Erich Buß
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Gelebt
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1928–2008
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Beruf
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Lehrer
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Erich Buß (1928-2008) war ein deutscher Reformpädagoge und fast 40 Jahre lang als Lehrer tätig.
Wie viele Kinder er sexuell missbraucht hat, weiß niemand. Verurteilt wurde er wegen 15 Fällen. Aus der Urteilsbegründung geht hervor, dass Buß von Mitte der 1960er Jahre an bis über seine Pensionierung 1992 hinaus Kindern "in einer großen Vielzahl" Gewalt angetan hatte. Man kann von weit mehr als hundert Opfern ausgehen. Wie strategisch er vorging, lässt sich anhand seiner Tagebücher nachvollziehen. Er hielt nicht nur seinen Alltag akribisch fest, sondern auch die Namen der Kinder, die er missbrauchte. Der TAZ liegen die getippten und handschriftlichen Dokumente zum Teil vor.
Daraus ergibt sich das Bild eines peniblen, fast zwanghaften Mannes, der zu Selbstverklärung und Wehleidigkeit neigte. Erich Buß dokumentierte seine Taten mit der Akkuratesse eines Buchhalters. In einem einzigen Jahr waren seiner eigenen Statistik zufolge 1.500 Kinder bei ihm zu Gast. Zwar hat ihn das Landgericht Darmstadt 2005 zu vier Jahren Haft verurteilt. Aber der Großteil seiner Taten war lange verjährt. 2008 starb er.[1]
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«Es geht nicht nur um den Missbrauch, es geht auch um das Schweigen.» - Robert Collister, betroffenes Opfer[1]
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«Buß hat mich zwischen meinem zehnten und 14. Lebensjahr anal vergewaltigt.» - Andreas Ratz, betroffenes Opfer[1]
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«Ein glänzender Stern ist aufgetaucht: Andreas. Ein heiles Kind, wie es scheint, mit normalen Reaktionen, sehr frei und kaum zu glauben.», Aus den Tagebuch-Aufzeichnungen von Erich Buß, August 1973[1]
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In den Tagebüchern finden sich viele Hinweise, dass immer wieder Zweifel an Buß aufkamen - und das es Menschen gab, die ihn deckten.
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«Im Juni 1964 [...] kam Kollege Langner mit einer Warnung, die mich aus den höchsten Höhen herabriss ins Elend. Es geht ein Gerücht um gegen mich, ich solle mich in acht nehmen, keine Schüler einladen, keine Waldgänge mit einzelnen machen.», Aus den Tagebuch-Aufzeichnungen von Erich Buß, Juli 1964[1]
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Helga Hager leitete die Elly-Heuss-Knapp-Schule von 1973 bis 1995. Sie spricht nicht gerne von der Sache. Buß, ein Anhänger der Reformpädagogik[wp], wie sie an der Odenwaldschule[wp] praktiziert wurde, sei mit seiner lockeren Art bei jüngeren Kollegen beliebt gewesen. Die älteren misstrauten ihm: "Es gab diffuse Gerüchte. Aber man erfuhr nie was Genaues."
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«Gerade junge Frauen schien der kultivierte Linke zu beeindrucken, der Schüler duzte, sich scheinbar rührend um Sorgenkinder kümmerte und Arbeiterlieder mit der Klasse sang. Auch andere pensionierte Lehrerinnen schwärmen heute noch von seinem "Ersatzheim".
Die Pädagoginnen sagen, das Klima an der Schule sei damals bestimmt gewesen von Strenge und Autorität. "Der Erich war völlig anders. Wir sind die Nach-68er-Generation - wir waren auch anders", sagt eine von ihnen. Beide wissen inzwischen, was Buß getan hat. Ihre Begeisterung für den Exkollegen trübt das kaum: "Er hatte einen ausgesprochen gewitzten Humor. Er war ein hoch gebildeter Mann. Und ein begnadeter Klavierspieler", sagt eine, die Stimme hoch vor Euphorie. "Der Erich war den Schülern zu allererst ein guter Freund. Das behaupte ich jetzt mal", stellt die andere fest.»[1]
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Man sollte sich nach diesen Aussagen durchaus die Frage stellen, ob die Lehrerinnen genauso reagiert hätten, wenn Erich Buß 100 Mädchen missbraucht bzw. vergewaltigt hätte. Interessant ist auch, was die TAZ im Zusammenhang mit der Verurteilung des Täters Erich Buß schrieb:
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«In der Urteilsbegründung von 2005 steht, Buß habe seine Neigungen nach eigener Aussage zunächst nicht ausgelebt. Dies habe sich Mitte der 1960er geändert. "Er führt dies hauptsächlich auf die '68er-Revolution' zurück. [...] Das alles habe dazu beigetragen, gewisse Hemmungen zu verlieren."»[1]
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Daraus kann man schlussfolgern, wenn schon die 68er-Revolution dazu geführt hat, gewisse Hemmungen abzulegen, dass die sexuelle Vielfalt, die gegenwärtig an vielen Schulen gelehrt wird, noch mehr dazu führen wird, bei Einigen bisherige innere Einschränkungen fallen zu lassen.[2]
Einzelnachweise
Netzverweise