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EU vs. Disinfo

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Die East StratCom Task Force (deutsch: Strategisches Kommunikationsteam Ost) des Europäischen Auswärtigen Dienstes (EEAS) der EU für strategische Kommunikation ist ein auf antirussische Informations­kriegs­führung spezialisiertes Propaganda­organ der EU, welches am 1. September 2015 seine Arbeit aufnahm.

EU vs Disinfo

Nach eigenen Angaben das "Vorzeigeprojekt" der East StratCom Task Force ist die ebenfalls 2015 gegründete "EU vs Disinfo". EU vs Disinfo überwacht danach in 15 Sprachen mit Datenanalysen und Medien­beobachtung die "Kreml-befürwortende Desinformation" und speicherte 2022 über 12.000 Beispiele dazu in ihrer Datenbank.

EU vs Disinfo engagiert sich zudem stark in der allgemeinen und der Regierungs-Öffentlichkeits­arbeit, schult EU-Institutionen, Journalisten und Organisationen der Zivilgesellschaft und stellt unter anderem staatlichen Institutionen und Journalisten ihr Material zur Verfügung.

Dabei greift EU vs Disinfo auf plakative Mittel zurück. So ist russische Manipulation mit einem Moskauer Kreml illustriert, aus dem Giftschlangen schießen, an anderer Stelle ein skrupellos blickender Putin vor einem blutroten Hintergrund mit Bomben und Kreuzen dargestellt. Der EU-Außen­beauftragte Josep Borrell[wp] erklärte dazu, "Der Kampf um manipulierte Informationen ist eine der Schlachten unserer Zeit, und wir müssen die Schlacht gewinnen." Ein Mitarbeiter der Task Force betonte unter Anspielung auf George Orwells Roman 1984: "Wir sind nicht das Ministerium für Wahrheit."

Kritik

Die Task Force wurde 2017 beschrieben als "die wohl bekannteste und am meisten kritisierte Anti-Desinformations-Einheit, die für den Umgang mit russischen Desinformationen eingerichtet wurde." Die dänische Tageszeitung Politiken kritisierte 2017, die Task Force arbeite selbst an der Grenze zur Desinformation, sie übernehme Informationen ukrainischer Stellen ohne Prüfung als Wahrheit und lasse systematisch unbequeme Wahrheiten über die Ukraine weg.

In meiner Artikelserie über die Aktion der EU-Kommission "13 Mythen über den Krieg Russlands in der Ukraine - und die Wahrheit", die ich seit nun fast drei Wochen veröffentliche, erwähne ich in fast jedem Artikel das EU-Portal "EU vs. Disinfo". Das Projekt, zu dem das Portal gehört, ist die "East StratCom Task Force" des Europäischen Auswärtigen Dienstes, also der EU-Kommission. Die Kommission verlinkt sich als Bestätigung für ihre Behauptungen in ihren Erklärungen über Russland und die Ukraine regelmäßig quasi selbst, was nicht wirklich seriös ist.

Die Fake-News-Jäger der EU-Kommission

Die EU-Task Force, die (russische) Fake-News aufdecken soll, wurde am 1. September 2015 gegründet. Wir erinnern uns: Die Ereignisse in der Ukraine nach dem Maidan 2014 haben bei sehr vielen Menschen Misstrauen gegenüber westlichen Medien geweckt. Um diesem Misstrauen zu begegnen, hat die EU ihre Fake-News-Jäger gegründet. Ich habe mehrmals über diese Fake-News-Jäger berichtet.[1] Die Fake-News-Jäger der EU sind dabei sehr kreativ und denken sich gerne selbst Fake-News aus.

Wer meine Artikelserie liest und dabei die Links überprüft, die die EU-Kommission in ihren Erklärungen zur Bestätigung ihrer eigenen Behauptungen über Russland und den Ukraine-Konflikt setzt, der stellt fest, dass die mit Abstand meisten gesetzten Links auf Artikel des EU-Portals "EU vs. Disinfo" verweisen. Das zeigt nicht nur, wie unseriös die EU-Kommission dabei vorgeht, sondern auch, wie wichtig die EU-Kommission dieses Projekt offenbar findet.

Dass das Portal "EU vs. Disinfo" für die EU-Kommission eine Herzens­angelegenheit ist, sieht man auch daran, wie großzügig sie das Projekt finanziert. Nach der Gründung des Projektes, das eigentlich von den EU-Staaten finanziert werden sollte, hat die EU-Kommission es schnell an sich gezogen und die Finanzierung alleine übernommen, um ihr kleines Propaganda-Spielzeug vollständig kontrollieren zu können. Seit 2017 hat die EU-Kommission das Projekt mit einer Million Euro jährlich finanziert.

Eine Million Euro jährlich für 3 Vollzeit- und 11 Teilzeitkräfte

Da, wenn wir von Brüssel reden, normalerweise nur noch von Milliardenbeträgen die Rede ist, klingt das nach nicht viel Geld. Aber man muss wissen, wer es bekommt. 2018 berichtete der österreichische ORF darüber:

Zitat: «Die Taskforce ist, wie zuletzt Recherchen des niederländischen Rundfunks NOS ergaben, offenbar von einigen wenigen Informanten "abhängig". Demnach stehen hinter drei Viertel der über die im Online-Kampagne EU vs Disinformation (EUvsdisinfo) publizierten Verdachtsfälle lediglich zehn Personen, Thinktanks und Nichtregierungsorganisationen - darunter an erster Stelle der aus Russland geflohene und in Brüssel lebende russische Ex-Journalist Pavel Spirin.»

Die EU-Kommission hat damals also eine sehr kleine Gruppe von Aktivisten mit einer Million Euro jährlich alimentiert, die sehr gut dafür bezahlt wurden (und heute noch werden), sich immer neuen anti-russischen Unsinn auszudenken und jede Kritik an der Politik der EU-Kommission und der Ukraine als "russische Propaganda" zu kennzeichnen.

Laut der Washington Post, die 2018 auch über die niederländische Recherche berichtet hat, hatte das EU-Projekt damals nur 14 Mitarbeiter, von denen allerdings nur drei Vollzeit gearbeitet haben. Und nochmal: Die haben damals eine Million Euro pro Jahr von der EU-Kommission bekommen, das ist für drei Vollzeit­stellen und elf Teilzeit­stellen eine ziemlich fürstliche Bezahlung.

Friendly Fire im Informationskrieg

Übrigens ist der Grund, warum das in den Niederlanden damals Wellen geschlagen hat, interessant. Die Washington Post berichtete, dass einige niederländische Journalisten aus dem Mainstream, also keine bösen "Verschwörungs­theoretiker" oder "russischen Propagandisten", in Artikeln erwähnt hatten, dass die Ukraine korrupt und von Oligarchen beherrscht sei, und dass dort Nazi-Kriegsverbrecher als Nationalhelden verehrt werden.

Das passte irgendwelchen Ukrainern nicht, die diese Artikel an "EU vs. Disinfo" gemeldet haben, worauf das EU-Projekt die Journalisten angriff, sie würden russische Propaganda betreiben. Die Washington Post schrieb darüber:

Zitat: «Die East Stratcom Task Force der EU hat eine Liste von 3.800 Nachrichten­artikeln zusammengestellt, die ihrer Meinung nach die Versuche des Kremls widerspiegeln, politische Diskussionen im Westen zu beeinflussen. Letzten Monat machte die Task Force jedoch eine peinliche Kehrtwende, nachdem sich drei niederländische Nachrichten­agenturen beschwert hatten, dass sie heraus­gegriffen wurden, weil sie Personen zitierten, die nicht mit dem europäischen Mainstream übereinstimmten.

"Es ist eine Erinnerung daran, wie schwierig und potenziell problematisch es ist, wenn Behörden sich selbst als Schiedsrichter der Wahrheit aufspielen", sagte Rasmus Kleis Nielsen, Forschungs­direktor am Reuters Institute for the Study of Journalism[wp] an der Universität Oxford, der die EU bei ihren neuen Vorschlägen beraten hat.

Die Arbeitsgruppe warf jedem der drei niederländischen Medien­unternehmen vor, eine vom Kreml geförderte düstere Sichtweise der ukrainischen Korruption und des angeblichen Faschismus zu verbreiten.»

"EU vs. Disinfo" sieht seine Aufgabe also nicht darin, die Wahrheit zu berichten oder "echte" russische Propaganda zu suchen und aufzuzeigen, sondern darin, die Narrative der Ukraine und der EU-Kommission um jeden Preis zu verteidigen. Das ist klassischer Informationskrieg, hat aber mit Journalismus oder irgendetwas anderem Seriösen rein gar nichts zu tun.

Inzwischen ist das Team von "EU vs. Disinfo" laut AFP auf etwa 40 Mitarbeiter angewachsen und laut EU-Außen­politik­chef Josep Borrell, dem das Projekt formell untersteht, sind in das Projekt "zuletzt mehr als elf Millionen Euro" geflossen.

Ein Paradebeispiel für miserable Arbeit

Bei solchen Summen müsste man meinen, das Projekt habe auch einen gewissen Erfolg und wird von den Menschen angenommen und gelesen. Aber das ist nicht so, denn laut dem Analysetool similarweb hat die Seite des Projektes pro Monat weniger als hundert­tausend Aufrufe, obwohl das Projekt in 14 Sprachen (armenisch, aserbaidschanisch, weißrussisch, georgisch, moldawisch, ukrainisch, russisch, rumänisch, polnisch, französisch, spanisch, italienisch, deutsch und englisch) erscheint.

Man muss schon wirklich eine miserable Arbeit machen, um mit 40 Mitarbeitern, einem Budget von elf Millionen Euro und Übersetzern, die Artikel in 14 Sprachen übersetzen und veröffentlichen, nur 100.000 Klicks pro Monat zu erreichen.

Zum Vergleich: Der Anti-Spiegel, den ich im Ein-Mann-Betrieb und in nur einer Sprache betreibe, kommt nach Angaben des gleichen Analysetools pro Monat in der Regel über zwei, manchmal sogar drei Millionen Klicks.

Daran sieht man, wie schwer der Westen es mittlerweile hat, die Menschen für seine Lügen zu begeistern. Und man sieht daran, wie die EU Steuergelder zur Unterstützung ihrer eigenen Propaganda sinnlos verpulvert.

Ich werde nun beim Kaffee darüber sinnieren, was ich mit elf Millionen Euro jährlich alles auf die Beine stellen könnte, wenn ich im Ein-Mann-Betrieb und in nur einer Sprache 20 bis 30 Mal so viele Menschen erreiche, wie die EU-Propagandisten mit der vollen Unterstützung der EU-Kommission, 40 Mitarbeitern und Veröffentlichungen in 14 Sprachen...

– Anti-Spiegel[2]

Einzelnachweise

  1. Thomas Röper - Anti-Spiegel:
  2. Thomas Röper: Informationskrieg: Wofür die EU-Kommission (ohne jeden Nutzen) Millionen Euro verpulvert, Anti-Spiegel am 10. Oktober 2024
    Anreißer: Die EU-Kommission lässt sich den Kampf gegen angebliche russische Desinformation Millionen Euro kosten. Hier berichte ich über ein anschauliches Beispiel dafür, wohin die Gelder der EU-Kommission verschwinden.

Netzverweise

  • Wikipedia führt einen Artikel über East StratCom Task Force
  • Webpräsenz: euvsdisinfo.eu
  • EU gegen Desinformation, 10. August 2022
    Krieg in der Ukraine Analysen zu russischer Desinformation
    Der russische Angriff auf die Ukraine wird flankiert von gezielter Desinformation, die auch in Deutschland und der Europäischen Union verbreitet werden. Der Europäische Auswärtige Dienst analysiert solche Desinformations­kampagnen, deckt diese auf und widerlegt sie.
  • EU vs. Disinfo, 24. Februar 2022