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Betroffenheitshausierer

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Als Betroffenheitshausierer werden fliegende Händler bezeichnet, die ihrer Umwelt unaufgefordert ihre Betroffenheit andienen. Im Unterschied zu Vertretern für Hausgeräte, Plastik­geschirr oder Hautcreme, die im Auftrag einer Firma handeln, ist der Betroffenheits­hausierer allein zu seinem eigenen Vorteil tätig.

Historisches

Der Beruf des Betroffenheitshausierers wurde in Mitteleuropa erstmals gegen Ende der 68er-Ära[wp] beschrieben. Infolge des vermehrten Debattierens, Protestierens und unter dem Einfluss illegaler Substanzen eigneten sich unbeteiligte Personen die Probleme ihrer Mitbürger an, um sie später als die Ihren unter die Leute zu bringen.

Ähnliche Gewerbe

Ein ähnliches Phänomen ist die Hypochondrie[wp]. Gesunde Menschen machen sich Krankheiten zu eigen, um über das Feilbieten ihrer (eingebildeten) Leiden zum eigenen Vorteil Mitgefühl zu erlangen.

Die Ware

Die Ware des Betroffenheitshausierers ist rein emotionaler Art. In den seltensten Fällen ist der Verkäufer persönlich und unmittelbar von seinen fremd­beschafften Problemen betroffen. Das Sortiment reicht von "Emanzipation der Frau" in der unteren Betroffenheits­kategorie (hier wirkt der Geschlechterkampf einer stärkeren Ausprägung entgegen), mittlere Betroffenheit rufen "Schlankheits­wahn", "Übergewicht" oder die "PISA-Studie" hervor, höchst brisante Betroffenheit hat der Betroffenheits­hausierer zu bieten bei "Gibt es Gott", "Schönheits­operationen" oder "Prekariat" und "bildungs­ferne Schichten" sowie "Toleranz". Bei jedem Problem legt der Betroffenheits­hausierer größten Wert auf die Political Correctness. Das Angebot wird akribisch geprüft auf mögliche Ungleich­behandlung oder Diskriminierung von FrauInnen, PersonInnen mit Migrationshintergrund, anders Begabte oder Menschen mit Religions- bzw. Gender-Problematik.

Sonderangebote / Ausverkäufe

Der Betroffenheitshausierer pflegt die Aktualität seines Angebotes. Unverzüglich eignet er sich die Probleme an von Menschen, die zum Beispiel Opfer von Gewalt­verbrechen wurden. So weiß der Betroffen­heits­hausierer besser als das eigentliche Opfer um dessen Befindlichkeiten und hat Tipps parat, was das Opfer hätte tun können, sollen oder müssen. Der Betroffenheit­hausierer hält seine Kundschaft auch dann noch zuverlässig auf dem Laufenden, wenn das Angebot längst aus dem allgemeinen Diskurs bzw. der Boulevard­presse verschwunden ist.

Verkaufsverhalten

Einige wenige Betroffenheitshausierer schaffen es, ihr Gewerbe im Lichte der Öffentlichkeit zu vermarkten, und bieten bzw. boten ihre Betroffenheit in den Medien an (siehe auch Pay-TV bzw. Verkaufs­fernsehen). Vorreiterin dieser kommerziellen Form der Verwertung fremder Probleme war in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts Margarete Schreine­makers. Auch heute finden Betroffenheits­hausierer ihre Nischen in der Politik und im Boulevard­journalismus.

Zahlungsart

Als Gegenleistung für seine Ware erwartet der Betroffenheits­hausierer moralische Absolution[wp]. Damit begibt er sich de facto in die Nähe des Gutmenschen, unterscheidet sich aber von diesem durch das Fehlen jedes konstruktiven Aspektes, den der Gutmensch zumindest nicht ausschließt. Desweiteren wird der Betroffenheits­hausierer (ebenso wie z. B. der Drücker) bei Nicht­zahlung schnell unwillig und grantig, der Gutmensch hingegen stockt sein Angebot mit Argumenten und Appellen an das Gute im Menschen auf.
Zur Zahlung werden keine EC- oder Kredit­karten akzeptiert, die Absolution ist ausschließlich bar zu entrichten, vorzugsweise schriftlich, mündlich wird aber auch akzeptiert.

Netzverweise


Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Betroffenheitshausierer (8. Februar 2010) aus der freien Enzyklopädie Stupidedia. Der Stupidedia-Artikel steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Stupidedia ist eine Liste der Autoren verfügbar, die vor Übernahme in WikiMANNia am Text mitgearbeitet haben.