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Doppeldenk

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Doppeldenk (engl. doublethink; in älteren Übersetzungen: Zwiedenken) ist ein Neusprech-Begriff aus dem dystopischen Roman 1984 von George Orwell und beschreibt die Fähigkeit, in seinem Denken zwei widersprüchliche[wp] Überzeugungen aufrecht­zu­erhalten und beide zu akzeptieren.

Das schließt mit ein: Absichtlich Lügen zu erzählen und aufrichtig an sie zu glauben; jede beliebige Tatsache zu vergessen, die unbequem geworden ist, und dann, falls es wieder nötig ist, sie aus der Vergessenheit zurückzuholen; solange wie nötig die Existenz einer objektiven Realität zu leugnen und gleichzeitig die Realität zu akzeptieren, die man verleugnet. Selbst der Gebrauch des Begriffes Doppeldenk macht die Verwendung des Doppel­denkens erforderlich. Denn schon allein indem man diesen Begriff verwendet, räumt man ein, die Realität zu manipulieren. Durch eine erneute Anwendung des Doppel­denkens jedoch löscht man diese Erinnerung aus, womit die Lüge der Wahrheit fortlaufend einen Schritt voraus ist.

Zitat: «Doppeldenk bedeutet die Gabe, gleichzeitig zwei einander widersprechende Ansichten zu hegen und beide gelten zu lassen. [...] Bewußte Lügen zu erzählen, während man ehrlich an sie glaubt; jede Tatsache zu vergessen, die unbequem geworden ist, um sie dann, wenn man sie wieder braucht, nur eben so lange, als notwendig ist. aus der Vergessenheit hervorzuholen; das Vorhandensein einer objektiven Wirklichkeit zu leugnen und die ganze Zeit die von einem geleugnete Wirklichkeit in Betracht zu ziehen - alles das ist unerläßlich notwendig.» - George Orwell in "Neunzehnhundertvierundachtzig", Kapitel 9

Staatliche Realitätskontrolle

Wie Orwell in 1984 erklärt, könnte die Partei ihre unnachgiebige Kontrolle über die Macht nicht erhalten, ohne deren Bevölkerung psychisch zu schädigen und sie permanenter Propaganda auszusetzen. Und doch könnte das Erkennen dieser Unmenschlichkeit und Täuschung, selbst innerhalb der Partei, als Folge der allgemeinen Empörung zu einer Implosion der Staats­struktur führen. Aus diesem Grund verwendet die perfektionierte Regierungsform nach Orwells Vorstellung ein komplexes System der Realitätskontrolle[wp]. Obwohl der Roman hauptsächlich für die totale Überwachung des Alltags bekannt ist, wurden die Menschen in erster Linie durch diese kognitive[wp] Realitäts­kontrolle in Schach gehalten. Realitäts­kontrolle bedeutete die Fähigkeit, die Bevölkerung durch die Veränderung alltäglichen Sprechens und Denkens zu kontrollieren und manipulieren. Neusprech war die Methode, das Denken über die Sprache zu kontrollieren. Doppeldenk war die Methode, das Denken unmittelbar zu manipulieren.

Doppeldenk war eine Art von konditionierter, absichtlicher Verneinung innerer Widersprüche der vorherrschenden Staats­ideologie. Im Fall von Winston Smith, Orwells Protagonist, bedeutete dies im Ministerium für Wahrheit zu arbeiten, potenziell subversive Daten im Staatsarchiv zu löschen, und dann wirklich an die neue Version glauben zu können, die er selbst verfasst hatte.

Selbsttäuschung durch Realitätsverschiebung

Infolge des Doppeldenks war die Partei nicht nur in der Lage, ihre eigene Bevölkerung militärisch zu terrorisieren und ihre Staatsbürger davon zu überzeugen, die Angriffe seien vom Feind veranlasst worden, sondern auch sämtliche Partei­mitglieder, selbst diejenigen, die die Angriffe befohlen hatten, waren in der Lage zu glauben, dass die terroristischen Angriffe von außerhalb gesteuert worden waren. Außerdem erlaubte das Doppeldenk der Partei großartige Ziel­vorstellungen und eine realistische Erwartungs­haltung[wp] gleichermaßen aufrecht­zuerhalten:

Zitat: «Wenn man herrschen will, so muss man fähig sein, seinen Realitäts­bezug zu verschieben, denn das Geheimnis von Herrschaft besteht darin, an seine eigene Unfehlbarkeit zu glauben, und dies zu verbinden mit der Fähigkeit aus gemachten Fehlern zu lernen.»

Auf diese Weise konnte jedes Parteimitglied eine glaubwürdige Schachfigur sein, ohne je in Ermangelung relevanten Wissens zu sein. Die Partei ist sowohl fanatisch als auch gut informiert und würde deshalb kaum stagnieren oder verweichlichen und kollabieren. Das "Töten des Kuriers" kann die Kommando- und Kontroll­struktur konventioneller totalitärer Macht­apparate stören, würde sich aber in einem derartigen System nicht auswirken. Das Doppeldenk funktionierte also als Schlüssel­werkzeug der Parteidisziplin[wp], zur Staats­propaganda und als Ergänzung zum Polizei­apparat. Zusammen vermochten es diese Werkzeuge die staatliche Bösartigkeit nicht nur vor der Bevölkerung zu verbergen, sondern auch vor der Regierung selbst, jedoch ohne die Konfusion und Desinformation, die mit primitiveren totalitären Regimes in Verbindung gebracht werden. Das Doppeldenk war wesentlich für die Fähigkeit der Partei­mitglieder, die wahren Absichten der Partei erkennen zu können, ohne vor diesen Absichten schuldbewusst zurück­zu­schrecken.

Psychotherapie und kognitive Dissonanz

Im Verlaufe der Jahre, seit der Publikation von 1984, wurde der Begriff des Doppeldenks zum Synonym der psychischen Entlastung, die durch das einfache Ignorieren des Widerspruchs zweier Sichtweisen erfolgt (siehe auch: kognitive Dissonanz). Einige psycho­therapeutische Schulen, wie die Kognitive Verhaltenstherapie[wp], ermutigen die Patienten zur Modifikation ihres Denkens, um unterschiedliche psychische Störungen zu therapieren, die durch das Ignorieren von Widersprüchen aufrecht­er­halten werden (siehe auch: kognitive Verzerrung).[1]

Doppeldenk im Presseclub

Propaganda und Demagogie

Ich habe gerade ARD-Presseclub im Fernsehen laufen. Das ist unglaublich, was für einen Blödsinn die da in die Öffentlichkeit pumpen. Hass, Hetze, Spaltung, kann sich die Demokratie gegen Rechts wehren, und das übliche Einheits­geschwafel.

Quintessenz (1984er Doppeldenk):

  • Die AfD ist an allem schuld.
  • Es ist nicht allein die Schuld der AfD, weil man vor deren Existenz schon den Fehler gemacht hat, abweichende Meinungen zuzulassen und Leute Unsagbares sagen zu lassen, woraus die AfD erst entstehen konnte.

Vor allem Stephan Anpalagan[wp] fällt mir da durch eine enorme Blödsinns- und Desinformations­dichte auf. Der tut so, als sei Hass, Hetze, ausufernde Sprache allein ein Produkt "von Rechts" sei.

Der Punkt ist aber, dass zumindest in meiner Lebens­erfahrung "Rechte" überhaupt nicht vorkamen bis ich mit knapp 40 nach Dresden gezogen bin. Gymnasium und Universität waren damals ausschließlich in linker Hand, alles von linken Gruppen und Feministen besetzt. Rechtes Gedankengut kam da überhaupt nicht vor. Ich will nicht sagen, dass es das nicht gab, angeblich in den Studenten-Corps, aber da war ich nie. An den Universitäten habe ich davon nichts gemerkt. Ich war drei, viermal bei einem Kumpel in einer Burschenschaft zum Frühstück eingeladen, so wie der zu mir ins Studenten­wohnheim zum Frühstück kam. Da hätte ich aber auch nur bemerkt, dass die da viel saufen und mir das nicht passt. Diese ganze Hass- und Hetz­rhetorik gab es damals schon, und zwar ausschließlich von links.

Und dass das so war, hing wesentlich damit zusammen, dass viele der linken Gruppen an der Uni damals aus der DDR von der SED/Stasi geführt und gesteuert wurden. Entsprechende rechte Uni-Gruppen gab es schon deshalb nicht, weil es keinen "rechten" Staat gab, der da geheim­dienstlich aktiv war.

Und jetzt kommen die da und erzählen, dass alles Böse in der Welt existiere, weil man den Fehler gemacht hat, andere Meinungen zuzulassen, woraus die AfD entstanden sei.

Die Frage, welche Auswirkungen, welche Spaltwirkung, welche Vergällung der Umgangs­formen durch das rein linke, aber hoch­aggressive linke Spektrum verusacht wurde, wird überhaupt nicht gestellt. Ich kann mich noch erinnern, dass man damals in der Mensa beim Essen die Tischplatte nicht sehen konnte, weil die Tische oft flächen­deckend mit linken Hass­pamphleten ausgelegt waren.

Und dann kommt der noch mit Dumm­argumenten wie "seit der Studie von ... wissen wir ..."

Abgesehen davon, dass fast alle politisch-soziologischen Studien schon technisch-wissenschaftlich reiner Müll sind, weil grob fehlerhaft und nicht reproduzierbar, ist da auch nichts mehr vertrauens­würdig, weil der politische Druck so hoch ist, dass sowieso von vornherein politisch feststeht, was rauskommen muss.

Nach der Uni war ich in einer Internet-Firma, die komplett und völlig politiklos war. Wir hatten zwar ein feministisch-aktivistisches Pärchen, die aber keiner ernst genommen hat, wir waren ausschließlich damit beschäftigt, das Internet aufzubauen.

Erstmals etwas davon mitbekommen habe ich in Dresden, vor allem wegen Randale am Rande von Fußball­spielen.

Ich kann mich erinnern, dass dort mal Leute morgens in die Firma kamen und ziemlich schockiert geguckt haben, weil die Nazis auf der alten Brücke über die Elbe marschiert seien, in brauner Uniform und mit Nazi­fahnen und allem Gedöns wie um 1937. Nachmittags kam dann die Auflösung im Radio: Es waren die Dreharbeiten zu einem Film (ich glaube, der hieß "Dresden"[wp] und handelte von der Bombardierung), die man der Öffentlichkeit absichtlich vorher nicht mitgeteilt hatte, um keine Schau­lustigen anzuziehen. Es war im Gegenteil für die Dreh­arbeiten günstig, dass die Leute alle weggelaufen sind.

Rechte in Dresden sind mir aufgefallen, aber im wesentlichen nur durch Randale im Zusammenhang mit Fußball­spielen (eine Haupt­verkehrs­straße in Richtung des Stadions ging nicht allzuweit an meiner Wohnung in Dresden vorbei, da hat man dann gemerkt, was los war), nicht durch Sprache oder Thesen. Zeitungen, oder was in der Kneipenszene so auslag, war alles ausschließlich links. Hass, Hetze, radikale Sprache: Ja. Aber nur links.

Auch in München dann: alles, worauf ich gestoßen bin, links. Piraten: innendrin dann extrem links.

Insofern halte ich das, was die da erzählen, für frei erfundenen oder zumindest extrem verzerrten und wahrheits­widrigen Unfug.

Es passt überhaupt nicht zu meiner Lebens­erfahrung.

Selbstverständlich sprechen dort nur Leute, die zuverlässig der politisch vorgegebenen Einheits­meinung sind. Und dann kassieren sie Zwangs­beiträge auf Grundlage der "Meinungs­vielfalt" und der Aufgabe, alle Meinungen der Bevölkerung abzubilden.

Hadmut Danisch[2]
Ein Journalist von FOCUS:
Zitat: «Eigentlich ganz hübsch, wie dieser Account hier Tag für Tag zur Schau stellt, dass ihn dialektisches Denken ziemlich überfordert.» - Marc Etzold (@MEtzold) 10. Januar 2022[3]

Dialektik ist das, was Orwell "Doppeldenk" nannte, nämlich gleichzeitig eine Aussage und ihr Gegenteil zu denken und zu behaupten. Das Unterfangen, die Verlogenheit der Doppel­maßstäblichkeit durch Fachbegriff zur intellektuellen Kunstform zu ernennen.

Und dann wundern die sich, dass man sie für "Lügenpresse" hält, wenn sie das doch selbst als ihr Ziel ausgeben.

– Hadmut Danisch[4]

Einzelnachweise

Querverweise


Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Doppeldenk (6. Februar 2016) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia. Der Wikipedia-Artikel steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported (CC BY-SA 3.0). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar, die vor Übernahme in WikiMANNia am Text mitgearbeitet haben.