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Rechtschreibreform
Rechtschreibreformen, beziehungsweise Versuche derselben, gab es im deutschen Sprachraum 1876 (Orthographische Konferenz von 1876[wp]) und 1944 (Reform der deutschen Rechtschreibung von 1944[wp]), und eine Rechtschreibreform gab es 1996 mit Änderungen 2004, 2006 und 2011 (Reform der deutschen Rechtschreibung von 1996[wp]). Ob die Ergebnisse der Orthographischen Konferenz von 1901[wp] als Reform bewertet werden können, wird unterschiedlich beurteilt.[1]
Konrad Duden
Die erste staatliche Konferenz "zur Herstellung größerer Einigkeit in der Rechtschreibung" in Berlin scheiterte zwar am Veto Bismarcks[wp], dennoch erschien 1880 das "Vollständige Orthographische Wörterbuch der deutschen Sprache" (der so genannte "Urduden") von Konrad Duden[wp] auf der Basis der Rechtschreibregeln, die der Germanist Franz Wilhelm Wilmanns für die preußischen Schulen entwickelt hatte. Mit dem "Urduden" wurden die Grundlagen einer einheitlichen deutschen Rechtschreibung über den ganzen Sprachraum hinweg gelegt.
Die so genannte II. Orthographische Konferenz fand in Berlin vom 17. bis 19. Juni 1901 statt. Sie beriet über die Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung. Die Grundlage ihrer Arbeit für die preußische Rechtschreibung war, was Konrad Duden mit seinem "Orthographischen Wörterbuch" bereits im ganzen Reichsgebiet und darüber hinaus durchgesetzt hatte.
Das Konferenzergebnis ("Regeln für die deutsche Rechtschreibung nebst Wörterverzeichnis") wurde in Buchform veröffentlicht und durch Beschluß des deutschen Bundesrates als amtliches Regelwerk für alle Bundesländer im deutschen Reich für verbindlich erklärt. Österreich und die Schweiz übernahmen die deutsche Regelung. An den österreichischen Schulen galt die Rechtschreibregelung bereits mit Beginn des Schuljahres 1902/03.
Die Buchdruckervereine Deutschlands, Österreichs und der Schweiz traten an Konrad Duden mit der Bitte heran, ein orthographisches Nachschlagewerk zu schaffen, in dem für die vielen Schreibvarianten eine Entscheidung zugunsten einer Variante getroffen werden sollte. Noch im selben Jahr entsprach Konrad Duden dieser Bitte und veröffentlichte seine "Rechtschreibung der Buchdruckereien deutscher Sprache" (den so genannten "Buchdruckerduden").
Literatur
- Reinhard Markner[nw], Hanno Birken-Bertsch[nw]: Rechtschreibreform und Nationalsozialismus. Ein Kapitel aus der politischen Geschichte der deutschen Sprache., Wallstein Verlag 2000, 2. Auflage 2004, ISBN 3-89244-450-1[2]
- Theodor Ickler: Die sogenannte Rechtschreibreform. Ein Schildbürgerstreich. 2. Auflage, Leibniz-Verlag 1997, ISBN 3-931155-09-9
- Theodor Ickler[wp]: Regelungsgewalt. Hintergründe der Rechtschreibreform, Leibniz-Verlag 2001, ISBN 3-931155-18-8
- Wolfgang Illauer: Die neue Rechtschreibung in der Schule und in der Zeitung. Widerlegung der Argumente der Kultusminister und Reformer, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 231 vom 5. Oktober 2000, S. 10; Wiederabdruck in Frankfurter Allgemeine Zeitung: Die Reform als Diktat. Zur Auseinandersetzung über die deutsche Rechtschreibung, Frankfurt am Main, Oktober 2000, Seite 95-101
- Reiner Kunze[nw], Herbert Rosendorfer, Albert von Schirnding, Hans Krieger, Peter Horst Neumann, Wolfgang Illauer: Deutsch. Eine Sprache wird beschädigt. Hrsg. von der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in Zusammenarbeit mit der Forschungsgruppe Deutsche Sprache (FDS). Oreos-Verlag, Waakirchen 2003, ISBN 3-923657-74-9
- Thomas Paulwitz: Der Rechtschreibrat ist gescheitert. Eine Bewertung der neuesten Reform der Rechtschreibreform, in: Deutsche Sprachwelt 23, 1/2006, Seite 4
- Stephanus Peil: Die Wörterliste. Leibniz-Verlag 1997, ISBN 3-931155-07-2
- Stephanus Peil: Presse-Orthographie nach der Umstellung auf die Neuregelung ab 1.8.1999. 2. Auflage, Leibniz-Verlag 2000
- Elke Philburn: "New rules chaos" - Die deutsche Rechtschreibreform in Großbritannien, in: Schule in Frankfurt (SchiFF) 47, November 2003
- Manfred Riebe: Die sogenannte deutsche Rechtschreibreform und die Reform der Reform, in: europa dokumentaro 13, März 2000, Seite 10-13
- Manfred Riebe: Unlogisch und verwirrend. Vor einem Jahr wurde in den meisten Medien die neue Rechtschreibung eingeführt, in: Junge Freiheit, 28. Juli / 4. August 2000, Seite 11
- Manfred Riebe: Die sogenannte deutsche Rechtschreibreform und die Reform der Reform, in: europa dokumentaro Nr. 13, März 2000, S. 10-13
- Dieter Stein (Hrsg.): Rettet die deutsche Sprache. Beiträge, Interviews und Materialien zum Kampf gegen Rechtschreibreform und Anglizismen, Edition-JF-Dokumentation 9, 2004, ISBN 3-929886-21-9 (mit Beiträgen u.a. von Theodor Ickler, Walter Krämer, Christian Meier, Thomas Paulwitz, Karin Pfeiffer-Stolz, Manfred Riebe).
- Thomas Paulwitz: Rechtschreibreform: Die große Konfusion, Junge Freiheit am 7. Dezember 2013
- Thomas Paulwitz: Wissenschaft ohne Deutsch(e), Junge Freiheit am 26. Juli 2014
Zitate
- "Die falsche Rechtschreibung des einen, ist die rechte Falschschreibung des anderen." - Georg Christoph Lichtenberg[wp], Philosoph[3]
- "In den Jahren 1996 bis 2006 wurden auf dem Amtsweg zweihundert Jahre differenzierender Orthographieentwicklung in wesentlichen Bereichen für ungültig erklärt und die Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung zerstört." - Reiner Kunze[wp][4][5]
- "Die Kultusminister wissen längst, dass die Reform falsch war ... Aus Gründen der Staatsräson ist sie nicht zurückgenommen worden." - Johanna Wanka[wp], ehemalige Präsidentin der Kultusministerkonferenz[6][5][7][8]
- "Die Rechtschreibreform ist vollkommen in Ordnung, ... wenn man weder lesen noch schreiben kann." - Vicco von Bülow[wp] alias Loriot [9]
Einzelnachweise
- ↑ Wikipedia: Rechtschreibreform
- ↑ NürnbergWiki: Rechtschreibreform und Nationalsozialismus[nw]
- ↑ Georg Christoph Lichtenberg[wp]: Sudelbücher, Heft G (37)
- ↑ Reiner Kunze[wp]: lindennacht. Gedichte., S. Fischer Verlag 2007, Seite 57
- ↑ 5,0 5,1 SprachpflegeWiki: Rechtschreibreform[webarchiv]
- ↑ Der Spiegel 1/2006, 2. Januar 2006, S. 124 ff.
- ↑ Reiner Kunze: Spottverse, Schweizer Orthographische Konferenz (SOK)
- ↑ Hit und Top, Tipp und Stopp: Rechtschreibung und Staatsräson, Schrift & Rede am 1. Januar 2006
- ↑ Anläßlich einer Dichterlesung in Weilheim am 11. Oktober 1997
Querverweise
Netzverweise
- Duden Online: Geschichte der Rechtschreibung
- NürnbergWiki:
- SprachpflegeWiki
- Rechtschreibreform[sp]
- Dankwart Guratzsch: Duden gegen Wahrig: Die Rechtschreibreform ist endgültig gescheitert, Die Welt am 3. August 2009 (Alles auf Kosten der Schüler: Die Unterschiede in den Neuausgaben von Duden und Wahrig beweisen schmerzhaft, dass die Rechtschreibreform komplett gescheitert ist. Ihr Ziel, die Rechtschreibung zu vereinfachen, hat sie vor allem bei den Heranwachsenden völlig verfehlt.)