Hans-Hermann Hoppe (* 1949) ist ein deutscher Volkswirt der Österreichischen Schule[wp] und ein Vertreter des Libertarismus.
Veröffentlichungen (Auswahl)
Bücher
- Eine kurze Geschichte der Menschheit. Fortschritt und Niedergang., Lichtschlag 2015, ISBN 3-939562-33-5[1]
- Demokratie. Der Gott, der keiner ist., Manuscriptum 2003, ISBN 3-933497-86-8[2][3][4]
- Democracy: The God That Failed[wp], Transaction Publishers, Rutgers, N.J., 2001, ISBN 0-7658-0088-8
- Der Wettbewerb der Gauner. Über das Unwesen der Demokratie und den Ausweg in die Privatrechtsgesellschaft., Holzinger-Verlag 2012, ISBN 3-926396-58-X (Rezension ef-magazin)
Artikel
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Interviews
Standpunkte
Demokratie
Hans-Hermann Hoppe sieht in der Demokratie einen "zivilisatorischen Abstieg" gegenüber der vorherigen feudalistischen Gesellschaftsordnung.[5] In Demokratien kommt es zu einer höheren Zeitpräferenz der staatlichen Ausgaben, weil Legislaturperioden und wechselnde Machtverhältnisse die Regierungen dazu animieren mehr Geldausgaben zu tätigen, um ihre Ziele rechtzeitig umzusetzen und um wiedergewählt zu werden. Da Monarchen nicht unter diesem Druck stehen und ihr Land und ihre Untertanen als persönliches Privateigentum betrachten können, gingen Monarchen pfleglicher mit den knappen Ressourcen ihres Landes um. Für Hoppe ist daher eine Monarchie ein geringeres Übel als eine Demokratie. In einer Monarchie sei der Staat im Privatbesitz[6] und der Monarch habe ein persönliches Interesse am Wohlergehen seines Besitzes, während dies bei Politikern und Beamten in einer Demokratie nicht der Fall sei.[7] In der natürlichen Ordnung, die Hoppe beschreibt, sind Privateigentum, Produktion und freiwilliger Tausch die letztendlichen Quellen menschlicher Zivilisation.[8] Diese natürliche Ordnung muss durch eine natürliche Elite aufrechterhalten werden. Diese Elite kommt durch ihre eigene Autorität in ihre Position und nicht durch politische Wahlen oder adelige Herkunft.[9]
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«In einer libertären Sozialordnung kann es keine Toleranz gegenüber Demokraten und Kommunisten geben. Sie müssen aus der Gesellschaft physisch entfernt und ausgewiesen werden. Ebenso kann es in einer Gemeinschaft, die zum Zwecke des Schutzes der Familie und Verwandtschaft entstand, keine Toleranz gegenüber denen geben, die andere Lebensstile propagieren, die mit diesem Ziel unvereinbar sind. Sie - die Befürworter von nicht-familiären und nicht-verwandtschaftlichen Lebensstilen wie zum Beispiel individuellen Hedonismus, Parasitismus, Natur-Umwelt-Götzentum, Homosexualität oder Kommunismus - müssen auch physisch aus der Gesellschaft entfernt werden, um eine libertäre Ordnung aufrechtzuerhalten.» - Hans-Hermann Hoppe[10]
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Hoppe stellt fest, dass er, wenn er Sklave sein müsse, lieber der Sklave eines Privateigentümers sei als ein Sklave in öffentlichem Besitz, wie beispielsweise die Insassen eines Gulag[wp] oder einer von einem US-amerikanischen privatwirtschaftlichen Gefängnisunternehmen betriebenen Haft- oder Strafanstalt. Er vertritt die Meinung, dass in einer "natürlichen Ordnung" die Variationsbreite nachgefragter und angebotener Lebensentwürfe weit größer sei als gegenwärtig.[11]
Der Staat als Bande von Schutzgelderpressern
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«Eine derartige Einrichtung Konflikte nicht nur schlichten, sondern selbst verursachen kann, um sie dann zu ihren eigenen Gunsten zu entscheiden. Ich jedenfalls würde angesichts dessen um mein Leben und Eigentum fürchten. Doch genau dies: die letztrichterliche Entscheidungsgewalt, ist das Characteristicum specificum der Institution Staat.
[...] Der Staat ist das Resultat aggressiver Gewalt und Unterwerfung. Er ist ohne jede vertragliche Basis entstanden, genauso wie eine Bande von Schutzgelderpressern. Und was den Kampf aller gegen alle betrifft, so ist dies ein Mythos. Natürlich schützt ein Schutzgelderpresser seine Opfer auf "seinem" Territorium vor anderen Erpressern, aber doch nur, um die eigenen Erpressereien um so erfolgreicher durchführen zu können. Darüber hinaus: Es sind Staaten, die allein im 20. Jahrhundert für mehrere hundert Millionen Tote und unermeßliche Zerstörung verantwortlich sind. Dagegen fallen die Opfer privater Kriminalität kaum ins Gewicht. Und glauben Sie im Ernst, daß es etwa zwischen den Bewohnern des Dreiländerecks bei Basel, die ja im Zustand der Anarchie miteinander leben, mehr Konflikte gibt als zwischen denen Dortmunds und Düsseldorfs, die Einwohner ein und desselben Staates sind? Mir ist davon nichts bekannt.
Sämtliche Hochreligionen verbieten es, das Eigentum anderer zu begehren. Dieses Verbot ist die Basis friedlicher Kooperation. Im Gegensatz dazu darf in der Demokratie jeder jedes anderen Eigentum begehren und diesem Wunsch entsprechend auch handeln - vorausgesetzt nur, daß er Zugang in die Staatsgeschäfte findet. Unter demokratischen Bedingungen wird so jede Person zu einer potentiellen Bedrohung. Und bei Massenwahlen gibt es die Tendenz, daß die Mitglieder der Gesellschaft Eingang in die Staatsgeschäfte suchen und dort in die höchsten Posten aufsteigen, die keine moralischen Hemmungen haben, sich am Eigentum anderer zu vergreifen: gewohnheitsmäßige Amoralisten, die besonders talentiert darin sind aus vielfältigen hemmungslosen und sich gegenseitig ausschließenden Forderungen Mehrheiten zu bilden.
Bis zum 20. Jahrhundert gab es kaum einen wichtigen politischen Denker, der sich nicht abfällig über die Demokratie geäußert hat. Stichwort: Pöbelherrschaft. Die populistische Kritik an der Demokratie, wie man sie in der Bild-Zeitung oder am Stammtisch findet, ist gut und richtig. Nur: Sie ist nicht grundlegend und weitgehend genug - bisher hat die Bild-Zeitung auch noch nicht um ein Interview nachgesucht. Natürlich sind Politiker Abzocker: Sie leben vom Geld, das sie anderen Personen unter Gewaltandrohung abgepreßt haben - man nennt es "Steuern". Nur faul sind Politiker leider nicht. Es wäre schön, wenn sie nichts täten, als ihre Beute zu verprassen. Stattdessen sind sie von Größenwahn besessene Weltverbesserer, die ihren Opfern das Leben noch zusätzlich mit Tausenden von Gesetzen und Verordnungen schwermachen.
Im monarchischen Staat weiß jeder, wer Herrscher und wer Beherrschter ist, und darum gibt es entsprechend Widerstand gegenüber jedem Versuch, die Staatsmacht auszuweiten. Im demokratischen Staat verschwimmt dieser Gegensatz, und die Staatsgewalt kann deshalb um so leichter ausgebaut werde.»[12]
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«Wie soll denn der einzelne Bürger seine Interessen gegenüber einem monopolistischen Steuer-Staat durchsetzen? Der ist doch noch viel mächtiger - und er hat immer das letzte Wort! [...] politische Dezentralisierung. Kleine Staaten müssen liberal sein, sonst laufen ihnen die produktiven Personen weg. Erstrebenswert ist darum eine Welt von Tausenden von Liechtensteins, Singapurs und Hongkongs. Dagegen ist eine europäische Zentralregierung - und noch mehr eine Weltregierung - mit einer "harmonisierten" Steuer- und Regulierungspolitik die größte Gefahr für die Freiheit.»[12]
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«Der Niedergang der SPD, den wir gegenwärtig in Deutschland erleben, ist kein Zeichen einer Abkehr vom Sozialismus, sondern seines Triumphes: Es gibt keinen besonderen Grund mehr, SPD zu wählen, wenn doch alle Parteien sozialdemokratisch sind!»[13]
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«Der Sozialismus erlaubt der sozialistischen Partei, die produktiv arbeitende Bevölkerung zum eigenen Vorteil auszubeuten, und der Staat leistet das gleiche für die Etatisten.»[13]
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«Die Französische Revolution[wp] gehört in dieselbe Kategorie von üblen Revolutionen wie die bolschewistische[wp] Revolution und die nationalsozialistische Revolution. Königsmord, Egalitarismus, Demokratie, Sozialismus, Religionshaß, Terror, Massenplünderung, -vergewaltigung und -mord, die allgemeine militärische Zwangsverpflichtung und den totalen, ideologisch motivierten Krieg - all das verdanken wir der Französischen Revolution.»[13]
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«Demokratie ist eine politische Ordnung, die nicht die Herrschaft des Volkes garantiert, sondern seine Ausbeutung.»[13]
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«Die PC-Bewegung in Amerika ist zweifellos älter als in Deutschland und Europa. Sie hat mit der so genannten "Bürgerrechtsgesetzgebung" Mitte der sechziger Jahre begonnen und findet heute in einer Vielzahl beinahe alle Lebensbereiche erfassender "affirmative action"-Bestimmungen, Quotenregelungen und Diskriminierungsverboten Ausdruck. Mittlerweile gibt es eigentlich nur noch eine einzige nicht-geschützte Personengruppe: weiße heterosexuelle Männer. Sie sind die für alles Unheil der Welt verantwortliche "Tätergruppe". Alle anderen Personengruppen sind ihre "Opfer".»[13]
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«Im Markt gibt es einen Wettbewerb um den Kunden. Es gewinnt der, der dem Bürger den besten Vorteil bieten kann. Der Staat dagegen läuft in einem Wettbewerb, wie man dem Bürger am meisten und am schnellsten etwas wegnehmen kann (aka Steuern). Während im Markt der Beste gewinnt, gewinnt im Staat der Schlechteste. Es herrscht ein Wettbewerb der Gauner.»[14]
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«Demokratie hat nichts mit Freiheit zu tun. Demokratie ist eine von Demagogen angereizte und unsicher gesteuerte Herrschaft des Mobs. Insbesondere die deutsche Demokratie trägt Züge eines weichen, durch weitgehende und als solche oft kaum mehr wahrgenommene Selbstzensur gekennzeichneten Totalitarismus.»[13]
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«Zum Thema Gewaltenteilung [...] Gucken Sie sich eine Mafia an. Da gibt es auch Gewaltenteilung und Arbeitsteilung[wp]. Don Corleone[wp][15] hat natürlich Leute, die machen das Grobe. Dann hat er auch einen Consigliere[wp], einen Rechtsberater und natürlich hat er auch jemanden, der für die Finanzen zuständig ist, der zu den Banken geht und so weiter. Bei jeder größeren Gangster-Organisation [...] gibt es auch Gewaltenteilung. Die Größe der Organisation erzwingt es, dass es unterschiedliche Abteilungen gibt.»[16]
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«Der Staat ist der territoriale Monopolist. (...) In allen Konflikten, die es gibt, einschließlich von Konflikten, in die der Staat selber verwickelt ist, entscheidet der Staat, wer Recht hat und wer Unrecht hat.
Das ist eine ganz erstaunliche Einrichtung. Lassen Sie sich das mal richtig durch den Kopf gehen.»[17]
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Über Hans-Hermann Hoppe
Einzelnachweise
- ↑ Eine kurze Geschichte der Menschheit und der Grund für ihren Niedergang - TrauKeinemPromi (8. Oktober 2016) (Länge: 27:32 Min.) (Buchbesprechung)
- ↑ Rezensionen: Demokratie - Der Gott, der keiner ist[ext] - Manuscriptum
- ↑ Manuscriptum: Hans-Hermann Hoppe - Demokratie. Der Gott, der keiner ist
- ↑ Rezension
- ↑ Heinz Duthel: Irrweg Neokonservatismus, Lulu.com, 2008, S. 145
- ↑ In einer feudalistischen[wp] Monarchie gilt das Land im Regelfall nicht als Privateigentum des Herrschers, weil die Schöpfung Gott gehört und der Monarch "von Gottes Gnaden" es lediglich treuhänderisch verwaltet. Jedoch gibt es mit dem Patrimonialismus[wp] eine Form der Monarchie, bei der der Herrscher ebenfalls den Status als Eigentümer des Staates offiziell als integralen Bestandteil seiner Machtbefugnis und der herrschaftlichen Tradition innehat.
- ↑ Hans-Hermann Hoppe: Demokratie. Der Gott, der keiner ist. (2003) Vorwort zur deutschen Ausgabe
- ↑ Democracy. The God that Failed., Transaction Publishers, 2001, S. 71
- ↑ Doug French: The Trouble with Democracy: Maslow Meets Hoppe, in Property, Freedom, and Society: Essays in Honor of Hans-Hermann Hoppe von Jörg Guido Hülsmann und Stephan Kinsella (ed.), Ludwig von Mises Institute, 2009
- ↑ aus "Demokratie. Der Gott, der keiner ist."
- ↑ Der Anti-Demokrat - Interview mit Hans-Hermann Hoppe[ext] - ef-magazin Nr. 41/2004, S. 38-43
- ↑ 12,0 12,1 Moritz Schwarz: Vom Größenwahn besessen, Junge Freiheit am 2. November 2012 (Interview mit Hans-Hermann Hoppe)
- ↑ 13,0 13,1 13,2 13,3 13,4 13,5 Moritz Schwarz: "Freiheit statt Demokratie", Junge Freiheit am 24. Juni 2005
- Der libertäre Vordenker und bekennende "Antidemokrat" Hans-Hermann Hoppe über seine provokanten Thesen
- ↑ Buchbesprechung: Der Wettbewerb der Gauner von Prof. Hans-Hermann Hoppe - Horst Lüning (26. Juni 2016) (Länge: 23:30 Min.)
- ↑ Cosa-Nostra-Legende: Der echte Don Corleone ist tot, Sputnik-News am 13. Juli 2016
- Ganze 40 Jahre hat der berüchtigte Mafia-Boss Bernardo Provenzano[wp] die Justiz an der Nase herumführt, bis er 2006 gefasst wurde. Nun starb der ehemalige Pate der sizilianischen Mafia, der einst für Angst und Schrecken in ganz Italien sorgte, mit 83 Jahren einsam in einem Gefängnisspital.
- ↑ Der Staat - Feind von Ethik und Freiheit (Ludwig von Mises Institut Deutschland Konferenz, August 2015) (Länge: ab 14:50 Min.)
- ↑ Warum der Staat unmoralisch ist - HYPERION (23. Februar 2019) (Länge: 0:02-0:36 Min.)
- ↑ André F. Lichtschlag: Politik verstehen: Stationäre Banditen mit ihren Heiligenbildchen und Teufelsfratzen, ef-magazin am 30. Dezember 2013
Netzverweise