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Abrogationsprinzip
Das Abrogationsprinzip besagt, dass das Außerkraftsetzen von Versen im Koran[wp] zugelassen sei, womit die Tilgung (geschichtlich oder chronologisch) früherer Verse durch spätere gemeint ist.
Zitat: | «Abrogation (von lateinisch abrogatio "Aufhebung", "Widerruf") steht im Zusammenhang mit dem Islam für die Aufhebung einer normativen Bestimmung des Korans[wp] oder der Sunna[wp] durch eine andere, zeitlich nachfolgende Bestimmung aus Koran oder Sunna.» - Wikipedia[1] |
Hintergrund
Der Rückgriff auf Abrogation gilt als eine Methode, um miteinander kollidierende Textbelege, deren Datum bekannt ist, zu harmonisieren.[2] Innerhalb der islamischen Religionsgelehrten herrscht allerdings keine Einigkeit, ob und in welchem Umfang die Klärung von Widersprüchen mit Abrogation argumentiert werden darf. Mehrere moderne islamische Denker haben die Idee der Abrogation sogar vollständig abgelehnt.[3]
Besonders wichtig wurde die Lehre von der Abrogation hinsichtlich des Umgangs mit Nicht-Muslimen. Hier wurde schon früh von einigen Gelehrten die Auffassung vertreten, dass der Schwertvers (9:5) und der Vers, der zum Kampf gegen die Ahl al-kitab auffordert (9:29), alle anderen Verse, die zu einem friedfertigen Verhalten gegenüber den Ungläubigen ermahnen (8:61; 29:46), aufgehoben habe.[4][3]
Berücksichtigt man die Selbstaussage des Koran, in sich widerspruchsfrei zu sein:
- "Wollen sie denn nicht über den Qur-ân nachsinnen? Wäre er von einem anderen als Allah, sie würden gewiss manchen Widerspruch darin finden." - Sure 4, Vers 82
da gäbe es nur vermeintliche Widersprüche, die auf unvollkommenen Verständnis und mangelhafter Interpretation beruhen.
Kontroverse
Es bleibt bis heute unklar, wann sich eine Vorstellung von naskh - wie sie derzeit unter den Muslimen verbreitet ist - in der islamischen Theologie durchsetzte. Eine Übersicht über die Entstehung der Kontroverse und den Stand der Diskussion gibt Mohammad Luqman Majoka in seinem Aufsatz Gibt es eine Abrogation im Heiligen Quran?[5]
Ein wichtiger Vertreter für die Negation irgendeiner Abrogation im Koran ist die Ahmadiyya Muslim Jamaat. Deren Gründer Mirza Ghulam Ahmad(1835-1908)[wp] schreibt kategorisch:
- "Die Wahrheit ist, dass keine tatsächliche Abrogation oder Addition im Quran erlaubt ist."
Weiter schreibt er an einer anderen Stelle:
- "Wir glauben fest daran, dass der Heilige Quran das Siegel der himmlischen Bücher ist. Keine Silbe und kein Punkt seiner Gesetze, Gebote oder Verbote kann hinzugefügt oder weggenommen werden."
Und:
- "Dann wird die Preiswürdigkeit seiner Form [Anm.: d. h. des Korans] und Struktur beschrieben, indem gesagt wird 'laraib-a-fi'h'. Der Körper des Quran ist derart logisch aufgebaut, dass kein Platz darin gelassen wurde für irgendeine Art von Zweifel." [5][6]
Einzelnachweise
- ↑ Wikipedia: Abrogation
- ↑ Vgl. Krawietz: Hierarchie der Rechtsquellen. 2002, S. 161f.
- ↑ 3,0 3,1 Wikipedia: Abrogation (Islam), Version vom 21. April 2015
- ↑ Vgl. z.B. schon Qatāda: K. an-Nāsiḫ wa-l-mansūḫ. S. 42.
- ↑ 5,0 5,1 Mohammad Luqman Majoka: Gibt es eine Abrogation im Heiligen Quran? Standpunkt der Ahmadiyya Muslim Jamaat zum naskh im Quran,
Die Revue der Religionen: - ↑ Vergleiche auch:
- Wikipedia: Ahmadiyya-Lehre - Abschnitt "Unterschiede zur Orthodoxie"
- Die Religionen der Menschheit, Band 25 Der Islam: III. Islamische Kultur - zeitgenössische Strömungen - Volksfrömmigkeit, Kohlkammer, 1990, S. 420
Querverweise
Netzverweise
- Wikipedia führt einen Artikel über Abrogation (Islam)
- Was ist das sogenannte "Abrogationsprinzip" im Islam?, Hannibal-Nur am 13. Oktober 2016
- Das Abrogationsprinzip im Koran - Michael Mannheimer, 23. März 2010 (17 Seiten)
- Orientdienst: Abrogation - Aufhebung mancher Koranstellen durch andere, Orientierung 04/2009, 15. September 2009 (Anmerkung: Christliche Webseite)
- Der Prophet des Islam: Abrogation (nasikh) (Anmerkung: Anti-islamische Webseite)
- WikiIslam: List of Abrogations in the Qur'an (Anmerkung: WikiIslam ist ein anti-islamisches Webportal)