" geht auf die neue deutsche Wertkritik zurück. [...]
Nicht jedes personalisierende und moralisierende Räsonieren über den Kapitalismus folgt der Logik des Antisemitismus. [...]
Die dem neuesten Jargon verpflichtete "Szene" stellt sich mittlerweile solch hirnrissige Fragen: "Ist die Kritik am oder sogar die Verwendung des Begriffes 'Finanzkapital' strukturell antisemitisch, weil ein den Antisemitismus konstituierendes Bild das des 'Geldjuden' ist?" - "Ist die Kritik an den USA strukturell antisemitisch?" Hier tritt die Assoziation an die Stelle der Analyse, und es ist bedenklich, wie schnell Kritiker des "strukturellen Antisemitismus" auf bloße Begriffe wie der Pawlowsche Hund[wp] reagieren und damit zeigen, wie sehr besonders Personen und Gruppen aus dem sich "antideutsch" nennenden Milieu selbst von antisemitisch grundierten Assoziationen getrieben werden.» - Gerhard Hanloser[12]
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Einzelnachweise
- ↑ Achtung: Manches was sich links nennt ist antideutsch!, Herrschaftskritische Antifa am 30. Januar 2011
- ↑ Thomas Schmidinger: Struktureller Antisemitismus und verkürzte Kapitalismuskritik, Trend Online-Zeitung 01/2001 - Infopartisan
- ↑ Besserwisserei aus gutem Grund: Was heißt "strukturell antisemitisch"?, MMs Senf am 6. Juni 2007
- ↑ Gemeint sind hier die Aktivisten der "Occupy"-Bewegung
- ↑ Gemeint ist hier Verkürzte Kapitalismuskritik
- ↑ Alex Feuerherdt: Das Volk gegen ein Prozent, Jungle World Nr. 48, 1. Dezember 2011 (Der Antisemitismus der "Occupy"-Bewegung ist keine Randerscheinung, sondern ihr fest eingeschrieben - sowohl ihren Aktionen wie ihren Denkweisen.)
- ↑ Das Gelbe Forum (2007-2017): sehr schön auch: "Struktureller Antisemitismus", Geldseite am 21. April 2012 - 13:24 Uhr
- ↑ Kommentar von [Magda am 27. Mai 2011 um 19:09 Uhr]
- ↑ Pfarrertagung: Krasser Antijudaismus im Gottesdienst hat ausgedient, Evangelische Kirche in Österreich am 27. August 2008
- ↑ Sebastian Müller: Die Radikalisierung des Henryk M. Broder, Le Bohémien am 3. Januar 2013 (Oder die große Jagd nach dem Antisemitismus)
- ↑ Aus den Kommentaren zu: Besserwisserei aus gutem Grund: Was heißt "strukturell antisemitisch"?, MMs Senf am 6. Juni 2007
- ↑ Gerhard Hanloser: Kapitalismuskritik und falsche Personalisierung. Einige Thesen zum Begriff des "strukturellen Antisemitismus", analyse & kritik - zeitung für linke Debatte und Praxis / Nr. 499 am 21. Oktober 2005
Netzverweise