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Gratismut

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Hauptseite » Sprache » Wörterbuch » Gratismut

Gratismut hat Hans Magnus Enzensberger[wp] ein Verhalten genannt, das couragiert tut, aber nichts kostet.[1]

Hintergrund

Zitat: «Als Gratismut bezeichnet man eine Haltung, mit der Aussagen gemacht oder Handlungen begangen werden, die keinerlei Risiken, Gefahren oder negative Konsequenzen mit sich bringen, sprich nichts "kosten", demnach "gratis" sind. Da die Prämisse für Mut allerdings aus potenziellen Risiken, Gefahren und/oder negativen Konsequenzen besteht, also eine potenzielle "Opferung" im Raum steht, handelt es sich beim Gratismut um einen Widerspruch. Freilich könnte man statt Gratismut schlicht von Feigheit sprechen, doch wohnt dem Neologismus[wp] (gewollter) Sarkasmus inne, da sich mit Gratismut eine offen zur Schau gestellte, moralische Selbst­überhöhung verbindet, deren Grundlosigkeit sowie Anmaßung entweder nicht begriffen oder bewusst ignoriert wird.»[2]

Gratismutige

Auf all die todesmutigen Kämpfer gegen das Ungefährliche kommt etwas zu, was wirklich gefährlich ist.

Wetten, dass von all den Mutigen "Demonstranten gegen rechts" bald keiner mehr zu sehen ist?

Die Moral in Deutschland ist von der gleichen Qualität wie der Ladendiebstahl in Kalifornien: Dort kommt die Polizei nicht mehr, das Personal darf nichts machen, und es ist völlig risikolos, in Läden zu klauen.

Jede Menge Moral­masturbations­fachkräfte spielen sich gerade in Demos und Social Media als die tapferen Ritter und die glorreichen Kämpfer gegen das Böse und zugunsten der Demokratie auf, weil es gerade so billig und risikolos ist. So Vollkasko-Mut und Kann-einem-ja-nichts-passieren-Krieger mit dem Mut eines Kaffee­kränzchens.

Leute, die sich aufspielen, als könnten sie mit 90 Jahren Verspätung noch gegen die Nazis kämpfen, nur halt ohne jede Gefahr, wie Kampfflugzeug im Videospiel.

Schauspieler Armin Rohde[wp]:

Zitat: «Staatsfeinde gehören verboten

Keine Angst vor einem Verbotsverfahren gegen die #AfD» - Armin Rohde[3]

Wenn man sein Leben lang Fernseh­schauspieler ist, dann ist man irgendwann überzeugt, dass nach 90 Minuten immer die Guten gesiegt haben, weil das so im Serien­drehbuch steht. Und auch immer ganz klar ist, dass die Titelhelden die Guten und die anderen die Bösen sind. Und der Gute auch eigentlich nichts können und nichts bringen muss, weil bis zum Ende der Sendezeit ja alles geregelt sein muss und der Held in der nächsten Folge wieder da sein muss.

Realitätsverlust.

Macht aber nichts, denn die Realität legt jetzt einen drauf:

Kandidaten für Europawahl benannt - Erdoğans deutsche Statthalter machen sich bereit

Zitat: «Die Partei DAVA will auch in Deutschland zur Europawahl antreten. Die Kandidaten sind gut mit der türkischen Regierung vernetzt.

Die Türkei ist zwar kein EU-Mitglied, politisch wird sie aber dennoch bald mitspielen können - zumindest indirekt. Denn in einigen EU-Ländern, darunter auch in Deutschland, hat sich eine Partei gegründet, die an den Europawahlen im Juni teilnehmen will. Sie nennt sich "Demokratische Allianz für Vielfalt und Aufbruch"[wp] (DAVA) und gilt als inoffizieller Ableger der Erdoğan[wp]-Partei AKP[wp].

In Deutschland gibt es sogar schon Spitzen­kandidaten: [...] soll nach Angaben der "Bild" im Bundes­innen­ministerium wegen "Unterstützung der Hamas und ihr nahestehender Organisationen" bekannt sein. Eine von ihm geleitete "Internationale Humanitäre Hilfs­organisation" sei 2010 verboten worden. [...]

Offenbar ist auch die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) mit dabei. Denn der Arzt Ali Ihsan Ünlü soll einer ihrer Funktionäre sei. Die Organisation betreibt 900 Moscheen in Deutschland und hat etwa 800.000 Mitglieder. Sie ist, so belegen laut Deutscher Welle Recherchen des Deutschen Bundestages, sehr eng mit dem türkischen Präsidium für religiöse Angelegenheiten verbunden - das wiederum Präsident Erdoğan unterstellt ist. Die Organisation weigerte sich 2017, bei einer - von muslimischen Verbänden mitunterstützten - Veranstaltung gegen islamistischen Terror mitzumachen. Nach einem Putschversuch in der Türkei soll die Organisation 2016 versucht haben, Unterstützer des angeblichen Anführers Fethullah Gülen[wp] auszuspionieren. Gegen 19 Imame wurden Ermittlungen begonnen.»[4]

Die Türkei will jetzt in der EU politischen Einfluss gewinnen. Und was wollen die?

Zitat: «In einer Pressemitteilung beschrieb die DAVA ihre Ziele: Man wolle "Ungleichbehandlung und gesamt­gesellschaftliche Schieflagen als solche benennen" und "dafür Sorge tragen, dass die Menschen mit ausländischen Wurzeln ihre Rechte in vollem Umfang zugesprochen bekommen". Man fordere eine "pragmatische und ideologiefreie Flüchtlingspolitik" heißt es in der vom Vorsitzenden Özcan veröffentlichten Erklärung. Er hatte am 16. Januar auf Facebook seinen Austritt aus der SPD erklärt - am gleichen Tag, als er die DAVA-Presse­mitteilung herausgab. Özcan war nach eigenen Angaben 30 Jahre lang Parteimitglied. Er warf den Sozialdemokraten "Doppelmoral und der Heuchelei in Bezug auf die Republik Türkei" vor.»[4]

Jetzt wird die SPD in die Türkei verlängert. SPD ... Türkei ... war da nicht was? Ach ja, der Böhmermann.

Zitat: «Aus Pro-Erdoğan-Kreisen gibt es Unterstützung. So schrieb der stellvertretende Vorsitzende der türkischen Organisation UID in Hessen, Mehmet Keser, auf der Plattform X: "Mit der Gründung der Dava - wurde der Startschuss für die EU-Wahl gegeben.»[4]

Geliefert wie bestellt. Das wird sicher lustig.

Man darf gespannt sein, welche der vielen "Demokratie­verteidiger" gegen die DAVA auf die Straße gehen.

Ich vermute mal: Keiner. Denn das wäre ja rassistisch.

Hadmut Danisch[5]

Einzelnachweise

  1. Nils Markwardt: Mut oder Gratismut?, Der Freitag, Ausgabe 52/2014
    Anreißer: Gratismut hat Hans Magnus Enzensberger ein Verhalten genannt, das couragiert tut, aber nichts kostet. Kann man es immer erkennen? - Interview mit Friedrich Küppersbusch[wp]
  2. Über Gratismut und Mut, Mendes Blog am 1. September 2018
  3. Twitter: @ArminRohde - 28. Jan. - 12:29 Uhr
  4. 4,0 4,1 4,2 Kandidaten für Europawahl benannt: Erdoğans deutsche Statthalter machen sich bereit, t-online.de am 28. Januar 2024
  5. Hadmut Danisch: Es wird bitter für die Gratismutigen, Ansichten eines Informatikers am 29. Januar 2024